Matthäus' wichtigste Länderspiele: Abschied als WM-Rekordspieler

Am 21. März wird Lothar Matthäus 60 Jahre alt. Grund genug für DFB.de, dem Welt- und Europameister, Rekordnationalspieler und Ehrenspielführer des DFB eine eigene Serie zu widmen: die Geschichte seiner zehn wichtigsten von 150 Länderspielen. Heute: die fünfte WM-Teilnahme mit den Einsätzen 22 bis 25. Eine Bestmarke, die bis heute Bestand hat.

Dass er noch eine fünfte WM spielen würde, hätte kaum jemand für möglich gehalten. Nicht nur das Alter von 37 Jahren sprach dagegen, auch sein Naturell. Der in aller Öffentlichkeit ausgetragene Konflikt mit Jürgen Klinsmann, seinem Mitspieler in Verein und Nationalmannschaft, hatte 1996 dazu geführt, dass Berti Vogts gar Lothar Matthäus aus dem DFB-Team verbannte - und zwar "so lange, wie ich Bundestrainer bin." So schien sein Einsatz am 18. Dezember 1994 gegen Albanien in Kaiserslautern der letzte gewesen zu sein, der Zähler verharrte bei 122 Spielen.

Die Jahre 1995, 1996 und 1997 vergingen, Deutschland wurde ohne Matthäus Europameister und löste ohne ihn das Ticket zur WM in Frankreich. Doch der Mann, der daran wesentlichen Anteil hatte, fiel aus für das Turnier: Matthias Sammer. Und so suchte Deutschland seit Mitte 1997 den neuen Abwehrchef - und fand den alten. Matthäus' Leistungen bei den Bayern überzeugten weiterhin, durch Klinsmanns Abgang aus München hatte es auch weniger Unruhe gegeben. Doch immer noch war der blonde Schwabe DFB-Kapitän. Die öffentlichen Stimmen für eine Rückkehr von Matthäus wurden immer lauter. Vogts hörte und verstand sie, also musste er das Problem lösen.

Fünfte WM-Teilnahme: Rekord eingestellt

Als sich die Alpha-Tiere im Mai 1998 medienwirksam versöhnt hatten, war die Bahn frei für die fünfte WM des Lothar Matthäus. Schon damit stellte er einen Rekord ein. Den Rekord nach Einsätzen teilte er sich damals noch mit Diego Maradona, der 1994 mit 21 WM-Spielen abgetreten war. Zum Auftakt gegen die USA (2:0) änderte sich daran nichts, Matthäus blieb auf der Bank, noch hieß der Abwehrchef Olaf Thon. Wer jedoch den Rekordnationalspieler auf der Bank lässt, muss mit Fragen rechnen. Es verging zwischen den ersten beiden Spielen kein Tag ohne eine Frage nach Lothar Matthäus, der selbst seine Loyalität demonstrierte: "Ich würde gerne spielen, aber ich akzeptiere die Entscheidung des Bundestrainers. Berti Vogts hat mich ja auf eine solche Situation vorbereitet." Vogts sagte vor dem Jugoslawien-Spiel nüchtern: "Jeder Spieler muss damit rechnen, am Sonntag zu spielen. Zu ihnen gehört auch Lothar Matthäus."

Auch in Lens saß er bei Anpfiff auf der Bank. Der Tag ging zunächst aus anderen Gründen in die Fußballhistorie ein, deutsche Hooligans hatten randaliert und den Polizisten Daniel Nivel ins Koma geschlagen. Die Welt war empört. Wie unbedeutend war dagegen die Einwechslung von Matthäus zur zweiten Halbzeit (für Dietmar Hamann), mit der er WM-Rekordspieler wurde.

Am Abend nach dem Spiel, das 2:2 endete, köpfte er eine Flasche Rotwein auf den Rekord und auf das Ende seiner Reservistenzeit, denn nun war er in der Mannschaft. Zunächst noch im Mittelfeld beim 2:0 gegen den Iran, rückte er im Achtelfinale gegen Mexiko (2:1) auf seinem alten Stammplatz, den Liberoposten. Zum Leidwesen von Thon, den Matthäus mit den Worten zurechtwies: "Die Entscheidung hat auch Olaf Thon zu akzeptieren."

Abtritt von der WM-Bühne als Verlierer

Auf dem Liberoposten stand Matthäus auch am 4. Juli 1998 in Lyon, als es gegen Kroatien um den Halbfinaleinzug ging. Damit wurde es bekanntlich nichts, Deutschland absolvierte zwar sein bestes Spiel in Frankreich, bekam dafür aber paradoxerweise das schlechteste Ergebnis - das 0:3 bedeutete das Aus. Matthäus war nicht ganz unbeteiligt, sein zu kurzer Rückpass auf Christian Wörns zwang den zu einem Foul, das von Schiedsrichter Rune Pedersen aus Norwegen mit Rot geahndet wurde - nach bereits 35 Minuten. Danach erst fielen die Tore für Kroatien durch Robert Jarni (45.), Goran Vlaovic (80.) und Davor Suker (85.), gegen die auch ein Abwehrchef vom Kaliber des Lothar Matthäus nichts ausrichten konnte. So also trat er von der WM-Bühne ab - als Verlierer. Ob auch von der Nationalmannschaft nach nunmehr 129 Spielen? Das wollte er sich "im Urlaub überlegen."

Dass es seine letzte WM war, war indes klar. Das traurige Ende nagte an ihm in der Sommernacht von Lyon, in der ihm der kicker noch mal "eine starke Leistung, wenn er das Offensivspiel initiierte", attestierte. Matthäus fand einen Sündenbock für das Debakel: "Eine Frechheit, dass ein Schiri, der zuhause in Norwegen nur drittklassige Spiele leitet, bei einer WM pfeifen darf." Da war es wieder, sein aufbrausendes Naturell. Doch in der Stunde der Enttäuschung dürfen mildernde Umstände gelten.

Dass Matthäus in diesem Spiel dabei war, wurde im Nachhinein, als der Schmerz über die Niederlage längst nachgelassen hatte, noch wertvoll. Er schraubte seinen WM-Rekord, der bis heute hält, damit auf 25 Spiele. Italiens Paolo Maldini kam ihm 2002 schon sehr nahe (23), Landsmann Miroslav Klose trat 2014 als Weltmeister mit nur einem Spiel weniger ab. Bei der WM in Katar, da hat er sich schon kundig gemacht, droht Matthäus nur von einem Spieler Gefahr: Lionel Messi. Der Argentinier (19 Spiele) müsste schon ins Halbfinale kommen, um ihn zu überholen. Und wenn schon: Von einem Messi erreicht zu werden, wäre selbst für einen Lothar Matthäus keine Schande.

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Am 21. März wird Lothar Matthäus 60 Jahre alt. Grund genug für DFB.de, dem Welt- und Europameister, Rekordnationalspieler und Ehrenspielführer des DFB eine eigene Serie zu widmen: die Geschichte seiner zehn wichtigsten von 150 Länderspielen. Heute: die fünfte WM-Teilnahme mit den Einsätzen 22 bis 25. Eine Bestmarke, die bis heute Bestand hat.

Dass er noch eine fünfte WM spielen würde, hätte kaum jemand für möglich gehalten. Nicht nur das Alter von 37 Jahren sprach dagegen, auch sein Naturell. Der in aller Öffentlichkeit ausgetragene Konflikt mit Jürgen Klinsmann, seinem Mitspieler in Verein und Nationalmannschaft, hatte 1996 dazu geführt, dass Berti Vogts gar Lothar Matthäus aus dem DFB-Team verbannte - und zwar "so lange, wie ich Bundestrainer bin." So schien sein Einsatz am 18. Dezember 1994 gegen Albanien in Kaiserslautern der letzte gewesen zu sein, der Zähler verharrte bei 122 Spielen.

Die Jahre 1995, 1996 und 1997 vergingen, Deutschland wurde ohne Matthäus Europameister und löste ohne ihn das Ticket zur WM in Frankreich. Doch der Mann, der daran wesentlichen Anteil hatte, fiel aus für das Turnier: Matthias Sammer. Und so suchte Deutschland seit Mitte 1997 den neuen Abwehrchef - und fand den alten. Matthäus' Leistungen bei den Bayern überzeugten weiterhin, durch Klinsmanns Abgang aus München hatte es auch weniger Unruhe gegeben. Doch immer noch war der blonde Schwabe DFB-Kapitän. Die öffentlichen Stimmen für eine Rückkehr von Matthäus wurden immer lauter. Vogts hörte und verstand sie, also musste er das Problem lösen.

Fünfte WM-Teilnahme: Rekord eingestellt

Als sich die Alpha-Tiere im Mai 1998 medienwirksam versöhnt hatten, war die Bahn frei für die fünfte WM des Lothar Matthäus. Schon damit stellte er einen Rekord ein. Den Rekord nach Einsätzen teilte er sich damals noch mit Diego Maradona, der 1994 mit 21 WM-Spielen abgetreten war. Zum Auftakt gegen die USA (2:0) änderte sich daran nichts, Matthäus blieb auf der Bank, noch hieß der Abwehrchef Olaf Thon. Wer jedoch den Rekordnationalspieler auf der Bank lässt, muss mit Fragen rechnen. Es verging zwischen den ersten beiden Spielen kein Tag ohne eine Frage nach Lothar Matthäus, der selbst seine Loyalität demonstrierte: "Ich würde gerne spielen, aber ich akzeptiere die Entscheidung des Bundestrainers. Berti Vogts hat mich ja auf eine solche Situation vorbereitet." Vogts sagte vor dem Jugoslawien-Spiel nüchtern: "Jeder Spieler muss damit rechnen, am Sonntag zu spielen. Zu ihnen gehört auch Lothar Matthäus."

Auch in Lens saß er bei Anpfiff auf der Bank. Der Tag ging zunächst aus anderen Gründen in die Fußballhistorie ein, deutsche Hooligans hatten randaliert und den Polizisten Daniel Nivel ins Koma geschlagen. Die Welt war empört. Wie unbedeutend war dagegen die Einwechslung von Matthäus zur zweiten Halbzeit (für Dietmar Hamann), mit der er WM-Rekordspieler wurde.

Am Abend nach dem Spiel, das 2:2 endete, köpfte er eine Flasche Rotwein auf den Rekord und auf das Ende seiner Reservistenzeit, denn nun war er in der Mannschaft. Zunächst noch im Mittelfeld beim 2:0 gegen den Iran, rückte er im Achtelfinale gegen Mexiko (2:1) auf seinem alten Stammplatz, den Liberoposten. Zum Leidwesen von Thon, den Matthäus mit den Worten zurechtwies: "Die Entscheidung hat auch Olaf Thon zu akzeptieren."

Abtritt von der WM-Bühne als Verlierer

Auf dem Liberoposten stand Matthäus auch am 4. Juli 1998 in Lyon, als es gegen Kroatien um den Halbfinaleinzug ging. Damit wurde es bekanntlich nichts, Deutschland absolvierte zwar sein bestes Spiel in Frankreich, bekam dafür aber paradoxerweise das schlechteste Ergebnis - das 0:3 bedeutete das Aus. Matthäus war nicht ganz unbeteiligt, sein zu kurzer Rückpass auf Christian Wörns zwang den zu einem Foul, das von Schiedsrichter Rune Pedersen aus Norwegen mit Rot geahndet wurde - nach bereits 35 Minuten. Danach erst fielen die Tore für Kroatien durch Robert Jarni (45.), Goran Vlaovic (80.) und Davor Suker (85.), gegen die auch ein Abwehrchef vom Kaliber des Lothar Matthäus nichts ausrichten konnte. So also trat er von der WM-Bühne ab - als Verlierer. Ob auch von der Nationalmannschaft nach nunmehr 129 Spielen? Das wollte er sich "im Urlaub überlegen."

Dass es seine letzte WM war, war indes klar. Das traurige Ende nagte an ihm in der Sommernacht von Lyon, in der ihm der kicker noch mal "eine starke Leistung, wenn er das Offensivspiel initiierte", attestierte. Matthäus fand einen Sündenbock für das Debakel: "Eine Frechheit, dass ein Schiri, der zuhause in Norwegen nur drittklassige Spiele leitet, bei einer WM pfeifen darf." Da war es wieder, sein aufbrausendes Naturell. Doch in der Stunde der Enttäuschung dürfen mildernde Umstände gelten.

Dass Matthäus in diesem Spiel dabei war, wurde im Nachhinein, als der Schmerz über die Niederlage längst nachgelassen hatte, noch wertvoll. Er schraubte seinen WM-Rekord, der bis heute hält, damit auf 25 Spiele. Italiens Paolo Maldini kam ihm 2002 schon sehr nahe (23), Landsmann Miroslav Klose trat 2014 als Weltmeister mit nur einem Spiel weniger ab. Bei der WM in Katar, da hat er sich schon kundig gemacht, droht Matthäus nur von einem Spieler Gefahr: Lionel Messi. Der Argentinier (19 Spiele) müsste schon ins Halbfinale kommen, um ihn zu überholen. Und wenn schon: Von einem Messi erreicht zu werden, wäre selbst für einen Lothar Matthäus keine Schande.

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