Frauen-Nationalmannschaft

Bartusiak: "Ich traue unserer Mannschaft sehr viel zu"

28.06.2025
Bartusiak: "Es ist bei allen zu spüren, wie viel es ihnen bedeutet, eine EM für Deutschland spielen zu können" Foto: Yuliia Perekopaiko/DFB

Nach einer zweitägigen Pause ist die deutsche Frauen-Nationalmannschaft in ihr zweites Trainingslager vor der UEFA Women's EURO 2025 gestartet. Am Freitag, 4. Juli (ab 21 Uhr, live in der ARD), bestreitet das Team von Bundestrainer Christian Wück ihr EM-Auftaktspiel gegen Polen. Assistenztrainerin Saskia Bartusiak spricht in der Endphase der Vorbereitung mit DFB.de über die Stimmung in der Mannschaft, das Zusammenspiel im Trainer*innnen-Team und ihre Vorfreude auf das Turnier in der Schweiz.

DFB.de: Frau Bartusiak, die Mannschaft ist nach einer kurzen Pause wieder zusammengekommen. Eine Woche, dann geht’s los – mit dem Spiel gegen Polen startet Deutschland in die EURO. Wie nehmen Sie die Stimmung im Team wahr, wie groß sind Anspannung und Vorfreude?

Saskia Bartusiak: Zunächst ist wichtig, dass alle wieder wohlbehalten zu uns zurückgekommen sind. Was ich sagen kann, ist, dass bei allen eine riesige Positivität herrscht. Anspannung und Vorfreude sind schon die richtigen Begriffe, wobei die Vorfreude alles andere überlagert. Es war gut, dass alle noch einmal eine Pause hatten, aber jetzt geht’s los, jetzt ist unser Fokus voll auf das Turnier gerichtet. Es ist bei allen zu spüren, wie sehr sie brennen und wie viel es ihnen bedeutet, eine EM für Deutschland spielen zu können.

DFB.de: Das neue Trainer*innen-Team arbeitet seit einem knappen Jahr mit der Mannschaft. Wie würden Sie die Entwicklung seither beschreiben?

Bartusiak: Am Anfang ging es vor allem darum, das gesamte Team – die Spielerinnen und das Team hinter dem Team – kennenzulernen, in den Austausch zu kommen und unsere Spielidee zu vermitteln. Natürlich gab es auf diesem Weg auch Rückschläge, aber insgesamt sind wir sehr zufrieden. Die Mannschaft hat unsere Gedanken angenommen und die Art, wie wir spielen wollen, immer mehr verinnerlicht. Wir sind zusammengewachsen, jeder Lehrgang hat dabei geholfen, jedes Training, jedes Spiel. Ich erlebe es so, dass sich alle zu 100 Prozent mit diesem Team und den Werten, für die es stehen will, identifizieren.

DFB.de: Wie sehr gilt das auch für Sie? Wie sehr fühlen Sie sich angekommen, wie sehr schon zu Hause in der Rolle als Assistenztrainerin von Bundestrainer Christian Wück?

Bartusiak: Natürlich war auch das ein Prozess, aber ich kann mit großer Überzeugung sagen, dass wir mittlerweile eine echte Einheit sind. Nicht nur für Christian (Wück), sondern genauso für Maren (Meinert) und das gesamte Trainer*innen- und Funktionsteam gilt: Wir ergänzen uns hervorragend, haben unterschiedliche Stärken und auch die Fähigkeit, dies zu akzeptieren und zu nutzen. Es macht riesigen Spaß, in dieser Konstellation zu arbeiten. Weil alle offen und neugierig sind, weil alle ihre Rollen kennen und sich dennoch auch trauen, mal aus diesen Rollen auszubrechen. Weil das Vertrauen so groß ist, können wir Meinungsunterschiede aussprechen, aushalten und nutzen. Wir haben ein richtig schönes und respektvolles Miteinander und eine passende Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spaß.

DFB.de: Inwieweit spielen dabei die vielen Erfahrungen eine Rolle, die Sie beim DFB auch nach Ihrer Karriere als Spielerin schon gesammelt haben?

Bartusiak: Bei meinem Wohlfühlen, beim Angekommensein?

DFB.de: Ja.

Bartusiak: Das gehört dazu, mit Sicherheit. Der DFB ist ja auch in meiner zweiten Karriere schon seit einiger Zeit mein Zuhause. Hinter mir liegen diverse Stationen – 2017 fing alles an, als ich meine Stelle in der Scouting- und Spielanalyseabteilung antrat. In dieser Funktion begleitete ich fast alle U-Nationalmannschaften in der Video- und Spielanalyse: die U 15- und U 17-Juniorinnen sowie überwiegend die U 19- und U 20-Frauen. Ich war somit bereits sieben Jahre in unterschiedlichen Trainerinnen-Teams im Verband tätig. Ich weiß also, wie Mannschaften und wie Nationalmannschaften funktionieren. In unserem Findungsprozess und auf meinem Weg, meine Rolle im Trainerinnen-Team zu definieren, haben all diese Erfahrungen mit Sicherheit geholfen.

DFB.de: Genauso wie Ihre Erfahrungen als Spielerin.

Bartusiak: Absolut. Ich habe mit der Nationalmannschaft in 101 Länderspielen viele Turniere spielen und Titel feiern dürfen – auch als Kapitänin. Diese Erfahrungen und Erfolge haben mich geprägt, aber auch die Niederlagen, mit denen es umzugehen galt. Dadurch kann ich mich in viele Situationen gut in die Spielerinnen hineinversetzen. Das hilft mir auf jeden Fall, es verleiht auch meinen Hinweisen eine höhere Glaubwürdigkeit. Ich erlebe es so, dass die Spielerinnen dankbar dafür sind, wenn ich sie an meinen Erfahrungen teilhaben lasse, dass sie wirklich zuhören und Dinge annehmen. Für mich ist das jedes Mal eine schöne Bestätigung.

DFB.de: Was schätzen Sie ansonsten an Ihrer Aufgabe als Assistenztrainerin des Bundestrainers?

Bartusiak: Schon als Spielerin war es immer eine Ehre, für die Nationalmannschaft zu spielen. Jetzt darf ich in anderer Verantwortung wieder Teil dieses Teams sein – das macht mich stolz und glücklich. Wie gesagt: Vor allem schätze ich die Zusammenarbeit und den Austausch in unserem sehr kompetent besetzten Trainer*innen-Team. Es macht mir Spaß, auf die Spielerinnen individuell einzugehen und sie in ihrer Entwicklung zu fördern. Und jetzt wieder bei einer EM dabei zu sein und mitverantwortlich für dieses Team zu sein, ist einfach nur fantastisch.

DFB.de: Deutschland wartet seit 2013 auf den EM-Titel. Sie waren damals in Schweden dabei, als der achte Titel gewonnen wurde. Wie groß schätzen Sie die Chance ein, dass in der Schweiz Titel Nummer neun gewonnen wird?

Bartusiak: Ich traue unserer Mannschaft sehr viel zu. Wir haben ein hervorragendes Team und tolle Spielerinnen mit viel Potenzial. Aber ich weiß auch, dass bei einem Turnier vieles zusammenpassen muss, damit der große Erfolg gelingt. Jede Spielerin sowie alle im Staff müssen ihren Beitrag leisten, es muss ein Rädchen ins andere greifen. Es geht somit auch viel um eine gelingende Kommunikation unter Druck – auf und neben dem Platz. Man braucht hier und da auch eine Portion Glück. Natürlich werden wir in die Schweiz fahren, um eine bedeutende Rolle zu spielen und im besten Fall jedes Spiel zu gewinnen.

Kategorien: Frauen-Nationalmannschaft, Frauen-EURO 2025

Autor: dfb