Klara Bühl: Ein Jahr wie im Märchen

Wenn Klara Bühl noch einen Wunschzettel zu Weihnachten schreiben würde, wüsste sie gar nicht mal mehr, was eigentlich drauf sollte, "weil ich einfach wunschlos glücklich bin - das ganze Jahr fühlte sich für mich wie ein großes Geschenk an." Aus ihrer Sicht versehen mit den Attributen "spannend, überraschend und erfolgreich."

Die am 7. Dezember erst 19 Jahre alt gewordene Fußballerin hat 2019 einen beinahe märchenhaften Aufstieg genommen. Die besinnlichen Tage scheinen fast nötig, um die Ereignisse speziell in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zu verarbeiten. Denn: "Es ging alles so schnell, dass ich es oft gar nicht realisieren konnte." DFB.de über das traumhafte Jahr der Klara Bühl.

Alles begann ja damit, dass Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die Angreiferin aus der Talentschmiede des SC Freiburg für ihr erstes Trainingslager in Marbella nominierte. Mehrere junge Spielerinnen durften sich in spanischer Wintersonne zeigen. Die beidfüßige Bühl überzeugte und feierte im Februar ihr Länderspieldebüt in Frankreich (1:0), "da bin ich schon fast vom Glauben abgefallen." Eine 18-Jährige konnte ja nicht ahnen, was noch kommen sollte. Nach beherzten Auftritten in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga oder beim hauchdünnen 0:1 im DFB-Pokalfinale mit dem SC Freiburg gegen den VfL Wolfsburg war Voss-Tecklenburg überzeugt, dass solch ein frisches Gesicht auch bei der WM in Frankreich würde helfen können.

"Atmosphäre schnuppern und WM aus meiner Perspektive genießen"

Bühls Erwartungen waren vor Turnierstart zunächst gering: "Ich wollte Atmosphäre schnuppern und die WM aus meiner Perspektive genießen." Die Offensivallrounderin kam dann direkt in den Gruppenspielen gegen Spanien (1:0) und Südafrika (4:0) sowie im Achtelfinale gegen Nigeria (3:0) zum Einsatz. Nach dem Viertelfinal-Aus gegen Schweden (1:2) musste die Novizin zwangsläufig schnell den Schalter vom Fußball zurück in die Schule umlegen. "Fünf Tage nach der Abreise aus Rennes fand mein Abiball statt", sagt sie. "Und gleich den Montag hatte ich mündliche Abiturprüfung in Erdkunde." Die schriftlichen Prüfungen in Englisch, Sport, Mathe und Deutsch hatte sie bereits zuvor am Faust-Gymnasium Staufen bestanden.

Die Himmelsstürmerin im deutschen Frauenfußball stammt aus Münstertal im Schwarzwald und lebt noch bei ihren Eltern Michael und Antje. "Sie geben mir eine großartige Unterstützung, sind meine wichtigsten Ratgeber, haben mich überall hingefahren und schauen noch immer bei jedem Heimspiel in Freiburg zu", erzählt sie. Außerdem will sie die Ratschläge ihres älteren Bruders Konrad (20 Jahre) nicht missen, der bis vor kurzem selbst für die U 19 des SC Freiburg auflief. Berührungspunkte ergaben sich zwangsläufig einige. "Da redet man viel miteinander." Nur Schwester Anna (13) hat mit dem Fußball nicht so viel am Hut.

Bühl absolviert FSJ in einer Kindertagesstätte

Klara Bühl absolviert derzeit parallel ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Kindertagesstätte bei der Freiburger Turnerschaft 1844, einem Kooperationspartner des Sport-Clubs. "Da bin ich drei Stunden und unterstütze die Kinder beim Mittagessen oder Spielen. Mir gibt das enorm viel, denn ich kann dabei super abschalten und denke an etwas völlig anderes." Die Herzlichkeit und Fröhlichkeit der Zwei- bis Fünfjährigen seien eine enorme Bereicherung. Ob sie wirklich einmal Grundschullehrerin werden möchte, hat sie noch nicht für sich beantwortet. Im kommenden Jahr will sie zunächst ein Fernstudium beginnen.

In der Freiburger Fußballschule funktioniert der ganzheitliche Ansatz geschlechterübergreifend. Mittlerweile liefert der Klub aus dem Breisgau gleichermaßen Nachschub für die DFB-Frauen- und die Nationalmannschaft der Männer. Ganz im Sinne des DFB-Präsidenten Fritz Keller, für den die Grenzen zwischen Amateur-, Profi- und Frauenfußball ohnehin fließend sind. Bühls Entwicklung hat der langjährige Freiburger Vereinschef bei vielen Besuchen zu den Heimspielen der SC-Fußballerinnen persönlich verfolgt. In seinem Beisein wurde Klara Bühl Anfang September im Hamburger Besenbinderhof mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als beste U 19-Juniorin ausgezeichnet.

Das Beste kommt zum Schluss

Danach klappte es auch mit dem Toreschießen auf höchster Auswahlebene: Zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen Montenegro (10:0) gelang ihr im Kasseler Auestadion ein Doppelpack, gegen die Ukraine (8:0) schnürte sie am Aachener Tivoli einen Dreierpack. Mitspielerin Lina Magull bescheinigte ihr hernach ein "rundum tolles Gesamtpaket" und verglich ihre Finte vor dem Führungstor spaßeshalber mit dem berühmten Move von Arjen Robben. Klara Bühl, die in zehn Länderspielen nun auf sieben Tore kommt, sind solche Komplimente fast peinlich. Birgit Bauer, Abteilungsleiterin Frauenfußball beim SC Freiburg, beschreibt sie als "zurückhaltenden, bodenständigen Typ ohne Allüren."

Das Beste hatte sich die beidfüßige Stürmerin für den Jahresabschluss der DFB-Frauen aufgehoben: Das Last-Minute-Siegtor zum 2:1 im prestigeträchtigen Duell gegen England brachte 77.786 Zuschauer in Wembley zum Schweigen. Der Volltreffer auf dem heiligen Rasen ist auf ihrem Smartphone abgespeichert. "Das Video habe ich gleich danach über WhatsApp geschickt bekommen." Für Voss-Tecklenburg verkörperte der Schlussakt die "Lust der jungen Generation, dieses Spiel für sich zu entscheiden". Ein deutliches Signal mit Blick auf die EM 2021 in England, abgefeuert von Klara Bühl.

MVT: "Klara weiß noch gar nicht, was sie alles draufhat"

Das 1,72-Meter große Ausnahmetalent besitzt alle Anlagen, in eineinhalb Jahren eine tragende Rolle einzunehmen. "Sie ist eine Spielerin für die Zukunft mit ganz viel Potenzial", lobt die Bundestrainerin. " Sie hat Tempo, einen unheimlich präzisen Torabschluss. Manchmal weiß sie noch gar nicht, was sie alles draufhat. Wenn wir ihr noch die taktischen Laufwege und körperliche Robustheit in den nächsten drei, vier Jahren beibringen, wird sie in Zukunft sehr viel Freude machen."

Den Ball nimmt Klara Bühl gerne auf: "Bei der Physis kann ich noch zulegen, um körperlich noch präsenter zu werden." Und deshalb hält sie internationale Vergleiche auch für sehr wichtig. Weil die deutschen Fußballerinnen das olympische Fußballturnier 2020 bekanntlich verpasst haben, soll die junge Garde nächsten Sommer bei der U 20-WM geschlossen zum Einsatz kommen. Klara Bühl kann sich mit der Perspektive durchaus anfreunden: "Egal, welches Turnier, man kann überall Erfahrung sammeln." Aber erst mal muss sie sacken lassen, was in diesem Jahr passiert ist. Es war halt unglaublich viel.

[dfb]

Wenn Klara Bühl noch einen Wunschzettel zu Weihnachten schreiben würde, wüsste sie gar nicht mal mehr, was eigentlich drauf sollte, "weil ich einfach wunschlos glücklich bin - das ganze Jahr fühlte sich für mich wie ein großes Geschenk an." Aus ihrer Sicht versehen mit den Attributen "spannend, überraschend und erfolgreich."

Die am 7. Dezember erst 19 Jahre alt gewordene Fußballerin hat 2019 einen beinahe märchenhaften Aufstieg genommen. Die besinnlichen Tage scheinen fast nötig, um die Ereignisse speziell in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zu verarbeiten. Denn: "Es ging alles so schnell, dass ich es oft gar nicht realisieren konnte." DFB.de über das traumhafte Jahr der Klara Bühl.

Alles begann ja damit, dass Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die Angreiferin aus der Talentschmiede des SC Freiburg für ihr erstes Trainingslager in Marbella nominierte. Mehrere junge Spielerinnen durften sich in spanischer Wintersonne zeigen. Die beidfüßige Bühl überzeugte und feierte im Februar ihr Länderspieldebüt in Frankreich (1:0), "da bin ich schon fast vom Glauben abgefallen." Eine 18-Jährige konnte ja nicht ahnen, was noch kommen sollte. Nach beherzten Auftritten in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga oder beim hauchdünnen 0:1 im DFB-Pokalfinale mit dem SC Freiburg gegen den VfL Wolfsburg war Voss-Tecklenburg überzeugt, dass solch ein frisches Gesicht auch bei der WM in Frankreich würde helfen können.

"Atmosphäre schnuppern und WM aus meiner Perspektive genießen"

Bühls Erwartungen waren vor Turnierstart zunächst gering: "Ich wollte Atmosphäre schnuppern und die WM aus meiner Perspektive genießen." Die Offensivallrounderin kam dann direkt in den Gruppenspielen gegen Spanien (1:0) und Südafrika (4:0) sowie im Achtelfinale gegen Nigeria (3:0) zum Einsatz. Nach dem Viertelfinal-Aus gegen Schweden (1:2) musste die Novizin zwangsläufig schnell den Schalter vom Fußball zurück in die Schule umlegen. "Fünf Tage nach der Abreise aus Rennes fand mein Abiball statt", sagt sie. "Und gleich den Montag hatte ich mündliche Abiturprüfung in Erdkunde." Die schriftlichen Prüfungen in Englisch, Sport, Mathe und Deutsch hatte sie bereits zuvor am Faust-Gymnasium Staufen bestanden.

Die Himmelsstürmerin im deutschen Frauenfußball stammt aus Münstertal im Schwarzwald und lebt noch bei ihren Eltern Michael und Antje. "Sie geben mir eine großartige Unterstützung, sind meine wichtigsten Ratgeber, haben mich überall hingefahren und schauen noch immer bei jedem Heimspiel in Freiburg zu", erzählt sie. Außerdem will sie die Ratschläge ihres älteren Bruders Konrad (20 Jahre) nicht missen, der bis vor kurzem selbst für die U 19 des SC Freiburg auflief. Berührungspunkte ergaben sich zwangsläufig einige. "Da redet man viel miteinander." Nur Schwester Anna (13) hat mit dem Fußball nicht so viel am Hut.

Bühl absolviert FSJ in einer Kindertagesstätte

Klara Bühl absolviert derzeit parallel ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Kindertagesstätte bei der Freiburger Turnerschaft 1844, einem Kooperationspartner des Sport-Clubs. "Da bin ich drei Stunden und unterstütze die Kinder beim Mittagessen oder Spielen. Mir gibt das enorm viel, denn ich kann dabei super abschalten und denke an etwas völlig anderes." Die Herzlichkeit und Fröhlichkeit der Zwei- bis Fünfjährigen seien eine enorme Bereicherung. Ob sie wirklich einmal Grundschullehrerin werden möchte, hat sie noch nicht für sich beantwortet. Im kommenden Jahr will sie zunächst ein Fernstudium beginnen.

In der Freiburger Fußballschule funktioniert der ganzheitliche Ansatz geschlechterübergreifend. Mittlerweile liefert der Klub aus dem Breisgau gleichermaßen Nachschub für die DFB-Frauen- und die Nationalmannschaft der Männer. Ganz im Sinne des DFB-Präsidenten Fritz Keller, für den die Grenzen zwischen Amateur-, Profi- und Frauenfußball ohnehin fließend sind. Bühls Entwicklung hat der langjährige Freiburger Vereinschef bei vielen Besuchen zu den Heimspielen der SC-Fußballerinnen persönlich verfolgt. In seinem Beisein wurde Klara Bühl Anfang September im Hamburger Besenbinderhof mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als beste U 19-Juniorin ausgezeichnet.

Das Beste kommt zum Schluss

Danach klappte es auch mit dem Toreschießen auf höchster Auswahlebene: Zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen Montenegro (10:0) gelang ihr im Kasseler Auestadion ein Doppelpack, gegen die Ukraine (8:0) schnürte sie am Aachener Tivoli einen Dreierpack. Mitspielerin Lina Magull bescheinigte ihr hernach ein "rundum tolles Gesamtpaket" und verglich ihre Finte vor dem Führungstor spaßeshalber mit dem berühmten Move von Arjen Robben. Klara Bühl, die in zehn Länderspielen nun auf sieben Tore kommt, sind solche Komplimente fast peinlich. Birgit Bauer, Abteilungsleiterin Frauenfußball beim SC Freiburg, beschreibt sie als "zurückhaltenden, bodenständigen Typ ohne Allüren."

Das Beste hatte sich die beidfüßige Stürmerin für den Jahresabschluss der DFB-Frauen aufgehoben: Das Last-Minute-Siegtor zum 2:1 im prestigeträchtigen Duell gegen England brachte 77.786 Zuschauer in Wembley zum Schweigen. Der Volltreffer auf dem heiligen Rasen ist auf ihrem Smartphone abgespeichert. "Das Video habe ich gleich danach über WhatsApp geschickt bekommen." Für Voss-Tecklenburg verkörperte der Schlussakt die "Lust der jungen Generation, dieses Spiel für sich zu entscheiden". Ein deutliches Signal mit Blick auf die EM 2021 in England, abgefeuert von Klara Bühl.

MVT: "Klara weiß noch gar nicht, was sie alles draufhat"

Das 1,72-Meter große Ausnahmetalent besitzt alle Anlagen, in eineinhalb Jahren eine tragende Rolle einzunehmen. "Sie ist eine Spielerin für die Zukunft mit ganz viel Potenzial", lobt die Bundestrainerin. " Sie hat Tempo, einen unheimlich präzisen Torabschluss. Manchmal weiß sie noch gar nicht, was sie alles draufhat. Wenn wir ihr noch die taktischen Laufwege und körperliche Robustheit in den nächsten drei, vier Jahren beibringen, wird sie in Zukunft sehr viel Freude machen."

Den Ball nimmt Klara Bühl gerne auf: "Bei der Physis kann ich noch zulegen, um körperlich noch präsenter zu werden." Und deshalb hält sie internationale Vergleiche auch für sehr wichtig. Weil die deutschen Fußballerinnen das olympische Fußballturnier 2020 bekanntlich verpasst haben, soll die junge Garde nächsten Sommer bei der U 20-WM geschlossen zum Einsatz kommen. Klara Bühl kann sich mit der Perspektive durchaus anfreunden: "Egal, welches Turnier, man kann überall Erfahrung sammeln." Aber erst mal muss sie sacken lassen, was in diesem Jahr passiert ist. Es war halt unglaublich viel.

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