Holger Badstuber im Fokus: 100 Spiele, 100 Prozent

[bild1]

Die Zeit der Leiden für Holger Badstuber war vergleichsweise kurz. Ein Muskelfaseriss ist im Reigen der Verletzungen eine der einfacheren Art. Der Schmerz ist zu ertragen, die Dauer des Ausfalls ist kalkulierbar. Im Fall von Badstuber waren es nur knapp drei Wochen. Der Münchner hatte sich die Blessur Ende Oktober bei der Heimniederlage des FC Bayern gegen Bayer Leverkusen zugezogen, ärgerlich, doch ein Beinbruch waren weder Faserriss noch Niederlage.

Die Bayern sind auch nach dem Betriebsunfall mit beruhigendem Abstand Tabellenführer der Bundesliga. Und Badstuber ist nach der Verletzung auf dem Weg zu alter Stärke. Bei seinem Comeback im Champions-League-Spiel gegen Lille musste er sich an der Seite von Dante nicht lange akklimatisieren, vielleicht war es langfristig sogar hilfreich, dass sich Badstubers Körper im ersten Drittel der Saison eine kurze Auszeit genommen hat.

In Freiburg wartet ein besonderes Jubiläum

Holger Badstuber sieht das natürlich anders. Dass drei Wochen Zwangspause für einen wie ihn eine Ewigkeit sind, kann wohl nur ermessen, wer weiß, wie verrückt der Verteidiger nach Fußball ist. Als Beleg dient seine Einschätzung der Pause nach der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. "Heute geht es mit dem Pokalderby in Regensburg endlich wieder los", schrieb Badstuber auf Facebook, mit der Ergänzung: "Die fußballfreie Zeit war viel zu lang." Eine Kampfansage lieferte Badstuber gleich mit. "Am Ende mit leeren Händen dazustehen, ist sicher nicht unser Anspruch", schrieb er mit Blick auf die titellose Saison 2011/2012 und prophezeite: "Das wird sich nächstes Jahr ändern, versprochen!"

Beim 5:0 gegen Hannover 96 leistete Badstuber zuletzt wieder seinen Teil, souverän, resolut, sachlich, so wie man das von ihm kennt. 99 Bundesligaspiele hat er nun absolviert. Der Verteidiger steht also vor einem Jubiläum. Bei der Auswärtspartie am Mittwochabend beim SC Freiburg (ab 20 Uhr, live bei Sky und Liga total) wird er 100.

Verschiebungen auf und außerhalb des Platzes

Sein erstes Bundesligaspiel absolvierte Badstuber am 8. August 2009, ein 1:1-Unentschieden bei der TSG 1899 Hoffenheim. In den über 1200 Tagen von damals bis heute wurde aus einem Novizen ein erfahrener Spieler, im Laufe seiner noch jungen Karriere hat der Verteidiger diverse Verschiebungen erlebt. Sein Gewicht in der Mannschaft ist schwerer geworden, sein Lebenswandel stet, sein Platz auf dem Spielfeld unsteter. Von der Innenverteidigung auf die Außenbahn. Von außen wieder nach innen, und das Ganze wieder zurück. Anderen wird schwindelig, Badstuber schwindelt nicht.

Natürlich akzeptiert er, wenn er aus mannschaftstaktischen Gründen auf die linke Außenbahn verschoben wird, natürlich fügt er sich, wenn die personelle Situation seinen linken Einsatz erfordert. Aber zuhause, wohler und besser fühlt er sich in der Innenverteidigung – so wie gegen Hannover. "Ich sehe mich als Innenverteidiger", betont er. In der Mitte habe er klar seine Stärken, "dort kann ich mich besser einbringen, kann ich das Spiel führen und von hinten eröffnen".

[bild2]

Vom Lernenden zum Lehrenden

Seine Offenheit beeindruckt, so wie auch ein weiterer Wechsel: Vom Lernenden zum Lehrenden. Badstuber, selbst noch eine junge Spieler, hat heute den Anspruch, Ansprechpartner für die ganz jungen Spieler zu sein. "Natürlich helfe ich, wenn ich gefragt werde", sagt er. "Ich versuche, mich so zu verhalten, dass andere sich daran orientieren können." Dass er selbst nach wie vor auch Schüler ist, schließt dies nicht aus. Badstuber hat die Augen offen, er nimmt an, was andere ihm raten. In jedes Training geht er mit der Ambition, sein Spiel und das Spiel der Mannschaft zu verbessern, immer voll motiviert, immer am Limit. 100 Spiele, 100 Prozent.

Wer da nicht mitzieht, kann dies durchaus zu hören bekommen. Badstuber ist kein Spieler, der seine Meinung zurückhält, er ist weder angepasst noch schweigsam. Aber eines ist bei ihm immer klar: Er reibt sich um der Energie Willen, er will nicht Effekte haschen, er will die Effizienz des Teams erhöhen. "Ich bin noch jung und stecke mir auch persönlich Ziele, wie ich mich verbessern kann", sagt er. "Daran arbeite ich mit Eifer, der Hunger ist drin in mir."

Im Verein genauso wie in der Nationalmannschaft. Bei den Bayern steht die nächste Rundung bevor, in der Nationalmannschaft hat er sie schon hinter sich. Mit einem Spiel, das er am liebsten vergessen würde. Beim 4:4 in der WM-Qualifikation gegen Schweden absolvierte Badstuber sein 30. Länderspiel für das DFB-Team. Ein unschönes Erlebnis, und doch will Badstuber keinen seiner Einsätze für Deutschland missen. "Jeder Auftritt mit dem Nationalteam ist ein einzigartiges Gefühl", betont er. "In dieser Reihe zu stehen, die Hymne zu singen – das ist immer wieder ein sehr emotionaler Moment."

[sl]

[bild1]

Die Zeit der Leiden für Holger Badstuber war vergleichsweise kurz. Ein Muskelfaseriss ist im Reigen der Verletzungen eine der einfacheren Art. Der Schmerz ist zu ertragen, die Dauer des Ausfalls ist kalkulierbar. Im Fall von Badstuber waren es nur knapp drei Wochen. Der Münchner hatte sich die Blessur Ende Oktober bei der Heimniederlage des FC Bayern gegen Bayer Leverkusen zugezogen, ärgerlich, doch ein Beinbruch waren weder Faserriss noch Niederlage.

Die Bayern sind auch nach dem Betriebsunfall mit beruhigendem Abstand Tabellenführer der Bundesliga. Und Badstuber ist nach der Verletzung auf dem Weg zu alter Stärke. Bei seinem Comeback im Champions-League-Spiel gegen Lille musste er sich an der Seite von Dante nicht lange akklimatisieren, vielleicht war es langfristig sogar hilfreich, dass sich Badstubers Körper im ersten Drittel der Saison eine kurze Auszeit genommen hat.

In Freiburg wartet ein besonderes Jubiläum

Holger Badstuber sieht das natürlich anders. Dass drei Wochen Zwangspause für einen wie ihn eine Ewigkeit sind, kann wohl nur ermessen, wer weiß, wie verrückt der Verteidiger nach Fußball ist. Als Beleg dient seine Einschätzung der Pause nach der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. "Heute geht es mit dem Pokalderby in Regensburg endlich wieder los", schrieb Badstuber auf Facebook, mit der Ergänzung: "Die fußballfreie Zeit war viel zu lang." Eine Kampfansage lieferte Badstuber gleich mit. "Am Ende mit leeren Händen dazustehen, ist sicher nicht unser Anspruch", schrieb er mit Blick auf die titellose Saison 2011/2012 und prophezeite: "Das wird sich nächstes Jahr ändern, versprochen!"

Beim 5:0 gegen Hannover 96 leistete Badstuber zuletzt wieder seinen Teil, souverän, resolut, sachlich, so wie man das von ihm kennt. 99 Bundesligaspiele hat er nun absolviert. Der Verteidiger steht also vor einem Jubiläum. Bei der Auswärtspartie am Mittwochabend beim SC Freiburg (ab 20 Uhr, live bei Sky und Liga total) wird er 100.

Verschiebungen auf und außerhalb des Platzes

Sein erstes Bundesligaspiel absolvierte Badstuber am 8. August 2009, ein 1:1-Unentschieden bei der TSG 1899 Hoffenheim. In den über 1200 Tagen von damals bis heute wurde aus einem Novizen ein erfahrener Spieler, im Laufe seiner noch jungen Karriere hat der Verteidiger diverse Verschiebungen erlebt. Sein Gewicht in der Mannschaft ist schwerer geworden, sein Lebenswandel stet, sein Platz auf dem Spielfeld unsteter. Von der Innenverteidigung auf die Außenbahn. Von außen wieder nach innen, und das Ganze wieder zurück. Anderen wird schwindelig, Badstuber schwindelt nicht.

Natürlich akzeptiert er, wenn er aus mannschaftstaktischen Gründen auf die linke Außenbahn verschoben wird, natürlich fügt er sich, wenn die personelle Situation seinen linken Einsatz erfordert. Aber zuhause, wohler und besser fühlt er sich in der Innenverteidigung – so wie gegen Hannover. "Ich sehe mich als Innenverteidiger", betont er. In der Mitte habe er klar seine Stärken, "dort kann ich mich besser einbringen, kann ich das Spiel führen und von hinten eröffnen".

[bild2]

Vom Lernenden zum Lehrenden

Seine Offenheit beeindruckt, so wie auch ein weiterer Wechsel: Vom Lernenden zum Lehrenden. Badstuber, selbst noch eine junge Spieler, hat heute den Anspruch, Ansprechpartner für die ganz jungen Spieler zu sein. "Natürlich helfe ich, wenn ich gefragt werde", sagt er. "Ich versuche, mich so zu verhalten, dass andere sich daran orientieren können." Dass er selbst nach wie vor auch Schüler ist, schließt dies nicht aus. Badstuber hat die Augen offen, er nimmt an, was andere ihm raten. In jedes Training geht er mit der Ambition, sein Spiel und das Spiel der Mannschaft zu verbessern, immer voll motiviert, immer am Limit. 100 Spiele, 100 Prozent.

Wer da nicht mitzieht, kann dies durchaus zu hören bekommen. Badstuber ist kein Spieler, der seine Meinung zurückhält, er ist weder angepasst noch schweigsam. Aber eines ist bei ihm immer klar: Er reibt sich um der Energie Willen, er will nicht Effekte haschen, er will die Effizienz des Teams erhöhen. "Ich bin noch jung und stecke mir auch persönlich Ziele, wie ich mich verbessern kann", sagt er. "Daran arbeite ich mit Eifer, der Hunger ist drin in mir."

Im Verein genauso wie in der Nationalmannschaft. Bei den Bayern steht die nächste Rundung bevor, in der Nationalmannschaft hat er sie schon hinter sich. Mit einem Spiel, das er am liebsten vergessen würde. Beim 4:4 in der WM-Qualifikation gegen Schweden absolvierte Badstuber sein 30. Länderspiel für das DFB-Team. Ein unschönes Erlebnis, und doch will Badstuber keinen seiner Einsätze für Deutschland missen. "Jeder Auftritt mit dem Nationalteam ist ein einzigartiges Gefühl", betont er. "In dieser Reihe zu stehen, die Hymne zu singen – das ist immer wieder ein sehr emotionaler Moment."