Keller: Möglichkeit der Reaktion vorher nicht konsequent genutzt

DFB-Präsident Fritz Keller bezieht im DFB.de-Interview Stellung zu den Vorkomnissen bei der Bundesligapartie zwischen der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München.

DFB.de: Herr Keller, mit einem Tag Abstand: Wie bewerten Sie die Vorkommnisse von Sinsheim?

Fritz Keller: Ich bin begeistert von der Reaktion der Mannschaften, der Verantwortlichen beider Vereine und der überwältigenden Mehrheit der Fans. Sie haben zusammengestanden, um einem Einzelnen, der erneut aus der Masse heraus herabgewürdigt wurde, beizustehen. Das war ein beeindruckendes Zeichen der Solidarität. Genauso sollten wir miteinander umgehen, nicht nur im Fußballstadion. Kritik jeglicher Art tut immer gut und darf jederzeit geäußert werden. Sie kann auch wehtun – das müssen wir als Organisation aushalten. Aber eine Grenze ist immer dann überschritten, wenn diese persönlich beleidigend oder gar menschenverachtend geäußert wird.

DFB.de: In Sinsheim wurde das dreistufige Verfahren, wie es die FIFA eigentlich für Diskriminierungsfälle vorsieht, angewandt. Warum nun in diesem Kontext?

Keller: Wir haben zuletzt gesellschaftliche Entwicklungen in diesem Land erleben müssen, die uns für solche Vorkommnisse zusätzlich sensibilisiert haben. Und deshalb müssen wir nun als Fußball geschlossen vorangehen. Dieser Drei-Stufen-Plan wurde auch vor zwei Wochen angewandt, als der Würzburger Spieler Leroy Kwadwo in Münster rassistisch beleidigt wurde. Im DFB-Pokalspiel zwischen Schalke 04 und Hertha BSC hingegen hat der Schiedsrichter die rassistischen Beleidigungen gegen den Spieler Jordan Torunarigha nicht wahrgenommen, deshalb ist der Drei-Stufen-Plan hier leider nicht zur Anwendung gekommen. Unabhängig davon müssen wir selbstkritisch sagen, dass wir diese Möglichkeit der Reaktion vorher nicht konsequent genutzt haben. Aber das heißt nicht, dass wir vorher weggeschaut hätten. Wann immer es Hinweise zum Beispiel zu Bannern mit unsportlichen oder gar diskriminierenden Botschaften gegeben hat, hat die unabhängige Sportgerichtsbarkeit ermittelt.

DFB.de: Ein Argument lautet, dass die Kritik dem DFB gilt und nicht Dietmar Hopp persönlich?

Keller: Dann können sie aber doch den DFB kritisieren und müssen nicht Herrn Hopp beleidigen. Wir sind harte Kritik gewohnt und können damit umgehen. Wenn aber ein einzelner Mensch angegriffen wird, der unter diesen Anfeindungen sichtbar leidet, dann muss man sich schützend vor ihn stellen. Das sollte eine Selbstverständlichkeit und Konsens sein in unserer Gesellschaft.

[dfb]

DFB-Präsident Fritz Keller bezieht im DFB.de-Interview Stellung zu den Vorkomnissen bei der Bundesligapartie zwischen der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München.

DFB.de: Herr Keller, mit einem Tag Abstand: Wie bewerten Sie die Vorkommnisse von Sinsheim?

Fritz Keller: Ich bin begeistert von der Reaktion der Mannschaften, der Verantwortlichen beider Vereine und der überwältigenden Mehrheit der Fans. Sie haben zusammengestanden, um einem Einzelnen, der erneut aus der Masse heraus herabgewürdigt wurde, beizustehen. Das war ein beeindruckendes Zeichen der Solidarität. Genauso sollten wir miteinander umgehen, nicht nur im Fußballstadion. Kritik jeglicher Art tut immer gut und darf jederzeit geäußert werden. Sie kann auch wehtun – das müssen wir als Organisation aushalten. Aber eine Grenze ist immer dann überschritten, wenn diese persönlich beleidigend oder gar menschenverachtend geäußert wird.

DFB.de: In Sinsheim wurde das dreistufige Verfahren, wie es die FIFA eigentlich für Diskriminierungsfälle vorsieht, angewandt. Warum nun in diesem Kontext?

Keller: Wir haben zuletzt gesellschaftliche Entwicklungen in diesem Land erleben müssen, die uns für solche Vorkommnisse zusätzlich sensibilisiert haben. Und deshalb müssen wir nun als Fußball geschlossen vorangehen. Dieser Drei-Stufen-Plan wurde auch vor zwei Wochen angewandt, als der Würzburger Spieler Leroy Kwadwo in Münster rassistisch beleidigt wurde. Im DFB-Pokalspiel zwischen Schalke 04 und Hertha BSC hingegen hat der Schiedsrichter die rassistischen Beleidigungen gegen den Spieler Jordan Torunarigha nicht wahrgenommen, deshalb ist der Drei-Stufen-Plan hier leider nicht zur Anwendung gekommen. Unabhängig davon müssen wir selbstkritisch sagen, dass wir diese Möglichkeit der Reaktion vorher nicht konsequent genutzt haben. Aber das heißt nicht, dass wir vorher weggeschaut hätten. Wann immer es Hinweise zum Beispiel zu Bannern mit unsportlichen oder gar diskriminierenden Botschaften gegeben hat, hat die unabhängige Sportgerichtsbarkeit ermittelt.

DFB.de: Ein Argument lautet, dass die Kritik dem DFB gilt und nicht Dietmar Hopp persönlich?

Keller: Dann können sie aber doch den DFB kritisieren und müssen nicht Herrn Hopp beleidigen. Wir sind harte Kritik gewohnt und können damit umgehen. Wenn aber ein einzelner Mensch angegriffen wird, der unter diesen Anfeindungen sichtbar leidet, dann muss man sich schützend vor ihn stellen. Das sollte eine Selbstverständlichkeit und Konsens sein in unserer Gesellschaft.

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