Nagelsmann: "Bessere Ergebnisse auf bessere Art und Weise erzielen"

Frisches Personal für den Auftakt in das EM-JahrJulian Nagelsmann hat für die beiden anstehenden Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft am 23. März (ab 21 Uhr, live im ZDF) in Lyon gegen Gastgeber und Vizeweltmeister Frankreich sowie am 26. März (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Frankfurt gegen die Niederlande sechs Neulinge und sechs Rückkehrer nominiert. Auf DFB.de erklärt der Bundestrainer seine Ideen dahinter.

Julian Nagelsmann über...

... die Veränderungen im Kader: Wir haben zeitig nach den letzten Spielen gesagt, dass wir definitiv Dinge ändern müssen und werden. Die Krux ist, dass die Einflussmöglichkeit als Nationaltrainer übers Training begrenzt, aber über die Zusammenstellung des Kaders größer ist. Wir hatten relativ viel Zeit, darüber zu diskutieren. Du weißt auch nicht, ob es funktioniert. Wir haben dennoch einen Stamm nominiert, der schon länger dabei ist. Zudem sind sich alle Spieler bekannt aus den Ligen. Es ist wichtig, dass wir nicht die talentiertesten Einzelspieler mit den größten Namen finden. Es ist auch wichtig, ein paar Spieler mit anderem Profil zu sehen. Wir hoffen, dass die Mannschaft gut zusammenpasst, jeder das Verständnis seiner Rolle hat und wir so bessere Ergebnisse auf eine bessere Art und Weise erzielen.

... die Hierarchie in der Mannschaft: Ilkay Gündogan bleibt Kapitän. Er hat sich auch gerade geäußert, dass er stolz ist, die Binde zu tragen. Er weiß, dass alle auf dem Feld Verantwortung tragen und damit quasi Kapitäne sein sollen. Manuel Neuers Wort wird weiter Gewicht haben. Das Kapitänsthema ist sowieso eher etwas, was die Mannschaft betrifft. Der Kapitän ist der Hauptrepräsentant der Mannschaft. Aber es können auch andere Spieler Anlaufstelle sein, für mich ist eh jeder Spieler Ansprechpartner. Von außen ist es schwierig, eine Hierarchie einzubringen. Diese muss sich entwickeln. Es gibt seltener Mannschaften, die mit 20 Topstars erfolgreich sind, eher solche mit Herausforderern, die Stimmungsträger sind und ihre Rolle demütig akzeptieren.

... Toni Kroos: Er ist sehr wichtig, aber nicht der alleinige Heilsbringer. Das sagt er, das sage ich. Wir hatten viele Gespräche, er ist ein extrem angenehmer Gesprächspartner. Er weiß, was er kann. Er weiß, was er nicht kann. Und das äußert er auch. Er hat ein extrem gutes Gespür, eine gute Ruhe, viel Erfahrung. Wir werden im Sommer auch Momente des Drucks erleben, da musst du stabil sein, was den Kopf angeht. Toni kann ein genialer Verbindungsspieler zwischen Offensive und Defensive sein. Ich rechne ihm hoch an, dass er sich entschieden hat, das noch mal zu machen. Er wird eine extrem wichtige Rolle einnehmen.

... die Kadernominierung und ihre Aussagekraft für die EURO: Im Normalfall werden wir den Großteil der Spieler, die jetzt dabei sind, auch im EM-Kader haben. Aber die Tür ist für keinen zu, der nicht nominiert ist. Ich war auch Überbringer vieler schlechten Nachrichten, nicht nur der guten. Das Momentum wird gerade bei Offensivspielern sehr entscheidend sein. Wenn ein Spieler im Saisonfinale viel Einfluss haben sollte, kann die Position bis Mai noch ausgetauscht werden.

... die Situation bei den Torhütern: Wir werden mit allen Torhütern - so wie mit allen anderen Spielern auch - Gespräche über ihre Rollen führen. Die erste Anlaufstelle sind die Spieler, mein Torwarttrainer hat natürlich noch einmal einen besseren Überblick. Und dann werden wir entscheiden, wie wir die beiden Länderspiele angehen. Natürlich war Kevin Trapp geknickt, dass er nicht nominiert wurde. Aber Oliver Baumann und Bernd Leno sind derzeit besser drauf und gerade in der Spieleröffnung stabiler. Bei der EM werden nur drei Torhüter im Kader sein, da wird noch etwas passieren. Auch hier ist aber noch keine Tür zu.

... das Fehlen von manchen etablierten Spielern: Mats Hummels hat gerade nicht mehr den besten Flow in Dortmund. Aktuell sind mit Toni Rüdiger und Jonathan Tah zwei andere Spieler für die ersten beiden Innenverteidigerpositionen gesetzt. Nun liegt es an mir, die Spieler für die Back-up-Rolle zu finden. Derzeit können Robin Koch und Waldemar Anton diese besser ausfüllen. Leon Goretzka war die letzten paar Spiele wieder stabiler, aber wir hatten für diese Maßnahme andere Leute fürs Mittelfeld im Auge, die die angedachte Rolle besser erfüllen können.

... die Berufung von Aleksandar Pavlovic: Dies war keine politische Nominierung. Er hat zuletzt sehr gute Leistungen gezeigt, war sehr stabil, wollte jeden Ball haben. Ob es für die EM reicht, wird man dann sehen. Bei den Bayern ist er derzeit einer der stabilsten Spieler und auch einer, der in der Kabine spricht. Hätte er gesagt, dass er lieber für Serbien spielen wollen würde, hätte ich ihn nicht nominiert. Bei der Entscheidung rede ich keinem Spieler rein.

... das Fehlen einiger Dortmunder: Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Dortmund alle so happy sind. Ich empfinde es aber so, dass andere Spieler gerade ein besseres Momentum haben. Es waren aber keine Entscheidungen gegen den BVB. Wir entscheiden nicht nach Klubzugehörigkeit, sondern nach Spielern. Julian Brandt spielt eine gute Saison, er war ein Härtefall. Alle Spieler wissen, was es braucht, um wieder ins Team hinein zu kommen. Die Spieler wissen, was ich verlange, um für die EM nominiert werden zu können. Am Ende entscheide nicht ich, wer dabei ist, sondern der Spieler selbst mit seiner Leistung - ich bin nur das ausführende Organ. Ich werde die besten Spieler nicht zuhause lassen.

... den anstehenden Lehrgang: Experimentieren werden wir kaum, es geht darum, eine gewisse Stabilität zu haben, die Spieler in die richtige Position zu bringen und Connections auf dem Platz herzustellen. Wir wollen die "talentfreien" Bereiche angehen, wie das Umschalten nach Ballverlusten. Es geht nicht darum, meine Philosophie durchzudrücken, sondern eine gute Philosophie zu entwickeln.

... den Status quo: Natürlich haben wir eine Grundidee. Antonio Rüdiger und Jonathan Tah sind erst mal gesetzt in der Innenverteidigung, sie müssen das durch gute Leistungen bestätigen. Ilkay Gündogan wird etwas weiter vorne spielen als auf der Doppelsechs. Leroy Sané bekommt durch seine Sperre eine paar Tage Ruhe, aber er ist bei der EM natürlich einer der Kandidaten für die Zehnerposition. Wir haben im Kopf ein paar Gesetzte und ein paar Herausforderer. Das ist gesund für die Gesamtstimmung.

... die neuen Trikots: Ich finde gut, dass es nicht immer das Gleiche ist. Das Heimtrikot ist klassisch mit modernen Elementen, beim Auswärtstrikot mag ich es, wenn es farbenfroh ist. Bei den Torhütern gibt es Studien, dass das Tor kleiner wird, wenn der Torwart knallige Farben an hat. Vielleicht wird dann auch die Lücke für die Pässe der Gegner immer kleiner. (lacht) Mir gefallen mutige Entscheidungen - wie hier von DFB und adidas. Allein, dass wir darüber diskutieren, zeigt doch, dass es die richtige Entscheidung war. Ich würde beide anziehen.

[dfb]

Frisches Personal für den Auftakt in das EM-JahrJulian Nagelsmann hat für die beiden anstehenden Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft am 23. März (ab 21 Uhr, live im ZDF) in Lyon gegen Gastgeber und Vizeweltmeister Frankreich sowie am 26. März (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Frankfurt gegen die Niederlande sechs Neulinge und sechs Rückkehrer nominiert. Auf DFB.de erklärt der Bundestrainer seine Ideen dahinter.

Julian Nagelsmann über...

... die Veränderungen im Kader: Wir haben zeitig nach den letzten Spielen gesagt, dass wir definitiv Dinge ändern müssen und werden. Die Krux ist, dass die Einflussmöglichkeit als Nationaltrainer übers Training begrenzt, aber über die Zusammenstellung des Kaders größer ist. Wir hatten relativ viel Zeit, darüber zu diskutieren. Du weißt auch nicht, ob es funktioniert. Wir haben dennoch einen Stamm nominiert, der schon länger dabei ist. Zudem sind sich alle Spieler bekannt aus den Ligen. Es ist wichtig, dass wir nicht die talentiertesten Einzelspieler mit den größten Namen finden. Es ist auch wichtig, ein paar Spieler mit anderem Profil zu sehen. Wir hoffen, dass die Mannschaft gut zusammenpasst, jeder das Verständnis seiner Rolle hat und wir so bessere Ergebnisse auf eine bessere Art und Weise erzielen.

... die Hierarchie in der Mannschaft: Ilkay Gündogan bleibt Kapitän. Er hat sich auch gerade geäußert, dass er stolz ist, die Binde zu tragen. Er weiß, dass alle auf dem Feld Verantwortung tragen und damit quasi Kapitäne sein sollen. Manuel Neuers Wort wird weiter Gewicht haben. Das Kapitänsthema ist sowieso eher etwas, was die Mannschaft betrifft. Der Kapitän ist der Hauptrepräsentant der Mannschaft. Aber es können auch andere Spieler Anlaufstelle sein, für mich ist eh jeder Spieler Ansprechpartner. Von außen ist es schwierig, eine Hierarchie einzubringen. Diese muss sich entwickeln. Es gibt seltener Mannschaften, die mit 20 Topstars erfolgreich sind, eher solche mit Herausforderern, die Stimmungsträger sind und ihre Rolle demütig akzeptieren.

... Toni Kroos: Er ist sehr wichtig, aber nicht der alleinige Heilsbringer. Das sagt er, das sage ich. Wir hatten viele Gespräche, er ist ein extrem angenehmer Gesprächspartner. Er weiß, was er kann. Er weiß, was er nicht kann. Und das äußert er auch. Er hat ein extrem gutes Gespür, eine gute Ruhe, viel Erfahrung. Wir werden im Sommer auch Momente des Drucks erleben, da musst du stabil sein, was den Kopf angeht. Toni kann ein genialer Verbindungsspieler zwischen Offensive und Defensive sein. Ich rechne ihm hoch an, dass er sich entschieden hat, das noch mal zu machen. Er wird eine extrem wichtige Rolle einnehmen.

... die Kadernominierung und ihre Aussagekraft für die EURO: Im Normalfall werden wir den Großteil der Spieler, die jetzt dabei sind, auch im EM-Kader haben. Aber die Tür ist für keinen zu, der nicht nominiert ist. Ich war auch Überbringer vieler schlechten Nachrichten, nicht nur der guten. Das Momentum wird gerade bei Offensivspielern sehr entscheidend sein. Wenn ein Spieler im Saisonfinale viel Einfluss haben sollte, kann die Position bis Mai noch ausgetauscht werden.

... die Situation bei den Torhütern: Wir werden mit allen Torhütern - so wie mit allen anderen Spielern auch - Gespräche über ihre Rollen führen. Die erste Anlaufstelle sind die Spieler, mein Torwarttrainer hat natürlich noch einmal einen besseren Überblick. Und dann werden wir entscheiden, wie wir die beiden Länderspiele angehen. Natürlich war Kevin Trapp geknickt, dass er nicht nominiert wurde. Aber Oliver Baumann und Bernd Leno sind derzeit besser drauf und gerade in der Spieleröffnung stabiler. Bei der EM werden nur drei Torhüter im Kader sein, da wird noch etwas passieren. Auch hier ist aber noch keine Tür zu.

... das Fehlen von manchen etablierten Spielern: Mats Hummels hat gerade nicht mehr den besten Flow in Dortmund. Aktuell sind mit Toni Rüdiger und Jonathan Tah zwei andere Spieler für die ersten beiden Innenverteidigerpositionen gesetzt. Nun liegt es an mir, die Spieler für die Back-up-Rolle zu finden. Derzeit können Robin Koch und Waldemar Anton diese besser ausfüllen. Leon Goretzka war die letzten paar Spiele wieder stabiler, aber wir hatten für diese Maßnahme andere Leute fürs Mittelfeld im Auge, die die angedachte Rolle besser erfüllen können.

... die Berufung von Aleksandar Pavlovic: Dies war keine politische Nominierung. Er hat zuletzt sehr gute Leistungen gezeigt, war sehr stabil, wollte jeden Ball haben. Ob es für die EM reicht, wird man dann sehen. Bei den Bayern ist er derzeit einer der stabilsten Spieler und auch einer, der in der Kabine spricht. Hätte er gesagt, dass er lieber für Serbien spielen wollen würde, hätte ich ihn nicht nominiert. Bei der Entscheidung rede ich keinem Spieler rein.

... das Fehlen einiger Dortmunder: Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Dortmund alle so happy sind. Ich empfinde es aber so, dass andere Spieler gerade ein besseres Momentum haben. Es waren aber keine Entscheidungen gegen den BVB. Wir entscheiden nicht nach Klubzugehörigkeit, sondern nach Spielern. Julian Brandt spielt eine gute Saison, er war ein Härtefall. Alle Spieler wissen, was es braucht, um wieder ins Team hinein zu kommen. Die Spieler wissen, was ich verlange, um für die EM nominiert werden zu können. Am Ende entscheide nicht ich, wer dabei ist, sondern der Spieler selbst mit seiner Leistung - ich bin nur das ausführende Organ. Ich werde die besten Spieler nicht zuhause lassen.

... den anstehenden Lehrgang: Experimentieren werden wir kaum, es geht darum, eine gewisse Stabilität zu haben, die Spieler in die richtige Position zu bringen und Connections auf dem Platz herzustellen. Wir wollen die "talentfreien" Bereiche angehen, wie das Umschalten nach Ballverlusten. Es geht nicht darum, meine Philosophie durchzudrücken, sondern eine gute Philosophie zu entwickeln.

... den Status quo: Natürlich haben wir eine Grundidee. Antonio Rüdiger und Jonathan Tah sind erst mal gesetzt in der Innenverteidigung, sie müssen das durch gute Leistungen bestätigen. Ilkay Gündogan wird etwas weiter vorne spielen als auf der Doppelsechs. Leroy Sané bekommt durch seine Sperre eine paar Tage Ruhe, aber er ist bei der EM natürlich einer der Kandidaten für die Zehnerposition. Wir haben im Kopf ein paar Gesetzte und ein paar Herausforderer. Das ist gesund für die Gesamtstimmung.

... die neuen Trikots: Ich finde gut, dass es nicht immer das Gleiche ist. Das Heimtrikot ist klassisch mit modernen Elementen, beim Auswärtstrikot mag ich es, wenn es farbenfroh ist. Bei den Torhütern gibt es Studien, dass das Tor kleiner wird, wenn der Torwart knallige Farben an hat. Vielleicht wird dann auch die Lücke für die Pässe der Gegner immer kleiner. (lacht) Mir gefallen mutige Entscheidungen - wie hier von DFB und adidas. Allein, dass wir darüber diskutieren, zeigt doch, dass es die richtige Entscheidung war. Ich würde beide anziehen.

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