Aurich-Trainer Stefan Wilts: "Bereits Historisches erreicht"

Als Meister der Staffel Nord/Nordost der B-Juniorinnen-Bundesliga tritt die SpVg Aurich, die rund 77 Kilometer nordwestlich von Oldenburg im Ostfriesland ihr zu Hause hat, heute (ab 15 Uhr) zum Halbfinalhinspiel um die Deutsche Meisterschaft beim Süd-Staffelsieger Eintracht Frankfurt an. Aurichs Trainer Stefan Wilts (41) erklärt im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Peter Haidinger den Erfolg.

DFB.de: Ihr Team steht bereits seit einigen Wochen erstmals als Teilnehmer an der Endrunde um die Deutsche B-Juniorinnen-Meisterschaft fest. Wird es Zeit, sich neue Ziele zu setzen, Herr Wilts?

Stefan Wilts: Wir richten den Blick immer nur Schritt für Schritt nach vorne. Nachdem frühzeitig feststand, dass wir uns für die Endrunde qualifizieren werden, hatten wir uns den Staffelsieg zum Ziel gesteckt. Nachdem uns auch das gelungen ist, streben wir jetzt zunächst den Einzug in das Finale an. Die Deutsche Meisterschaft wäre tatsächlich die Kirsche auf der Sahnetorte.

DFB.de: Wie schwer war es, die Spannung im Saisonfinale hochzuhalten?

Wilts: Da wir die Zielsetzung mit dem Staffelsieg nach oben korrigiert hatten, war es relativ einfach. Die jüngste 0:1-Niederlage beim VfL Wolfsburg war das einzige Spiel, in dem es für uns um nichts mehr ging, weil wir den ersten Platz bereits sicher hatten. Ich hatte das Team deshalb komplett durchgewechselt und auch einige Spielerinnen eingesetzt, die vorher nicht so oft zum Einsatz gekommen waren.

DFB.de: Wie sehr kribbelt es bereits im Team für das Halbfinalhinspiel bei Eintracht Frankfurt?

Wilts: Unsere Spielerinnen sind alle sehr charakterfest, keinesfalls aufgeregt, sprechen nicht permanent über das anstehende Halbfinale. Das Team geht die Aufgabe sehr gelassen und fokussiert an. Dennoch wissen wir natürlich, dass uns eine schwere Aufgabe erwartet.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Aufgabe ein und worauf wird es für Ihr Team ankommen?

Wilts: Wir müssen bei Eintracht Frankfurt genauso auftreten und das abrufen, was wir über die gesamte Saison gezeigt haben. Dann können wir auch erfolgreich sein. Grundsätzlich kann man sagen, dass es kein leichtes Halbfinale gibt. Das wäre auch nicht anders, wenn wir gegen Bayer 04 Leverkusen oder den SV Meppen hätten spielen müssen.

DFB.de: Sie haben bislang nur für die SpVg Aurich gearbeitet. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Wilts: Ich bin seit zwölf Jahren für die SpVg Aurich tätig, weiterhin ehrgeizig und setze mir hohe Ziele. Nach unserem Bundesligaaufstieg 2018/2019 wurde gemutmaßt, dass wir sofort wieder absteigen. In unserem allerersten Spiel hatten wir damals beim VfL Wolfsburg einen Punkt geholt und uns von Jahr zu Jahr weiterentwickelt. Das wollen wir auch in Zukunft fortsetzen. Sollte es in diesem Jahr nicht mit dem Finaleinzug klappen, werden wir in der kommenden Saison einen neuen Versuch starten.

DFB.de: Mit Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, dem SV Meppen und der SpVg Aurich stehen ausschließlich Vereine im Halbfinale, die noch nie Deutscher B-Juniorinnen-Meister waren. Wie heiß ist Ihr Team, etwas Historisches zu erreichen?

Wilts: Mit der Teilnahme an der Endrunde hat die Mannschaft bereits Historisches erreicht. Natürlich träumen die Spielerinnen und wir als Trainerteam vom möglichen Titelgewinn, würden am liebsten am Ende die Meisterschale in Händen halten. Im Vergleich zu den anderen Mannschaften verspüren wir überhaupt keinen Druck. Von der Papierform treten wir als klarer Außenseiter gegen Vereine an, deren Frauenteams allesamt in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga spielen. Frankfurt hat fast eine Millionen Einwohner, Aurich ist eine Stadt mit 40.000 Menschen. Unsere Frauen spielen in der Oberliga, kämpfen aber gerade um den Aufstieg in die Regionalliga Nord. Auch hier geht es also aufwärts.

DFB.de: Ihr Team gab die Tabellenführung nur einmal in dieser Spielzeit ab. Wann war Ihnen klar, dass der Lauf keine "Eintagsfliege" ist und Ihr Team oben bleiben wird?

Wilts: Nach der Winterpause wusste ich, dass wir es packen können, weil uns kein Gegner wirklich deutlich überlegen war. Wir hatten in diesem Spiel unsere Chancen.

DFB.de: Wier lautet das Geheimnis für das überraschend erfolgreiche Abschneiden?

Wilts: In erster Linie ist es die individuelle Klasse unserer Spielerinnen. Wir haben insgesamt in 18 Ligaspielen nur neun Gegentore kassiert, was für die gesamte Mannschaft spricht. Das Team harmoniert sowohl sportlich als auch im sozialen Umfeld sehr gut miteinander. Im Sommer steht immer ein zehntägiges Trainingslager auf dem Programm. Im Winter schlagen wir immer für eine Woche unsere Zelte in der Türkei auf, was auch nicht jeder Bundesligist den Mädchen bieten kann. Vor jedem Auswärtsspiel gibt es ein gemeinsames Abendessen in einem Restaurant, was für die Gemeinschaft förderlich ist. Ein Großteil des Kaders wohnt genau wie ich direkt in Aurich, wir sehen uns praktisch jeden Tag. Dadurch sind die Spielerinnen untereinander auch sehr gut vernetzt.

DFB.de: In der zurückliegenden Saison hatte Ihr Team in der Staffel Nord/Nordost noch 20 Punkte Rückstand auf den späteren Deutschen Meister Hamburger SV. In welchen Bereichen hat Ihr Team die größten Fortschritte gemacht?

Wilts: Wir haben uns vor allem in der Offensive stark verbessert. Die Qualität im Kader ist aber auch insgesamt gestiegen.

DFB.de: Ihr Team hat namhafte Vereine wie den VfL Wolfsburg, den SV Werder Bremen und den aktuellen Deutschen Meister Hamburger SV hinter sich gelassen. Erfüllt Sie der Blick auf die Abschlusstabelle auch ein wenig mit Stolz?

Wilts: Das kann man so stehen lassen. (lacht) Anders als in der Vergangenheit hatte der VfL Wolfsburg den jüngsten 1:0-Erfolg gegen uns riesig gefeiert, obwohl wir nicht einmal in Bestbesetzung angetreten waren. Daran sieht man, welchen Stellenwert wir uns mittlerweile auch bei anderen Vereinen erarbeitet haben.

DFB.de: Die SpVg Aurich ist bereits seit 2018 in der höchsten deutschen B-Juniorinnen-Spielklasse vertreten. Wie kann sich Ihr vergleichsweise kleiner Verein aus Dauer gegenüber der hochkarätigen Konkurrenz behaupten?

Wilts: Wenn wir Kontakte zu Spielerinnen in unserer Region aufnehmen, bekommen wir oft zu hören, dass sie lieber für den SV Werder Bremen, den SV Meppen oder den VfL Wolfsburg spielen wollen, weil deren Frauenmannschaften höherklassig aktiv sind. Die Talente erhoffen sich dort bessere Perspektivmöglichkeiten, obwohl es - realistisch gesehen - die wenigsten bis ganz nach oben schaffen werden. Diejenigen, die sich dennoch für uns entscheiden, geben uns ein gutes Feedback und bereuen ihren Schritt nicht. Bei uns bekommen die Talente sehr viel geboten. Wir sind mittlerweile auch rund um das Team mit Mannschaftsarzt und Physioabteilung hochprofessionell aufgestellt.

[mspw]

Als Meister der Staffel Nord/Nordost der B-Juniorinnen-Bundesliga tritt die SpVg Aurich, die rund 77 Kilometer nordwestlich von Oldenburg im Ostfriesland ihr zu Hause hat, heute (ab 15 Uhr) zum Halbfinalhinspiel um die Deutsche Meisterschaft beim Süd-Staffelsieger Eintracht Frankfurt an. Aurichs Trainer Stefan Wilts (41) erklärt im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Peter Haidinger den Erfolg.

DFB.de: Ihr Team steht bereits seit einigen Wochen erstmals als Teilnehmer an der Endrunde um die Deutsche B-Juniorinnen-Meisterschaft fest. Wird es Zeit, sich neue Ziele zu setzen, Herr Wilts?

Stefan Wilts: Wir richten den Blick immer nur Schritt für Schritt nach vorne. Nachdem frühzeitig feststand, dass wir uns für die Endrunde qualifizieren werden, hatten wir uns den Staffelsieg zum Ziel gesteckt. Nachdem uns auch das gelungen ist, streben wir jetzt zunächst den Einzug in das Finale an. Die Deutsche Meisterschaft wäre tatsächlich die Kirsche auf der Sahnetorte.

DFB.de: Wie schwer war es, die Spannung im Saisonfinale hochzuhalten?

Wilts: Da wir die Zielsetzung mit dem Staffelsieg nach oben korrigiert hatten, war es relativ einfach. Die jüngste 0:1-Niederlage beim VfL Wolfsburg war das einzige Spiel, in dem es für uns um nichts mehr ging, weil wir den ersten Platz bereits sicher hatten. Ich hatte das Team deshalb komplett durchgewechselt und auch einige Spielerinnen eingesetzt, die vorher nicht so oft zum Einsatz gekommen waren.

DFB.de: Wie sehr kribbelt es bereits im Team für das Halbfinalhinspiel bei Eintracht Frankfurt?

Wilts: Unsere Spielerinnen sind alle sehr charakterfest, keinesfalls aufgeregt, sprechen nicht permanent über das anstehende Halbfinale. Das Team geht die Aufgabe sehr gelassen und fokussiert an. Dennoch wissen wir natürlich, dass uns eine schwere Aufgabe erwartet.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Aufgabe ein und worauf wird es für Ihr Team ankommen?

Wilts: Wir müssen bei Eintracht Frankfurt genauso auftreten und das abrufen, was wir über die gesamte Saison gezeigt haben. Dann können wir auch erfolgreich sein. Grundsätzlich kann man sagen, dass es kein leichtes Halbfinale gibt. Das wäre auch nicht anders, wenn wir gegen Bayer 04 Leverkusen oder den SV Meppen hätten spielen müssen.

DFB.de: Sie haben bislang nur für die SpVg Aurich gearbeitet. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Wilts: Ich bin seit zwölf Jahren für die SpVg Aurich tätig, weiterhin ehrgeizig und setze mir hohe Ziele. Nach unserem Bundesligaaufstieg 2018/2019 wurde gemutmaßt, dass wir sofort wieder absteigen. In unserem allerersten Spiel hatten wir damals beim VfL Wolfsburg einen Punkt geholt und uns von Jahr zu Jahr weiterentwickelt. Das wollen wir auch in Zukunft fortsetzen. Sollte es in diesem Jahr nicht mit dem Finaleinzug klappen, werden wir in der kommenden Saison einen neuen Versuch starten.

DFB.de: Mit Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, dem SV Meppen und der SpVg Aurich stehen ausschließlich Vereine im Halbfinale, die noch nie Deutscher B-Juniorinnen-Meister waren. Wie heiß ist Ihr Team, etwas Historisches zu erreichen?

Wilts: Mit der Teilnahme an der Endrunde hat die Mannschaft bereits Historisches erreicht. Natürlich träumen die Spielerinnen und wir als Trainerteam vom möglichen Titelgewinn, würden am liebsten am Ende die Meisterschale in Händen halten. Im Vergleich zu den anderen Mannschaften verspüren wir überhaupt keinen Druck. Von der Papierform treten wir als klarer Außenseiter gegen Vereine an, deren Frauenteams allesamt in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga spielen. Frankfurt hat fast eine Millionen Einwohner, Aurich ist eine Stadt mit 40.000 Menschen. Unsere Frauen spielen in der Oberliga, kämpfen aber gerade um den Aufstieg in die Regionalliga Nord. Auch hier geht es also aufwärts.

DFB.de: Ihr Team gab die Tabellenführung nur einmal in dieser Spielzeit ab. Wann war Ihnen klar, dass der Lauf keine "Eintagsfliege" ist und Ihr Team oben bleiben wird?

Wilts: Nach der Winterpause wusste ich, dass wir es packen können, weil uns kein Gegner wirklich deutlich überlegen war. Wir hatten in diesem Spiel unsere Chancen.

DFB.de: Wier lautet das Geheimnis für das überraschend erfolgreiche Abschneiden?

Wilts: In erster Linie ist es die individuelle Klasse unserer Spielerinnen. Wir haben insgesamt in 18 Ligaspielen nur neun Gegentore kassiert, was für die gesamte Mannschaft spricht. Das Team harmoniert sowohl sportlich als auch im sozialen Umfeld sehr gut miteinander. Im Sommer steht immer ein zehntägiges Trainingslager auf dem Programm. Im Winter schlagen wir immer für eine Woche unsere Zelte in der Türkei auf, was auch nicht jeder Bundesligist den Mädchen bieten kann. Vor jedem Auswärtsspiel gibt es ein gemeinsames Abendessen in einem Restaurant, was für die Gemeinschaft förderlich ist. Ein Großteil des Kaders wohnt genau wie ich direkt in Aurich, wir sehen uns praktisch jeden Tag. Dadurch sind die Spielerinnen untereinander auch sehr gut vernetzt.

DFB.de: In der zurückliegenden Saison hatte Ihr Team in der Staffel Nord/Nordost noch 20 Punkte Rückstand auf den späteren Deutschen Meister Hamburger SV. In welchen Bereichen hat Ihr Team die größten Fortschritte gemacht?

Wilts: Wir haben uns vor allem in der Offensive stark verbessert. Die Qualität im Kader ist aber auch insgesamt gestiegen.

DFB.de: Ihr Team hat namhafte Vereine wie den VfL Wolfsburg, den SV Werder Bremen und den aktuellen Deutschen Meister Hamburger SV hinter sich gelassen. Erfüllt Sie der Blick auf die Abschlusstabelle auch ein wenig mit Stolz?

Wilts: Das kann man so stehen lassen. (lacht) Anders als in der Vergangenheit hatte der VfL Wolfsburg den jüngsten 1:0-Erfolg gegen uns riesig gefeiert, obwohl wir nicht einmal in Bestbesetzung angetreten waren. Daran sieht man, welchen Stellenwert wir uns mittlerweile auch bei anderen Vereinen erarbeitet haben.

DFB.de: Die SpVg Aurich ist bereits seit 2018 in der höchsten deutschen B-Juniorinnen-Spielklasse vertreten. Wie kann sich Ihr vergleichsweise kleiner Verein aus Dauer gegenüber der hochkarätigen Konkurrenz behaupten?

Wilts: Wenn wir Kontakte zu Spielerinnen in unserer Region aufnehmen, bekommen wir oft zu hören, dass sie lieber für den SV Werder Bremen, den SV Meppen oder den VfL Wolfsburg spielen wollen, weil deren Frauenmannschaften höherklassig aktiv sind. Die Talente erhoffen sich dort bessere Perspektivmöglichkeiten, obwohl es - realistisch gesehen - die wenigsten bis ganz nach oben schaffen werden. Diejenigen, die sich dennoch für uns entscheiden, geben uns ein gutes Feedback und bereuen ihren Schritt nicht. Bei uns bekommen die Talente sehr viel geboten. Wir sind mittlerweile auch rund um das Team mit Mannschaftsarzt und Physioabteilung hochprofessionell aufgestellt.

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