Chefsachen: Sonderausstellung zu Sepp Herberger

Er ist der Vater des "Wunders von Bern" und der Bundestrainer mit der längsten Amtszeit. Am 28. März 2017 jährt sich der Geburtstag von Trainerlegende Sepp Herberger zum 120. Mal. Aus diesem Anlass plant das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund eine Sonderausstellung. Auch in der Dauerausstellung ist er mit einigen herausragenden Exponaten aus seinem Nachlass vertreten. Sie bilden das Porträt eines zielstrebigen Arbeiters und ebenso fürsorglichen wie strengen Fußballlehrers und zeigen, wie wenig Herberger das Wunder dem Zufall überlassen hat.

Der Ball, der nach Helmut Rahns berühmten Schuss aus dem Hintergrund im Netz des ungarischen Tores einschlug, zieht die Besucher des Deutschen Fußballmuseums gleich zu Beginn des Ausstellungsrundgangs in seinen Bann. Dieses 3:2 für die deutsche Nationalmannschaft gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner kam damals so unerwartet und war so ungewöhnlich, dass die Würdigung als sporthistorisches Ereignis nicht ausreichte. Hier musste etwas Übernatürliches geschehen sein - das "Wunder von Bern". Doch sein Schöpfer war ein kleiner Mann aus Mannheim, der zeitlebens mit allem beschäftigt war, nur nicht damit, in der Hoffnung auf bessere und erfolgreiche Zeiten auf irgendein Wunder zu warten.

Sepp Herberger war zielstrebig. Früh erkannte er seine Chance, den Fußball für seinen sozialen Aufstieg aus bescheidenen Verhältnissen zu nutzen. Bei den prägenden Spuren, die er als Bundestrainer hinterlassen hat, wird häufig übersehen, dass er auch ein herausragender Fußballer war, Nationalspieler sogar. Und er setzte klare Prioritäten. Seine Ehe, die 56 Jahre überdauern sollte, begann mit Verspätung. Zweimal wurde die Hochzeit mit seiner Eva verschoben, weil Spiele anstanden, an denen er unbedingt mitwirken wollte. Schließlich wurden die Ringe doch getauscht. Heute sind sie im Deutschen Fußballmuseum zu sehen und gewähren neben einem gemeinsamen Foto des Ehepaares einen Blick ins Private des "Chefs".

Bester Absolvent an der Hochschule für Leibesübungen

Als sich für Herberger die Möglichkeit bot, seine Trainer-Ausbildung zu intensivieren, verließ er das vertraute Mannheim und ging nach Berlin. An der dortigen Deutschen Hochschule für Leibesübungen erwies er sich als Musterschüler: "Herrn Josef Herberger für die beste Prüfung im Sommer-Semester 1930" steht auf einer Erinnerungsmedaille. Es dauerte nicht mal ein Jahrzehnt, ehe er die Leitung der Nationalmannschaft übernahm.

Während des Krieges dienten Länderspiele den Nationalsozialisten auch der propagandistischen Ablenkung. So oft es ging, lud Herberger zu Vorbereitungslehrgängen ein, um auf diese Weise seine Spieler vor Fronteinsätzen zu bewahren. Nach kriegsbedingter Pause wurde Herberger 1950 wieder offiziell zum Bundestrainer berufen, nachdem er sich in den Jahren zuvor als Dozent an der Sporthochschule Köln um die Trainerausbildung und die Talentförderung gekümmert und bereits 1949 einen Lehrgang zum Aufbau einer Nationalmannschaft geleitet hatte.

Mit dem ersten Länderspiel nach dem Krieg gegen die Schweiz begann die gezielte Entwicklung eines international konkurrenzfähigen Teams. Herbergers Analyse der Begegnung liest sich wie ein Manifest seiner Trainerphilosophie: "1:0! Ein Sieg der Mannschaft!!! Der Sieg einer Mannschaft, von der die Marschroute für das Spiel klar verstanden wurde, die nach einem einheitlichen Gedanken operierte, in Angriff und Abwehr stets und in allen Situationen e i n e M a n n s c h a f t war."



Er ist der Vater des "Wunders von Bern" und der Bundestrainer mit der längsten Amtszeit. Am 28. März 2017 jährt sich der Geburtstag von Trainerlegende Sepp Herberger zum 120. Mal. Aus diesem Anlass plant das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund eine Sonderausstellung. Auch in der Dauerausstellung ist er mit einigen herausragenden Exponaten aus seinem Nachlass vertreten. Sie bilden das Porträt eines zielstrebigen Arbeiters und ebenso fürsorglichen wie strengen Fußballlehrers und zeigen, wie wenig Herberger das Wunder dem Zufall überlassen hat.

Der Ball, der nach Helmut Rahns berühmten Schuss aus dem Hintergrund im Netz des ungarischen Tores einschlug, zieht die Besucher des Deutschen Fußballmuseums gleich zu Beginn des Ausstellungsrundgangs in seinen Bann. Dieses 3:2 für die deutsche Nationalmannschaft gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner kam damals so unerwartet und war so ungewöhnlich, dass die Würdigung als sporthistorisches Ereignis nicht ausreichte. Hier musste etwas Übernatürliches geschehen sein - das "Wunder von Bern". Doch sein Schöpfer war ein kleiner Mann aus Mannheim, der zeitlebens mit allem beschäftigt war, nur nicht damit, in der Hoffnung auf bessere und erfolgreiche Zeiten auf irgendein Wunder zu warten.

Sepp Herberger war zielstrebig. Früh erkannte er seine Chance, den Fußball für seinen sozialen Aufstieg aus bescheidenen Verhältnissen zu nutzen. Bei den prägenden Spuren, die er als Bundestrainer hinterlassen hat, wird häufig übersehen, dass er auch ein herausragender Fußballer war, Nationalspieler sogar. Und er setzte klare Prioritäten. Seine Ehe, die 56 Jahre überdauern sollte, begann mit Verspätung. Zweimal wurde die Hochzeit mit seiner Eva verschoben, weil Spiele anstanden, an denen er unbedingt mitwirken wollte. Schließlich wurden die Ringe doch getauscht. Heute sind sie im Deutschen Fußballmuseum zu sehen und gewähren neben einem gemeinsamen Foto des Ehepaares einen Blick ins Private des "Chefs".

Bester Absolvent an der Hochschule für Leibesübungen

Als sich für Herberger die Möglichkeit bot, seine Trainer-Ausbildung zu intensivieren, verließ er das vertraute Mannheim und ging nach Berlin. An der dortigen Deutschen Hochschule für Leibesübungen erwies er sich als Musterschüler: "Herrn Josef Herberger für die beste Prüfung im Sommer-Semester 1930" steht auf einer Erinnerungsmedaille. Es dauerte nicht mal ein Jahrzehnt, ehe er die Leitung der Nationalmannschaft übernahm.

Während des Krieges dienten Länderspiele den Nationalsozialisten auch der propagandistischen Ablenkung. So oft es ging, lud Herberger zu Vorbereitungslehrgängen ein, um auf diese Weise seine Spieler vor Fronteinsätzen zu bewahren. Nach kriegsbedingter Pause wurde Herberger 1950 wieder offiziell zum Bundestrainer berufen, nachdem er sich in den Jahren zuvor als Dozent an der Sporthochschule Köln um die Trainerausbildung und die Talentförderung gekümmert und bereits 1949 einen Lehrgang zum Aufbau einer Nationalmannschaft geleitet hatte.

Mit dem ersten Länderspiel nach dem Krieg gegen die Schweiz begann die gezielte Entwicklung eines international konkurrenzfähigen Teams. Herbergers Analyse der Begegnung liest sich wie ein Manifest seiner Trainerphilosophie: "1:0! Ein Sieg der Mannschaft!!! Der Sieg einer Mannschaft, von der die Marschroute für das Spiel klar verstanden wurde, die nach einem einheitlichen Gedanken operierte, in Angriff und Abwehr stets und in allen Situationen e i n e M a n n s c h a f t war."

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Reiseschreibmaschine stets griffbereit

Um solche Gedanken festzuhalten, hatte Herberger stets eine Reiseschreibmaschine griffbereit. Der Herberger-Nachlass enthält insgesamt 361 Aktenordner mit Überlegungen zu Spielern, Training und Wettkampf. Herberger kümmerte sich um alle Aspekte, die das Fußballspiel betreffen: von der konditionellen und strategischen Spielvorbereitung, über die taktische Analyse der gegnerischen Mannschaften und die psychologische Betreuung seiner Auswahlspieler bis hin zu den Detailfragen der sportlichen Ausrüstung, die er in regelmäßigen Korrespondenzen mit adidas-Gründer "Adi" Dassler erörterte.

Herberger verlangte viel von seinen Spielern. Toni Turek tadelte er in seinen Notizen mit den Worten: "Er ist nicht in Kondition. Das geht darauf zurück, dass es ihm an Einsicht, Verstand und eben all den Dingen mangelt, die das Letzte ausmachen. Er muss sich mächtig anstrengen, wenn er dabei bleiben will!!!" Herbergers Grundkonzept war so vermeintlich simpel wie seine Weisheiten, die bis heute die Fußballsprache beleben. Uwe Seeler, durch Herberger bereits als 17-Jähriger zu Länderspielehren gekommen, erinnert sich: "Herberger sagte immer zu uns: 'Männer, wenn ihr das einfache Spiel beherrscht, dann seid ihr Weltklasse. Aber das ist sehr schwer.'"

Herbergers Philosophie immer noch zeitgemäß

Die Besucher des Deutschen Fußballmuseums können bei einem Zitate-Quiz ihr Wissen über die Herberger-Weisheiten testen. Viele junge Gäste verharren an dieser interaktiven Station und können sich davon überzeugen, dass so mancher Spruch von seiner Aktualität nichts eingebüßt hat. Auch Uwe Seeler ist sich sicher: "Wenn man sich Herbergers Philosophie zu Herzen nimmt, dann spielt man auch heute einen erfolgreichen Fußball."

Damals auf jeden Fall. 1953, ein Jahr vor der Weltmeisterschaft, notierte Herberger während eines Lehrgangs in Malente sein klares Ziel: "Eine Mannschaft von internationaler Extraklasse" zu formen. Das ist ihm einwandfrei gelungen. Auch mit Toni Turek, bei dem er nach dem Schweiz-Länderspiel 1950 über seine ohnehin schon scharfe Kritik hinaus zu der für einen Torwart fatalen Einschätzung gelangt war: "Er kann sich nicht mehr werfen." Im Finale von Bern ist Turek geflogen wie ein Teufelskerl. Hier hat Herberger wohl tatsächlich ein Wunder vollbracht.

Ende März 2017 eröffnet im Deutschen Fußballmuseum die Sonderausstellung zu Sepp Herberger. Sie nähert sich dem Trainer-Phänomen aus seltener Perspektive. In der Entwicklung und Begründung seiner Philosophie spiegelt sich eine interdisziplinäre Vorgehensweise. Und eine aufwendige: Herbergers Privatbibliothek umfasste mehr 1400 Titel, und viele der Werke versah er mit persönlichen Notizen.

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