Deeskalationstraining für Schiedsrichter*innen-Lehrwarte

Am Freitag fand in Frankfurt am Main erstmals auf Bundesebene ein Deeskalationstraining für Schiedsrichter*innen statt. Catrin Wagner von der Kölner Coaching-Agentur Millimetertraining schulte die Schiedsrichter-Lehrwarte aus den 21 DFB-Landesverbänden in einem fünfstündigen Seminar über genau die Werkzeuge, die auf dem Platz helfen können, Dampf herauszunehmen und zur Sachlichkeit zurückzukehren.

"Wir verlieren die meisten Schiedsrichter im ersten Jahr", berichtet Lutz Wagner. Mit 197 Spielleitungen in der Bundesliga und mehr als 100 Spielen in der 2. Bundesliga zählt der 58-jährige Wagner bis heute zu Deutschlands Eliteschiedsrichtern mit den meisten Einsätzen. Für den DFB koordiniert er seit vielen Jahren die Ausbildung der Unparteiischen. "Die Zustände auf den Plätzen geben die meisten als Grund an, die schon nach einem Jahr die Pfeife an den Nagel hängen", sagt der DFB-Schiedsrichter*innen-Lehrwart.

Leicht ist der Job nicht. Bei den vielen praktischen Übungen, die Catrin Wagner einstreut, wird schnell klar: Alles was wir verbergen wollen, merken die anderen sofort. Unsicherheit der Unparteiischen wirkt im aufgeheizten Spiel wie das sprichwörtliche Blut im Haifischbecken. Einmal auf der Flucht ist es schwer, die Partie kontrolliert zu Ende zu bringen. Das erste Deeskalationstraining fand auch auf Anregung der DFB-Projektgruppe "Gegen Gewalt gegen Schiedsrichter*innen" statt, die unter Vorsitz des DFB-Vizepräsidenten Ronny Zimmermann kontinuierlich Maßnahmen zum Schutz der Unparteiischen entwickelt und vorantreibt.

Knackpunkt Körpersprache

"93 Prozent ihrer Kommunikation auf dem Feld läuft über die Körpersprache", erklärt Catrin Wagner den Lehrwarten aus ganz Deutschland. Dazu zählt die Körperhaltung, Gestik und Mimik, der Augenkontakt und die Bewegungsgeschwindigkeit.

Ziemlich zu Beginn beantworten die Lehrwarte ein paar zentrale Fragen. Wer zustimmt, steht auf, Sitzenbleiben heißt Verneinung. Locker werden und ehrlich machen also zu Beginn des Trainings. Ob man als Schiedsrichter schon mal eine brenzlige Situation erlebt habe? Alle stehen auf. Ist verbale Gewalt inzwischen die Normalität auf dem Fußballplatz? Die Hälfte steht auf. Kommen rassistische Anfeindungen häufig vor? Keiner steht auf. Das überrascht. Erst drei der 21 Lehrwarte mussten während ihrer aktiven Schiedsrichterlaufbahn ein Spiel abbrechen. Vielleicht auch ein Indiz für die Klasse der versammelten Lehrwarte?

Ruhe bewahren

Leichter noch als in der Kneipe oder im Club können Eskalationsmomente beim Fußball antizipiert werden: das brutale Einsteigen, ein Foul direkt vor der Bank, der Platzverweis. Das sind Momente im Spiel, bei denen oft der Deckel wegfliegt. Erfahrene Schiedsrichterwie Sandy Hoffmann betonen, wie wichtig es sei, gerade in diesem Moment die Ruhe zu bewahren. "Nicht beim Hinlaufen schon die Karte zücken und gleich auch noch den Spieler ansprechen. Lieber eins nach dem anderen machen." Für DFB-Lehrwart Lutz Wagner war der portugiesische Schiedsrichter Vitor Melo Pereira ein Meister dieser besonnenen und starken Körpersprache, aber auch Deniz Aytekin und Felix Brych seien sehr gut.

Nach dem Auftaktlehrgang für die Schiedsrichter*innen-Lehrwarte in Frankfurt sollen die Kurse nun vermehrt in den Landesverbänden stattfinden.

[th]

Am Freitag fand in Frankfurt am Main erstmals auf Bundesebene ein Deeskalationstraining für Schiedsrichter*innen statt. Catrin Wagner von der Kölner Coaching-Agentur Millimetertraining schulte die Schiedsrichter-Lehrwarte aus den 21 DFB-Landesverbänden in einem fünfstündigen Seminar über genau die Werkzeuge, die auf dem Platz helfen können, Dampf herauszunehmen und zur Sachlichkeit zurückzukehren.

"Wir verlieren die meisten Schiedsrichter im ersten Jahr", berichtet Lutz Wagner. Mit 197 Spielleitungen in der Bundesliga und mehr als 100 Spielen in der 2. Bundesliga zählt der 58-jährige Wagner bis heute zu Deutschlands Eliteschiedsrichtern mit den meisten Einsätzen. Für den DFB koordiniert er seit vielen Jahren die Ausbildung der Unparteiischen. "Die Zustände auf den Plätzen geben die meisten als Grund an, die schon nach einem Jahr die Pfeife an den Nagel hängen", sagt der DFB-Schiedsrichter*innen-Lehrwart.

Leicht ist der Job nicht. Bei den vielen praktischen Übungen, die Catrin Wagner einstreut, wird schnell klar: Alles was wir verbergen wollen, merken die anderen sofort. Unsicherheit der Unparteiischen wirkt im aufgeheizten Spiel wie das sprichwörtliche Blut im Haifischbecken. Einmal auf der Flucht ist es schwer, die Partie kontrolliert zu Ende zu bringen. Das erste Deeskalationstraining fand auch auf Anregung der DFB-Projektgruppe "Gegen Gewalt gegen Schiedsrichter*innen" statt, die unter Vorsitz des DFB-Vizepräsidenten Ronny Zimmermann kontinuierlich Maßnahmen zum Schutz der Unparteiischen entwickelt und vorantreibt.

Knackpunkt Körpersprache

"93 Prozent ihrer Kommunikation auf dem Feld läuft über die Körpersprache", erklärt Catrin Wagner den Lehrwarten aus ganz Deutschland. Dazu zählt die Körperhaltung, Gestik und Mimik, der Augenkontakt und die Bewegungsgeschwindigkeit.

Ziemlich zu Beginn beantworten die Lehrwarte ein paar zentrale Fragen. Wer zustimmt, steht auf, Sitzenbleiben heißt Verneinung. Locker werden und ehrlich machen also zu Beginn des Trainings. Ob man als Schiedsrichter schon mal eine brenzlige Situation erlebt habe? Alle stehen auf. Ist verbale Gewalt inzwischen die Normalität auf dem Fußballplatz? Die Hälfte steht auf. Kommen rassistische Anfeindungen häufig vor? Keiner steht auf. Das überrascht. Erst drei der 21 Lehrwarte mussten während ihrer aktiven Schiedsrichterlaufbahn ein Spiel abbrechen. Vielleicht auch ein Indiz für die Klasse der versammelten Lehrwarte?

Ruhe bewahren

Leichter noch als in der Kneipe oder im Club können Eskalationsmomente beim Fußball antizipiert werden: das brutale Einsteigen, ein Foul direkt vor der Bank, der Platzverweis. Das sind Momente im Spiel, bei denen oft der Deckel wegfliegt. Erfahrene Schiedsrichterwie Sandy Hoffmann betonen, wie wichtig es sei, gerade in diesem Moment die Ruhe zu bewahren. "Nicht beim Hinlaufen schon die Karte zücken und gleich auch noch den Spieler ansprechen. Lieber eins nach dem anderen machen." Für DFB-Lehrwart Lutz Wagner war der portugiesische Schiedsrichter Vitor Melo Pereira ein Meister dieser besonnenen und starken Körpersprache, aber auch Deniz Aytekin und Felix Brych seien sehr gut.

Nach dem Auftaktlehrgang für die Schiedsrichter*innen-Lehrwarte in Frankfurt sollen die Kurse nun vermehrt in den Landesverbänden stattfinden.

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