Doreen Meier: "Das größte Spiel meiner Karriere"

Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind mehr als 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute. 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de prägende Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Doreen Meier, die beim ersten und einzigen Länderspiel in der Geschichte der ehemaligen DDR 90 Minuten auf dem Platz stand.

DFB.de: Frau Meier, war es ungewöhnlich, dass Sie als kleines Mädchen in der ehemaligen DDR Fußball gespielt haben?

Doreen Meier: Nein, eigentlich nicht. Es war völlig in Ordnung, dass ich nach der Schule meinen Ranzen in die Ecke geschmissen und mit den Jungs auf der Wiese gekickt habe. Ich war neun Jahre, als mir meine Eltern einen Fußball geschenkt haben. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Schwierig war es lediglich in der Hinsicht, weil es keine Mädchen- oder Frauen-Mannschaften gab.

DFB.de: Aber Sie sind doch trotzdem in eine Mannschaft gekommen. Wie kam es dazu?

Meier: Eher durch einen Zufall. Der Mann meiner Klassenlehrerin hat bei uns in der Nähe an einer Berufsschule eine Frauenfußball-Mannschaft ins Leben gerufen. Das war ein Studentinnenteam und ich bin als Schülerin dann einfach dazugekommen. Das war für mich als 15-jähriges Mädchen eine spannende Zeit und so hatte ich erstmals die Möglichkeit, in organisierten Strukturen Fußball zu spielen.

DFB.de: Wie ging es dann für Sie weiter?

Meier: Für uns stand etwas später ein Spiel gegen die HSG Uni Jena auf dem Programm. Ich kann mich noch ganz genau an diesen Tag erinnern. Wir haben die Begegnung mit 0:12 verloren. Hinterher kam der gegnerische Trainer zu mir. Er wusste bereits, dass ich im nächsten Sommer nach Jena zum Studium kommen werde. Er hat mich quasi direkt vom Fleck weg verpflichtet und gesagt, dass ich ab dann für die Unimannschaft Fußball spielen soll. Ich hatte im Grunde keine Wahl. (lacht)

DFB.de: Sie waren zu diesem Zeitpunkt auch eine gute Basketballerin. Warum haben Sie diesen Sport nicht weiterbetrieben?

Meier: Ich habe ein Jahr lang versucht, beides zu machen: Fußball und Basketball. Aber das hat auf diesem Niveau nicht funktioniert. Ich war jeden Tag in der Woche beim Training, entweder beim Basketball oder beim Fußball. Am Wochenende standen dann in beiden Sportarten Spiele auf dem Programm. Das wurde mir ziemlich schnell zu viel. Ich habe mich für den Fußball entschieden. Das war meine größere Liebe. Vor allem wegen des Teamspirits.

DFB.de: Wie liefen die Spiele mit der Unimannschaft von Jena ab?

Meier: Ich bin 1987 dorthin gekommen. Zu dieser Zeit spielte die HSG Uni Jena bereits in der Bestenermittlung - so hieß damals die höchste Spielklasse in der DDR. Vom Niveau und der Qualität her war das meiner Wahrnehmung nach schon ganz okay. Unsere gesamte Mannschaft bestand aus Sportstudentinnen. Wir konnten rennen ohne Ende. Niemand hat gerne gegen uns gespielt, weil wir sehr fit waren. Die fünf Jahre, die ich in Jena studiert habe, waren einfach nur geil. Das war fast Leistungssport pur. Genauso hatte ich es mir immer vorgestellt. Das Studium lief gefühlt nur nebenher.

DFB.de: Und dann kam das erste und einzige Länderspiel in der Geschichte der DDR…

Meier: … bei dem ich über die gesamten 90 Minuten auf dem Platz stand. Ich bin sozusagen mit einigen anderen Rekordnationalspielerin der DDR. (lacht) Leider haben wir gegen die CSFR mit 0:3 verloren. Für mich war es dennoch der Höhepunkt meiner Karriere.

DFB.de: Wie lief das damals ab?

Meier: Als im Juni 1989 die DFB-Frauen in Osnabrück vor ausverkauftem Haus zum ersten Mal Europameisterinnen wurden, wurden auch die Verantwortlichen des DFV aufmerksam. Es wurde die Frage gestellt, ob es vielleicht eine Frauenfußball-WM geben werde. Ob Frauenfußball eventuell sogar olympisch werden würde? Wenig später war ich dann als Betreuerin in einem Ferienlager unterwegs und dann kam eine Mitspielerin zu mir und sagte, dass eine DDR-Nationalmannschaft gegründet werde und dass ich beim ersten Lehrgang dabei sein werde. 

DFB.de: Am 30. Oktober 1989 haben Sie sich dann zum ersten Lehrgang getroffen.

Meier: Das war in Leipzig. Als ich dort ankam, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben auf einem Kunstrasenplatz gestanden und einen Adidas-Ball am Fuß gehabt. Das war schon unglaublich. Ich habe in der dortigen Sportschule in dem Zimmer geschlafen, in dem vor ein paar Tagen noch Andreas Thom und Thomas Doll gewohnt hatten. Das war ein wahnsinniges Ereignis. Wir haben Adidas-Trainingsanzüge bekommen und die Presse schaute mal vorbei. Das war eine Welt, die wir vorher gar nicht kannten. Wir haben das genossen. Und elf Tage später, genau an meinem Geburtstag, ist dann die Mauer gefallen. In den Monaten danach haben wir alle befürchtet, dass es gar kein DDR-Länderspiel mehr geben werde.

DFB.de: Das es am 9. Mai 1990 aber dann doch gab.

Meier: Ja, aber vorher muss ich noch eine Geschichte erzählen, die zeigt, welche Bedeutung dieses Spiel für mich wirklich hatte. Wir hatten im Januar 1990 mit Jena in Jöllenbeck ein Spiel, das ist in der Nähe von Bielefeld. Offenbar habe ich da eine ganz gute Leistung gezeigt. Auf jeden Fall standen wenig später Verantwortliche von Grün-Weiß Brauweiler bei mir vor der Tür. Der Verein war damals führend im deutschen Frauenfußball, eine ganz große Nummer. Die wollten mich unbedingt holen. Ich habe dann dort heimlich im Februar ein Probetraining gemacht. Die haben mir alles erdenklich angeboten, wenn ich dort einen Vertrag unterschreiben würde. Sie hätten mir den Führerschein finanziert, ein Auto und eine Wohnung gestellt und noch vieles mehr. Aber ich habe aus ganz vielen verschiedenen Gründen abgesagt.

DFB.de: Bereuen Sie es im Rückblick, die Chance in Brauweiler nicht genutzt zu haben?

Meier: Nein, auf gar keinen Fall. Damals war es einfach die blanke Angst, das größte Spiel meiner Karriere womöglich verpassen zu können und außerdem hat es nicht in meine Lebensplanung gepasst. Mir war es sehr wichtig, dass ich mein Studium abschließe.

DFB.de: Und dann kam endlich das große Spiel.

Meier: Am Tag vorher habe ich unglaubliche Zahnschmerzen bekommen. Ich bin dann zum Arzt gegangen, damit er mich untersucht und fit macht für das Spiel am nächsten Tag. Er hat mir einen Zahn gezogen, leider war das der falsche Zahn. Das war mir dann auch egal: Ich habe trotzdem gespielt. Wir waren klar schlechter als die CSFR, die schon über 100 Länderspiele bestritten hatte zu diesem Zeitpunkt. Außerdem waren wir total aufgeregt. Niemand von uns konnte die normale Leistung abrufen. Aber ich bin noch heute stolz darauf, Teil dieses Teams gewesen zu sein. In meiner Wohnung hängt das Plakat, das das Spiel damals angekündigt hat.

DFB.de: Wie ging Ihre Karriere dann nach der Wende weiter?

Meier: Wir sind mit der HSG Uni Jena in der DDR Meister geworden und deshalb in die Bundesliga gekommen. In der ersten Saison waren wir völlig überfordert. Wir haben fünf Punkte geholt. Zwei Spiele haben wir gewonnen, einmal Unentschieden gespielt, den Rest teilweise klar verloren. Wir konnten mit Spielerinnen wie Silvia Neid, Doris Fitschen oder wie sie alle hießen, überhaupt nicht mithalten. Trotzdem war es eine irre Erfahrung. Auch wenn wir sang- und klanglos abgestiegen sind. 1993 bin ich dann zum Referendariat nach Kassel gegangen.

DFB.de: Damit war Ihre Zeit als Fußballerinnen beendet?

Meier: Ich habe dort bei dem kleineren Verein TSG Wilhelmshöhe als Spielertrainerin gearbeitet und wir sind von der sechsten in die zweite Liga aufgestiegen. 1996 habe ich an der Goethe-Schule in Kassel eine Stelle als Projektleiterin Talentförderung bekommen. Das Programm hat Berti Vogts ins Leben gerufen. Meine Schule war eine von fünf Projektschulen. Wir haben dann dort Talentförderung gemacht. In diesem Zusammenhang habe ich 1999 meine A-Lizenz gemacht, zusammen übrigens mit Hansi Flick.

DFB.de: Kurz danach wurden Sie Bundesligatrainerin.

Meier: Ich bin 2000 nach Köln gezogen und habe von 2001 bis 2005 den Bundesligisten SC 07 Bad Neuenahr trainiert. 2006 habe ich mir meinen Traum erfüllt und die Lizenz zum Fußball-Lehrer gemacht. Das war eine tolle Zeit und großartige Erfahrung, unter anderem mit Bruno Labbadia, Marc Wilmots und Thomas Tuchel. 2008 bin ich zum Zweitligist TuS Köln rrh. gegangen, dessen Frauenabteilung etwas später von Bayer 04 Leverkusen übernommen wurde. Das war eine surreale Geschichte, weil die Mädels vom TuS ausschließlich FC-Fans waren und sie sich nie hätten vorstellen können, für die konkurrierende Werkself aufzulaufen. Aber für mich war die Zeit bei Bayer grandios, weil wir toll integriert waren und sehr professionell arbeiten konnten. Wir sind dann in die erste Bundesliga aufgestiegen. Das war die schönste Station in meiner Trainerkarriere.

DFB.de: 2012 sind Sie dort ausgestiegen. Warum hat man Sie seitdem nicht mehr als Trainerin gesehen?

Meier: Ich hatte damals wegen des Fußballs in der Schule auf eine halbe Stelle reduziert. Aber auch im Frauenfußball wurden die Strukturen immer professioneller. Beides gleichzeitig zu machen hat nicht mehr funktioniert. Lehrerin zu sein war mein Beruf, Trainerin meine Leidenschaft. Ich habe mich dann für meinen Traumjob Lehrerin entschieden. 

DFB.de: Also haben Sie mit dem Fußball abgeschlossen?

Meier: Ganz und gar nicht. Ich bin in den Bereich der Nachwuchsförderung zurückgegangen. Ich trainiere seit 2012 an der Internationalen Schule in Bonn Jugendliche und bin DFB-Stützpunktrainerin in Köln seit diesem Jahr. Für mich fühlt sich das an wie eine Rückkehr zu den Wurzeln. Den Wochenendstress habe ich hinter mir gelassen. Mir macht es riesigen Spaß, mit jungen und talentierten Kindern zu arbeiten.

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Der 31. Oktober 1970 markiert einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs - er wurde an diesem Tag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) offiziell in seine Satzung aufgenommen. Seitdem sind mehr als 50 Jahre vergangen. Fünf Jahrzehnte, in denen viele Persönlichkeiten den Weg bereitet haben. Sie haben gestaltet, motiviert und inspiriert - damals wie heute. 50 Jahre, 50 Gesichter: In der großen Serie zum Jubiläum rückt DFB.de prägende Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball in den Fokus. Heute: Doreen Meier, die beim ersten und einzigen Länderspiel in der Geschichte der ehemaligen DDR 90 Minuten auf dem Platz stand.

DFB.de: Frau Meier, war es ungewöhnlich, dass Sie als kleines Mädchen in der ehemaligen DDR Fußball gespielt haben?

Doreen Meier: Nein, eigentlich nicht. Es war völlig in Ordnung, dass ich nach der Schule meinen Ranzen in die Ecke geschmissen und mit den Jungs auf der Wiese gekickt habe. Ich war neun Jahre, als mir meine Eltern einen Fußball geschenkt haben. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Schwierig war es lediglich in der Hinsicht, weil es keine Mädchen- oder Frauen-Mannschaften gab.

DFB.de: Aber Sie sind doch trotzdem in eine Mannschaft gekommen. Wie kam es dazu?

Meier: Eher durch einen Zufall. Der Mann meiner Klassenlehrerin hat bei uns in der Nähe an einer Berufsschule eine Frauenfußball-Mannschaft ins Leben gerufen. Das war ein Studentinnenteam und ich bin als Schülerin dann einfach dazugekommen. Das war für mich als 15-jähriges Mädchen eine spannende Zeit und so hatte ich erstmals die Möglichkeit, in organisierten Strukturen Fußball zu spielen.

DFB.de: Wie ging es dann für Sie weiter?

Meier: Für uns stand etwas später ein Spiel gegen die HSG Uni Jena auf dem Programm. Ich kann mich noch ganz genau an diesen Tag erinnern. Wir haben die Begegnung mit 0:12 verloren. Hinterher kam der gegnerische Trainer zu mir. Er wusste bereits, dass ich im nächsten Sommer nach Jena zum Studium kommen werde. Er hat mich quasi direkt vom Fleck weg verpflichtet und gesagt, dass ich ab dann für die Unimannschaft Fußball spielen soll. Ich hatte im Grunde keine Wahl. (lacht)

DFB.de: Sie waren zu diesem Zeitpunkt auch eine gute Basketballerin. Warum haben Sie diesen Sport nicht weiterbetrieben?

Meier: Ich habe ein Jahr lang versucht, beides zu machen: Fußball und Basketball. Aber das hat auf diesem Niveau nicht funktioniert. Ich war jeden Tag in der Woche beim Training, entweder beim Basketball oder beim Fußball. Am Wochenende standen dann in beiden Sportarten Spiele auf dem Programm. Das wurde mir ziemlich schnell zu viel. Ich habe mich für den Fußball entschieden. Das war meine größere Liebe. Vor allem wegen des Teamspirits.

DFB.de: Wie liefen die Spiele mit der Unimannschaft von Jena ab?

Meier: Ich bin 1987 dorthin gekommen. Zu dieser Zeit spielte die HSG Uni Jena bereits in der Bestenermittlung - so hieß damals die höchste Spielklasse in der DDR. Vom Niveau und der Qualität her war das meiner Wahrnehmung nach schon ganz okay. Unsere gesamte Mannschaft bestand aus Sportstudentinnen. Wir konnten rennen ohne Ende. Niemand hat gerne gegen uns gespielt, weil wir sehr fit waren. Die fünf Jahre, die ich in Jena studiert habe, waren einfach nur geil. Das war fast Leistungssport pur. Genauso hatte ich es mir immer vorgestellt. Das Studium lief gefühlt nur nebenher.

DFB.de: Und dann kam das erste und einzige Länderspiel in der Geschichte der DDR…

Meier: … bei dem ich über die gesamten 90 Minuten auf dem Platz stand. Ich bin sozusagen mit einigen anderen Rekordnationalspielerin der DDR. (lacht) Leider haben wir gegen die CSFR mit 0:3 verloren. Für mich war es dennoch der Höhepunkt meiner Karriere.

DFB.de: Wie lief das damals ab?

Meier: Als im Juni 1989 die DFB-Frauen in Osnabrück vor ausverkauftem Haus zum ersten Mal Europameisterinnen wurden, wurden auch die Verantwortlichen des DFV aufmerksam. Es wurde die Frage gestellt, ob es vielleicht eine Frauenfußball-WM geben werde. Ob Frauenfußball eventuell sogar olympisch werden würde? Wenig später war ich dann als Betreuerin in einem Ferienlager unterwegs und dann kam eine Mitspielerin zu mir und sagte, dass eine DDR-Nationalmannschaft gegründet werde und dass ich beim ersten Lehrgang dabei sein werde. 

DFB.de: Am 30. Oktober 1989 haben Sie sich dann zum ersten Lehrgang getroffen.

Meier: Das war in Leipzig. Als ich dort ankam, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben auf einem Kunstrasenplatz gestanden und einen Adidas-Ball am Fuß gehabt. Das war schon unglaublich. Ich habe in der dortigen Sportschule in dem Zimmer geschlafen, in dem vor ein paar Tagen noch Andreas Thom und Thomas Doll gewohnt hatten. Das war ein wahnsinniges Ereignis. Wir haben Adidas-Trainingsanzüge bekommen und die Presse schaute mal vorbei. Das war eine Welt, die wir vorher gar nicht kannten. Wir haben das genossen. Und elf Tage später, genau an meinem Geburtstag, ist dann die Mauer gefallen. In den Monaten danach haben wir alle befürchtet, dass es gar kein DDR-Länderspiel mehr geben werde.

DFB.de: Das es am 9. Mai 1990 aber dann doch gab.

Meier: Ja, aber vorher muss ich noch eine Geschichte erzählen, die zeigt, welche Bedeutung dieses Spiel für mich wirklich hatte. Wir hatten im Januar 1990 mit Jena in Jöllenbeck ein Spiel, das ist in der Nähe von Bielefeld. Offenbar habe ich da eine ganz gute Leistung gezeigt. Auf jeden Fall standen wenig später Verantwortliche von Grün-Weiß Brauweiler bei mir vor der Tür. Der Verein war damals führend im deutschen Frauenfußball, eine ganz große Nummer. Die wollten mich unbedingt holen. Ich habe dann dort heimlich im Februar ein Probetraining gemacht. Die haben mir alles erdenklich angeboten, wenn ich dort einen Vertrag unterschreiben würde. Sie hätten mir den Führerschein finanziert, ein Auto und eine Wohnung gestellt und noch vieles mehr. Aber ich habe aus ganz vielen verschiedenen Gründen abgesagt.

DFB.de: Bereuen Sie es im Rückblick, die Chance in Brauweiler nicht genutzt zu haben?

Meier: Nein, auf gar keinen Fall. Damals war es einfach die blanke Angst, das größte Spiel meiner Karriere womöglich verpassen zu können und außerdem hat es nicht in meine Lebensplanung gepasst. Mir war es sehr wichtig, dass ich mein Studium abschließe.

DFB.de: Und dann kam endlich das große Spiel.

Meier: Am Tag vorher habe ich unglaubliche Zahnschmerzen bekommen. Ich bin dann zum Arzt gegangen, damit er mich untersucht und fit macht für das Spiel am nächsten Tag. Er hat mir einen Zahn gezogen, leider war das der falsche Zahn. Das war mir dann auch egal: Ich habe trotzdem gespielt. Wir waren klar schlechter als die CSFR, die schon über 100 Länderspiele bestritten hatte zu diesem Zeitpunkt. Außerdem waren wir total aufgeregt. Niemand von uns konnte die normale Leistung abrufen. Aber ich bin noch heute stolz darauf, Teil dieses Teams gewesen zu sein. In meiner Wohnung hängt das Plakat, das das Spiel damals angekündigt hat.

DFB.de: Wie ging Ihre Karriere dann nach der Wende weiter?

Meier: Wir sind mit der HSG Uni Jena in der DDR Meister geworden und deshalb in die Bundesliga gekommen. In der ersten Saison waren wir völlig überfordert. Wir haben fünf Punkte geholt. Zwei Spiele haben wir gewonnen, einmal Unentschieden gespielt, den Rest teilweise klar verloren. Wir konnten mit Spielerinnen wie Silvia Neid, Doris Fitschen oder wie sie alle hießen, überhaupt nicht mithalten. Trotzdem war es eine irre Erfahrung. Auch wenn wir sang- und klanglos abgestiegen sind. 1993 bin ich dann zum Referendariat nach Kassel gegangen.

DFB.de: Damit war Ihre Zeit als Fußballerinnen beendet?

Meier: Ich habe dort bei dem kleineren Verein TSG Wilhelmshöhe als Spielertrainerin gearbeitet und wir sind von der sechsten in die zweite Liga aufgestiegen. 1996 habe ich an der Goethe-Schule in Kassel eine Stelle als Projektleiterin Talentförderung bekommen. Das Programm hat Berti Vogts ins Leben gerufen. Meine Schule war eine von fünf Projektschulen. Wir haben dann dort Talentförderung gemacht. In diesem Zusammenhang habe ich 1999 meine A-Lizenz gemacht, zusammen übrigens mit Hansi Flick.

DFB.de: Kurz danach wurden Sie Bundesligatrainerin.

Meier: Ich bin 2000 nach Köln gezogen und habe von 2001 bis 2005 den Bundesligisten SC 07 Bad Neuenahr trainiert. 2006 habe ich mir meinen Traum erfüllt und die Lizenz zum Fußball-Lehrer gemacht. Das war eine tolle Zeit und großartige Erfahrung, unter anderem mit Bruno Labbadia, Marc Wilmots und Thomas Tuchel. 2008 bin ich zum Zweitligist TuS Köln rrh. gegangen, dessen Frauenabteilung etwas später von Bayer 04 Leverkusen übernommen wurde. Das war eine surreale Geschichte, weil die Mädels vom TuS ausschließlich FC-Fans waren und sie sich nie hätten vorstellen können, für die konkurrierende Werkself aufzulaufen. Aber für mich war die Zeit bei Bayer grandios, weil wir toll integriert waren und sehr professionell arbeiten konnten. Wir sind dann in die erste Bundesliga aufgestiegen. Das war die schönste Station in meiner Trainerkarriere.

DFB.de: 2012 sind Sie dort ausgestiegen. Warum hat man Sie seitdem nicht mehr als Trainerin gesehen?

Meier: Ich hatte damals wegen des Fußballs in der Schule auf eine halbe Stelle reduziert. Aber auch im Frauenfußball wurden die Strukturen immer professioneller. Beides gleichzeitig zu machen hat nicht mehr funktioniert. Lehrerin zu sein war mein Beruf, Trainerin meine Leidenschaft. Ich habe mich dann für meinen Traumjob Lehrerin entschieden. 

DFB.de: Also haben Sie mit dem Fußball abgeschlossen?

Meier: Ganz und gar nicht. Ich bin in den Bereich der Nachwuchsförderung zurückgegangen. Ich trainiere seit 2012 an der Internationalen Schule in Bonn Jugendliche und bin DFB-Stützpunktrainerin in Köln seit diesem Jahr. Für mich fühlt sich das an wie eine Rückkehr zu den Wurzeln. Den Wochenendstress habe ich hinter mir gelassen. Mir macht es riesigen Spaß, mit jungen und talentierten Kindern zu arbeiten.

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