Hendrich: "Spieß im Rückspiel umdrehen"

Es war eine Niederlage, die Hoffnung macht: Die Frauen des VfL Wolfsburg haben in der Women's Champions League das Viertelfinalhinspiel zwar gegen den FC Chelsea mit 1:2 verloren, glauben aber weiterhin fest an den Halbfinaleinzug. Das macht die deutsche Nationalspielerin Kathrin Hendrich im DFB.de-Interview unmittelbar nach Schlusspfiff deutlich. Zunächst jedoch richtet sich der Fokus der 28 Jahre alten Defensivspielerin auf die Begegnung in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga beim SC Sand am Sonntag (ab 14 Uhr).

DFB.de: Kathy, welches Fazit ziehen Sie nach dem Hinspiel gegen den FC Chelsea?

Kathrin Hendrich: Dass wir uns leider nicht für eine sehr starke Leistung belohnt haben. Wir waren meiner Meinung nach über 90 Minuten eindeutig die bessere Mannschaft. Das einzige Manko ist, dass wir unsere zahlreichen Torchancen nicht genutzt haben. Positiv ist, dass nach wie vor alles möglich ist. Ich sehe gute Möglichkeiten aufs Weiterkommen für uns, wenn wir an diese Leistung anknüpfen können. Heute war Chelsea extrem effizient und hatte das nötige Quäntchen Glück auf seiner Seite. Im Rückspiel wollen wir den Spieß umdrehen - wir sind dazu in der Lage. Wir müssen alles nach vorne werfen und hinten sicher stehen. Klingt einfach, ist aber kompliziert gegen einen so starken Gegner, allerdings ist es auch möglich für uns.

DFB.de: Wie haben Sie das Spiel auf dem Platz erlebt?

Hendrich: Es war aus meiner Sicht schon unglücklich für uns, dass es zur Pause nur 0:0 stand. Denn schon vor dem Wechsel hätten wir gut in Führung gehen können, vielleicht müssen. In der zweiten Halbzeit haben wir eigentlich gut weitergemacht. Leider waren wir dann zweimal unachtsam. Chelsea hat das direkt eiskalt ausgenutzt, und plötzlich lagen wir 0:2 zurück. Da haben wir uns dann alle angeschaut und gefragt: "Okay, wie konnte das passieren. Und jetzt?" Zum Glück haben wir uns nicht verunsichern lassen und weiter mutig nach vorne gespielt. Ich bin wirklich froh, dass uns noch der wichtige Anschlusstreffer gelungen ist. Dieses Tor kann am Ende von großer Bedeutung sein. Klar ist, dass wir das Rückspiel gewinnen müssen. Aber schon ein 1:0 würde uns reichen.

DFB.de: Hatten Sie nach dem zwischenzeitlichen 0:2 Sorge, dass dies ein Tag sein könnte, an dem alles gegen den VfL Wolfsburg läuft?

Hendrich: Klar war das zuerst ein Dämpfer für uns. Aber ich war mir sehr sicher, dass wir unsere Ausgangslage vor dem Rückspiel noch verbessern würden. Von außen kamen immer wieder Anfeuerungsrufe für uns, von der Bank, von unseren Einwechselspielerinnen. Das war super. Ich habe mich auf dem Rasen total wohl gefühlt. Wir haben uns eingestimmt, dass wir immer weitermachen. Wir hätten uns einfach mehr für unsere Leistung belohnen müssen. Heute fliegen wir enttäuscht, aber hoffnungsfroh nach Hause.

DFB.de: Wie stark haben Sie den FC Chelsea als Tabellenführer in England erlebt?

Hendrich: Chelsea war der erwartet starke Gegner. Sie haben uns alles abverlangt. Chelsea verfügt über eine brutal starke Offensive, die wir meiner Einschätzung nach gut im Griff hatten. Über die zwei Chancen hinaus hatten sie nicht viele Möglichkeiten. Logisch ist allerdings, dass wir über 90 Minuten an unsere Grenze gehen mussten. Aber wir haben Chelsea eindrucksvoll gezeigt, dass sie auch einen super Tag und etwas Glück brauchen, um gegen uns zu bestehen. Heute hatten sie diesen Tag. Ich bin gespannt, ob das auch in der kommenden Woche der Fall sein wird. Wir werden versuchen, sie noch mehr zu fordern.

DFB.de: Das 2:0 hat ausgerechnet die Ex-Wolfsburgerin Pernille Harder geschossen.

Hendrich: Na ja, was soll ich dazu sagen? Das hat diesem Tag die Krone aufgesetzt. Aber solche Geschichten gibt es im Fußball immer wieder. Wir hätten das Tor verhindern können. Letztlich ist es mir jedoch egal, wer die Tore gemacht hat. Fakt ist, dass wir zwei kassiert und eines geschossen haben. Letzteres sollte uns Mut machen.

DFB.de: Sie müssen schon fast den Blick wieder nach vorne richten. Am Sonntag geht es in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga beim SC Sand weiter.

Hendrich: Der März ist wirklich ein brutaler Monat. Wenn ich mich nicht verzählt habe, haben wir neun Begegnungen innerhalb von vier Wochen. Das ist extrem kräftezehrend. Aber wir sind alle Fußballerinnen, die diesen Sport lieben. Und ich denke, dass wir alle lieber spielen als trainieren. (lacht) Aber im ernst: Wir sind glücklich und dankbar dafür, dass wir während der Pandemie unserem Sport und Beruf nachgehen können. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit.

DFB.de: Wie gehen Sie das Duell in Sand an?

Hendrich: Wir haben in dieser Saison nur noch Endspiele. Wir dürfen uns keinen Ausrutscher mehr erlauben. Vor allem nicht in der Bundesliga, wenn wir die Bayern noch mal ernsthaft angreifen wollen. Wir müssen jetzt schon unsere Kräfte sammeln und dann nach Sand fahren, um dort drei Punkte zu holen. Nichts anderes zählt. 

DFB.de: Und dann geht es schon wieder gegen Chelsea.

Hendrich: Das schwirrt vielleicht jetzt gerade noch in unseren Köpfen herum. Aber spätestens ab morgen darf das vorübergehend kein Thema mehr sein. Dann muss sich unser gesamter Fokus auf die Partie in Sand richten. Das Duell ist für uns ebenfalls sehr wichtig. Aber das wissen alle.

[sw]

Es war eine Niederlage, die Hoffnung macht: Die Frauen des VfL Wolfsburg haben in der Women's Champions League das Viertelfinalhinspiel zwar gegen den FC Chelsea mit 1:2 verloren, glauben aber weiterhin fest an den Halbfinaleinzug. Das macht die deutsche Nationalspielerin Kathrin Hendrich im DFB.de-Interview unmittelbar nach Schlusspfiff deutlich. Zunächst jedoch richtet sich der Fokus der 28 Jahre alten Defensivspielerin auf die Begegnung in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga beim SC Sand am Sonntag (ab 14 Uhr).

DFB.de: Kathy, welches Fazit ziehen Sie nach dem Hinspiel gegen den FC Chelsea?

Kathrin Hendrich: Dass wir uns leider nicht für eine sehr starke Leistung belohnt haben. Wir waren meiner Meinung nach über 90 Minuten eindeutig die bessere Mannschaft. Das einzige Manko ist, dass wir unsere zahlreichen Torchancen nicht genutzt haben. Positiv ist, dass nach wie vor alles möglich ist. Ich sehe gute Möglichkeiten aufs Weiterkommen für uns, wenn wir an diese Leistung anknüpfen können. Heute war Chelsea extrem effizient und hatte das nötige Quäntchen Glück auf seiner Seite. Im Rückspiel wollen wir den Spieß umdrehen - wir sind dazu in der Lage. Wir müssen alles nach vorne werfen und hinten sicher stehen. Klingt einfach, ist aber kompliziert gegen einen so starken Gegner, allerdings ist es auch möglich für uns.

DFB.de: Wie haben Sie das Spiel auf dem Platz erlebt?

Hendrich: Es war aus meiner Sicht schon unglücklich für uns, dass es zur Pause nur 0:0 stand. Denn schon vor dem Wechsel hätten wir gut in Führung gehen können, vielleicht müssen. In der zweiten Halbzeit haben wir eigentlich gut weitergemacht. Leider waren wir dann zweimal unachtsam. Chelsea hat das direkt eiskalt ausgenutzt, und plötzlich lagen wir 0:2 zurück. Da haben wir uns dann alle angeschaut und gefragt: "Okay, wie konnte das passieren. Und jetzt?" Zum Glück haben wir uns nicht verunsichern lassen und weiter mutig nach vorne gespielt. Ich bin wirklich froh, dass uns noch der wichtige Anschlusstreffer gelungen ist. Dieses Tor kann am Ende von großer Bedeutung sein. Klar ist, dass wir das Rückspiel gewinnen müssen. Aber schon ein 1:0 würde uns reichen.

DFB.de: Hatten Sie nach dem zwischenzeitlichen 0:2 Sorge, dass dies ein Tag sein könnte, an dem alles gegen den VfL Wolfsburg läuft?

Hendrich: Klar war das zuerst ein Dämpfer für uns. Aber ich war mir sehr sicher, dass wir unsere Ausgangslage vor dem Rückspiel noch verbessern würden. Von außen kamen immer wieder Anfeuerungsrufe für uns, von der Bank, von unseren Einwechselspielerinnen. Das war super. Ich habe mich auf dem Rasen total wohl gefühlt. Wir haben uns eingestimmt, dass wir immer weitermachen. Wir hätten uns einfach mehr für unsere Leistung belohnen müssen. Heute fliegen wir enttäuscht, aber hoffnungsfroh nach Hause.

DFB.de: Wie stark haben Sie den FC Chelsea als Tabellenführer in England erlebt?

Hendrich: Chelsea war der erwartet starke Gegner. Sie haben uns alles abverlangt. Chelsea verfügt über eine brutal starke Offensive, die wir meiner Einschätzung nach gut im Griff hatten. Über die zwei Chancen hinaus hatten sie nicht viele Möglichkeiten. Logisch ist allerdings, dass wir über 90 Minuten an unsere Grenze gehen mussten. Aber wir haben Chelsea eindrucksvoll gezeigt, dass sie auch einen super Tag und etwas Glück brauchen, um gegen uns zu bestehen. Heute hatten sie diesen Tag. Ich bin gespannt, ob das auch in der kommenden Woche der Fall sein wird. Wir werden versuchen, sie noch mehr zu fordern.

DFB.de: Das 2:0 hat ausgerechnet die Ex-Wolfsburgerin Pernille Harder geschossen.

Hendrich: Na ja, was soll ich dazu sagen? Das hat diesem Tag die Krone aufgesetzt. Aber solche Geschichten gibt es im Fußball immer wieder. Wir hätten das Tor verhindern können. Letztlich ist es mir jedoch egal, wer die Tore gemacht hat. Fakt ist, dass wir zwei kassiert und eines geschossen haben. Letzteres sollte uns Mut machen.

DFB.de: Sie müssen schon fast den Blick wieder nach vorne richten. Am Sonntag geht es in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga beim SC Sand weiter.

Hendrich: Der März ist wirklich ein brutaler Monat. Wenn ich mich nicht verzählt habe, haben wir neun Begegnungen innerhalb von vier Wochen. Das ist extrem kräftezehrend. Aber wir sind alle Fußballerinnen, die diesen Sport lieben. Und ich denke, dass wir alle lieber spielen als trainieren. (lacht) Aber im ernst: Wir sind glücklich und dankbar dafür, dass wir während der Pandemie unserem Sport und Beruf nachgehen können. Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit.

DFB.de: Wie gehen Sie das Duell in Sand an?

Hendrich: Wir haben in dieser Saison nur noch Endspiele. Wir dürfen uns keinen Ausrutscher mehr erlauben. Vor allem nicht in der Bundesliga, wenn wir die Bayern noch mal ernsthaft angreifen wollen. Wir müssen jetzt schon unsere Kräfte sammeln und dann nach Sand fahren, um dort drei Punkte zu holen. Nichts anderes zählt. 

DFB.de: Und dann geht es schon wieder gegen Chelsea.

Hendrich: Das schwirrt vielleicht jetzt gerade noch in unseren Köpfen herum. Aber spätestens ab morgen darf das vorübergehend kein Thema mehr sein. Dann muss sich unser gesamter Fokus auf die Partie in Sand richten. Das Duell ist für uns ebenfalls sehr wichtig. Aber das wissen alle.

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