Däbritz: Die, die den Unterschied macht

Sara Däbritz ist im Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg eine feste Größe. Für die geborene Ambergerin ist das letzte Länderspiel vor der Weltmeisterschaft in Frankreich morgen gegen Chile (ab 17.45 Uhr, live in der ARD) in Regensburg ein Heimspiel. Wer die WM-Generalprobe der DFB-Frauen um Däbritz nicht verpassen möchte, kann sich an den Tageskassen der Continental-Arena noch mit Tickets versorgen.

Das erste Mal, als sie diese Art von Anruf bekam, hatte Sara Däbritz nicht damit gerechnet. Sie saß an ihrem Schreibtisch in Freiburg und lernte, zwei Prüfungen für ihr Fachabitur hatte sie schon geschrieben, als nächstes wurde ihr Wirtschaftswissen abgefragt. Aber das ist dann erstmal egal gewesen, am Telefon meldete sich Silvia Neid, die damalige Bundestrainerin.

Alexandra Popp hatte sich verletzt, sie konnte nicht mit zur Europameisterschaft nach Schweden. Und Neid wollte nun Däbritz dabeihaben, als mit 18 Jahren jüngste Spielerin, noch dazu unerfahren – nicht eine Minute hatte sie da für die Nationalmannschaft gespielt. In diesem Moment im Sommer 2013 aber ist Däbritz aufgenommen worden in den Kreis Deutschlands bester Fußballerinnen, aus dem sie seitdem nicht mehr wegzudenken ist.

Übersicht, Ruhe, Torgefahr: Däbritz macht den Unterschied

Als Mitte Mai ihr Telefon klingelte, und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sich meldete, hatte Däbritz dieses Mal schon damit gerechnet. Sechs Jahre nach ihrer ersten Nominierung ist die 24-Jährige eine jener Spielerinnen, die schon früh als gesetzt galten für die von 7. Juni bis 7. Juli in Frankreich stattfindende Weltmeisterschaft. Weil sie sich zu einer herausragenden offensiven Mittelfeldspielerin entwickelt hat, zu einer, die mit Übersicht und Ruhe agiert und torgefährlich sein kann:

In ihren bisher 59 Länderspielen hat Däbritz zehn Mal getroffen, in der Bundesliga in 149 Partien für den SC Freiburg und den FC Bayern München 38 Mal. Und weil sie inzwischen zu den Routiniers im Team gehört, die den entscheidenden Unterschied ausmachen können. Eine Überraschung wie damals wäre es nur gewesen, wenn Däbritz sich die WM vor dem Fernseher hätte anschauen müssen.

Däbritz: "Haben einen hohen Anspruch und wollen erfolgreich sein"

"Die Vorfreude ist schon jetzt riesengroß", sagt Däbritz vor dem letzten Vorbereitungsspiel gegen Chile in Regensburg. Von ihrer Familie und ihren Freunden werden einige im Stadion sitzen. Däbritz wurde im oberpfälzischen Amberg geboren, für sie ist das quasi ein Heimspiel. Es sind die letzten Tage auf dem Weg zu einem großen Turnier, bei dem Däbritz mit der Nationalmannschaft Geschichte schreiben könnte. Nach den WM-Titeln 2003 und 2007 sowie acht gewonnenen Europameisterschaften soll nach zuletzt nicht von Trophäen gekrönten Turnierteilnahmen wieder ein großer Erfolg folgen.

Die Erwartung an die deutsche Mannschaft ist traditionell hoch. "Wir haben aber auch selbst einen hohen Anspruch und wollen erfolgreich sein", sagt Däbritz. "Ich glaube, diese WM wird so spannend und so groß werden wir nie zuvor. So viele Mannschaften haben das Potenzial, den Titel zu gewinnen. Da muss alles passen."

Europameisterin und Olympiasiegerin

Wie es sich anfühlt, wenn alles passt, erlebte Sara Däbritz gleich bei ihrem ersten großen Turnier. Nach ihrem Debüt am 29. Juni 2013 beim 4:2 gegen Japan vor 46 104 Zuschauern in der Münchner Arena folgte ihr zweiter Einsatz bei der EM. Im dritten Gruppenspiel gegen Norwegen wurde Däbritz für Lena Lotzen
in der 80. Minute eingewechselt – elf Tage später stand sie im bunten Konfettiregen und hielt den Pokal in den Händen.

2016 folgte der unvergessliche Höhepunkt bei den Olympischen Spielen in Brasilien. Beim Auftakt gegen Simbabwe traf Däbritz zum 1:0 per Kopf, im zweiten Spiel gegen Australien zum Zwischenstand von 1:2 und schließlich auch noch im Halbfinale gegen Kanada zum 2:0-Endstand. Und dann, nach dem 2:1 im Finale gegen Schweden, war sie: Olympiasiegerin. Doch ein Jahr später folgte mit dem Ausscheiden im Viertelfinale bei der EM 2017 in den Niederlanden ihr erstes richtiges Tief mit den DFB-Frauen. Däbritz ging trotz großer Enttäuschung erstaunlich professionell damit um. Trotz einer zuvor großen Euphorie.

Neue Herausforderung bei Paris St. Germain

Warum es dieses Mal anders wird? "Wir sind alle daran gewachsen, die EM 2017 hat uns dabei geholfen, alles zu hinterfragen", sagt Däbritz. "Wir sind mit Martina und dem ganzen Trainerteam auf einem sehr guten Weg, entwickeln uns stetig weiter und spielen einen guten Fußball. Aber was letztendlich rauskommt, ist schwer einzuschätzen." Die Mischung aus erfahrenen und jungen, talentierten Spielerinnen stimmt, findet Däbritz. Für sie zählen das Kombinationsspiel, bei trotzdem hohem Tempo, die Zielstrebigkeit nach vorne und der große Wille zu den Stärken des Teams. Stärken, die sie durch ihre Spielweise und ihre Persönlichkeit mitprägt.

Nachdem sie von der SpVgg Ebermanndorf und der JFG Vilstal Rieden bei der SpVgg Weiden gelandet war und immer mit Jungs gespielt hatte, wechselte sie zum SC Freiburg in die Bundesliga und stand dort mit gerade einmal 16 Jahren gegen den FC Bayern zum ersten Mal auf dem Platz. 2015 schließlich ging sie zu genau jenem Verein, gegen den sie ihr erstes Bundesligaspiel mit 0:3 verloren hatte. Dass sie mit Bayern dieses Jahr lange in der Liga, im Pokal und in der Champions League Titelchancen hatte und am Ende doch leer ausging, hat sie abgehakt – immer den Blick nach vorne auf die nächste Herausforderung gerichtet.

Für Däbritz beginnt nach einer Zeit, in der sie sich persönlich und fußballerisch zu einer gestandenen Spielerin entwickelt hat, nun das nächste Kapitel. Ab der kommenden Saison wird sie im WM-Ausrichterland spielen, für Paris Saint-Germain. "Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und ich glaube, dass mich die Zeit im Ausland weiterbringt", sagt Däbritz. "Das war schon immer mein Traum, den habe ich mir nun einfach erfüllt." Und vielleicht folgt auf diesen wahr gewordenen Traum ja noch der nächste – bei der Weltmeisterschaft in Frankreich.

[dfb]

Sara Däbritz ist im Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg eine feste Größe. Für die geborene Ambergerin ist das letzte Länderspiel vor der Weltmeisterschaft in Frankreich morgen gegen Chile (ab 17.45 Uhr, live in der ARD) in Regensburg ein Heimspiel. Wer die WM-Generalprobe der DFB-Frauen um Däbritz nicht verpassen möchte, kann sich an den Tageskassen der Continental-Arena noch mit Tickets versorgen.

Das erste Mal, als sie diese Art von Anruf bekam, hatte Sara Däbritz nicht damit gerechnet. Sie saß an ihrem Schreibtisch in Freiburg und lernte, zwei Prüfungen für ihr Fachabitur hatte sie schon geschrieben, als nächstes wurde ihr Wirtschaftswissen abgefragt. Aber das ist dann erstmal egal gewesen, am Telefon meldete sich Silvia Neid, die damalige Bundestrainerin.

Alexandra Popp hatte sich verletzt, sie konnte nicht mit zur Europameisterschaft nach Schweden. Und Neid wollte nun Däbritz dabeihaben, als mit 18 Jahren jüngste Spielerin, noch dazu unerfahren – nicht eine Minute hatte sie da für die Nationalmannschaft gespielt. In diesem Moment im Sommer 2013 aber ist Däbritz aufgenommen worden in den Kreis Deutschlands bester Fußballerinnen, aus dem sie seitdem nicht mehr wegzudenken ist.

Übersicht, Ruhe, Torgefahr: Däbritz macht den Unterschied

Als Mitte Mai ihr Telefon klingelte, und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sich meldete, hatte Däbritz dieses Mal schon damit gerechnet. Sechs Jahre nach ihrer ersten Nominierung ist die 24-Jährige eine jener Spielerinnen, die schon früh als gesetzt galten für die von 7. Juni bis 7. Juli in Frankreich stattfindende Weltmeisterschaft. Weil sie sich zu einer herausragenden offensiven Mittelfeldspielerin entwickelt hat, zu einer, die mit Übersicht und Ruhe agiert und torgefährlich sein kann:

In ihren bisher 59 Länderspielen hat Däbritz zehn Mal getroffen, in der Bundesliga in 149 Partien für den SC Freiburg und den FC Bayern München 38 Mal. Und weil sie inzwischen zu den Routiniers im Team gehört, die den entscheidenden Unterschied ausmachen können. Eine Überraschung wie damals wäre es nur gewesen, wenn Däbritz sich die WM vor dem Fernseher hätte anschauen müssen.

Däbritz: "Haben einen hohen Anspruch und wollen erfolgreich sein"

"Die Vorfreude ist schon jetzt riesengroß", sagt Däbritz vor dem letzten Vorbereitungsspiel gegen Chile in Regensburg. Von ihrer Familie und ihren Freunden werden einige im Stadion sitzen. Däbritz wurde im oberpfälzischen Amberg geboren, für sie ist das quasi ein Heimspiel. Es sind die letzten Tage auf dem Weg zu einem großen Turnier, bei dem Däbritz mit der Nationalmannschaft Geschichte schreiben könnte. Nach den WM-Titeln 2003 und 2007 sowie acht gewonnenen Europameisterschaften soll nach zuletzt nicht von Trophäen gekrönten Turnierteilnahmen wieder ein großer Erfolg folgen.

Die Erwartung an die deutsche Mannschaft ist traditionell hoch. "Wir haben aber auch selbst einen hohen Anspruch und wollen erfolgreich sein", sagt Däbritz. "Ich glaube, diese WM wird so spannend und so groß werden wir nie zuvor. So viele Mannschaften haben das Potenzial, den Titel zu gewinnen. Da muss alles passen."

Europameisterin und Olympiasiegerin

Wie es sich anfühlt, wenn alles passt, erlebte Sara Däbritz gleich bei ihrem ersten großen Turnier. Nach ihrem Debüt am 29. Juni 2013 beim 4:2 gegen Japan vor 46 104 Zuschauern in der Münchner Arena folgte ihr zweiter Einsatz bei der EM. Im dritten Gruppenspiel gegen Norwegen wurde Däbritz für Lena Lotzen
in der 80. Minute eingewechselt – elf Tage später stand sie im bunten Konfettiregen und hielt den Pokal in den Händen.

2016 folgte der unvergessliche Höhepunkt bei den Olympischen Spielen in Brasilien. Beim Auftakt gegen Simbabwe traf Däbritz zum 1:0 per Kopf, im zweiten Spiel gegen Australien zum Zwischenstand von 1:2 und schließlich auch noch im Halbfinale gegen Kanada zum 2:0-Endstand. Und dann, nach dem 2:1 im Finale gegen Schweden, war sie: Olympiasiegerin. Doch ein Jahr später folgte mit dem Ausscheiden im Viertelfinale bei der EM 2017 in den Niederlanden ihr erstes richtiges Tief mit den DFB-Frauen. Däbritz ging trotz großer Enttäuschung erstaunlich professionell damit um. Trotz einer zuvor großen Euphorie.

Neue Herausforderung bei Paris St. Germain

Warum es dieses Mal anders wird? "Wir sind alle daran gewachsen, die EM 2017 hat uns dabei geholfen, alles zu hinterfragen", sagt Däbritz. "Wir sind mit Martina und dem ganzen Trainerteam auf einem sehr guten Weg, entwickeln uns stetig weiter und spielen einen guten Fußball. Aber was letztendlich rauskommt, ist schwer einzuschätzen." Die Mischung aus erfahrenen und jungen, talentierten Spielerinnen stimmt, findet Däbritz. Für sie zählen das Kombinationsspiel, bei trotzdem hohem Tempo, die Zielstrebigkeit nach vorne und der große Wille zu den Stärken des Teams. Stärken, die sie durch ihre Spielweise und ihre Persönlichkeit mitprägt.

Nachdem sie von der SpVgg Ebermanndorf und der JFG Vilstal Rieden bei der SpVgg Weiden gelandet war und immer mit Jungs gespielt hatte, wechselte sie zum SC Freiburg in die Bundesliga und stand dort mit gerade einmal 16 Jahren gegen den FC Bayern zum ersten Mal auf dem Platz. 2015 schließlich ging sie zu genau jenem Verein, gegen den sie ihr erstes Bundesligaspiel mit 0:3 verloren hatte. Dass sie mit Bayern dieses Jahr lange in der Liga, im Pokal und in der Champions League Titelchancen hatte und am Ende doch leer ausging, hat sie abgehakt – immer den Blick nach vorne auf die nächste Herausforderung gerichtet.

Für Däbritz beginnt nach einer Zeit, in der sie sich persönlich und fußballerisch zu einer gestandenen Spielerin entwickelt hat, nun das nächste Kapitel. Ab der kommenden Saison wird sie im WM-Ausrichterland spielen, für Paris Saint-Germain. "Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und ich glaube, dass mich die Zeit im Ausland weiterbringt", sagt Däbritz. "Das war schon immer mein Traum, den habe ich mir nun einfach erfüllt." Und vielleicht folgt auf diesen wahr gewordenen Traum ja noch der nächste – bei der Weltmeisterschaft in Frankreich.

###more###