Mertesacker: "Können Rucksack für junge Spieler leichter machen"

"Nur rund ein Prozent der jungen Spieler in der Arsenal Academy schaffen es bis ganz nach oben. Wir denken deshalb auch darüber nach, wie wir die unterstützen können, die später im Leben vielleicht mal keinen Fußball spielen werden", sagte Per Mertesacker am Dienstagabend als Gast eines DFB-Seminars.

Der Weltmeister und 104-malige Nationalspieler leitet seit drei Jahren die Nachwuchsschmiede bei Arsenal London. Als Interviewgast sprach Mertesacker über den richtigen Umgang mit Druck im Leistungsfußball. "Klar, habe ich mir früher selbst Druck gemacht, weil man Leistung abliefern muss, für den Verein, für Deutschland. Für viele junge Spieler ist es sehr schwierig, über ihre Gefühle zu sprechen. Jeder ist anders, jeder nimmt diesen Druck und die Situation unterschiedlich wahr. Aber wenn wir darüber sprechen, wenn wir diesen Rucksack, den wir alle tagtäglich so mit uns rumschleppen, ein wenig leichter machen können, dann hilft das doch sehr. Und da können wir bei der Nachwuchsförderung im Fußball noch viel bewegen."

Fünftes Onlineseminar mit BZgA: Druckresistenz und Depression

Zum fünften Mal hatten der DFB und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu einem Onlineseminar eingeladen. Zielgruppe sind Trainerinnen und Trainer insbesondere aus dem Jugendfußball, die sich Fachwissen über Suchtgefahren aneignen wollen. Nach den Themen "Alkohol", "Kinder stark machen", "Cannabis" und "Exzessive Mediennutzung" ging es diesmal um Druckresistenz und Depression. Der zweimalige "Sportler des Jahres" Harald Schmid moderierte das Seminar.

Dr. Karsten Henkel saß früher oft selbst an der Beratungs-Hotline der Robert-Enke-Stiftung und weiß aus den Telefonaten um die Krisen in einem Sportlerleben. Die nach dem Suizid des deutschen Nationaltorwarts gegründete Stiftung hat in den knapp zwölf Jahren seit ihrer Gründung erfolgreich daran mitgewirkt, über Depression aufzuklären. "Wir sind heute weiter als noch 2010", sagte Henkel, Kuratoriumsmitglied der Stiftung. Michael Phelps, der erfolgreichste Schwimmer in der olympischen Geschichte, und die US-Skifahrerin und vierfache Gesamt-Weltcupsiegerin Lindsey Vonn seien Beispiele dafür, dass Spitzensportler inzwischen besser mit ihrer Erkrankung umgehen können.

"Schwer für Sportler, sich eine Depression einzugestehen"

Dr. Henkel, Chefarzt für Gerontopsychiatrie in Göppingen, formulierte für die knapp 40 angemeldeten Teilnehmenden einen "Steckbrief" der tückischen Volkskrankheit. "Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und ein verminderter Antrieb, dazu oft das Gefühl von Wertlosigkeit sowie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit" seien Kardinalsymptome einer sich anschleichenden depressiven Verstimmung. Nach spätestens 14 Tagen sollte man sich ärztlichen Rat holen, auch der Hausarzt sei eine gute erste Anlaufstation. Dabei seien Sportlerinnen und Sportler besonders gefährdet, denn, so Henkel: "Als Sportler lässt man sich nicht hängen. Sportler sind es gewohnt, gegen Widerstände anzugehen, das macht es schwerer, sich eine Depression einzugestehen."

Die sechste und letzte Folge des DFB-Onlineseminars wird dem Thema Wettsucht gewidmet sein und ist für Mitte November geplant.

[th]

"Nur rund ein Prozent der jungen Spieler in der Arsenal Academy schaffen es bis ganz nach oben. Wir denken deshalb auch darüber nach, wie wir die unterstützen können, die später im Leben vielleicht mal keinen Fußball spielen werden", sagte Per Mertesacker am Dienstagabend als Gast eines DFB-Seminars.

Der Weltmeister und 104-malige Nationalspieler leitet seit drei Jahren die Nachwuchsschmiede bei Arsenal London. Als Interviewgast sprach Mertesacker über den richtigen Umgang mit Druck im Leistungsfußball. "Klar, habe ich mir früher selbst Druck gemacht, weil man Leistung abliefern muss, für den Verein, für Deutschland. Für viele junge Spieler ist es sehr schwierig, über ihre Gefühle zu sprechen. Jeder ist anders, jeder nimmt diesen Druck und die Situation unterschiedlich wahr. Aber wenn wir darüber sprechen, wenn wir diesen Rucksack, den wir alle tagtäglich so mit uns rumschleppen, ein wenig leichter machen können, dann hilft das doch sehr. Und da können wir bei der Nachwuchsförderung im Fußball noch viel bewegen."

Fünftes Onlineseminar mit BZgA: Druckresistenz und Depression

Zum fünften Mal hatten der DFB und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu einem Onlineseminar eingeladen. Zielgruppe sind Trainerinnen und Trainer insbesondere aus dem Jugendfußball, die sich Fachwissen über Suchtgefahren aneignen wollen. Nach den Themen "Alkohol", "Kinder stark machen", "Cannabis" und "Exzessive Mediennutzung" ging es diesmal um Druckresistenz und Depression. Der zweimalige "Sportler des Jahres" Harald Schmid moderierte das Seminar.

Dr. Karsten Henkel saß früher oft selbst an der Beratungs-Hotline der Robert-Enke-Stiftung und weiß aus den Telefonaten um die Krisen in einem Sportlerleben. Die nach dem Suizid des deutschen Nationaltorwarts gegründete Stiftung hat in den knapp zwölf Jahren seit ihrer Gründung erfolgreich daran mitgewirkt, über Depression aufzuklären. "Wir sind heute weiter als noch 2010", sagte Henkel, Kuratoriumsmitglied der Stiftung. Michael Phelps, der erfolgreichste Schwimmer in der olympischen Geschichte, und die US-Skifahrerin und vierfache Gesamt-Weltcupsiegerin Lindsey Vonn seien Beispiele dafür, dass Spitzensportler inzwischen besser mit ihrer Erkrankung umgehen können.

"Schwer für Sportler, sich eine Depression einzugestehen"

Dr. Henkel, Chefarzt für Gerontopsychiatrie in Göppingen, formulierte für die knapp 40 angemeldeten Teilnehmenden einen "Steckbrief" der tückischen Volkskrankheit. "Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und ein verminderter Antrieb, dazu oft das Gefühl von Wertlosigkeit sowie Schlafstörungen und Appetitlosigkeit" seien Kardinalsymptome einer sich anschleichenden depressiven Verstimmung. Nach spätestens 14 Tagen sollte man sich ärztlichen Rat holen, auch der Hausarzt sei eine gute erste Anlaufstation. Dabei seien Sportlerinnen und Sportler besonders gefährdet, denn, so Henkel: "Als Sportler lässt man sich nicht hängen. Sportler sind es gewohnt, gegen Widerstände anzugehen, das macht es schwerer, sich eine Depression einzugestehen."

Die sechste und letzte Folge des DFB-Onlineseminars wird dem Thema Wettsucht gewidmet sein und ist für Mitte November geplant.

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