Eintracht-Nachwuchsleiter Richter: "Auszeichnung für unsere Arbeit"

Erstmals seit 2010 nimmt die U 17 von Eintracht Frankfurt an der Endrunde um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft teil. Durch das 2:2 im Halbfinalhinspiel bei West-Titelträger Bayer 04 Leverkusen erarbeitete sich der Meister der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga eine günstige Ausgangsposition für das Rückspiel am Sonntag (ab 11 Uhr, live bei Sky) vor eigenem Publikum in Dreieich.

Alexander Richter, Leiter der Nachwuchsleistungszentrums der Eintracht, spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Talentausbildung bei den Hessen, die Umstrukturierung der höchsten deutschen Spielklasse, die Zusammenarbeit mit Sportvorstand Markus Krösche und die Chancen auf eine mögliche Finalteilnahme.

DFB.de: Mit dem 2:2 bei Bayer 04 Leverkusen hat sich die U 17 von Eintracht Frankfurt eine gute Ausgangsbasis für das Rückspiel im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft erarbeitet. Wie haben Sie die Partie bei der Werkself gesehen, Herr Richter?

Alexander Richter: Zuerst einmal sind wir froh und stolz, dass wir uns als Sieger der Staffel Süd/Südwest mit mehr als 80 erzielten Toren für die Endrunde qualifiziert haben. Wir sind in Leverkusen nicht gut in die Partie gekommen und hatten Glück, dass wir nicht noch höher als 0:2 in Rückstand geraten sind. Mit zunehmender Spieldauer hat sich die Mannschaft aber in die Partie hineingebissen und noch den Ausgleich erzielt.

DFB.de: Was hat Ihnen in Leverkusen ganz besonders imponiert?

Richter: In der ersten Halbzeit sind uns im Spielaufbau sehr viele Fehler unterlaufen. Dennoch haben die Jungs unsere Prinzipien beibehalten, die Bälle nicht einfach blind nach vorne geschlagen, sondern weiter mutig nach vorne gespielt. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie über Mentalität und Qualität verfügt.

DFB.de: Welche Bedeutung hat die Teilnahme der U 17 an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft für die Nachwuchsabteilung von Eintracht Frankfurt?

Richter: Wir empfinden es durchweg als Auszeichnung für unsere Arbeit. Viele Mitarbeitende aus den verschiedensten Fachabteilungen waren in Leverkusen vor Ort, haben mitgefiebert und die Mannschaft zusammen mit den Eltern unterstützt.

DFB.de: Sie haben viele Jahre als Leiter der Nachwuchsabteilung beim VfL Bochum gearbeitet. Was unterscheidet die Eintracht vom Revierklub?

Richter: Ich bin gebürtiger Bochumer, kann den VfL nach so vielen Jahren im Verein nur ganz schwer mit anderen Klubs vergleichen. Jede Mutter würde den Vergleich mit meiner eigenen verlieren. (lacht) Bei der Eintracht ist aber alles eine Nummer größer, nicht zuletzt auch der Anzahl der Mitarbeitenden im NLZ. Es gibt aber auch einige Parallelen: Beides sind Traditionsvereine, verfügen über eine unglaubliche Fan-Power. Beide Klubs haben ihre U 21 reaktiviert. Kulturell gibt es im Ruhrgebiet viele Schrebergärten, in Frankfurt fahre ich mit meinem Fahrrad minutenlang durch Kleingartenanlagen. Ich fühle mich in Hessen sehr wohl, bin sehr gut aufgenommen worden. Das Pendeln zu meiner Familie, die weiterhin im Ruhrgebiet lebt, ist allerdings schon eine Belastung.

DFB.de: Bei der Eintracht haben Sie 2022 die Nachfolge von Andreas Möller angetreten. Wie schwer war es für Sie, in die Fußstapfen des Welt- und Europameisters zu treten?

Richter: Das war für mich überhaupt kein Thema. Es geht darum, das Beste für die Eintracht herauszuholen. Wir wollen Spieler ausbilden, die später möglichst bei uns als Profi im Stadion auflaufen. Wir stellen den Spielern eine ganzheitliche Ausbildung zur Verfügung, erwarten im Gegenzug, dass die Jungs mitziehen, fordern Eigenverantwortung und selbstständiges Denken ein. Mit Nacho Ferri, Noel Futkeu, Elias Baum, Nnamdi Collins und Marko Mladenovic haben in dieser Saison bereits fünf Jungs, die entweder aus unserem eigenen Nachwuchs kommen oder in der U 21 weiterentwickelt wurden, die Chance im Profikader bekommen und Bundesligaluft schnuppern dürfen. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen.

DFB.de: In der kommenden Saison wird es die B-Junioren-Bundesliga in ihrer bisherigen Form nicht mehr geben. Wie stellt sich die Eintracht darauf ein?

Richter: Ich befürworte diesen Schritt, weil die neue Struktur für jeden einzelnen Spieler einen Mehrwert darstellt. Wir wollen weiterhin jedes Spiel gewinnen, uns möglichst für die Liga A oder am Ende sogar für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Talentierte Spieler können jetzt noch besser ausgebildet werden und künftig einen Jahrgang höher spielen, weil es keinen Abstiegsdruck mehr geben wird. Vorher wurde oft in entscheidenden Spielen "Beton angerührt". Für uns wird sich insgesamt gar nicht so viel ändern, weil wir bereits diesen Weg gehen. Im Halbfinalhinspiel bei Bayer 04 Leverkusen standen vier Jungjahrgänge in der Startelf. Auch in der U 21 sollen künftig vermehrt jüngere Spieler zum Einsatz kommen.

DFB.de: Bei der Eintracht wurde die U 21 reaktiviert und spielt als Aufsteiger in der Regionalliga Südwest eine gute Rolle. Wie glücklich sind Sie über diese Entscheidung?

Richter: Eine U 21 ist für die Ausbildung junger Spieler ungemein wichtig, dies haben externe Untersuchungen ergeben. Es gibt nichts Besseres, als einem 18-Jährigen Spielpraxis in der Regionalliga vor einem größeren Publikum anzubieten. Kein gestandener Profi soll in der U 21 nach einer Verletzung aushelfen und damit die Ausbildung eines jungen Spielers blockieren. Das wäre ein großer Fehler. Diesen Weg haben wir in Absprache mit Sportvorstand Markus Krösche ausgeschlossen. Es sei denn, es werden 17 oder 18 Jahre alte Spieler direkt für den Profibereich verpflichtet, die über die U 21 Spielpraxis benötigen.

DFB.de: Wie läuft insgesamt die Zusammenarbeit mit Sportvorstand Markus Krösche?

Richter: Mindestens einmal in der Woche gibt es einen Austausch über sämtliche Themen. Darüber hinaus sitzen wir in größerer Runde mit allen NLZ-Fachbereichsleitern zusammen. Markus Krösche interessiert die Nachwuchsarbeit bei der Eintracht sehr.

DFB.de: Was muss ein junger Spieler mitbringen, um den Sprung in den Profifußball zu schaffen?

Richter: Bei mir steht in der fußballerischen Ausbildung die Technik an erster Stelle. Wenn der Spieler dies auch noch im höchsten Tempo umsetzen kann, dann ist er schon auf einem sehr guten Weg. Am Ende entscheiden jedoch immer auch persönliche Dinge - wie Durchsetzungsvermögen, Wille und der Ehrgeiz, sich gegen Widerstände durchzusetzen.

DFB.de: Am Sonntag steht bereits das Rückspiel gegen Bayer 04 Leverkusen an. Wie bewerten Sie die Chancen, um in das Finale einzuziehen?

Richter: Für mich ist Bayer 04 Leverkusen nach wie vor der Favorit. Das Team verfügt über enorme Qualität. Wir werden jedoch voll dagegenhalten, wollen unsere Qualitäten einbringen und alles versuchen, um für eine Überraschung zu sorgen und das Endspiel zu erreichen.

DFB.de: Falls auch das Rückspiel unentschieden ausgeht, geht es sofort ins Elfmeterschießen. Wird dieses Szenario im Training bereits berücksichtigt?

Richter: Nein. Wir haben schließlich bereits im Hinspiel mit zwei verwandelten Elfmetern fleißig geübt. (lacht)

[mspw]

Erstmals seit 2010 nimmt die U 17 von Eintracht Frankfurt an der Endrunde um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft teil. Durch das 2:2 im Halbfinalhinspiel bei West-Titelträger Bayer 04 Leverkusen erarbeitete sich der Meister der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga eine günstige Ausgangsposition für das Rückspiel am Sonntag (ab 11 Uhr, live bei Sky) vor eigenem Publikum in Dreieich.

Alexander Richter, Leiter der Nachwuchsleistungszentrums der Eintracht, spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Talentausbildung bei den Hessen, die Umstrukturierung der höchsten deutschen Spielklasse, die Zusammenarbeit mit Sportvorstand Markus Krösche und die Chancen auf eine mögliche Finalteilnahme.

DFB.de: Mit dem 2:2 bei Bayer 04 Leverkusen hat sich die U 17 von Eintracht Frankfurt eine gute Ausgangsbasis für das Rückspiel im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft erarbeitet. Wie haben Sie die Partie bei der Werkself gesehen, Herr Richter?

Alexander Richter: Zuerst einmal sind wir froh und stolz, dass wir uns als Sieger der Staffel Süd/Südwest mit mehr als 80 erzielten Toren für die Endrunde qualifiziert haben. Wir sind in Leverkusen nicht gut in die Partie gekommen und hatten Glück, dass wir nicht noch höher als 0:2 in Rückstand geraten sind. Mit zunehmender Spieldauer hat sich die Mannschaft aber in die Partie hineingebissen und noch den Ausgleich erzielt.

DFB.de: Was hat Ihnen in Leverkusen ganz besonders imponiert?

Richter: In der ersten Halbzeit sind uns im Spielaufbau sehr viele Fehler unterlaufen. Dennoch haben die Jungs unsere Prinzipien beibehalten, die Bälle nicht einfach blind nach vorne geschlagen, sondern weiter mutig nach vorne gespielt. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie über Mentalität und Qualität verfügt.

DFB.de: Welche Bedeutung hat die Teilnahme der U 17 an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft für die Nachwuchsabteilung von Eintracht Frankfurt?

Richter: Wir empfinden es durchweg als Auszeichnung für unsere Arbeit. Viele Mitarbeitende aus den verschiedensten Fachabteilungen waren in Leverkusen vor Ort, haben mitgefiebert und die Mannschaft zusammen mit den Eltern unterstützt.

DFB.de: Sie haben viele Jahre als Leiter der Nachwuchsabteilung beim VfL Bochum gearbeitet. Was unterscheidet die Eintracht vom Revierklub?

Richter: Ich bin gebürtiger Bochumer, kann den VfL nach so vielen Jahren im Verein nur ganz schwer mit anderen Klubs vergleichen. Jede Mutter würde den Vergleich mit meiner eigenen verlieren. (lacht) Bei der Eintracht ist aber alles eine Nummer größer, nicht zuletzt auch der Anzahl der Mitarbeitenden im NLZ. Es gibt aber auch einige Parallelen: Beides sind Traditionsvereine, verfügen über eine unglaubliche Fan-Power. Beide Klubs haben ihre U 21 reaktiviert. Kulturell gibt es im Ruhrgebiet viele Schrebergärten, in Frankfurt fahre ich mit meinem Fahrrad minutenlang durch Kleingartenanlagen. Ich fühle mich in Hessen sehr wohl, bin sehr gut aufgenommen worden. Das Pendeln zu meiner Familie, die weiterhin im Ruhrgebiet lebt, ist allerdings schon eine Belastung.

DFB.de: Bei der Eintracht haben Sie 2022 die Nachfolge von Andreas Möller angetreten. Wie schwer war es für Sie, in die Fußstapfen des Welt- und Europameisters zu treten?

Richter: Das war für mich überhaupt kein Thema. Es geht darum, das Beste für die Eintracht herauszuholen. Wir wollen Spieler ausbilden, die später möglichst bei uns als Profi im Stadion auflaufen. Wir stellen den Spielern eine ganzheitliche Ausbildung zur Verfügung, erwarten im Gegenzug, dass die Jungs mitziehen, fordern Eigenverantwortung und selbstständiges Denken ein. Mit Nacho Ferri, Noel Futkeu, Elias Baum, Nnamdi Collins und Marko Mladenovic haben in dieser Saison bereits fünf Jungs, die entweder aus unserem eigenen Nachwuchs kommen oder in der U 21 weiterentwickelt wurden, die Chance im Profikader bekommen und Bundesligaluft schnuppern dürfen. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen.

DFB.de: In der kommenden Saison wird es die B-Junioren-Bundesliga in ihrer bisherigen Form nicht mehr geben. Wie stellt sich die Eintracht darauf ein?

Richter: Ich befürworte diesen Schritt, weil die neue Struktur für jeden einzelnen Spieler einen Mehrwert darstellt. Wir wollen weiterhin jedes Spiel gewinnen, uns möglichst für die Liga A oder am Ende sogar für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Talentierte Spieler können jetzt noch besser ausgebildet werden und künftig einen Jahrgang höher spielen, weil es keinen Abstiegsdruck mehr geben wird. Vorher wurde oft in entscheidenden Spielen "Beton angerührt". Für uns wird sich insgesamt gar nicht so viel ändern, weil wir bereits diesen Weg gehen. Im Halbfinalhinspiel bei Bayer 04 Leverkusen standen vier Jungjahrgänge in der Startelf. Auch in der U 21 sollen künftig vermehrt jüngere Spieler zum Einsatz kommen.

DFB.de: Bei der Eintracht wurde die U 21 reaktiviert und spielt als Aufsteiger in der Regionalliga Südwest eine gute Rolle. Wie glücklich sind Sie über diese Entscheidung?

Richter: Eine U 21 ist für die Ausbildung junger Spieler ungemein wichtig, dies haben externe Untersuchungen ergeben. Es gibt nichts Besseres, als einem 18-Jährigen Spielpraxis in der Regionalliga vor einem größeren Publikum anzubieten. Kein gestandener Profi soll in der U 21 nach einer Verletzung aushelfen und damit die Ausbildung eines jungen Spielers blockieren. Das wäre ein großer Fehler. Diesen Weg haben wir in Absprache mit Sportvorstand Markus Krösche ausgeschlossen. Es sei denn, es werden 17 oder 18 Jahre alte Spieler direkt für den Profibereich verpflichtet, die über die U 21 Spielpraxis benötigen.

DFB.de: Wie läuft insgesamt die Zusammenarbeit mit Sportvorstand Markus Krösche?

Richter: Mindestens einmal in der Woche gibt es einen Austausch über sämtliche Themen. Darüber hinaus sitzen wir in größerer Runde mit allen NLZ-Fachbereichsleitern zusammen. Markus Krösche interessiert die Nachwuchsarbeit bei der Eintracht sehr.

DFB.de: Was muss ein junger Spieler mitbringen, um den Sprung in den Profifußball zu schaffen?

Richter: Bei mir steht in der fußballerischen Ausbildung die Technik an erster Stelle. Wenn der Spieler dies auch noch im höchsten Tempo umsetzen kann, dann ist er schon auf einem sehr guten Weg. Am Ende entscheiden jedoch immer auch persönliche Dinge - wie Durchsetzungsvermögen, Wille und der Ehrgeiz, sich gegen Widerstände durchzusetzen.

DFB.de: Am Sonntag steht bereits das Rückspiel gegen Bayer 04 Leverkusen an. Wie bewerten Sie die Chancen, um in das Finale einzuziehen?

Richter: Für mich ist Bayer 04 Leverkusen nach wie vor der Favorit. Das Team verfügt über enorme Qualität. Wir werden jedoch voll dagegenhalten, wollen unsere Qualitäten einbringen und alles versuchen, um für eine Überraschung zu sorgen und das Endspiel zu erreichen.

DFB.de: Falls auch das Rückspiel unentschieden ausgeht, geht es sofort ins Elfmeterschießen. Wird dieses Szenario im Training bereits berücksichtigt?

Richter: Nein. Wir haben schließlich bereits im Hinspiel mit zwei verwandelten Elfmetern fleißig geübt. (lacht)

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