Bremens Wirtz: "Ich bin Kölnerin, deshalb ist das Spiel speziell"

Nach fünf Spielzeiten bei Bayer 04 Leverkusen kickt Juliane Wirtz seit Saisonbeginn für den SV Werder Bremen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Heute (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport und DAZN) geht es auf großer Bühne gegen ihren Heimatklub 1. FC Köln. Im DFB.de-Interview spricht die 22 Jahre alte Defensivspielerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Highlight-Spiel und Bruder Florian.

DFB.de: Der SV Werder Bremen empfängt den 1. FC Köln im großen wohninvest WESERSTADION vor einer fünfstelligen Kulisse. Wie groß ist die Vorfreude beim Team und bei Ihnen persönlich, Frau Wirtz?

Juliane Wirtz: Sehr, sehr groß natürlich. Wir bekommen die Vorbereitungen mit, man wird in dieser Woche unweigerlich öfter darauf angesprochen. Das verstärkt noch das Gefühl, dass ein besonderes Event auf uns wartet. Für mich persönlich geht ein Traum in Erfüllung.

DFB.de: Wird es die bislang größte Zuschauerzahl Ihrer Karriere?

Wirtz: Das wäre auf jeden Fall sehr cool. Während einer Mexikoreise haben wir mit Bayer 04 Leverkusen zwar mal im Aztekenstadion ein Freundschaftsspiel bestritten, da waren etwa 20.000 Fans dabei. Die Zuschauer*innen waren damals aber nicht in erster Linie wegen uns gekommen. Das wird diesmal ganz anders sein, zumal sich auch die aktive Fanszene angesagt hat, um uns anzufeuern und zu unterstützen. Ich kenne volle Stadien ja von meinem Bruder Flo. Für mich selbst war es aber nie so wirklich realistisch, in einem Ligaspiel vor einer solchen Kulisse performen zu dürfen. Umso mehr freue ich mich darauf.

DFB.de: Sie wurden beim 1. FC Köln ausgebildet, spielten zuletzt für den Rivalen Bayer 04 Leverkusen. Ist es für Sie deshalb auch ein besonderes Spiel?

Wirtz: Ja, klar. Bei Bayer 04 hatten die Duelle mit dem FC wegen des Derbycharakters immer einen besonderen Stellenwert. Ich bin aber auch selbst Kölnerin, deshalb ist es nach wie vor speziell. Ich denke allerdings nicht, dass ich deshalb besonders aufgeregt sein werde.

DFB.de: Gibt es noch Berührungspunkte zum FC?

Wirtz: In Laura Vogt, die den Sprung aus der zweiten Mannschaft in die Startformation geschafft hat, werde ich auf dem Platz auf eine gute Freundin von mir treffen. Das macht die Sache noch etwas cooler. Wenn man in der Stadt lebt, dann hat man aber auch sonst eine Verbindung zum dort größten Klub. Ich bin auch immer gerne dort ins Stadion gegangen, war beispielsweise auch beim Rekordspiel der FC-Frauen gegen Eintracht Frankfurt vor Ort.

DFB.de: Mit Ihrem Wechsel zum SV Werder Bremen haben Sie zum ersten Mal in Ihrer Karriere Ihre Heimat im Rheinland verlassen. Wie gut haben Sie sich bereits eingelebt?

Wirtz: Ich wurde sehr gut aufgenommen, fühle mich unheimlich wohl. Um ehrlich zu sein, hätte ich mir im Vorfeld nicht vorstellen können, dass es so schön sein kann.

DFB.de: Mit welchen Erwartungen hatten Sie sich denn für Werder Bremen entschieden?

Wirtz: Zum einen war Werder für mich - von außen betrachtet - schon immer ein sehr sympathischer Verein. Das hat sich voll bestätigt und gibt mir ein gutes Gefühl. Es geht sehr herzlich und familiär zu, das war mir auch besonders wichtig, zumal ich in der Tat zum ersten Mal von Hause weg bin. Sportlich war und ist es mein Ziel, wieder regelmäßiger zu spielen als zuletzt in Leverkusen und damit auch mein Selbstvertrauen zu stärken, um noch bessere Leistungen bringen zu können.

DFB.de: Welche besonderen Unterschiede zum Rheinland haben Sie in Norddeutschland festgestellt?

Wirtz: Gar nicht so viele. Von den sprichwörtlich unterkühlten Norddeutschen habe ich jedenfalls nichts bemerkt. (lacht) Eher sogar im Gegenteil. Alle sind sehr herzlich und zuvorkommend. Was den Stellenwert des Frauenfußballs angeht, ist Werder auf jeden Fall noch einmal einen Schritt weiter als einige andere Vereine. Der Stellenwert zeigt sich ja auch schon daran, dass wir jetzt schon zum zweiten Mal im großen Stadion antreten dürfen. In Leverkusen war das bisher noch nicht der Fall, wird eines Tages aber sicherlich auch passieren.

DFB.de: Sie gehörten in allen bisherigen Partien zur Startformation. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren eigenen Leistungen?

Wirtz: Ich habe mich von Anfang an im Team wohl gefühlt, bin aber auch selbstkritisch genug, um zu wissen, dass ich besser spielen kann. Da ist auf jeden Fall noch viel Luft nach oben, sowohl mit als auch gegen den Ball. Ich arbeite intensiv daran, die Abläufe zu verbessern, bekomme beispielsweise auch durch eine Videoanalyse mit unserem Co-Trainer wichtige Hinweise.

DFB.de: Haben Sie schon den Anspruch, eine Führungsrolle im Team zu übernehmen?

Wirtz: Nach inzwischen mehr als fünf Jahren in der Bundesliga sollte ich das auf jeden Fall von mir erwarten. Ich möchte niemandem auf die Füße treten, helfe aber gerne und will auch Verantwortung übernehmen. Ich denke, wir haben da einen guten Mix aus erfahrenen Spielerinnen, die zum Teil auch schon länger im Verein sind, und jungen Talenten. Jede ist gefordert, mit anzupacken.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Aussichten für den weiteren Saisonverlauf?

Wirtz: Unser Ziel ist es, so frühzeitig wie möglich den Klassenverbleib zu sichern. Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir das auch schaffen werden. Das Team hat sich schon in den vergangenen Jahren spielerisch deutlich weiterentwickelt. Das wollen wir fortsetzen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um die drei Punkte gegen den 1. FC Köln in Bremen zu behalten?

Wirtz: Wir wollen den Rückenwind der Fanunterstützung mitnehmen, dürfen uns aber von der Atmosphäre möglichst nicht zu sehr beeinflussen lassen. Wichtig wird es sein, von Beginn an eine gesunde Aggressivität ins Spiel zu bringen und Köln unter Druck zu setzen.

DFB.de: An diesem Wochenende ziehen auch der FC Bayern München und RB Leipzig in die großen Stadien um. Voraussichtlich werden so viele Zuschauer*innen kommen wie noch nie zuvor bei einem Spieltag der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Unterstreicht das den gestiegenen Stellenwert des Frauenfußballs?

Wirtz: Ja, absolut. Es ist einfach die bislang beste Zeit für uns Fußballerinnen. Wir bekommen jetzt die Aufmerksamkeit und die Bühne, die wir immer wollten. Und wir erhalten die Möglichkeit, den vielen Leuten, die ins Stadion kommen, etwas zurückzugeben. Die Entwicklung zeigt, dass das gestiegene Interesse am Frauenfußball nachhaltig ist.

DFB.de: Ist nach dem Abpfiff der Partie gegen den 1. FC Köln das Länderspiel der Nationalmannschaft der Männer in den USA am Samstagabend ein Pflichttermin?

Wirtz: Na klar. (lacht) Genau wie Flori sich für meine Spiele interessiert, so versuche ich natürlich, immer vor dem Fernseher zu sitzen, wenn er am Ball ist.

DFB.de: Wie ist nach der erstmaligen räumlichen Trennung der Austausch?

Wirtz: Wir sind immer in Verbindung, schreiben oder telefonieren regelmäßig. Ich versuche auch, so oft wie möglich nach Hause zu kommen. Vielleicht tut die Entfernung aber sogar auch mal gut, um noch mehr wertzuschätzen, was man aneinander hat.

DFB.de: Trauen Sie ihm mit Bayer 04 den erstmaligen Gewinn der Deutschen Meisterschaft zu?

Wirtz: Ich würde es den Jungs auf jeden Fall wünschen. Das wäre eine coole Sache für den Verein und die Region. Fakt ist, dass Flo in einer Topmannschaft spielt und es Spaß macht, dem Team zuzuschauen. Mal abwarten, was möglich ist. 

[mspw]

Nach fünf Spielzeiten bei Bayer 04 Leverkusen kickt Juliane Wirtz seit Saisonbeginn für den SV Werder Bremen in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Heute (ab 14 Uhr, live bei MagentaSport und DAZN) geht es auf großer Bühne gegen ihren Heimatklub 1. FC Köln. Im DFB.de-Interview spricht die 22 Jahre alte Defensivspielerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Highlight-Spiel und Bruder Florian.

DFB.de: Der SV Werder Bremen empfängt den 1. FC Köln im großen wohninvest WESERSTADION vor einer fünfstelligen Kulisse. Wie groß ist die Vorfreude beim Team und bei Ihnen persönlich, Frau Wirtz?

Juliane Wirtz: Sehr, sehr groß natürlich. Wir bekommen die Vorbereitungen mit, man wird in dieser Woche unweigerlich öfter darauf angesprochen. Das verstärkt noch das Gefühl, dass ein besonderes Event auf uns wartet. Für mich persönlich geht ein Traum in Erfüllung.

DFB.de: Wird es die bislang größte Zuschauerzahl Ihrer Karriere?

Wirtz: Das wäre auf jeden Fall sehr cool. Während einer Mexikoreise haben wir mit Bayer 04 Leverkusen zwar mal im Aztekenstadion ein Freundschaftsspiel bestritten, da waren etwa 20.000 Fans dabei. Die Zuschauer*innen waren damals aber nicht in erster Linie wegen uns gekommen. Das wird diesmal ganz anders sein, zumal sich auch die aktive Fanszene angesagt hat, um uns anzufeuern und zu unterstützen. Ich kenne volle Stadien ja von meinem Bruder Flo. Für mich selbst war es aber nie so wirklich realistisch, in einem Ligaspiel vor einer solchen Kulisse performen zu dürfen. Umso mehr freue ich mich darauf.

DFB.de: Sie wurden beim 1. FC Köln ausgebildet, spielten zuletzt für den Rivalen Bayer 04 Leverkusen. Ist es für Sie deshalb auch ein besonderes Spiel?

Wirtz: Ja, klar. Bei Bayer 04 hatten die Duelle mit dem FC wegen des Derbycharakters immer einen besonderen Stellenwert. Ich bin aber auch selbst Kölnerin, deshalb ist es nach wie vor speziell. Ich denke allerdings nicht, dass ich deshalb besonders aufgeregt sein werde.

DFB.de: Gibt es noch Berührungspunkte zum FC?

Wirtz: In Laura Vogt, die den Sprung aus der zweiten Mannschaft in die Startformation geschafft hat, werde ich auf dem Platz auf eine gute Freundin von mir treffen. Das macht die Sache noch etwas cooler. Wenn man in der Stadt lebt, dann hat man aber auch sonst eine Verbindung zum dort größten Klub. Ich bin auch immer gerne dort ins Stadion gegangen, war beispielsweise auch beim Rekordspiel der FC-Frauen gegen Eintracht Frankfurt vor Ort.

DFB.de: Mit Ihrem Wechsel zum SV Werder Bremen haben Sie zum ersten Mal in Ihrer Karriere Ihre Heimat im Rheinland verlassen. Wie gut haben Sie sich bereits eingelebt?

Wirtz: Ich wurde sehr gut aufgenommen, fühle mich unheimlich wohl. Um ehrlich zu sein, hätte ich mir im Vorfeld nicht vorstellen können, dass es so schön sein kann.

DFB.de: Mit welchen Erwartungen hatten Sie sich denn für Werder Bremen entschieden?

Wirtz: Zum einen war Werder für mich - von außen betrachtet - schon immer ein sehr sympathischer Verein. Das hat sich voll bestätigt und gibt mir ein gutes Gefühl. Es geht sehr herzlich und familiär zu, das war mir auch besonders wichtig, zumal ich in der Tat zum ersten Mal von Hause weg bin. Sportlich war und ist es mein Ziel, wieder regelmäßiger zu spielen als zuletzt in Leverkusen und damit auch mein Selbstvertrauen zu stärken, um noch bessere Leistungen bringen zu können.

DFB.de: Welche besonderen Unterschiede zum Rheinland haben Sie in Norddeutschland festgestellt?

Wirtz: Gar nicht so viele. Von den sprichwörtlich unterkühlten Norddeutschen habe ich jedenfalls nichts bemerkt. (lacht) Eher sogar im Gegenteil. Alle sind sehr herzlich und zuvorkommend. Was den Stellenwert des Frauenfußballs angeht, ist Werder auf jeden Fall noch einmal einen Schritt weiter als einige andere Vereine. Der Stellenwert zeigt sich ja auch schon daran, dass wir jetzt schon zum zweiten Mal im großen Stadion antreten dürfen. In Leverkusen war das bisher noch nicht der Fall, wird eines Tages aber sicherlich auch passieren.

DFB.de: Sie gehörten in allen bisherigen Partien zur Startformation. Wie zufrieden sind Sie mit Ihren eigenen Leistungen?

Wirtz: Ich habe mich von Anfang an im Team wohl gefühlt, bin aber auch selbstkritisch genug, um zu wissen, dass ich besser spielen kann. Da ist auf jeden Fall noch viel Luft nach oben, sowohl mit als auch gegen den Ball. Ich arbeite intensiv daran, die Abläufe zu verbessern, bekomme beispielsweise auch durch eine Videoanalyse mit unserem Co-Trainer wichtige Hinweise.

DFB.de: Haben Sie schon den Anspruch, eine Führungsrolle im Team zu übernehmen?

Wirtz: Nach inzwischen mehr als fünf Jahren in der Bundesliga sollte ich das auf jeden Fall von mir erwarten. Ich möchte niemandem auf die Füße treten, helfe aber gerne und will auch Verantwortung übernehmen. Ich denke, wir haben da einen guten Mix aus erfahrenen Spielerinnen, die zum Teil auch schon länger im Verein sind, und jungen Talenten. Jede ist gefordert, mit anzupacken.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Aussichten für den weiteren Saisonverlauf?

Wirtz: Unser Ziel ist es, so frühzeitig wie möglich den Klassenverbleib zu sichern. Ich bin absolut davon überzeugt, dass wir das auch schaffen werden. Das Team hat sich schon in den vergangenen Jahren spielerisch deutlich weiterentwickelt. Das wollen wir fortsetzen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um die drei Punkte gegen den 1. FC Köln in Bremen zu behalten?

Wirtz: Wir wollen den Rückenwind der Fanunterstützung mitnehmen, dürfen uns aber von der Atmosphäre möglichst nicht zu sehr beeinflussen lassen. Wichtig wird es sein, von Beginn an eine gesunde Aggressivität ins Spiel zu bringen und Köln unter Druck zu setzen.

DFB.de: An diesem Wochenende ziehen auch der FC Bayern München und RB Leipzig in die großen Stadien um. Voraussichtlich werden so viele Zuschauer*innen kommen wie noch nie zuvor bei einem Spieltag der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Unterstreicht das den gestiegenen Stellenwert des Frauenfußballs?

Wirtz: Ja, absolut. Es ist einfach die bislang beste Zeit für uns Fußballerinnen. Wir bekommen jetzt die Aufmerksamkeit und die Bühne, die wir immer wollten. Und wir erhalten die Möglichkeit, den vielen Leuten, die ins Stadion kommen, etwas zurückzugeben. Die Entwicklung zeigt, dass das gestiegene Interesse am Frauenfußball nachhaltig ist.

DFB.de: Ist nach dem Abpfiff der Partie gegen den 1. FC Köln das Länderspiel der Nationalmannschaft der Männer in den USA am Samstagabend ein Pflichttermin?

Wirtz: Na klar. (lacht) Genau wie Flori sich für meine Spiele interessiert, so versuche ich natürlich, immer vor dem Fernseher zu sitzen, wenn er am Ball ist.

DFB.de: Wie ist nach der erstmaligen räumlichen Trennung der Austausch?

Wirtz: Wir sind immer in Verbindung, schreiben oder telefonieren regelmäßig. Ich versuche auch, so oft wie möglich nach Hause zu kommen. Vielleicht tut die Entfernung aber sogar auch mal gut, um noch mehr wertzuschätzen, was man aneinander hat.

DFB.de: Trauen Sie ihm mit Bayer 04 den erstmaligen Gewinn der Deutschen Meisterschaft zu?

Wirtz: Ich würde es den Jungs auf jeden Fall wünschen. Das wäre eine coole Sache für den Verein und die Region. Fakt ist, dass Flo in einer Topmannschaft spielt und es Spaß macht, dem Team zuzuschauen. Mal abwarten, was möglich ist. 

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