Klose: Vom Bordstein bis zum Fußballhimmel

71 Tore in 137 Länderspielen. DFB- und WM-Rekordtorschütze. Von Kaiserslautern nach Bremen, München und Rom. Aus der Pfalz nach Tokio, Durban und Rio. Miroslav Klose hat als Fußballer die Welt gesehen. Doch in der Erlebniswelt Deutsches Fußballmuseum in Dortmund hat selbst er Neues entdeckt. Über sich genauso wie über Fritz Walter.

Miroslav Klose möchte noch einmal wiederkommen. 90 Minuten in der Dauerausstellung waren nicht genug. So hat er beispielsweise den Kanalstein aus Kaiserslautern gar nicht gesehen. Dabei hätte er ihn interessiert, brennend sogar. Schließlich geht es am Ende des Rundgangs durch 140 Jahre deutscher Fußballgeschichte um Straßenfußballer und deren Bolzplätze; also natürlich auch um Fritz Walter und "Kanälschers" - wie die Buben aus Kaiserslautern ihre Version des Straßenfußballs mit alten Tennisbällen nannten.

Mitte der 20er-Jahre spielte Fritz Walter zunächst mit älteren Jungs, später dann auch mit seinem jüngeren Bruder Ottmar quer über das Gässchen hinterm Elternhaus in der Bismarckstraße 24, wo Walters Vater Ludwig im Erdgeschoss die Eckkneipe "Zum Walter" betrieb – und zuweilen auch Spieler des FC 1900 Kaiserslautern, später: 1. FCK, einkehrten. Die Abflüsse des "Kanälche" lagen damals unter massiven Eisendeckeln, die in den Bürgersteig eingelassen waren. Zum Bordstein hin hatten diese Deckel eine Öffnung, die als Tor diente. Circa 20 Zentimeter hoch und 40 Zentimeter breit war das ganze Glück der Straßenfußballer. Im Deutschen Fußballmuseum erinnert ein solcher Original-"Kanälche" aus der Bismarckstraße an die Anfänge von Fritz Walter.

Treffen mit Legenden

Als der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft am 17. Juni 2002 starb, ging bei der WM in Fernost gerade der Stern von Miroslav Klose auf. Zwölf Jahre später sollte auch er Weltmeister sein – und mit insgesamt 16 Treffern WM-Rekordtorschütze. Vorher allerdings ist er noch in den Genuss gekommen, den Vorgängern von 1954 zu begegnen. "Ich habe Fritz und Ottmar Walter noch kennengelernt, kenne natürlich auch Horst Eckel, allesamt Idole", hat Klose nach seinem Besuch in Dortmund gesagt. "Wenn die von ‘54 erzählt haben; wie sie mit der Eisenbahn zurückgekommen sind, nicht wussten, was in Deutschland los war, wie sie dann über die Grenze gekommen sind und begeistert empfangen worden sind. Da habe ich Gänsehaut gekriegt."

Sich selbst ist Klose auf dem Weg durch die deutsche Fußballgeschichte mehrfach begegnet. Die Inszenierung "Goldene Generation" erzählt die Kapitel vom Tiefpunkt der Nationalmannschaft im Jahr 2000 bis zum Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 unter der Sonne von Rio. Miroslav Klose war von Beginn an und die ganze Zeit über dabei. 137 Länderspiele hat er bestritten, 24 davon bei vier WM-Teilnahmen, 71 Tore hat er erzielt, 16 davon bei Weltmeisterschaften. Der Wert ist unübertroffen. Mit seinem letzten Treffer, zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen Brasilien am 8. Juli 2014 in Belo Horizonte, hat er den legendären Ronaldo überholt.

Trikot vom Halbfinale

Es ist also nur logisch, dass Miroslav Klose im Deutschen Fußballmuseum mit einer sogenannten Helden-Vitrine gewürdigt wird. Darin: Sein Trikot von eben jenem WM-Halbfinale 2014 und ein Paar von seinen Schuhen, mit denen er so treffsicher war. "Natürlich hatte ich mir das WM-Endspiel auch danach noch einmal über 120 Minuten angeschaut. Aber viele Bilder und Filme, die hier gezeigt werden, habe ich ehrlich gesagt noch nie gesehen", sagt Klose – und fügt ganz in sich gekehrt an: "Es ist faszinierend, was man alles sammeln kann – und was dann am Ende daraus entsteht." Er selbst mit seinen Leihgaben hat ebenso wie die Stadt Kaiserslautern mit ihrer Schenkung des "Kanälche" dazu beigetragen.

"Ich habe auch schon andere Museen gesehen. Aber ich muss sagen: Das hier hat mir sehr gut gefallen. Das Fußballmuseum zeigt viele Aspekte. Und wenn man die Bilder noch mal sieht, dann kommen auch noch mal Emotionen hoch", sagt Klose – und schließt mit den Worten: "Es waren wirklich schöne Momente. Ich bin froh, dass ich die Zeit genutzt habe und hier aufgeschlagen bin."

Herberger-Ausstellung verlängert

Die Sonderausstellung "Herbergers Welt der Bücher – Die unbekannten Seiten der Trainer-Legende" läuft nun bis zum 7. Januar 2018. Das Deutsche Fußballmuseum zeigt weite Teile der privaten Bibliothek Herbergers. In den mehr als 1500 Büchern fand der "Chef" das Wissen, aus dem er sein Weltbild zusammensetzte und seine Fußballstrategien entwickelte. Mit Originalzitaten, teils unveröffentlichten Fotos und Nachzeichnungen der Zusammenhänge wird das wohl letzte unentdeckte Refugium des Weltmeistertrainers von 1954 offengelegt. An Herbergers Original-Reiseschreibmaschine Olympia Splendid 99 hat auch schon Bundestrainer Joachim Löw Platz genommen. Zur Sonderausstellung ist der entsprechende Begleitband erschienen: Manuel Neukirchner: Herbergers Welt der Bücher – Die unbekannten Seiten der Trainer-Legende. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2017, ISBN 978-3-7307-0340-3. Weitere Infos auf Deutsches Fußballmuseum.

[nh]

71 Tore in 137 Länderspielen. DFB- und WM-Rekordtorschütze. Von Kaiserslautern nach Bremen, München und Rom. Aus der Pfalz nach Tokio, Durban und Rio. Miroslav Klose hat als Fußballer die Welt gesehen. Doch in der Erlebniswelt Deutsches Fußballmuseum in Dortmund hat selbst er Neues entdeckt. Über sich genauso wie über Fritz Walter.

Miroslav Klose möchte noch einmal wiederkommen. 90 Minuten in der Dauerausstellung waren nicht genug. So hat er beispielsweise den Kanalstein aus Kaiserslautern gar nicht gesehen. Dabei hätte er ihn interessiert, brennend sogar. Schließlich geht es am Ende des Rundgangs durch 140 Jahre deutscher Fußballgeschichte um Straßenfußballer und deren Bolzplätze; also natürlich auch um Fritz Walter und "Kanälschers" - wie die Buben aus Kaiserslautern ihre Version des Straßenfußballs mit alten Tennisbällen nannten.

Mitte der 20er-Jahre spielte Fritz Walter zunächst mit älteren Jungs, später dann auch mit seinem jüngeren Bruder Ottmar quer über das Gässchen hinterm Elternhaus in der Bismarckstraße 24, wo Walters Vater Ludwig im Erdgeschoss die Eckkneipe "Zum Walter" betrieb – und zuweilen auch Spieler des FC 1900 Kaiserslautern, später: 1. FCK, einkehrten. Die Abflüsse des "Kanälche" lagen damals unter massiven Eisendeckeln, die in den Bürgersteig eingelassen waren. Zum Bordstein hin hatten diese Deckel eine Öffnung, die als Tor diente. Circa 20 Zentimeter hoch und 40 Zentimeter breit war das ganze Glück der Straßenfußballer. Im Deutschen Fußballmuseum erinnert ein solcher Original-"Kanälche" aus der Bismarckstraße an die Anfänge von Fritz Walter.

Treffen mit Legenden

Als der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft am 17. Juni 2002 starb, ging bei der WM in Fernost gerade der Stern von Miroslav Klose auf. Zwölf Jahre später sollte auch er Weltmeister sein – und mit insgesamt 16 Treffern WM-Rekordtorschütze. Vorher allerdings ist er noch in den Genuss gekommen, den Vorgängern von 1954 zu begegnen. "Ich habe Fritz und Ottmar Walter noch kennengelernt, kenne natürlich auch Horst Eckel, allesamt Idole", hat Klose nach seinem Besuch in Dortmund gesagt. "Wenn die von ‘54 erzählt haben; wie sie mit der Eisenbahn zurückgekommen sind, nicht wussten, was in Deutschland los war, wie sie dann über die Grenze gekommen sind und begeistert empfangen worden sind. Da habe ich Gänsehaut gekriegt."

Sich selbst ist Klose auf dem Weg durch die deutsche Fußballgeschichte mehrfach begegnet. Die Inszenierung "Goldene Generation" erzählt die Kapitel vom Tiefpunkt der Nationalmannschaft im Jahr 2000 bis zum Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 unter der Sonne von Rio. Miroslav Klose war von Beginn an und die ganze Zeit über dabei. 137 Länderspiele hat er bestritten, 24 davon bei vier WM-Teilnahmen, 71 Tore hat er erzielt, 16 davon bei Weltmeisterschaften. Der Wert ist unübertroffen. Mit seinem letzten Treffer, zum zwischenzeitlichen 2:0 gegen Brasilien am 8. Juli 2014 in Belo Horizonte, hat er den legendären Ronaldo überholt.

Trikot vom Halbfinale

Es ist also nur logisch, dass Miroslav Klose im Deutschen Fußballmuseum mit einer sogenannten Helden-Vitrine gewürdigt wird. Darin: Sein Trikot von eben jenem WM-Halbfinale 2014 und ein Paar von seinen Schuhen, mit denen er so treffsicher war. "Natürlich hatte ich mir das WM-Endspiel auch danach noch einmal über 120 Minuten angeschaut. Aber viele Bilder und Filme, die hier gezeigt werden, habe ich ehrlich gesagt noch nie gesehen", sagt Klose – und fügt ganz in sich gekehrt an: "Es ist faszinierend, was man alles sammeln kann – und was dann am Ende daraus entsteht." Er selbst mit seinen Leihgaben hat ebenso wie die Stadt Kaiserslautern mit ihrer Schenkung des "Kanälche" dazu beigetragen.

"Ich habe auch schon andere Museen gesehen. Aber ich muss sagen: Das hier hat mir sehr gut gefallen. Das Fußballmuseum zeigt viele Aspekte. Und wenn man die Bilder noch mal sieht, dann kommen auch noch mal Emotionen hoch", sagt Klose – und schließt mit den Worten: "Es waren wirklich schöne Momente. Ich bin froh, dass ich die Zeit genutzt habe und hier aufgeschlagen bin."

Herberger-Ausstellung verlängert

Die Sonderausstellung "Herbergers Welt der Bücher – Die unbekannten Seiten der Trainer-Legende" läuft nun bis zum 7. Januar 2018. Das Deutsche Fußballmuseum zeigt weite Teile der privaten Bibliothek Herbergers. In den mehr als 1500 Büchern fand der "Chef" das Wissen, aus dem er sein Weltbild zusammensetzte und seine Fußballstrategien entwickelte. Mit Originalzitaten, teils unveröffentlichten Fotos und Nachzeichnungen der Zusammenhänge wird das wohl letzte unentdeckte Refugium des Weltmeistertrainers von 1954 offengelegt. An Herbergers Original-Reiseschreibmaschine Olympia Splendid 99 hat auch schon Bundestrainer Joachim Löw Platz genommen. Zur Sonderausstellung ist der entsprechende Begleitband erschienen: Manuel Neukirchner: Herbergers Welt der Bücher – Die unbekannten Seiten der Trainer-Legende. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2017, ISBN 978-3-7307-0340-3. Weitere Infos auf Deutsches Fußballmuseum.

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