Vielfalt und Anti-Diskriminierung

4. Unity EURO Cup: "Fußball braucht keine Sprache"

14.10.2025
Unsichtbare Talente sichtbar machen: Die deutsche Auswahl beim Unity EURO Cup

Vom 14. bis 16. Oktober findet auf dem KNVB-Campus in Zeist die vierte Ausgabe des Unity EURO Cups statt – ein von UEFA und UNHCR organisiertes Turnier im 7-gegen-7, bei dem Geflüchtete und lokale Amateurspieler*innen gemeinsam auf dem Platz stehen. Für Deutschland treten unter anderem Wahidullah und Mahbooba an – zwei Menschen, deren Wege aus Afghanistan zeigen, wie sehr Fußball Leben verändern kann.

Wahidullah wurde in der Provinz Paktia im Südosten Afghanistans geboren. Schon früh begeisterte er sich für den Fußball. 2016 erlitt er eine schwere Knieverletzung, die ihn zunächst vom Spielen abhielt. "In Afghanistan gab es keine Einrichtungen für eine richtige Behandlung, nicht einmal MRT-Geräte", erinnert sich Wahidullah. Erst Ende 2018 brachte eine Untersuchung Klarheit: Sein Kreuzband war komplett gerissen. Da eine Behandlung in Afghanistan kaum Aussicht auf Erfolg hatte, reiste er 2019 nach Pakistan und ließ sich dort operieren. Stabil genug zum Spielen war er danach jedoch nicht. Stattdessen gründete er eine eigene Mannschaft und übernahm die Rolle des Trainers.

Getrennt von der Familie

Parallel dazu arbeitete Wahidullah als Dozent für englische Literatur an der Universität Paktia. "Ich hatte ein gutes Gehalt, ein eigenes Haus und ein Auto. Alles war geregelt", erzählt er. Doch mit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 änderte sich sein Leben schlagartig. Im Juli 2022 floh er nach Deutschland und musste bei null anfangen. "Ich wusste nicht, wo ich war, was ich tat, wohin ich gehen sollte und mit wem ich sprechen konnte", berichtet Wahidullah. "Das Schwierigste war jedoch, dass zwei meiner Kinder in Afghanistan bleiben mussten."

Trotz aller Entbehrungen fand er in Deutschland durch den Fußball Halt. In einer Berliner Flüchtlingsunterkunft begann er, mit seinem Sohn zu kicken. Immer mehr Kinder schlossen sich an, und mit Unterstützung von "buntkicktgut", einer Organisation für Kinder- und Jugendsozialarbeit, entstand eine eigene Mannschaft. Aus diesem Projekt entwickelte sich schließlich das Team, das in diesem Jahr die deutsche Auswahl beim Unity EURO Cup vertritt.

Seit 2013 baut buntkicktgut in Berlin Straßenfußball-Ligen für verschiedene Altersklassen von U 11 bis U 17 auf und nutzt den Fußball, um Kinder und Jugendliche zu erreichen. Dabei können sie selbst Trainer*innen werden, als Schiedsrichter*innen Ligaspiele leiten oder bei der Planung und Organisation von Spieltagen mitwirken. 

Die Hoffnung ist zurück

"Mit der Mannschaft, den Kindern und dem Fußball kam Stück für Stück wieder Hoffnung zurück", sagt Wahidullah. Heute trainiert er Kinder, Jugendliche und Erwachsene, schafft Räume für Gemeinschaft und eröffnet Chancen, die weit über den Platz hinausgehen. "Es gibt viele Talente, die sonst niemand sieht. Der Unity EURO Cup ist eine Chance, diese sichtbar zu machen."

Während Wahidullah als Trainer seine Erfahrungen weitergibt, verfolgt Mahbooba auf dem Platz ihre ganz eigene Geschichte. In Afghanistan blieb Mahbooba das Spiel verwehrt, in Deutschland wurde es Wirklichkeit. "Die ersten Schritte waren nicht leicht. Die Sprache und das Gefühl, allein zu sein, waren meine größte Hürde", sagt sie. "Später habe ich gemerkt, dass man im Fußball auch ohne viele Worte in einem Team sein kann."

Über den Verein "Champions ohne Grenzen", der Geflüchteten mit Sportangeboten und pädagogischer Begleitung einen fairen Start in Deutschland ermöglicht, begann sie zu trainieren. Inzwischen spielt Mahbooba im Mittelfeld und ist als Trainerin aktiv. Auch für sie bedeutet der Unity EURO Cup eine besondere Chance. "Ich freue mich darauf, andere Teams kennenzulernen und zu zeigen, dass wir gemeinsam stark sind", sagt sie. 

Kategorien: Vielfalt und Anti-Diskriminierung, Integration

Autor: dfb