Buchwald zur WM 1990: "Maradona Zentralfigur meiner Karriere"

Vor 25 Jahren feierte Deutschland den dritten Stern – zum dritten Mal wurde eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister. Am 8. Juli 1990 besiegte die Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer Argentinien im Finale von Rom 1:0. DFB.de blickt in einer Serie auf die Helden von Rom, die Geschichten hinter dem WM-Triumph und den Jubel der deutschen Fans zurück.

Diese Woche treffen sich die Weltmeister von 1990 am Kalterer See, um dort am 8. Juli gemeinsam mit dem Trainerstab um Franz Beckenbauer und ihren Betreuern den Titelgewinn vor 25 Jahren in Rom zu feiern. Kaltern in Südtirol war damals das letzte Trainingslager und die erste Station der DFB-Auswahl auf italienischem Boden. 17 von 22 Spielern aus dem WM-Kader haben ihre Teilnahme am 25. Jahrestag des WM-Titelgewinns zugesagt, was Guido Buchwald als "herausragendes Zeichen für den noch immer großen Zusammenhalt in diesem Team" wertet.

Im DFB.de-Exklusiv-Interview mit Redakteur Wolfgang Tobien verweist Buchwald (54), den Teamchef Beckenbauer seinerzeit als "unseren besten Spieler bei dieser WM" bezeichnet hatte, auf die besondere Bedeutung dieser Zusammenkunft und erzählt die besonderen Umstände seines Aufeinandertreffens mit Diego Maradona vor und nach dem Finale gegen Argentinien am 8. Juli 1990 in Rom. Zudem erklärt der 76-malige Nationalspieler und frühere Kapitän und Deutsche Meister des VfB Stuttgart interessante Gemeinsamkeiten mit Joachim Löws Team der aktuellen Weltmeister.

DFB.de: Herr Buchwald, der 8. Juli 1990 und das 1:0 im WM-Finale gegen Argentinien! Sind Sie nach diesem größten Tag Ihrer Fußballkarriere Diego Maradona noch einmal persönlich begegnet?

Guido Buchwald: Unsere letzte Begegnung gab es beim WM-Endspiel 2002 zwischen Deutschland und Brasilien, als wir zusammen auf der Tribüne in Yokohama saßen.

DFB.de: Und Maradona hat gleich gewusst, wer ihm dort Gesellschaft geleistet hat?

Buchwald: Klar! Wir haben uns freundlich begrüßt und miteinander geplaudert. Wie es sich gehört unter Fußballern. Ich habe mich darüber gefreut, denn Diego war eine Zentralfigur meiner Karriere.

DFB.de: Am 8. Juli damals haben Sie gegen den argentinischen Fußballzauberer beim WM-Finale in Rom nach Ansicht der meisten Beobachter "das Spiel Ihres Lebens" gemacht und damit für die Basis zum dritten WM-Titelgewinn gesorgt. Wie haben Sie den weltbesten Fußballer der achtziger Jahre an die Kette gelegt?

Buchwald: Ich wusste genau, wie ich mich gegen ihn verhalten musste und habe versucht, ihm die Außenbahn anzubieten und dadurch den Weg durch die Mitte zu versperren, dass er nicht auf mich drauf laufen konnte, sondern dass er nach Möglichkeit immer mit seinem Rücken zur mir stand und ich ihn schon bei der Ballannahme stören konnte. Dass er überhaupt sehr wenig Ballkontakte bekam.

DFB.de: Als am Tag vor jenem 8. Juli Franz Beckenbauer Ihnen diese Sonderaufgabe gegen Maradona übertrug, wie waren dabei Ihre ersten Gedanken?

Buchwald: Sonderlich überrascht war ich nicht, als Beckenbauer mir mit dem einen Satz den Sonderauftrag erteilte: 'Morgen spielst du gegen Diego.' Und eine schlaflose Nacht hatte ich danach auch nicht.

DFB.de: Seitdem sind sie im Kreis der 1990er-Weltmeister der "Diego". Werden die Kollegen Sie in dieser Woche beim großen Jubiläumstreffen in Kaltern mit diesem "Ehrentitel" begrüßen?

Buchwald: (lacht) Keine Ahnung, ich lass mich überraschen. Doch der eine oder andere unter unseren Spaßvögeln wird bestimmt schon mal auf diese Idee kommen.



Vor 25 Jahren feierte Deutschland den dritten Stern – zum dritten Mal wurde eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister. Am 8. Juli 1990 besiegte die Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer Argentinien im Finale von Rom 1:0. DFB.de blickt in einer Serie auf die Helden von Rom, die Geschichten hinter dem WM-Triumph und den Jubel der deutschen Fans zurück.

Diese Woche treffen sich die Weltmeister von 1990 am Kalterer See, um dort am 8. Juli gemeinsam mit dem Trainerstab um Franz Beckenbauer und ihren Betreuern den Titelgewinn vor 25 Jahren in Rom zu feiern. Kaltern in Südtirol war damals das letzte Trainingslager und die erste Station der DFB-Auswahl auf italienischem Boden. 17 von 22 Spielern aus dem WM-Kader haben ihre Teilnahme am 25. Jahrestag des WM-Titelgewinns zugesagt, was Guido Buchwald als "herausragendes Zeichen für den noch immer großen Zusammenhalt in diesem Team" wertet.

Im DFB.de-Exklusiv-Interview mit Redakteur Wolfgang Tobien verweist Buchwald (54), den Teamchef Beckenbauer seinerzeit als "unseren besten Spieler bei dieser WM" bezeichnet hatte, auf die besondere Bedeutung dieser Zusammenkunft und erzählt die besonderen Umstände seines Aufeinandertreffens mit Diego Maradona vor und nach dem Finale gegen Argentinien am 8. Juli 1990 in Rom. Zudem erklärt der 76-malige Nationalspieler und frühere Kapitän und Deutsche Meister des VfB Stuttgart interessante Gemeinsamkeiten mit Joachim Löws Team der aktuellen Weltmeister.

DFB.de: Herr Buchwald, der 8. Juli 1990 und das 1:0 im WM-Finale gegen Argentinien! Sind Sie nach diesem größten Tag Ihrer Fußballkarriere Diego Maradona noch einmal persönlich begegnet?

Guido Buchwald: Unsere letzte Begegnung gab es beim WM-Endspiel 2002 zwischen Deutschland und Brasilien, als wir zusammen auf der Tribüne in Yokohama saßen.

DFB.de: Und Maradona hat gleich gewusst, wer ihm dort Gesellschaft geleistet hat?

Buchwald: Klar! Wir haben uns freundlich begrüßt und miteinander geplaudert. Wie es sich gehört unter Fußballern. Ich habe mich darüber gefreut, denn Diego war eine Zentralfigur meiner Karriere.

DFB.de: Am 8. Juli damals haben Sie gegen den argentinischen Fußballzauberer beim WM-Finale in Rom nach Ansicht der meisten Beobachter "das Spiel Ihres Lebens" gemacht und damit für die Basis zum dritten WM-Titelgewinn gesorgt. Wie haben Sie den weltbesten Fußballer der achtziger Jahre an die Kette gelegt?

Buchwald: Ich wusste genau, wie ich mich gegen ihn verhalten musste und habe versucht, ihm die Außenbahn anzubieten und dadurch den Weg durch die Mitte zu versperren, dass er nicht auf mich drauf laufen konnte, sondern dass er nach Möglichkeit immer mit seinem Rücken zur mir stand und ich ihn schon bei der Ballannahme stören konnte. Dass er überhaupt sehr wenig Ballkontakte bekam.

DFB.de: Als am Tag vor jenem 8. Juli Franz Beckenbauer Ihnen diese Sonderaufgabe gegen Maradona übertrug, wie waren dabei Ihre ersten Gedanken?

Buchwald: Sonderlich überrascht war ich nicht, als Beckenbauer mir mit dem einen Satz den Sonderauftrag erteilte: 'Morgen spielst du gegen Diego.' Und eine schlaflose Nacht hatte ich danach auch nicht.

DFB.de: Seitdem sind sie im Kreis der 1990er-Weltmeister der "Diego". Werden die Kollegen Sie in dieser Woche beim großen Jubiläumstreffen in Kaltern mit diesem "Ehrentitel" begrüßen?

Buchwald: (lacht) Keine Ahnung, ich lass mich überraschen. Doch der eine oder andere unter unseren Spaßvögeln wird bestimmt schon mal auf diese Idee kommen.

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DFB.de: Welche Bedeutung hat für Sie generell diese Zusammenkunft zum 25. Jahrestag des WM-Titelgewinns 1990?

Buchwald: So ein großer außergewöhnlicher Titel sorgt auch im Nachhinein für eine gewisse Verbindung, bringt die vielen unterschiedlichen Charaktere auch heute noch zusammen. Ein solch einzigartiges Erlebnis wie den Gewinn einer WM miteinander zu teilen, das will man auch heute noch fortsetzen. Zumal damals wirklich eine ganz tolle Verbundenheit in unserem Team über die gesamten sechs Wochen geherrscht hat. Dass nach einem Vierteljahrhundert 17 von den damals 22 Spielern nach Kaltern kommen werden, beweist doch, welch großer Teamgeist in dieser Truppe gesteckt hat und immer noch vorhanden ist.

DFB.de: Was verbindet Sie persönlich nach einem Vierteljahrhundert noch mit Italia Novanta?

Buchwald: Nie vergessen werde ich, dass ich bei diesem Turnier dreimal zur Doping-Kontrolle musste. Unter anderem auch nach dem Finale, als mein direktes Aufeinandertreffen mit Maradona selbst nach dem Abpfiff noch nicht zu Ende war. Zusammen mit Diego saß ich im Dopingraum, und wir warteten endlos lange, bis wir unsere Proben abgeben konnten. Unser Mannschaftsarzt Dr. Ließen war dabei, und ich sagte ihm im Spaß, 'pass gut auf, dass unsere Urinproben nicht vertauscht werden'…

DFB.de: Franz Beckenbauer bezeichnete Sie im Nachhinein als besten Spieler im deutschen Team, weil Sie bei diesen sieben Spielen sieben Mal Weltklasse verkörpert hätten. Die FIFA kürte jedoch Lothar Matthäus zum besten Spieler der WM ´90. Wer hatte Recht, der Franz oder die FIFA?

Buchwald: Wenn man Weltmeister wird, ist dies für mich doch alles zweitrangig. Wenn man es allerdings genau nimmt, dürfte der Franz als unser Trainer und als genialer Fußballer mit riesiger Erfahrung viel, viel mehr Ahnung haben als die Experten der FIFA.

DFB.de: Empfanden Sie Beckenbauers Urteil als besondere Genugtuung für die Enttäuschung, die er Ihnen vier Jahre zuvor vor der WM 1986 angetan hatte?

Buchwald: Klar war meine Enttäuschung riesig groß, als ich 1986 kurz vor dem Abflug zur WM noch aus dem Kader ausgebootet wurde. Genugtuung, das würde ich aber nicht sagen. Es war jedoch ein besonders gutes Gefühl, von ihm so beurteilt zu werden. Und ich denke, ich kann zu Recht stolz darauf sein.

DFB.de: Fast ein Vierteljahrhundert lang konnten sich die "Helden von Rom" als die letzten deutschen Weltmeister feiern lassen. 2014 haben sie diesen Nimbus an die Mannschaft von Joachim Löw verloren. Wie denken Sie über diese Wachablösung?

Buchwald: Ich gönne Jogi und seinen Jungs diesen Titel wirklich von Herzen. Sie haben einen super Job gemacht und es wurde höchste Zeit, dass Deutschland angesichts der riesigen Fußballbegeisterung in unserem Lande endlich wieder Weltmeister geworden ist. Nachdem man in den Turnieren zuvor immer wieder knapp gescheitert ist, haben die Jungs jetzt diesen Titel wirklich verdient gewonnen.

DFB.de: Ebenfalls verloren ging der Nimbus der Einmaligkeit der 90er-Mannschaft, die bis 2014 als einzige bei 23 deutschen WM-Teilnahmen kein Spiel verloren hatte. Nunmehr schafften auch Lahm und Co., was zuvor weder den Weltmeistern 1954 noch denen von 1974 gelungen war.

Buchwald: Auch dies unterstreicht, dass dieser Titelgewinn, ebenso wie unser WM-Triumph 1990, mehr als verdient ist. So, wie sie in Brasilien aufgetreten und gespielt haben, sind sie ein absolut würdiger Weltmeister.

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DFB.de: Sehen Sie eine besondere fachliche und atmosphärische Gemeinsamkeit beim Vergleich der beiden Weltmeister-Teams von 1990 und 2014?

Buchwald: Jogis Team ist ebenso wie wir total über das Teamwork gekommen. In beiden Mannschaften standen zwar auch super Einzelspieler. Wenn ich an Götze mit seinem entscheidenden Tor im Endspiel denke. Oder an Neuer, an Schweinsteiger und auch an Mertesacker, wie er herausgekommen ist bei diesem Turnier. Doch das Entscheidende war die Leistung als Mannschaft. Atmosphärisch kam hinzu, dass sich die Mannschaft 2014 in ihrem WM-Camp genauso wohl gefühlt hat wie wir 1990 in unserem Castello bei Erba. Das hat alles toll gepasst, auch das Organisatorische vom DFB. Nur so und mit einer solchen Basis kann man Weltmeister werden.

DFB.de: Wie groß sehen Sie die Chance für eine erfolgreiche Titelverteidigung des Löw-Teams 2018 in Russland, die Ihnen ja 1994 in den USA verwehrt geblieben war?

Buchwald: Bis dorthin ist es noch ein langer Weg. Jetzt muss man erst mal eine erfolgreiche EM in Frankreich spielen. Die Substanz ist aber auf jeden Fall da, um 2018 erneut Weltmeister zu werden. Doch solch einen Titel zu verteidigen, ist noch schwerer, als ihn zuvor zu gewinnen. Wichtig ist, dass der Teamgeist erhalten bleibt, zusammen mit dem absoluten Hunger auf Titelgewinne. Bei uns war dieser Teamgeist von 1990 vier Jahre später nicht mehr so vorhanden, weil der eine oder andere unserer Weltmeister egoistischer geworden ist. Trotzdem hatten wir von der Qualität unseres Kaders die Chance, auch das WM-Turnier in den USA zu gewinnen.

DFB.de: Von der Niederlage im WM-Finale 1986 abgesehen, hat Deutschland gegen Argentinien bei einer WM-Endrunde nie verloren, die letzten vier WM-Begegnungen sogar allesamt gewonnen. Welche Rückschlüsse ziehen Sie daraus?

Buchwald: (lacht) Wenn der Franz mich 1986 nicht zu Hause gelassen hätte, wäre auch das Endspiel damals gegen Argentinien nicht verloren gegangen. Doch im Ernst; die Argentinier liegen uns einfach besser als zum Beispiel andere südamerikanische oder südeuropäische Spitzenteams. Trotz Messi und Maradona sind sie eine Mannschaft, die viel über den Kampf kommt und damit für uns berechenbarer ist.

DFB.de: Glauben Sie, dass die aktuellen Weltmeister von 2014 in 25 Jahren ebenfalls zusammenkommen werden, um sich gemeinsam an ihren 1:0-Endspielsieg gegen Lionel Messis Argentinien am 13. Juli in Rio zu erinnern?

Buchwald: Auf jeden Fall. Davon bin ich fest überzeugt. Dieses Team hat den gleichen Zusammenhalt wie wir 1990er. Auch sie werden das Zehnjährige, das Zwanzigjährige und auch das Fünfundzwanzigjährige gemeinsam feiern, um die tollen Erlebnisse und Ergebnisse in Brasilien Revue passieren zu lassen.

DFB.de: Worauf freuen Sie sich jetzt beim Wiedersehen nächste Woche in Kaltern am meisten?

Buchwald: Ganz einfach mal wieder in Kaltern zu sein, dort wo auf italienischem Boden für uns alles begonnen hat. Beim Austausch der vielen Erinnerungen werden wir alle bestimmt sehr viel Spaß haben.