"Coachin' U": Christian Wück über die U 17-EM

Die deutschen U 17-Junioren sind Europameister. Auf dramatische Weise holte das Team von Cheftrainer Christian Wück im Elfmeterschießen den Titel gegen Frankreich. Was waren die Schlüssel für den Erfolg? Wie formt man eine Junioren-Nationalmannschaft über mehrere Jahre? Welche Bedeutung hat der Titel in einer Zeit, in der die Nachwuchsförderung durchaus kritisch gesehen wird? Das und mehr beantwortet unser monatlicher Blog "Coachin‘ U" in der aktuellen Version. Diesmal mit Christian Wück, der den Titelgewinn und die zweieinhalb Jahre davor mit der Mannschaft von der U 15 bis zur U 17 einordnet.

Zum ersten Mal seit 14 Jahren holt eine deutsche U 17-Nationalmannschaft wieder den EM-Titel. Es war eine unglaubliche Erfahrung, die ich als Trainer in den zwei Wochen in Ungarn mit dem Team erleben durfte. "Wie schön kann Fußball sein?" habe ich mir in der Pause des DFB-Pokalfinals gedacht, als die Mannschaft im Olympiastadion geehrt wurde und die EM-Reise endete.

Die Bausteine für den Erfolg

Mit ein wenig Abstand ist mir bewusst geworden, dass die Mannschaft eine außergewöhnliche Leistung gezeigt hat! Den Titel hat uns zuvor keiner zugetraut. Wir sind mit dem Jahrgang zweieinhalb Jahre komplett unter dem Radar geflogen und dieser Jahrgang galt in Deutschland nicht als sehr talentiert. Wir haben jedoch das Gegenteil bewiesen. Es gibt mehrere Gründe und Bausteine für unseren Erfolg bei dem Turnier:

  • Wir haben es geschafft, die Spieler so zu begleiten, dass sie ein unbändiges Vertrauen entwickelt haben. Sowohl von uns an die Spieler als auch von den Spielern an das Trainer- und Funktionsteam.
  • Das Team hat einen leidenschaftlichen Antrieb entwickelt, erfolgreich zu sein. Wir haben uns zugetraut, es schaffen zu können – das gilt für jeden einzelnen, der dabei war.
  • Die Mannschaft hat im Laufe der Jahre eine enorme Mentalität entwickelt. Sie sind stolz darauf, das deutsche Trikot zu tragen. Sie sind sich bewusst, Deutschland im Ausland zu vertreten und diese Verantwortung auch zu tragen.
  • Wir haben jahrelang mit dem gleichen Staff zusammengearbeitet, da gab es beim Titelgewinn auch Tränen in den Augen. Die medizinische Abteilung hat eine Top-Performance hingelegt: Ihre Aufgabe war es, die Spieler zwischen den Spieltagen wieder auf das bestmögliche Level zu bekommen.

In der Gegnervorbereitung haben wir die Spieler exakt darauf vorbereitet, worauf sie achten müssen. Das galt für das eigenen Spiel genauso das Spiel des Gegners. Unsere Haupt-Leitlinien waren die Zuordnung mit und ohne Ball, die Positionierung im Rücken des Gegenspielers und die Kommunikation untereinander. Diese Aspekte standen mehr im Mittelpunkt als taktische Übungen.

Zufrieden trotz fehlender Konstanz

In der Rückschau haben sich die Jungs in den zweieinhalb Jahren genau so entwickelt, wie wir uns das vorgestellt haben. Bei den Leitlinien und Tugenden konnten wir stetig Fortschritte erkennen. Allerdings spiegelte sich das an den Ergebnissen nicht immer wider. Wir hatten zwischenzeitlich sehr gute Ergebnisse und Höhepunkte, wie beispielsweise unser 5:1 als U 16 gegen England. Die Konstanz fehlte aber und so sah es dann im nächsten Spiel wieder ganz anders aus. Trotzdem waren wir auch bei den Unentschieden und Niederlagen insgesamt mit den Leistungen zufrieden.

Wenn man überlegt, dass wir bei der EM zum ersten Mal nicht zur zwei Spiele, sondern sechs Spiele in Serie gewonnen haben, dann ist das eine Bestätigung dafür, dass es im Jugendfußball nicht nur um Ergebnisse gehen kann. Denn die Ergebnisse stellen sich bei einer guten Aus- und Fortbildung der Spieler von selbst ein.

Es gibt keinen Trainer, egal ob im Breitensport oder im NLZ, der sich über unseren Titel nicht freut. Ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Jugendtrainer wieder mal in den Mittelpunkt zu stellen und die Wertschätzung zu erhöhen. Wenn gespart wird, dann immer im Jugendbereich. Das ist der falsche Weg. Die Jugend muss mehr gefördert werden und im Mittelpunkt stehen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die U17-WM im Blick

Bei der EM haben wir auch ein weiteres Ziel erreicht: die Qualifikation für die WM im Herbst, die wir bereits mit der Halbfinalteilnahme sicher hatten. Als Europameister zur Weltmeisterschaft zu fahren, ist natürlich das Sahnehäubchen. Nun warten wir ab, wo die WM stattfindet, da dem Veranstalter Peru das Turnier entzogen wurde. Demnächst gibt die FIFA den Austragungsort bekannt. Dann warten wir auf die Auslosung und beginnen mit der Vorbereitung.

Aktuell genießen wir aber noch den EM-Titel! Mit der Begeisterung und dem Enthusiasmus, die die Mannschaft entwickelt hat, wird die WM auch ein Riesen-Erlebnis.

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Die deutschen U 17-Junioren sind Europameister. Auf dramatische Weise holte das Team von Cheftrainer Christian Wück im Elfmeterschießen den Titel gegen Frankreich. Was waren die Schlüssel für den Erfolg? Wie formt man eine Junioren-Nationalmannschaft über mehrere Jahre? Welche Bedeutung hat der Titel in einer Zeit, in der die Nachwuchsförderung durchaus kritisch gesehen wird? Das und mehr beantwortet unser monatlicher Blog "Coachin‘ U" in der aktuellen Version. Diesmal mit Christian Wück, der den Titelgewinn und die zweieinhalb Jahre davor mit der Mannschaft von der U 15 bis zur U 17 einordnet.

Zum ersten Mal seit 14 Jahren holt eine deutsche U 17-Nationalmannschaft wieder den EM-Titel. Es war eine unglaubliche Erfahrung, die ich als Trainer in den zwei Wochen in Ungarn mit dem Team erleben durfte. "Wie schön kann Fußball sein?" habe ich mir in der Pause des DFB-Pokalfinals gedacht, als die Mannschaft im Olympiastadion geehrt wurde und die EM-Reise endete.

Die Bausteine für den Erfolg

Mit ein wenig Abstand ist mir bewusst geworden, dass die Mannschaft eine außergewöhnliche Leistung gezeigt hat! Den Titel hat uns zuvor keiner zugetraut. Wir sind mit dem Jahrgang zweieinhalb Jahre komplett unter dem Radar geflogen und dieser Jahrgang galt in Deutschland nicht als sehr talentiert. Wir haben jedoch das Gegenteil bewiesen. Es gibt mehrere Gründe und Bausteine für unseren Erfolg bei dem Turnier:

  • Wir haben es geschafft, die Spieler so zu begleiten, dass sie ein unbändiges Vertrauen entwickelt haben. Sowohl von uns an die Spieler als auch von den Spielern an das Trainer- und Funktionsteam.
  • Das Team hat einen leidenschaftlichen Antrieb entwickelt, erfolgreich zu sein. Wir haben uns zugetraut, es schaffen zu können – das gilt für jeden einzelnen, der dabei war.
  • Die Mannschaft hat im Laufe der Jahre eine enorme Mentalität entwickelt. Sie sind stolz darauf, das deutsche Trikot zu tragen. Sie sind sich bewusst, Deutschland im Ausland zu vertreten und diese Verantwortung auch zu tragen.
  • Wir haben jahrelang mit dem gleichen Staff zusammengearbeitet, da gab es beim Titelgewinn auch Tränen in den Augen. Die medizinische Abteilung hat eine Top-Performance hingelegt: Ihre Aufgabe war es, die Spieler zwischen den Spieltagen wieder auf das bestmögliche Level zu bekommen.

In der Gegnervorbereitung haben wir die Spieler exakt darauf vorbereitet, worauf sie achten müssen. Das galt für das eigenen Spiel genauso das Spiel des Gegners. Unsere Haupt-Leitlinien waren die Zuordnung mit und ohne Ball, die Positionierung im Rücken des Gegenspielers und die Kommunikation untereinander. Diese Aspekte standen mehr im Mittelpunkt als taktische Übungen.

Zufrieden trotz fehlender Konstanz

In der Rückschau haben sich die Jungs in den zweieinhalb Jahren genau so entwickelt, wie wir uns das vorgestellt haben. Bei den Leitlinien und Tugenden konnten wir stetig Fortschritte erkennen. Allerdings spiegelte sich das an den Ergebnissen nicht immer wider. Wir hatten zwischenzeitlich sehr gute Ergebnisse und Höhepunkte, wie beispielsweise unser 5:1 als U 16 gegen England. Die Konstanz fehlte aber und so sah es dann im nächsten Spiel wieder ganz anders aus. Trotzdem waren wir auch bei den Unentschieden und Niederlagen insgesamt mit den Leistungen zufrieden.

Wenn man überlegt, dass wir bei der EM zum ersten Mal nicht zur zwei Spiele, sondern sechs Spiele in Serie gewonnen haben, dann ist das eine Bestätigung dafür, dass es im Jugendfußball nicht nur um Ergebnisse gehen kann. Denn die Ergebnisse stellen sich bei einer guten Aus- und Fortbildung der Spieler von selbst ein.

Es gibt keinen Trainer, egal ob im Breitensport oder im NLZ, der sich über unseren Titel nicht freut. Ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Jugendtrainer wieder mal in den Mittelpunkt zu stellen und die Wertschätzung zu erhöhen. Wenn gespart wird, dann immer im Jugendbereich. Das ist der falsche Weg. Die Jugend muss mehr gefördert werden und im Mittelpunkt stehen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die U17-WM im Blick

Bei der EM haben wir auch ein weiteres Ziel erreicht: die Qualifikation für die WM im Herbst, die wir bereits mit der Halbfinalteilnahme sicher hatten. Als Europameister zur Weltmeisterschaft zu fahren, ist natürlich das Sahnehäubchen. Nun warten wir ab, wo die WM stattfindet, da dem Veranstalter Peru das Turnier entzogen wurde. Demnächst gibt die FIFA den Austragungsort bekannt. Dann warten wir auf die Auslosung und beginnen mit der Vorbereitung.

Aktuell genießen wir aber noch den EM-Titel! Mit der Begeisterung und dem Enthusiasmus, die die Mannschaft entwickelt hat, wird die WM auch ein Riesen-Erlebnis.

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