Mario Götze: Eine Symbolfigur des deutschen Jugendstils

Wer Mario Götze spielen sieht und dann darüber spricht und schreibt, der tut das gerne im Superlativ. Außergewöhnlich, bezaubernd, atemberaubend – das sind nur einige Attribute, die dem jungen Mann aus Dortmund zugeschrieben werden.

Der aber zeigt sich davon gänzlich unbeeindruckt. Sein Leben ist so normal wie das anderer 19-Jähriger, fast jedenfalls: Er wohnt in einem eigenen Appartement im Haus seiner Eltern, er ist Single, er hört gerne Musik, aber, klar, man erkennt ihn jetzt überall.

Und wer ihn dabei beobachtet, wie er den Ball streichelt, der versteht auch, warum das so ist. Philipp Selldorf, Sportredakteur der "Süddeutschen Zeitung", schreibt für DFB.de über einen Ausnahmespieler, der für den deutschen Jugendstil steht.

Götze zu Real? "Wir beobachten im Gegenzug Cristiano Ronaldo"

Als neulich die spanische Sportzeitung "Marca" einen Einblick in die geheimen Wünsche von Real Madrids Präsident Florentino Pérez gab, brachen in Dortmund Entsetzen und Empörung aus. Der schwerreiche Bauunternehmer, der für viel, oft auch für sehr viel Geld Helden wie Cristiano Ronaldo, Kaká, Karim Benzema oder Mesut Özil verpflichtet hat, plant angeblich, den Borussia-Spielmacher Mario Götze in die spanische Hauptstadt zu lotsen.

"Unerträglich" sei das, wetterte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, "so etwas macht man nicht, wenn ein Spieler noch drei Jahre unter Vertrag steht. Was ist das für ein Stil?" Jürgen Klopp, der BVB-Trainer, gab sogleich bekannt, dass sich Peréz und andere Präsidenten den Versuch der Kontaktaufnahme sparen könnten: "Da kann anrufen oder faxen oder vorstellig werden, wer will."

Nur der Dortmunder Sportchef Michael Zorc reagierte ganz gelassen. Wenn Real sich für Götze interessiere, dann sei das kein Problem, meinte er, "wir beobachten im Gegenzug Cristiano Ronaldo".

"Ich konzentriere mich voll auf Borussia"

Es ist wohltuend, wenn sich jemand im oft bitter ernsten Fußball-Business über das bitter ernste Fußball-Business lustig macht. Aber Zorc wusste auch, dass er sich den Scherz erlauben konnte, weil er Mario Götze gut genug kennt, um zu wissen, was der von den Meldungen auf dem Gerüchtemarkt hält.

Prompt erteilte der Mann, um den es ging, den Fragen nach Real Madrid eine eindeutige Antwort: "Ich habe immer gesagt, dass ich mich in Dortmund wohl fühle. Warum sollte ich innerhalb von zwei Monaten meine Meinung ändern? Die nächsten Wochen und Monate werden hart genug. Da konzentriere ich mich voll auf Borussia. Außerdem habe ich einen Vertrag bis 2014. Was danach passiert, wird sich zeigen."

Auf dem Boden der Tatsachen

Die Anhänger von Borussia Dortmund hören das gern. Sie haben im Sommer das Paradies gesehen, als ihre Mannschaft Deutscher Meister wurde, aus diesem Paradies wollen sie sich nicht gleich wieder vertreiben lassen – und selbstverständlich gehört Mario Götze unbedingt hinein in ihren Garten Eden des Fußballs. Der 19-Jährige sieht das ebenso, und er weiß alle zu beruhigen, die sich jetzt Sorgen um seine nächsten Karriereschritte machen: "Meine Familie hält mich auf dem Boden der Tatsachen. Und ich habe einen guten Berater."

Dass die Erwartungen an ihn sprunghaft gestiegen sind, das hat er allerdings auch schon festgestellt: "Die Erwartungen werden an uns herangetragen, da gibt es kein Entkommen." Bisher hat Götzes Spiel nicht gelitten, er hat noch keine Krisenberichterstattung erleben müssen. Watzke sagt: "Wir können froh sein, dass der Junge sich von dem Rummel nicht verrückt machen lässt."

Fußballer mit seinen Qualitäten gibt es selten

Dass er in den Mittelpunkt von Spekulationen gerät, das ist allerdings unvermeidlich. Fußballer mit seinen Qualitäten gibt es selten auf dem Planeten Erde. "Es fällt schwer, Götzes Karrierestart nicht in Superlativen zu messen", schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Bundestrainer Joachim Löw hat es kürzlich so zusammengefasst: "Er hat eine grandiose Technik und sieht alles auf dem Platz. Es sind die einfachen Dinge, die er genial macht."

Götze beherrscht die Kunst, auf kleinstem Raum und unter schwierigsten Bedingungen den Ball gegen eine Übermacht von Gegnern zu behaupten, aber er behält zugleich den Überblick über das sonstige Geschehen und hat immer ein waches Bewusstsein dafür, was dem Großen und Ganzen dient.

Er ist der Mann für die filigranen und raffinierten Momente, ein Trickser und Draufgänger, und trotzdem ein seriöser Mannschaftsspieler, der den Ball geradewegs dorthin trägt, wo er dem Spiel des eigenen Teams am meisten Nutzen bringt. Seine souveräne Vertrautheit mit dem Ball hat einst bei den ersten Trainingseinheiten im Nationalteam – im November vorigen Jahres – auch den Bundestrainer fasziniert. "Das habe ich noch nie erlebt", staunte Joachim Löw.

"Özil und Götze können zusammen in einer Mannschaft spielen"

Als Götze im August beim glorreichen 3:2-Heimsieg im Testspiel gegen Brasilien sein Debüt in der Startformation des DFB-Teams gab und dabei Mesut Özil im Zentrum des Mittelfeldes vertrat, hat er seine außergewöhnlichen Fähigkeiten besonders anschaulich vorgeführt. So sehr, dass der Bundestrainer nach der Partie allen Ernstes Auskunft geben sollte, ob er denn künftig noch für Özil Verwendung habe.

Da war Löw, dem schon manche verwegene Frage gestellt worden ist, dann doch ziemlich verblüfft. Für ihn steht nicht zur Debatte, ob er entweder mit Özil oder mit Götze spielt; er muss lediglich klären, ob und wie er eines Tages mit beiden spielt. "Sie können schon zusammen in einer Mannschaft spielen", sagt der Bundestrainer über seine begnadeten Mittelfeldleute.

In der Praxis hat er es aber noch nicht ausprobiert, er nimmt sich Zeit. Und das Gute ist, dass ihn niemand drängt, schon gar nicht Götze selbst, der einstweilen hinter Özil, der schon bei der WM in Südafrika imponierte, noch ein Stück zurückstehen muss – und das gern akzeptiert. Er weiß ja auch: Er kann sich Löws Wertschätzung sicher sein.

Technisch perfekt

Bei den beiden Länderspielen Anfang Oktober ergab sich eine effektive Arbeitsteilung. Götze kam beim EM-Qualifikationsspiel in der Türkei im zentralen Mittelfeld zum Einsatz, weil Özil an Achillessehnenschmerzen litt. Selbst die türkischen Fans in Istanbul hatten ein großes Vergnügen daran, ihm zu zusehen.

Einmal erreichte ihn ein langer hoher Ball aus der eigenen Hälfte, zwei Gegenspieler umzingelten ihn, ein dritter kam hinzu. Es war ein unfairer Kampf – allerdings aus Sicht der drei Türken. Götze nahm den Ball perfekt herunter, zog ihn an sich und gab ihn trotz der ständig störenden Widersacher erst wieder her, als Thomas Müller auf dem rechten Flügel in Position gelaufen war.

"Der Trainer hat entschieden, dass ich Özil ersetze"

Etwas später bereitete er in einer ähnlichen Szene das 2:0 vor. Das Zuspiel kam von Torwart Manuel Neuer, Ballannahme, Körperwendung und die Distanzierung der Gegenspieler vollzog Götze in einem einzigen fließenden Bewegungsablauf. Dann ging er auf den Strafraum zu und legte im richtigen Moment den Ball quer. Es war zwar ein halber Fehlpass, wie der aufrichtige Götze später süffisant aufklärte, aber selbst das machte nichts: Statt des eigentlichen Adressaten Schürrle nahm sich Müller der Sache an und erledigte die Aufgabe.

Typisch aber auch, wie Götze sonst seine Gala in Istanbul kommentierte: "Mesut war angeschlagen, konnte nicht spielen. Der Trainer hat entschieden, dass ich ihn ersetze. Ich bin einfach froh, dass ich die Chance bekommen habe, mich zu beweisen und zu zeigen, was ich leisten kann. Der Rest obliegt dem Trainer. Wir werden sehen."

Ein halber Spanier

Götzes technische Talente haben das Gerücht geschaffen, er habe in Dortmund den Spitznamen Götzinho erhalten, weil er zwar in Memmingen im Allgäu geboren wurde, in Wahrheit aber – wie auch Bastian Schweinsteiger einmal meinte – "ein halber Brasilianer" sei.

Doch Götze legt Wert darauf, dass er bei den Kollegen keineswegs als Götzinho firmiert, und er hat ja auch ganz Recht, wenn er die brasilianische Verwandtschaft leugnet. Stattdessen ist er ein halber Spanier. Seine Geschmeidigkeit, seine Standfestigkeit im Zweikampf, vor allem aber seine kooperative, solidarische Spielweise würden es ihm einigermaßen problemlos ermöglichen, einen Platz im Team des Welt- und Europameisters einzunehmen.

Beim DFB "ein schnelleres Spiel als in Dortmund"

Götze ist zunächst aber mal ausreichend glücklich, in der deutschen Nationalmannschaft spielen zu dürfen: "Es ist ein schnelleres Spiel als bei uns in Dortmund. Aber das ist hier ein überragendes Team mit überragenden Spielern. Da fällt es mir, wenn ich mich ganz gut anpasse, nicht so schwer, ins Spiel zu kommen."

Götzes Nähe zur Spielmentalität der spanischen Nationalmannschaft wirft aber noch eine ganz andere Frage auf: Wäre nicht der FC Barcelona, der Hauptlieferant des Weltmeisterteams, eines fernen Tages die angemessene Adresse? Real Madrids Cristiano Ronaldo hat übrigens vor ein paar Wochen auf die Frage nach Mario Götze geantwortet: "Den kenne ich nicht." Wahrscheinlich hat er wie Michael Zorc einen Spaß gemacht.

Das meinen DFB.de-User:

"Hallo! Jeder weiß es, dass Mario Götze ein sehr talentierter und begabter Fußballspieler ist. Aus meiner Sicht wird Mario eines Tages besser als Messi sein. Wenn Götze auf dem Platz steht, kann man es spüren. Genau so war es mit Ballack, Beckenbauer, Uwe Seeler und anderen. Jemand mit soviel Talent wird natürlich für sehr viel Aufregung sorgen, und natürlich: Real Madrid will immer die Besten haben. Real hat Mesut Özil geholt, Nuri Sahin, Altintop! Wenn Mario Dortmund verlässt, dann werden die Borussen ihn nur ins Ausland schicken. Das hat Jürgen Klopp ganz klar gesagt, aber hoffentlich nicht nach Spanien oder Italien! In England würde es viel besser für ihn klappen." (Stefan-Kai Nicholson, Indien)

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Wer Mario Götze spielen sieht und dann darüber spricht und schreibt, der tut das gerne im Superlativ. Außergewöhnlich, bezaubernd, atemberaubend – das sind nur einige Attribute, die dem jungen Mann aus Dortmund zugeschrieben werden.

Der aber zeigt sich davon gänzlich unbeeindruckt. Sein Leben ist so normal wie das anderer 19-Jähriger, fast jedenfalls: Er wohnt in einem eigenen Appartement im Haus seiner Eltern, er ist Single, er hört gerne Musik, aber, klar, man erkennt ihn jetzt überall.

Und wer ihn dabei beobachtet, wie er den Ball streichelt, der versteht auch, warum das so ist. Philipp Selldorf, Sportredakteur der "Süddeutschen Zeitung", schreibt für DFB.de über einen Ausnahmespieler, der für den deutschen Jugendstil steht.

Götze zu Real? "Wir beobachten im Gegenzug Cristiano Ronaldo"

Als neulich die spanische Sportzeitung "Marca" einen Einblick in die geheimen Wünsche von Real Madrids Präsident Florentino Pérez gab, brachen in Dortmund Entsetzen und Empörung aus. Der schwerreiche Bauunternehmer, der für viel, oft auch für sehr viel Geld Helden wie Cristiano Ronaldo, Kaká, Karim Benzema oder Mesut Özil verpflichtet hat, plant angeblich, den Borussia-Spielmacher Mario Götze in die spanische Hauptstadt zu lotsen.

"Unerträglich" sei das, wetterte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, "so etwas macht man nicht, wenn ein Spieler noch drei Jahre unter Vertrag steht. Was ist das für ein Stil?" Jürgen Klopp, der BVB-Trainer, gab sogleich bekannt, dass sich Peréz und andere Präsidenten den Versuch der Kontaktaufnahme sparen könnten: "Da kann anrufen oder faxen oder vorstellig werden, wer will."

Nur der Dortmunder Sportchef Michael Zorc reagierte ganz gelassen. Wenn Real sich für Götze interessiere, dann sei das kein Problem, meinte er, "wir beobachten im Gegenzug Cristiano Ronaldo".

"Ich konzentriere mich voll auf Borussia"

Es ist wohltuend, wenn sich jemand im oft bitter ernsten Fußball-Business über das bitter ernste Fußball-Business lustig macht. Aber Zorc wusste auch, dass er sich den Scherz erlauben konnte, weil er Mario Götze gut genug kennt, um zu wissen, was der von den Meldungen auf dem Gerüchtemarkt hält.

Prompt erteilte der Mann, um den es ging, den Fragen nach Real Madrid eine eindeutige Antwort: "Ich habe immer gesagt, dass ich mich in Dortmund wohl fühle. Warum sollte ich innerhalb von zwei Monaten meine Meinung ändern? Die nächsten Wochen und Monate werden hart genug. Da konzentriere ich mich voll auf Borussia. Außerdem habe ich einen Vertrag bis 2014. Was danach passiert, wird sich zeigen."

Auf dem Boden der Tatsachen

Die Anhänger von Borussia Dortmund hören das gern. Sie haben im Sommer das Paradies gesehen, als ihre Mannschaft Deutscher Meister wurde, aus diesem Paradies wollen sie sich nicht gleich wieder vertreiben lassen – und selbstverständlich gehört Mario Götze unbedingt hinein in ihren Garten Eden des Fußballs. Der 19-Jährige sieht das ebenso, und er weiß alle zu beruhigen, die sich jetzt Sorgen um seine nächsten Karriereschritte machen: "Meine Familie hält mich auf dem Boden der Tatsachen. Und ich habe einen guten Berater."

Dass die Erwartungen an ihn sprunghaft gestiegen sind, das hat er allerdings auch schon festgestellt: "Die Erwartungen werden an uns herangetragen, da gibt es kein Entkommen." Bisher hat Götzes Spiel nicht gelitten, er hat noch keine Krisenberichterstattung erleben müssen. Watzke sagt: "Wir können froh sein, dass der Junge sich von dem Rummel nicht verrückt machen lässt."

Fußballer mit seinen Qualitäten gibt es selten

Dass er in den Mittelpunkt von Spekulationen gerät, das ist allerdings unvermeidlich. Fußballer mit seinen Qualitäten gibt es selten auf dem Planeten Erde. "Es fällt schwer, Götzes Karrierestart nicht in Superlativen zu messen", schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Bundestrainer Joachim Löw hat es kürzlich so zusammengefasst: "Er hat eine grandiose Technik und sieht alles auf dem Platz. Es sind die einfachen Dinge, die er genial macht."

Götze beherrscht die Kunst, auf kleinstem Raum und unter schwierigsten Bedingungen den Ball gegen eine Übermacht von Gegnern zu behaupten, aber er behält zugleich den Überblick über das sonstige Geschehen und hat immer ein waches Bewusstsein dafür, was dem Großen und Ganzen dient.

Er ist der Mann für die filigranen und raffinierten Momente, ein Trickser und Draufgänger, und trotzdem ein seriöser Mannschaftsspieler, der den Ball geradewegs dorthin trägt, wo er dem Spiel des eigenen Teams am meisten Nutzen bringt. Seine souveräne Vertrautheit mit dem Ball hat einst bei den ersten Trainingseinheiten im Nationalteam – im November vorigen Jahres – auch den Bundestrainer fasziniert. "Das habe ich noch nie erlebt", staunte Joachim Löw.

"Özil und Götze können zusammen in einer Mannschaft spielen"

Als Götze im August beim glorreichen 3:2-Heimsieg im Testspiel gegen Brasilien sein Debüt in der Startformation des DFB-Teams gab und dabei Mesut Özil im Zentrum des Mittelfeldes vertrat, hat er seine außergewöhnlichen Fähigkeiten besonders anschaulich vorgeführt. So sehr, dass der Bundestrainer nach der Partie allen Ernstes Auskunft geben sollte, ob er denn künftig noch für Özil Verwendung habe.

Da war Löw, dem schon manche verwegene Frage gestellt worden ist, dann doch ziemlich verblüfft. Für ihn steht nicht zur Debatte, ob er entweder mit Özil oder mit Götze spielt; er muss lediglich klären, ob und wie er eines Tages mit beiden spielt. "Sie können schon zusammen in einer Mannschaft spielen", sagt der Bundestrainer über seine begnadeten Mittelfeldleute.

In der Praxis hat er es aber noch nicht ausprobiert, er nimmt sich Zeit. Und das Gute ist, dass ihn niemand drängt, schon gar nicht Götze selbst, der einstweilen hinter Özil, der schon bei der WM in Südafrika imponierte, noch ein Stück zurückstehen muss – und das gern akzeptiert. Er weiß ja auch: Er kann sich Löws Wertschätzung sicher sein.

Technisch perfekt

Bei den beiden Länderspielen Anfang Oktober ergab sich eine effektive Arbeitsteilung. Götze kam beim EM-Qualifikationsspiel in der Türkei im zentralen Mittelfeld zum Einsatz, weil Özil an Achillessehnenschmerzen litt. Selbst die türkischen Fans in Istanbul hatten ein großes Vergnügen daran, ihm zu zusehen.

Einmal erreichte ihn ein langer hoher Ball aus der eigenen Hälfte, zwei Gegenspieler umzingelten ihn, ein dritter kam hinzu. Es war ein unfairer Kampf – allerdings aus Sicht der drei Türken. Götze nahm den Ball perfekt herunter, zog ihn an sich und gab ihn trotz der ständig störenden Widersacher erst wieder her, als Thomas Müller auf dem rechten Flügel in Position gelaufen war.

"Der Trainer hat entschieden, dass ich Özil ersetze"

Etwas später bereitete er in einer ähnlichen Szene das 2:0 vor. Das Zuspiel kam von Torwart Manuel Neuer, Ballannahme, Körperwendung und die Distanzierung der Gegenspieler vollzog Götze in einem einzigen fließenden Bewegungsablauf. Dann ging er auf den Strafraum zu und legte im richtigen Moment den Ball quer. Es war zwar ein halber Fehlpass, wie der aufrichtige Götze später süffisant aufklärte, aber selbst das machte nichts: Statt des eigentlichen Adressaten Schürrle nahm sich Müller der Sache an und erledigte die Aufgabe.

Typisch aber auch, wie Götze sonst seine Gala in Istanbul kommentierte: "Mesut war angeschlagen, konnte nicht spielen. Der Trainer hat entschieden, dass ich ihn ersetze. Ich bin einfach froh, dass ich die Chance bekommen habe, mich zu beweisen und zu zeigen, was ich leisten kann. Der Rest obliegt dem Trainer. Wir werden sehen."

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Ein halber Spanier

Götzes technische Talente haben das Gerücht geschaffen, er habe in Dortmund den Spitznamen Götzinho erhalten, weil er zwar in Memmingen im Allgäu geboren wurde, in Wahrheit aber – wie auch Bastian Schweinsteiger einmal meinte – "ein halber Brasilianer" sei.

Doch Götze legt Wert darauf, dass er bei den Kollegen keineswegs als Götzinho firmiert, und er hat ja auch ganz Recht, wenn er die brasilianische Verwandtschaft leugnet. Stattdessen ist er ein halber Spanier. Seine Geschmeidigkeit, seine Standfestigkeit im Zweikampf, vor allem aber seine kooperative, solidarische Spielweise würden es ihm einigermaßen problemlos ermöglichen, einen Platz im Team des Welt- und Europameisters einzunehmen.

Beim DFB "ein schnelleres Spiel als in Dortmund"

Götze ist zunächst aber mal ausreichend glücklich, in der deutschen Nationalmannschaft spielen zu dürfen: "Es ist ein schnelleres Spiel als bei uns in Dortmund. Aber das ist hier ein überragendes Team mit überragenden Spielern. Da fällt es mir, wenn ich mich ganz gut anpasse, nicht so schwer, ins Spiel zu kommen."

Götzes Nähe zur Spielmentalität der spanischen Nationalmannschaft wirft aber noch eine ganz andere Frage auf: Wäre nicht der FC Barcelona, der Hauptlieferant des Weltmeisterteams, eines fernen Tages die angemessene Adresse? Real Madrids Cristiano Ronaldo hat übrigens vor ein paar Wochen auf die Frage nach Mario Götze geantwortet: "Den kenne ich nicht." Wahrscheinlich hat er wie Michael Zorc einen Spaß gemacht.

Das meinen DFB.de-User:

"Hallo! Jeder weiß es, dass Mario Götze ein sehr talentierter und begabter Fußballspieler ist. Aus meiner Sicht wird Mario eines Tages besser als Messi sein. Wenn Götze auf dem Platz steht, kann man es spüren. Genau so war es mit Ballack, Beckenbauer, Uwe Seeler und anderen. Jemand mit soviel Talent wird natürlich für sehr viel Aufregung sorgen, und natürlich: Real Madrid will immer die Besten haben. Real hat Mesut Özil geholt, Nuri Sahin, Altintop! Wenn Mario Dortmund verlässt, dann werden die Borussen ihn nur ins Ausland schicken. Das hat Jürgen Klopp ganz klar gesagt, aber hoffentlich nicht nach Spanien oder Italien! In England würde es viel besser für ihn klappen." (Stefan-Kai Nicholson, Indien)