Lukas Podolski kehrt bei EM ins Land seiner Vorfahren zurück

[bild1]

Geboren in Polen, aufgewachsen in Deutschland, keine Frage: Für Lukas Podolski, den Angreifer mit dem starken linken Fuß, ist das neue Jahr mit dem EM-Turnier in Polen und der Ukraine aus sportlicher Sicht etwas ganz Besonderes. Seit sieben Jahren trägt er das Nationalmannschafts-Trikot, 95-mal schon.

Nur elf Spieler haben öfter für Deutschland gespielt. Der freie Journalist Peter Stützer hat sich mit dem Profi des 1. FC Köln getroffen. Und der hat erzählt: von langen Busfahrten, von polnischen Leckereien und von Besuchen bei der Oma.

Eigentlich ist Lukas Podolski (26) schon aus der Tür. Doch dann bleibt er noch einmal kurz stehen, dreht sich im Türrahmen um und sagt: "Danke fürs Kommen." Ganz leise. Podolski weiß schon, was gut tut, ihm und auch dem Land, in dem er geboren wurde: Zuspruch, Toleranz, Aufmerksamkeit. Und eben: seriöse Berichterstattung. Es werden ihn bis zur Europameisterschaft noch viele danach fragen, ganz viele. Wahrscheinlich bis zur Nervgrenze. Doch Podolski hat beschlossen, die Geschichte positiv zu sehen.

Die Geschichte heißt: Fluch oder Segen – Lukas Podolski, in Polen geboren, seit langem ein Publikumsliebling im DFB-Trikot, und die Europameisterschaft in der Ukraine und …, eben drum, in Polen. Es rollt eine große Lokomotive zu auf sein Geburtsland und Lukas, hier sei die Anleihe bei der Augsburger Puppenkiste mal erlaubt, weil zutreffend: Lukas ist der Lokomotivführer.

Die Sogwirkung des Fußballs soll sich als Segen erweisen

Wenn 16 Nationalmannschaften nach Polen und in die Ukraine reisen, dann schaut die ganze Welt auf die Gastgeber und weil die nicht eben zu den ganz Reichen zählen in der Welt, ist statt Protz und Prunk ein warmer Empfang, ein gelungener Auftritt, sichtbare Gastfreundschaft, ist guter Sport von immenser Wichtigkeit. Kurzum: Die Sogwirkung des Fußballs soll sich als Segen erweisen.

Und dabei spielt Podolski quasi eine Doppelrolle: Als einer der Hoffnungsträger der deutschen Nationalmannschaft, aber auch als Botschafter für sein Geburtsland. Das Länderspiel in Danzig war daher für ihn ein besonderes Erlebnis. Was er sah, erfüllte ihn mit Freude. "Es wachsen überall neue Stadien im Land, neue Autobahnen werden gebaut, die gesamte Infrastruktur ist schon jetzt ein ganzes Stück weiter."

Der DFB-Tross wird die ganze EM über in Polen wohnen

Deutschland in einer Gruppe mit den Polen, das hätte ihm Spaß gemacht. Die Auslosung ist anders verlaufen, leider. "Aber wer weiß, vielleicht sieht man sich doch noch im Turnier." Schöner Trost: Der DFB-Tross wird die ganze EM über in Polen wohnen bleiben, auch vor den Spielen in der Ukraine.

Die Quartiermeister des DFB haben mit dem "Dwor Oliwski" im Danziger Stadtteil Oliwa einen guten Griff getan, jedenfalls: Lukas freut sich. In der Ecke Polens war er auch noch nicht, er war also nicht weniger gespannt als die Kollegen bei der Stippvisite im September, und er war schließlich auch nicht weniger angetan.

Es ist im Grunde erstaunlich, was Lukas Podolski übernommen hat aus diesem Land, das er ja nie wirklich erlebt hat. Er war zwei, als die Familie die Heimat verließ, so weit reicht das Gedächtnis nun auch wieder nicht. Aber die Eltern taten alles dafür, dass die Verbindung nicht abriss. Und es ist ja auch nicht die ganze Familie mit nach Deutschland gezogen.

Wandel zwischen zwei Welten

Die Großmutter, die Tanten, sie wollten lieber bleiben. Zwischen den beiden Teilen der Familie entwickelte sich fortan ein reger Reiseverkehr. Wenn der Fußball ihm die Zeit gönnt, ist auch Lukas dabei, aber er sieht immer mehr: Die Zeit hat Grenzen. Aber, ein Glück, die Grenzen sind beweglich: "Früher hieß das echt Stress: 18 Stunden im Bus von Köln bis Kattowitz, an der Grenze standen wir manchmal viereinhalb Stunden in der Schlange, so streng wurde kontrolliert."

Das Gepäck war in der Tat bis oben hin voller Mitbringsel, Lebensmittel, die es in Polen nicht gab – das war schon ein Wandel zwischen zwei Welten. Zumal sie wiederum viele polnische Spezialitäten mit nach Hause nahmen. Heute, sagt Podolski, seien die Leckereien, die sie aus Gleiwitz ins Rheinland mitbrachten, auch hier zu kaufen.

Podolski ist so eine Art Botschafter geworden

Eben hat ein polnisches Geschäft in der Nähe der Wohnung seiner Eltern in Bergheim eröffnet, in Köln gibt es auch schon zwei oder drei, es scheint also Bedarf zu sein.

Im Laufe der Jahre hat Lukas Podolski eine wichtige Rolle übernommen im deutsch-polnischen Verhältnis, nicht selten bewegt der Fußballer mehr als die hohe Politik. Er ist mittlerweile selbst zu einer Art Botschafter geworden, die Leute mögen ihn diesseits und jenseits der Grenze.

Er ist bemüht, allen Seiten gerecht zu werden und beweist auch ein gutes Fingerspitzengefühl, denn so einfach ist diese Rolle beileibe nicht. Die Deutschen nötigen ihm jeden Respekt ab in dieser Sache, in Polen verhilft ihm seine Rolle zu immer größerer Beliebtheit.

Deutscher polnischer Herkunft oder Pole deutscher Staatsangehörigkeit?

Das wohl beste Beispiel: Bei der Europameisterschaft 2008 erzielte er im Gruppenspiel gegen Polen in Klagenfurt beide Tore zum 2:0-Sieg der deutschen Mannschaft. Im Stadion lagen sich die Menschen, Deutsche, aber auch viele polnischer Herkunft, jubelnd in den Armen. Bloß Podolski, jetzt wurde es knifflig, hatte sich selbst in einen echten Gewissenskonflikt geschossen. Freuen, ja oder nein?

[bild2]

Und wenn wie? Sich freuen ohne aufzufallen, geht das? Es ging. Ohne den kleinsten Jubel zu zeigen, drehte Podolski ab, ernst das Gesicht, reduziert die Gestik, das wirkte schon seltsam: Der einzige Deutsche, der sich in diesem Moment nicht zu freuen schien, war der zweimalige Torschütze. Obwohl: Deutscher polnischer Herkunft? Oder Pole deutscher Staatsangehörigkeit? Auf jeden Fall war er an diesem Tag zweimaliger Torschütze, das stand fest, das war verbrieft. Gegen Polen, ja, sei’s drum.

Erst nach dem Abpfiff jubelte er dann doch: Still lag Podolski junior später seinem Vater in den Armen, einen kurzen, wichtigen Moment lang drückte er Podolski senior einen Kuss auf die Wange, dann drehte er ab, weiter ging’s.

Nur 60 Kilometer von Gleiwitz hat auch Klose seinen Ursprung

Auf den Weg in eine ungewisse Zukunft haben sich die Podolskis seinerzeit von Gleiwitz aus gemacht. Nur 60 Kilometer entfernt hat auch Miroslav Klose seinen Ursprung. Lukas Podolski liebt bis heute seinen Geburtsort und wird nicht müde, das zu erzählen. Seine Großmutter lebt noch immer dort, ihre Muttersprache ist deutsch, ihr Enkel besucht sie, wann immer es geht.

Schnell wird der Sport dann auch zum Politikum, was die Sportler gar nicht wollen. "Kein Wunder, dass die Deutschen so gut spielen, sind ja auch zwei Polen drin", sagen die einen. Die anderen halten dagegen: "Deutsche sind’s, nicht Polen, und wir hier in Oberschlesien sollten froh sein, dass sie unser Land, unsere Städte und Dörfer bekannt machen."

In Podolskis Geburtsort Gleiwitz ist mittlerweile sogar ein "Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit" entstanden. Und davon können wir schon mal ausgehen: Wenn Jogi Löws Team spielt, wird hier der Teufel los sein. 60 Kilometer weiter, im Klose-Städtchen Oppeln, wird die Stimmung wohl die gleiche sein.

Der Flieger ist in zwei Stunden da

Beide Familien, die Kloses wie die Podolskis, sind Mitte der 80er-Jahre nach Deutschland übergesiedelt. Sie hatten als Spätaussiedler Anspruch auf Aufnahme in der Bundesrepublik, weil die Großeltern vor dem Krieg Reichsbürger waren. Bonn zahlte insgesamt eine Milliarde Mark, dafür durften mehrere Hunderttausende Oberschlesier im Rahmen der sogenannten "Familien-Zusammenführung" ausreisen, ihren Besitz mussten sie jedoch in der alten Heimat lassen.

Zwei, drei Jahrzehnte später. Die neue Zeit. Die Familien-Zusammenführung ist eigentlich längst abgeschlossen. Oder auch nicht. Lukas Podolski gehört zu denen, die immer noch hin- und herreisen. Weil sie es so wollen. Ein Glück, es sind nicht mehr die 18 Stunden Busfahrt, der Flieger ist in zwei Stunden da und kostet auch nur 30 Euro mehr als die Busfahrkarte.

Keiner hat das verlangt, es ist ihm aber wichtig. Jetzt setzt er ganz auf die EM in seinem Geburtsland, der Fußball wird die Fans aus ganz Europa bringen. Lukas Podolski hofft auf ein fröhliches Fest und den Titelgewinn mit der deutschen Mannschaft, damit er am Ende wieder sagen kann: "Danke fürs Kommen."

[dfb]

[bild1]

Geboren in Polen, aufgewachsen in Deutschland, keine Frage: Für Lukas Podolski, den Angreifer mit dem starken linken Fuß, ist das neue Jahr mit dem EM-Turnier in Polen und der Ukraine aus sportlicher Sicht etwas ganz Besonderes. Seit sieben Jahren trägt er das Nationalmannschafts-Trikot, 95-mal schon.

Nur elf Spieler haben öfter für Deutschland gespielt. Der freie Journalist Peter Stützer hat sich mit dem Profi des 1. FC Köln getroffen. Und der hat erzählt: von langen Busfahrten, von polnischen Leckereien und von Besuchen bei der Oma.

Eigentlich ist Lukas Podolski (26) schon aus der Tür. Doch dann bleibt er noch einmal kurz stehen, dreht sich im Türrahmen um und sagt: "Danke fürs Kommen." Ganz leise. Podolski weiß schon, was gut tut, ihm und auch dem Land, in dem er geboren wurde: Zuspruch, Toleranz, Aufmerksamkeit. Und eben: seriöse Berichterstattung. Es werden ihn bis zur Europameisterschaft noch viele danach fragen, ganz viele. Wahrscheinlich bis zur Nervgrenze. Doch Podolski hat beschlossen, die Geschichte positiv zu sehen.

Die Geschichte heißt: Fluch oder Segen – Lukas Podolski, in Polen geboren, seit langem ein Publikumsliebling im DFB-Trikot, und die Europameisterschaft in der Ukraine und …, eben drum, in Polen. Es rollt eine große Lokomotive zu auf sein Geburtsland und Lukas, hier sei die Anleihe bei der Augsburger Puppenkiste mal erlaubt, weil zutreffend: Lukas ist der Lokomotivführer.

Die Sogwirkung des Fußballs soll sich als Segen erweisen

Wenn 16 Nationalmannschaften nach Polen und in die Ukraine reisen, dann schaut die ganze Welt auf die Gastgeber und weil die nicht eben zu den ganz Reichen zählen in der Welt, ist statt Protz und Prunk ein warmer Empfang, ein gelungener Auftritt, sichtbare Gastfreundschaft, ist guter Sport von immenser Wichtigkeit. Kurzum: Die Sogwirkung des Fußballs soll sich als Segen erweisen.

Und dabei spielt Podolski quasi eine Doppelrolle: Als einer der Hoffnungsträger der deutschen Nationalmannschaft, aber auch als Botschafter für sein Geburtsland. Das Länderspiel in Danzig war daher für ihn ein besonderes Erlebnis. Was er sah, erfüllte ihn mit Freude. "Es wachsen überall neue Stadien im Land, neue Autobahnen werden gebaut, die gesamte Infrastruktur ist schon jetzt ein ganzes Stück weiter."

Der DFB-Tross wird die ganze EM über in Polen wohnen

Deutschland in einer Gruppe mit den Polen, das hätte ihm Spaß gemacht. Die Auslosung ist anders verlaufen, leider. "Aber wer weiß, vielleicht sieht man sich doch noch im Turnier." Schöner Trost: Der DFB-Tross wird die ganze EM über in Polen wohnen bleiben, auch vor den Spielen in der Ukraine.

Die Quartiermeister des DFB haben mit dem "Dwor Oliwski" im Danziger Stadtteil Oliwa einen guten Griff getan, jedenfalls: Lukas freut sich. In der Ecke Polens war er auch noch nicht, er war also nicht weniger gespannt als die Kollegen bei der Stippvisite im September, und er war schließlich auch nicht weniger angetan.

Es ist im Grunde erstaunlich, was Lukas Podolski übernommen hat aus diesem Land, das er ja nie wirklich erlebt hat. Er war zwei, als die Familie die Heimat verließ, so weit reicht das Gedächtnis nun auch wieder nicht. Aber die Eltern taten alles dafür, dass die Verbindung nicht abriss. Und es ist ja auch nicht die ganze Familie mit nach Deutschland gezogen.

Wandel zwischen zwei Welten

Die Großmutter, die Tanten, sie wollten lieber bleiben. Zwischen den beiden Teilen der Familie entwickelte sich fortan ein reger Reiseverkehr. Wenn der Fußball ihm die Zeit gönnt, ist auch Lukas dabei, aber er sieht immer mehr: Die Zeit hat Grenzen. Aber, ein Glück, die Grenzen sind beweglich: "Früher hieß das echt Stress: 18 Stunden im Bus von Köln bis Kattowitz, an der Grenze standen wir manchmal viereinhalb Stunden in der Schlange, so streng wurde kontrolliert."

Das Gepäck war in der Tat bis oben hin voller Mitbringsel, Lebensmittel, die es in Polen nicht gab – das war schon ein Wandel zwischen zwei Welten. Zumal sie wiederum viele polnische Spezialitäten mit nach Hause nahmen. Heute, sagt Podolski, seien die Leckereien, die sie aus Gleiwitz ins Rheinland mitbrachten, auch hier zu kaufen.

Podolski ist so eine Art Botschafter geworden

Eben hat ein polnisches Geschäft in der Nähe der Wohnung seiner Eltern in Bergheim eröffnet, in Köln gibt es auch schon zwei oder drei, es scheint also Bedarf zu sein.

Im Laufe der Jahre hat Lukas Podolski eine wichtige Rolle übernommen im deutsch-polnischen Verhältnis, nicht selten bewegt der Fußballer mehr als die hohe Politik. Er ist mittlerweile selbst zu einer Art Botschafter geworden, die Leute mögen ihn diesseits und jenseits der Grenze.

Er ist bemüht, allen Seiten gerecht zu werden und beweist auch ein gutes Fingerspitzengefühl, denn so einfach ist diese Rolle beileibe nicht. Die Deutschen nötigen ihm jeden Respekt ab in dieser Sache, in Polen verhilft ihm seine Rolle zu immer größerer Beliebtheit.

Deutscher polnischer Herkunft oder Pole deutscher Staatsangehörigkeit?

Das wohl beste Beispiel: Bei der Europameisterschaft 2008 erzielte er im Gruppenspiel gegen Polen in Klagenfurt beide Tore zum 2:0-Sieg der deutschen Mannschaft. Im Stadion lagen sich die Menschen, Deutsche, aber auch viele polnischer Herkunft, jubelnd in den Armen. Bloß Podolski, jetzt wurde es knifflig, hatte sich selbst in einen echten Gewissenskonflikt geschossen. Freuen, ja oder nein?

[bild2]

Und wenn wie? Sich freuen ohne aufzufallen, geht das? Es ging. Ohne den kleinsten Jubel zu zeigen, drehte Podolski ab, ernst das Gesicht, reduziert die Gestik, das wirkte schon seltsam: Der einzige Deutsche, der sich in diesem Moment nicht zu freuen schien, war der zweimalige Torschütze. Obwohl: Deutscher polnischer Herkunft? Oder Pole deutscher Staatsangehörigkeit? Auf jeden Fall war er an diesem Tag zweimaliger Torschütze, das stand fest, das war verbrieft. Gegen Polen, ja, sei’s drum.

Erst nach dem Abpfiff jubelte er dann doch: Still lag Podolski junior später seinem Vater in den Armen, einen kurzen, wichtigen Moment lang drückte er Podolski senior einen Kuss auf die Wange, dann drehte er ab, weiter ging’s.

Nur 60 Kilometer von Gleiwitz hat auch Klose seinen Ursprung

Auf den Weg in eine ungewisse Zukunft haben sich die Podolskis seinerzeit von Gleiwitz aus gemacht. Nur 60 Kilometer entfernt hat auch Miroslav Klose seinen Ursprung. Lukas Podolski liebt bis heute seinen Geburtsort und wird nicht müde, das zu erzählen. Seine Großmutter lebt noch immer dort, ihre Muttersprache ist deutsch, ihr Enkel besucht sie, wann immer es geht.

Schnell wird der Sport dann auch zum Politikum, was die Sportler gar nicht wollen. "Kein Wunder, dass die Deutschen so gut spielen, sind ja auch zwei Polen drin", sagen die einen. Die anderen halten dagegen: "Deutsche sind’s, nicht Polen, und wir hier in Oberschlesien sollten froh sein, dass sie unser Land, unsere Städte und Dörfer bekannt machen."

In Podolskis Geburtsort Gleiwitz ist mittlerweile sogar ein "Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit" entstanden. Und davon können wir schon mal ausgehen: Wenn Jogi Löws Team spielt, wird hier der Teufel los sein. 60 Kilometer weiter, im Klose-Städtchen Oppeln, wird die Stimmung wohl die gleiche sein.

Der Flieger ist in zwei Stunden da

Beide Familien, die Kloses wie die Podolskis, sind Mitte der 80er-Jahre nach Deutschland übergesiedelt. Sie hatten als Spätaussiedler Anspruch auf Aufnahme in der Bundesrepublik, weil die Großeltern vor dem Krieg Reichsbürger waren. Bonn zahlte insgesamt eine Milliarde Mark, dafür durften mehrere Hunderttausende Oberschlesier im Rahmen der sogenannten "Familien-Zusammenführung" ausreisen, ihren Besitz mussten sie jedoch in der alten Heimat lassen.

Zwei, drei Jahrzehnte später. Die neue Zeit. Die Familien-Zusammenführung ist eigentlich längst abgeschlossen. Oder auch nicht. Lukas Podolski gehört zu denen, die immer noch hin- und herreisen. Weil sie es so wollen. Ein Glück, es sind nicht mehr die 18 Stunden Busfahrt, der Flieger ist in zwei Stunden da und kostet auch nur 30 Euro mehr als die Busfahrkarte.

Keiner hat das verlangt, es ist ihm aber wichtig. Jetzt setzt er ganz auf die EM in seinem Geburtsland, der Fußball wird die Fans aus ganz Europa bringen. Lukas Podolski hofft auf ein fröhliches Fest und den Titelgewinn mit der deutschen Mannschaft, damit er am Ende wieder sagen kann: "Danke fürs Kommen."