Arne Janssen: "Routenplaner roter Faden in der Ausbildung"

Der Jahresstart hätte für den Trainer*innen-Entwickler der weiblichen U-Teams, Arne Janssen, an einem ungemütlicheren Ort starten können. Gemeinsam mit den U 16- und U 17-Juniorinnen reiste der 41-Jährige, der vergangenen März den Posten von Britta Carlson (Co-Trainerin A-Nationalmannschaft) übernahm, ins Wintertrainingslager nach Marbella. Im Interview mit DFB.de sprach er über die Zeit vor Ort und die Tätigkeitsfelder als Trainer*innen-Entwickler.  

DFB.de: Die U 16- und U 17-Juniorinnen sind zum Jahresstart gemeinsam nach Marbella geflogen. Welche Inhalte standen im Fokus?  

Arne Janssen: Da die Mannschaften sich in verschiedenen Situationen befinden, standen mannschaftsbezogen andere Inhalte im Fokus. Bei den U 16-Mädels sind wir meistens in kleinen Gruppen und sehr positionsspezifisch unterwegs. Dort stehen häufig noch die technischen Basics und individual- beziehungsweise gruppentaktische Inhalte im Vordergrund. Für die U 17-Juniorinnen geht es bereits mehr um Mannschaftsabstimmung, Spieleröffnung und Themen wie Pressing im Teamverbund – auch wenn hier Basiskompetenzen wie beispielsweise die individuelle Positionierung stets von großer Bedeutung sind. Das Trainingslager dient uns nicht nur zur Turniervorbereitung, sondern auch zur Förderung jeder einzelnen Spielerin.

DFB.de: Was ist die Grundidee hinter einem gemeinsamen Trainingslager von U 16 und U 17?  

Janssen: Zum einen wollen wir die Zusammenarbeit zwischen unseren Trainerteams fördern und das Verständnis als großes Team stärken. Das Trainingslager bietet allen Experten eine Plattform, sich über ihre Bereiche auszutauschen. So können wir unsere Trainingsinhalte und Spielideen abgleichen und weiterentwickeln. Zum anderen können sich die Mädels hier kennenlernen und jahrgangsübergreifend voneinander lernen. Wir nutzen vor Ort auch das gesamte 14-köpfige Trainer*innenteam, um die Mädels individueller zu betreuen. Neben der unmittelbaren Förderung kann dies den Spielerinnen den Sprung in eine höhere U-Mannschaft erleichtern.

DFB.de: Für die U 17-Juniorinnen stand zum Jahresauftakt ein Test gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien auf dem Programm. Auch wenn der 0:4-Endstand bereits nach 26 Minuten auf der Anzeigetafel stand, war der Test dennoch wertvoll? 

Janssen: Jedes Spiel ist wertvoll, da wir daraus Erfahrungen sammeln, Erkenntnisse ziehen können und so Fortschritte machen. Spanien ist nicht ohne Grund zweimal in Folge Weltmeister geworden und im Nachwuchs Benchmark. Zu dieser Zeit gegen so einen Gegner spielen zu können, ist besonders herausfordernd und lehrreich. Auch wenn wir uns natürlich wünschen, jedes Spiel zu gewinnen, steht das Ergebnis in dieser Phase nicht im Vordergrund. Weiterhin ist auch zu bedenken, dass wir zuvor intensiv trainiert haben und die letzte Spritzigkeit und Dynamik in unserem Spiel gefehlt hat. Jedoch waren die Spanierinnen uns in der Passsicherheit, -schärfe und -präzision voraus. Das Ergebnis soll für uns Ansporn sein, weiter hart zu arbeiten. Ziel muss es sein, dass wir im Sommer bei der EM wieder aufeinandertreffen und die Spanierinnen nach dem Spiel uns gratulieren.

DFB.de: Die U 16-Nationalmannschaft hat kurzfristig auch noch einen Testspielgegner gefunden.  

Janssen: Genau. Mit der 2. Frauenmannschaft des FC Malaga konnten wir kurzfristig einen passenden Gegner finden. Die Herausforderung, gegen die Wucht von Frauen zu spielen haben unsere Mädels super angenommen. Wir haben es geschafft, dagegen zu halten, unsere fußballerischen Vorteile zu nutzen und am Ende verdient mit 2:1 gewonnen. Aber auch hier sehen wir weniger das Ergebnis als die Erfahrung und die Entwicklung im gesamten Trainingslager, die durch das Spiel abgerundet wurden.

DFB.de: Im März sind Sie seit einem Jahr als Nachfolge von Britta Carlson Trainer*innen-Entwickler für weibliche U-Teams. Beschreiben Sie einmal prägnant Ihren Aufgabenbereich.

Janssen: Neben den bereits angesprochenen Aufgaben aus dem Trainingslager, wollen wir den von Britta Carlsson und dem gesamten Team entwickelten Routenplaner als roten Faden von der U 15 bis zur U 20 umsetzen und unsere Schwerpunkte aufeinander aufbauen.
Weiterhin zählt zu meinen Aufgaben, die Top-Talente besonders im Fokus zu behalten. Die Spielerin steht immer im Zentrum unseres Handels. Wir helfen individuell, um für sie den besten Weg zu finden. Dabei ist unser gemeinsames Ziel, eine hohe Anzahl an Spielerinnen auf höchstem Niveau auszubilden und an die Frauen-Nationalmannschaft heranzuführen.
Der Austausch mit den Landesverbänden und Vereinen hat für mich einen besonderen Wert. Wir alle haben das Ziel, den Mädchen- und Frauenfußball weiter zu stärken - dafür ist eine Optimierung der Strukturen von hoher Bedeutung.

DFB.de: Welche Schwerpunkte haben Sie in ihrer Arbeit bisher gesetzt? 

Janssen: Im ersten Jahr war es für mich wesentlich, in vielen persönlichen Treffen Beziehungen aufzubauen und Vertrauen zu den Trainerkolleg*innen zu schaffen. Inhaltlich haben wir uns konkret dem Ballbesitzspiel, unserem Spielaufbau und der Verbesserung unseres Spiels ins letzte Drittel gewidmet. Weiterhin habe ich tiefe Einblicke in die vielen DFB-Projekte rund um die Förderung des Frauenfußballs sowie die Entwicklung und der Ausbildung der Trainer*innen gesammelt. Die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen unserer Akademie, die uns in spannenden Spezialgebieten, wie Schlaf, Ernährung oder Verletzungsprävention unterstützen, war ebenfalls wichtig.
Im Kerngeschäft waren wir an allen Turnieren beteiligt und hatten im U-Bereich mit je zwei Europa- und Weltmeisterschaften ein sehr intensives Turnierjahr. Dabei habe ich unsere Trainer*innenteams vor Ort begleitet und unterstützt. Es war spannend, unser Leistungsniveau und die Benchmarks in der Welt kennenzulernen.

DFB.de: Welche Besonderheiten gibt es in der Arbeit mit Trainer*innen im weiblichen U-Nationalmannschaftsbereich?  

Janssen: Im Vergleich zum Juniorenfußball haben wir nicht die gleiche Leistungsdichte bei den Spielerinnen. Dafür können wir die Mädels häufiger einladen und so weiterentwickeln. Grundsätzlich gilt für das Arbeiten im Nachwuchs und der Talententwicklung für unsere Nationaltrainer*innen, die Balance zwischen Ausbildung und Ergebnisorientierung zu finden. Es liegt in unserer Natur, immer gewinnen zu wollen und so viele Titel wie möglich zu erringen.  Die langfristige Entwicklung von Spielerinnen steht stets im Vordergrund. Dazu müssen wir uns für die großen Turniere qualifizieren, da diese Erfahrungen durch kein Training zu ersetzen sind. Trotzdem dürfen wir nicht nur mannschaftstaktisch, sondern auch altersspezifisch trainieren. Alle Beteiligten sollen mutig sein und auch Fehler machen dürfen, aus denen wir dann lernen.
Besonders hervorzuheben in unserem Bereich ist die Nähe und Vertrautheit unserer Trainer*innen zum Trainerteam der Frauen-Nationalmannschaft. Die Bundestrainerin lebt Transparenz, offene Kommunikation und Gemeinschaftsgefühl vor und motiviert damit das ganze Team. Dies verdeutlicht, dass alle Beteiligten großen Aufwand betreiben, um den gesamten Frauenfußball zu stärken.

DFB.de: In diese Zeit fielen jetzt schon einige Turniere, mit denen Sie sicherlich unterschiedlich zufrieden waren. Wie fällt Ihr Gesamtfazit aus?  

Janssen: Insgesamt sehr zufrieden. Wir haben im vergangenen Jahr im gesamten Frauenbereich ein absolut positives Bild abgegeben. Die U 17 hat für den DFB den einzigen Titel in diesem Jahr geholt und damit auch mir einen besonderen Start in meine Aufgabe beschert. Auch bei der WM haben sie mit dem 4. Platz ein beachtliches Ergebnis erzielt und die Medaille nur knapp verpasst. In diesen Turnierspielen geht es für die Akteurinnen auf dem Platz immer um alles. Dennoch machen wir die Bewertung nicht nur davon abhängig, ob wir den Titel geholt haben oder in der Vorrunde ausgeschieden sind, sondern auch von der Spielleistung und den Rahmenbedingungen. So hatte die U 19 und U 20 eine denkbar ungünstige Vorbereitung mit wenigen Maßnahmen, verbunden mit einer immensen Doppelbelastung für das Trainerteam von Kathrin Peter. Dies gilt es zu verbessern, damit das gesamte Team ihre Potenziale ausschöpfen kann, um auch dort in die Weltspitze zu gelangen. Andere Nationen schlafen nicht und leisten hervorragende Arbeit. Sie fordern uns damit heraus, weiter voranzugehen.

DFB.de: Durch den Finaleinzug der A-Nationalmannschaft erfährt der Frauenfußball einen Aufschwung. Spüren Sie diesen auch? 

Janssen: Ja absolut. Ich habe in einem Turnier noch nie so hochwertigen und dynamischen Frauenfußball gesehen. Was die DFB-Auswahl auf dem Platz und in der Außendarstellung geleistet hat, war sensationell. Die Offenheit und das Interesse in Fußball-Deutschland sind derzeit viel größer, als es noch vor einem Jahr der Fall war. Das merken wir in der Wahrnehmung. Der klassische Fußballfan schaut den Frauen inzwischen gerne und respektvoll zu. Die Leistungen und Begeisterung haben zudem dafür gesorgt, dass sich wesentlich mehr junge fußballbegeisterte Mädchen in den Vereinen angemeldet haben. Viele große Lizenzvereine der Männer öffnen sich dem Frauenfußball und erhöhen ihr Engagement. Dies ist eine große Chance, die Bedingungen und Professionalität insgesamt nachhaltig zu verbessern.

DFB.de: Die A-Nationalmannschaft hat vor allem auch als eingeschworenes Team überzeugt. Wie eingeschworen ist denn das Trainer*innen-Team schon? 

Janssen: Wir haben ganz verschiedene und klasse Typen mit vielfältigen Erfahrungen in unseren Reihen, die gegenseitig voneinander profitieren. Der Vergleich zu einer Mannschaft, die gemeinsam auf dem Platz steht, fällt schwer. Wir arbeiten aber stetig an unserem Miteinander und forcieren es durch gemeinsame Treffen, abgestimmte Lehrgänge und gegenseitige Besuche. Wir sind alles Fußballer*innen und somit Teamplayer. Potenziale sind aber sicher noch da. In der Zukunft könnte man diese ausschöpfen, indem man Trainingszeiten oder das Trainingslager mit allen Trainer*innen nutzt, um unser großes Know-how so vielen Mädels wie möglich zur Verfügung zu stellen und das Teamgefühl sowie das Miteinander noch weiter zu stärken.  

[dfb]

Der Jahresstart hätte für den Trainer*innen-Entwickler der weiblichen U-Teams, Arne Janssen, an einem ungemütlicheren Ort starten können. Gemeinsam mit den U 16- und U 17-Juniorinnen reiste der 41-Jährige, der vergangenen März den Posten von Britta Carlson (Co-Trainerin A-Nationalmannschaft) übernahm, ins Wintertrainingslager nach Marbella. Im Interview mit DFB.de sprach er über die Zeit vor Ort und die Tätigkeitsfelder als Trainer*innen-Entwickler.  

DFB.de: Die U 16- und U 17-Juniorinnen sind zum Jahresstart gemeinsam nach Marbella geflogen. Welche Inhalte standen im Fokus?  

Arne Janssen: Da die Mannschaften sich in verschiedenen Situationen befinden, standen mannschaftsbezogen andere Inhalte im Fokus. Bei den U 16-Mädels sind wir meistens in kleinen Gruppen und sehr positionsspezifisch unterwegs. Dort stehen häufig noch die technischen Basics und individual- beziehungsweise gruppentaktische Inhalte im Vordergrund. Für die U 17-Juniorinnen geht es bereits mehr um Mannschaftsabstimmung, Spieleröffnung und Themen wie Pressing im Teamverbund – auch wenn hier Basiskompetenzen wie beispielsweise die individuelle Positionierung stets von großer Bedeutung sind. Das Trainingslager dient uns nicht nur zur Turniervorbereitung, sondern auch zur Förderung jeder einzelnen Spielerin.

DFB.de: Was ist die Grundidee hinter einem gemeinsamen Trainingslager von U 16 und U 17?  

Janssen: Zum einen wollen wir die Zusammenarbeit zwischen unseren Trainerteams fördern und das Verständnis als großes Team stärken. Das Trainingslager bietet allen Experten eine Plattform, sich über ihre Bereiche auszutauschen. So können wir unsere Trainingsinhalte und Spielideen abgleichen und weiterentwickeln. Zum anderen können sich die Mädels hier kennenlernen und jahrgangsübergreifend voneinander lernen. Wir nutzen vor Ort auch das gesamte 14-köpfige Trainer*innenteam, um die Mädels individueller zu betreuen. Neben der unmittelbaren Förderung kann dies den Spielerinnen den Sprung in eine höhere U-Mannschaft erleichtern.

DFB.de: Für die U 17-Juniorinnen stand zum Jahresauftakt ein Test gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien auf dem Programm. Auch wenn der 0:4-Endstand bereits nach 26 Minuten auf der Anzeigetafel stand, war der Test dennoch wertvoll? 

Janssen: Jedes Spiel ist wertvoll, da wir daraus Erfahrungen sammeln, Erkenntnisse ziehen können und so Fortschritte machen. Spanien ist nicht ohne Grund zweimal in Folge Weltmeister geworden und im Nachwuchs Benchmark. Zu dieser Zeit gegen so einen Gegner spielen zu können, ist besonders herausfordernd und lehrreich. Auch wenn wir uns natürlich wünschen, jedes Spiel zu gewinnen, steht das Ergebnis in dieser Phase nicht im Vordergrund. Weiterhin ist auch zu bedenken, dass wir zuvor intensiv trainiert haben und die letzte Spritzigkeit und Dynamik in unserem Spiel gefehlt hat. Jedoch waren die Spanierinnen uns in der Passsicherheit, -schärfe und -präzision voraus. Das Ergebnis soll für uns Ansporn sein, weiter hart zu arbeiten. Ziel muss es sein, dass wir im Sommer bei der EM wieder aufeinandertreffen und die Spanierinnen nach dem Spiel uns gratulieren.

DFB.de: Die U 16-Nationalmannschaft hat kurzfristig auch noch einen Testspielgegner gefunden.  

Janssen: Genau. Mit der 2. Frauenmannschaft des FC Malaga konnten wir kurzfristig einen passenden Gegner finden. Die Herausforderung, gegen die Wucht von Frauen zu spielen haben unsere Mädels super angenommen. Wir haben es geschafft, dagegen zu halten, unsere fußballerischen Vorteile zu nutzen und am Ende verdient mit 2:1 gewonnen. Aber auch hier sehen wir weniger das Ergebnis als die Erfahrung und die Entwicklung im gesamten Trainingslager, die durch das Spiel abgerundet wurden.

DFB.de: Im März sind Sie seit einem Jahr als Nachfolge von Britta Carlson Trainer*innen-Entwickler für weibliche U-Teams. Beschreiben Sie einmal prägnant Ihren Aufgabenbereich.

Janssen: Neben den bereits angesprochenen Aufgaben aus dem Trainingslager, wollen wir den von Britta Carlsson und dem gesamten Team entwickelten Routenplaner als roten Faden von der U 15 bis zur U 20 umsetzen und unsere Schwerpunkte aufeinander aufbauen.
Weiterhin zählt zu meinen Aufgaben, die Top-Talente besonders im Fokus zu behalten. Die Spielerin steht immer im Zentrum unseres Handels. Wir helfen individuell, um für sie den besten Weg zu finden. Dabei ist unser gemeinsames Ziel, eine hohe Anzahl an Spielerinnen auf höchstem Niveau auszubilden und an die Frauen-Nationalmannschaft heranzuführen.
Der Austausch mit den Landesverbänden und Vereinen hat für mich einen besonderen Wert. Wir alle haben das Ziel, den Mädchen- und Frauenfußball weiter zu stärken - dafür ist eine Optimierung der Strukturen von hoher Bedeutung.

DFB.de: Welche Schwerpunkte haben Sie in ihrer Arbeit bisher gesetzt? 

Janssen: Im ersten Jahr war es für mich wesentlich, in vielen persönlichen Treffen Beziehungen aufzubauen und Vertrauen zu den Trainerkolleg*innen zu schaffen. Inhaltlich haben wir uns konkret dem Ballbesitzspiel, unserem Spielaufbau und der Verbesserung unseres Spiels ins letzte Drittel gewidmet. Weiterhin habe ich tiefe Einblicke in die vielen DFB-Projekte rund um die Förderung des Frauenfußballs sowie die Entwicklung und der Ausbildung der Trainer*innen gesammelt. Die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen unserer Akademie, die uns in spannenden Spezialgebieten, wie Schlaf, Ernährung oder Verletzungsprävention unterstützen, war ebenfalls wichtig.
Im Kerngeschäft waren wir an allen Turnieren beteiligt und hatten im U-Bereich mit je zwei Europa- und Weltmeisterschaften ein sehr intensives Turnierjahr. Dabei habe ich unsere Trainer*innenteams vor Ort begleitet und unterstützt. Es war spannend, unser Leistungsniveau und die Benchmarks in der Welt kennenzulernen.

DFB.de: Welche Besonderheiten gibt es in der Arbeit mit Trainer*innen im weiblichen U-Nationalmannschaftsbereich?  

Janssen: Im Vergleich zum Juniorenfußball haben wir nicht die gleiche Leistungsdichte bei den Spielerinnen. Dafür können wir die Mädels häufiger einladen und so weiterentwickeln. Grundsätzlich gilt für das Arbeiten im Nachwuchs und der Talententwicklung für unsere Nationaltrainer*innen, die Balance zwischen Ausbildung und Ergebnisorientierung zu finden. Es liegt in unserer Natur, immer gewinnen zu wollen und so viele Titel wie möglich zu erringen.  Die langfristige Entwicklung von Spielerinnen steht stets im Vordergrund. Dazu müssen wir uns für die großen Turniere qualifizieren, da diese Erfahrungen durch kein Training zu ersetzen sind. Trotzdem dürfen wir nicht nur mannschaftstaktisch, sondern auch altersspezifisch trainieren. Alle Beteiligten sollen mutig sein und auch Fehler machen dürfen, aus denen wir dann lernen.
Besonders hervorzuheben in unserem Bereich ist die Nähe und Vertrautheit unserer Trainer*innen zum Trainerteam der Frauen-Nationalmannschaft. Die Bundestrainerin lebt Transparenz, offene Kommunikation und Gemeinschaftsgefühl vor und motiviert damit das ganze Team. Dies verdeutlicht, dass alle Beteiligten großen Aufwand betreiben, um den gesamten Frauenfußball zu stärken.

DFB.de: In diese Zeit fielen jetzt schon einige Turniere, mit denen Sie sicherlich unterschiedlich zufrieden waren. Wie fällt Ihr Gesamtfazit aus?  

Janssen: Insgesamt sehr zufrieden. Wir haben im vergangenen Jahr im gesamten Frauenbereich ein absolut positives Bild abgegeben. Die U 17 hat für den DFB den einzigen Titel in diesem Jahr geholt und damit auch mir einen besonderen Start in meine Aufgabe beschert. Auch bei der WM haben sie mit dem 4. Platz ein beachtliches Ergebnis erzielt und die Medaille nur knapp verpasst. In diesen Turnierspielen geht es für die Akteurinnen auf dem Platz immer um alles. Dennoch machen wir die Bewertung nicht nur davon abhängig, ob wir den Titel geholt haben oder in der Vorrunde ausgeschieden sind, sondern auch von der Spielleistung und den Rahmenbedingungen. So hatte die U 19 und U 20 eine denkbar ungünstige Vorbereitung mit wenigen Maßnahmen, verbunden mit einer immensen Doppelbelastung für das Trainerteam von Kathrin Peter. Dies gilt es zu verbessern, damit das gesamte Team ihre Potenziale ausschöpfen kann, um auch dort in die Weltspitze zu gelangen. Andere Nationen schlafen nicht und leisten hervorragende Arbeit. Sie fordern uns damit heraus, weiter voranzugehen.

DFB.de: Durch den Finaleinzug der A-Nationalmannschaft erfährt der Frauenfußball einen Aufschwung. Spüren Sie diesen auch? 

Janssen: Ja absolut. Ich habe in einem Turnier noch nie so hochwertigen und dynamischen Frauenfußball gesehen. Was die DFB-Auswahl auf dem Platz und in der Außendarstellung geleistet hat, war sensationell. Die Offenheit und das Interesse in Fußball-Deutschland sind derzeit viel größer, als es noch vor einem Jahr der Fall war. Das merken wir in der Wahrnehmung. Der klassische Fußballfan schaut den Frauen inzwischen gerne und respektvoll zu. Die Leistungen und Begeisterung haben zudem dafür gesorgt, dass sich wesentlich mehr junge fußballbegeisterte Mädchen in den Vereinen angemeldet haben. Viele große Lizenzvereine der Männer öffnen sich dem Frauenfußball und erhöhen ihr Engagement. Dies ist eine große Chance, die Bedingungen und Professionalität insgesamt nachhaltig zu verbessern.

DFB.de: Die A-Nationalmannschaft hat vor allem auch als eingeschworenes Team überzeugt. Wie eingeschworen ist denn das Trainer*innen-Team schon? 

Janssen: Wir haben ganz verschiedene und klasse Typen mit vielfältigen Erfahrungen in unseren Reihen, die gegenseitig voneinander profitieren. Der Vergleich zu einer Mannschaft, die gemeinsam auf dem Platz steht, fällt schwer. Wir arbeiten aber stetig an unserem Miteinander und forcieren es durch gemeinsame Treffen, abgestimmte Lehrgänge und gegenseitige Besuche. Wir sind alles Fußballer*innen und somit Teamplayer. Potenziale sind aber sicher noch da. In der Zukunft könnte man diese ausschöpfen, indem man Trainingszeiten oder das Trainingslager mit allen Trainer*innen nutzt, um unser großes Know-how so vielen Mädels wie möglich zur Verfügung zu stellen und das Teamgefühl sowie das Miteinander noch weiter zu stärken.  

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