Neuer Lübeck-Trainer Schnorrenberg: "Jede Erfahrung hilft"

Florian Schnorrenberg ist zurück in der 3. Liga. Nach Stationen bei der SG Sonnenhof Großaspach (Oktober 2018 bis Mai 2019) und dem Halleschen FC (Juni 2020 bis Dezember 2021) soll der gebürtige Siegener nun den Aufsteiger VfB Lübeck zum Klassenverbleib führen. Der Rückstand beträgt nur einen Punkt. Im DFB.de-Interview spricht der 46-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seinen neuen Job.

DFB.de: Nach etwas mehr als zwei Jahren Pause sind Sie wieder Trainer in der 3. Liga. Wie fühlt sich das an, Herr Schnorrenberg?

Florian Schnorrenberg: Das ist ein richtig gutes Gefühl. Mir hat es gefehlt, täglich auf dem Platz zu stehen und gemeinsam mit dem Team und dem Trainerstab Dinge erarbeiten zu können. Wir haben unter nicht einfachen Witterungsbedingungen angefangen. Durch den vielen Regen war der Platz sehr tief. Zuletzt gingen die Niederschläge dann in Schnee über, sodass wir auf Kunstrasen ausweichen mussten. Die Spieler hinterlassen dennoch einen positiven Eindruck, sind sehr engagiert bei der Sache und lernwillig.

DFB.de: Wie konnten Sie die Zeit ohne Verein für sich persönlich nutzen?

Schnorrenberg: Ich war in vielen verschiedenen Stadien und habe mir Spiele angeschaut. Unter anderem war ich auch in der Schweiz und habe dort die zweithöchste Spielklasse verfolgt. Ich wollte einen Eindruck gewinnen, wie sich dort vielleicht der Fußball unterscheidet. Auf Dauer kann man so aber die Tätigkeit als Trainer nicht ersetzen.

DFB.de: Seit Saisonbeginn waren Sie auch als Scout für den 1. FC Union Berlin aktiv. Wie sah Ihr Aufgabenfeld beim Bundesligisten aus?

Schnorrenberg: Ich habe im Altersbereich von der U 16 bis zur U 19 vor allem Spieler im südwestlichen Raum beobachtet. Ich war aber beispielsweise auch in Alicante beim Lehrgang der deutschen U 18-Nationalmannschaft vor Ort, weil DFB-Trainer Hanno Balitsch drei unserer Nachwuchsspieler nominiert hatte. Das war eine sehr spannende Erfahrung.

DFB.de: Was hat Sie von der Aufgabe beim VfB Lübeck überzeugt?

Schnorrenberg: Ich hatte schon ab den ersten Gesprächen mit den Verantwortlichen ein gutes Gefühl. Daraufhin habe ich mich noch intensiver mit dem Kader auseinandergesetzt. Ich hatte schnell die Überzeugung, die Aufgabe angehen zu wollen. Mit Janek Sternberg, Niklas Kastenhofer, Sören Reddemann und Felix Drinkuth stehen auch vier Spieler im Kader, mit denen ich bereits beim Halleschen FC zusammengearbeitet hatte.

DFB.de: Mit der SG Sonnenhof Großaspach und dem Halleschen FC haben Sie schon zweimal bei abstiegsbedrohten Klubs in der 3. Liga übernommen. Lassen sich die Ausgangslagen miteinander vergleichen?

Schnorrenberg: Die sind schon einen Tick anders, weil die Zeitpunkte jeweils andere waren. Als ich Trainer in Großaspach geworden bin, waren erst zehn Spieltage absolviert. Mit Halle stand dagegen im Saisonendspurt nur einen Tag später das erste Meisterschaftsspiel an. Durch die Saisonunterbrechung wegen der Corona-Pandemie wurden innerhalb von dreieinhalb Wochen acht Spiele ausgetragen. In Lübeck nun mit einer Vorbereitung loszulegen - auch wenn nur eine vergleichsweise kurze Zeit bleibt - ist fast schon ein wenig Luxus. Unabhängig davon hilft jede Erfahrung, die man schon einmal im Kampf um den Klassenverbleib sammeln konnte.

DFB.de: Was ist in der aktuellen Situation besonders wichtig?

Schnorrenberg: Ich bin ein Freund davon, positiv an die Sache heranzugehen. Eine gute Stimmung in der Kabine ist definitiv von großer Bedeutung. Ich habe ein intaktes Team vorgefunden. Ohne die Bereitschaft, jeden Tag alles in die Waagschale zu werfen, geht es natürlich auch nicht. Die Einstellung ist bei den Jungs auf jeden Fall dafür da. Ein Vorteil für uns ist sicherlich, dass wir uns als Aufsteiger von Beginn an darauf einstellen konnten, dass es um den Klassenverbleib gehen wird. Für andere Vereine ist es möglicherweise schwieriger, sich auf eine solche Situation einzustellen.

DFB.de: Was soll die Spielweise Ihres Teams auszeichnen?

Schnorrenberg: Wir wollen in verschiedenen Spielphasen dazu in der Lage sein, den Gegner mit unserem Pressing unter Druck zu setzen und dabei sicher in der Defensive stehen. Ein gutes Umschaltverhalten ist in der 3. Liga immer ein aussichtsreiches Mittel. Dafür werden wir Mut benötigen. Dass wir bis zum Saisonende noch zehn Heimspiele haben, kann ein wesentlicher Faktor sein.

DFB.de: Sind Nachjustierungen am Kader geplant?

Schnorrenberg: Nach dem vorzeitigen Karriereende von Florian Kirschke haben wir mit Yannic Stein noch einen neuen Torhüter vom 1. FC Union Berlin ausgeliehen. Sonst sind wir dabei, den Markt permanent zu sondieren. Wir halten Augen und Ohren offen.

DFB.de: Im Gegensatz zu vielen Ihrer Trainerkollegen waren Sie als Spieler früher nicht in einer der beiden höchsten Spielklassen am Ball. Sehen Sie das als Nach- oder sogar als Vorteil an?

Schnorrenberg: Damit beschäftige ich mich nicht. Es hatte schon seine Gründe, warum ich als Spieler nicht über die vierthöchste Spielklasse hinausgekommen bin. (lacht) Dass ich mittlerweile hauptberuflich im Fußball arbeiten darf, hat sich mit der Zeit entwickelt. Einen Karriereplan hatte ich dabei nie. Ich bin gelernter Industriekaufmann und hatte danach noch eine Fortbildung zum Fachwirt gemacht. Nach der Geburt unserer zweiten Tochter hatte ich mir mit meiner Frau die Elternzeit geteilt. In dieser Phase konnte ich meine Trainertätigkeit etwas mehr vorantreiben. Ich konnte dabei jeweils den nächsten Entwicklungsschritt gehen. Ich freue mich, dass ich nun ein weiteres Mal in der 3. Liga tätig sein darf.

DFB.de: Welche Rolle spielt Ex-Profi Bastian Reinhardt, der Sie als Co-Trainer unterstützt?

Schnorrenberg: Als Spieler kam Bastian sogar in der Champions League zum Einsatz. Ich freue mich, dass er sich mit seiner Erfahrung im Trainerteam einbringt. Als ehemaliger Innenverteidiger hat er einen guten Blick für die Defensive, während ich vielleicht eher offensiv ausgerichtet bin. Ich denke, dass wir uns gut ergänzen.

DFB.de: Nach der Winterpause geht es direkt gegen die unmittelbar über dem Strich platzierten Teams des SV Waldhof Mannheim und des TSV 1860 München. Welche Bedeutung hätte ein erfolgreicher Start?

Schnorrenberg: Wir freuen uns darüber, dass wir beide Duelle zu Hause bestreiten. Die Spiele können dafür sorgen, dass wir mit weiterem Selbstvertrauen die nächsten Aufgaben angehen können. Der Sieg beim SV Sandhausen vor der Winterpause hat unsere Ausgangslage verbessert. Daran wollen wir anknüpfen.

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Florian Schnorrenberg ist zurück in der 3. Liga. Nach Stationen bei der SG Sonnenhof Großaspach (Oktober 2018 bis Mai 2019) und dem Halleschen FC (Juni 2020 bis Dezember 2021) soll der gebürtige Siegener nun den Aufsteiger VfB Lübeck zum Klassenverbleib führen. Der Rückstand beträgt nur einen Punkt. Im DFB.de-Interview spricht der 46-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seinen neuen Job.

DFB.de: Nach etwas mehr als zwei Jahren Pause sind Sie wieder Trainer in der 3. Liga. Wie fühlt sich das an, Herr Schnorrenberg?

Florian Schnorrenberg: Das ist ein richtig gutes Gefühl. Mir hat es gefehlt, täglich auf dem Platz zu stehen und gemeinsam mit dem Team und dem Trainerstab Dinge erarbeiten zu können. Wir haben unter nicht einfachen Witterungsbedingungen angefangen. Durch den vielen Regen war der Platz sehr tief. Zuletzt gingen die Niederschläge dann in Schnee über, sodass wir auf Kunstrasen ausweichen mussten. Die Spieler hinterlassen dennoch einen positiven Eindruck, sind sehr engagiert bei der Sache und lernwillig.

DFB.de: Wie konnten Sie die Zeit ohne Verein für sich persönlich nutzen?

Schnorrenberg: Ich war in vielen verschiedenen Stadien und habe mir Spiele angeschaut. Unter anderem war ich auch in der Schweiz und habe dort die zweithöchste Spielklasse verfolgt. Ich wollte einen Eindruck gewinnen, wie sich dort vielleicht der Fußball unterscheidet. Auf Dauer kann man so aber die Tätigkeit als Trainer nicht ersetzen.

DFB.de: Seit Saisonbeginn waren Sie auch als Scout für den 1. FC Union Berlin aktiv. Wie sah Ihr Aufgabenfeld beim Bundesligisten aus?

Schnorrenberg: Ich habe im Altersbereich von der U 16 bis zur U 19 vor allem Spieler im südwestlichen Raum beobachtet. Ich war aber beispielsweise auch in Alicante beim Lehrgang der deutschen U 18-Nationalmannschaft vor Ort, weil DFB-Trainer Hanno Balitsch drei unserer Nachwuchsspieler nominiert hatte. Das war eine sehr spannende Erfahrung.

DFB.de: Was hat Sie von der Aufgabe beim VfB Lübeck überzeugt?

Schnorrenberg: Ich hatte schon ab den ersten Gesprächen mit den Verantwortlichen ein gutes Gefühl. Daraufhin habe ich mich noch intensiver mit dem Kader auseinandergesetzt. Ich hatte schnell die Überzeugung, die Aufgabe angehen zu wollen. Mit Janek Sternberg, Niklas Kastenhofer, Sören Reddemann und Felix Drinkuth stehen auch vier Spieler im Kader, mit denen ich bereits beim Halleschen FC zusammengearbeitet hatte.

DFB.de: Mit der SG Sonnenhof Großaspach und dem Halleschen FC haben Sie schon zweimal bei abstiegsbedrohten Klubs in der 3. Liga übernommen. Lassen sich die Ausgangslagen miteinander vergleichen?

Schnorrenberg: Die sind schon einen Tick anders, weil die Zeitpunkte jeweils andere waren. Als ich Trainer in Großaspach geworden bin, waren erst zehn Spieltage absolviert. Mit Halle stand dagegen im Saisonendspurt nur einen Tag später das erste Meisterschaftsspiel an. Durch die Saisonunterbrechung wegen der Corona-Pandemie wurden innerhalb von dreieinhalb Wochen acht Spiele ausgetragen. In Lübeck nun mit einer Vorbereitung loszulegen - auch wenn nur eine vergleichsweise kurze Zeit bleibt - ist fast schon ein wenig Luxus. Unabhängig davon hilft jede Erfahrung, die man schon einmal im Kampf um den Klassenverbleib sammeln konnte.

DFB.de: Was ist in der aktuellen Situation besonders wichtig?

Schnorrenberg: Ich bin ein Freund davon, positiv an die Sache heranzugehen. Eine gute Stimmung in der Kabine ist definitiv von großer Bedeutung. Ich habe ein intaktes Team vorgefunden. Ohne die Bereitschaft, jeden Tag alles in die Waagschale zu werfen, geht es natürlich auch nicht. Die Einstellung ist bei den Jungs auf jeden Fall dafür da. Ein Vorteil für uns ist sicherlich, dass wir uns als Aufsteiger von Beginn an darauf einstellen konnten, dass es um den Klassenverbleib gehen wird. Für andere Vereine ist es möglicherweise schwieriger, sich auf eine solche Situation einzustellen.

DFB.de: Was soll die Spielweise Ihres Teams auszeichnen?

Schnorrenberg: Wir wollen in verschiedenen Spielphasen dazu in der Lage sein, den Gegner mit unserem Pressing unter Druck zu setzen und dabei sicher in der Defensive stehen. Ein gutes Umschaltverhalten ist in der 3. Liga immer ein aussichtsreiches Mittel. Dafür werden wir Mut benötigen. Dass wir bis zum Saisonende noch zehn Heimspiele haben, kann ein wesentlicher Faktor sein.

DFB.de: Sind Nachjustierungen am Kader geplant?

Schnorrenberg: Nach dem vorzeitigen Karriereende von Florian Kirschke haben wir mit Yannic Stein noch einen neuen Torhüter vom 1. FC Union Berlin ausgeliehen. Sonst sind wir dabei, den Markt permanent zu sondieren. Wir halten Augen und Ohren offen.

DFB.de: Im Gegensatz zu vielen Ihrer Trainerkollegen waren Sie als Spieler früher nicht in einer der beiden höchsten Spielklassen am Ball. Sehen Sie das als Nach- oder sogar als Vorteil an?

Schnorrenberg: Damit beschäftige ich mich nicht. Es hatte schon seine Gründe, warum ich als Spieler nicht über die vierthöchste Spielklasse hinausgekommen bin. (lacht) Dass ich mittlerweile hauptberuflich im Fußball arbeiten darf, hat sich mit der Zeit entwickelt. Einen Karriereplan hatte ich dabei nie. Ich bin gelernter Industriekaufmann und hatte danach noch eine Fortbildung zum Fachwirt gemacht. Nach der Geburt unserer zweiten Tochter hatte ich mir mit meiner Frau die Elternzeit geteilt. In dieser Phase konnte ich meine Trainertätigkeit etwas mehr vorantreiben. Ich konnte dabei jeweils den nächsten Entwicklungsschritt gehen. Ich freue mich, dass ich nun ein weiteres Mal in der 3. Liga tätig sein darf.

DFB.de: Welche Rolle spielt Ex-Profi Bastian Reinhardt, der Sie als Co-Trainer unterstützt?

Schnorrenberg: Als Spieler kam Bastian sogar in der Champions League zum Einsatz. Ich freue mich, dass er sich mit seiner Erfahrung im Trainerteam einbringt. Als ehemaliger Innenverteidiger hat er einen guten Blick für die Defensive, während ich vielleicht eher offensiv ausgerichtet bin. Ich denke, dass wir uns gut ergänzen.

DFB.de: Nach der Winterpause geht es direkt gegen die unmittelbar über dem Strich platzierten Teams des SV Waldhof Mannheim und des TSV 1860 München. Welche Bedeutung hätte ein erfolgreicher Start?

Schnorrenberg: Wir freuen uns darüber, dass wir beide Duelle zu Hause bestreiten. Die Spiele können dafür sorgen, dass wir mit weiterem Selbstvertrauen die nächsten Aufgaben angehen können. Der Sieg beim SV Sandhausen vor der Winterpause hat unsere Ausgangslage verbessert. Daran wollen wir anknüpfen.

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