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GEWALT- UND DISKRIMINIERUNGSVORFÄLLE IM FUSSBALL ERFASSEN UND ENTGEGENWIRKEN

Im Schnitt wurde jedes 1339. Spiel in der vergangenen Saison abgebrochen. 0,075 Prozent –mathematisch ein niedriger Wert. Die Unparteiischen in den Kreisligen beruhigen diese Statistiken indes nicht. Auch weil im Social-Media-Zeitalter zehntausende den Faustschlag gegen einzelne Unparteiische zu sehen bekommen, wird immer häufiger über die Gewalt auf den Fußballplätzen gesprochen. Und viele beobachten, dass die Intensität der Gewalttaten wächst. Auch Diskriminierungsvorfälle werden zunehmend sensibler wahrgenommen und geahndet.

"Erstmals in drei Jahren konnten wir wieder eine Saison ohne Lockdowns absolvieren. Das freut uns, aber gleichzeitig müssen wir erstmals einen Anstieg bei den Spielabbrüchen feststellen, wobei wir uns immer noch im Promillebereich bewegen. Zuletzt haben wir die Präventions- und Interventionsarbeit deutlich ausgebaut. Bei dieser Anstrengung dürfen und werden wir nicht nachlassen", sagt der 1. DFB-Vizepräsident Amateure, Ronny Zimmermann. "Das Lagebild des Amateurfußballs ist für uns sehr wichtig. Aufgeschlüsselt nach Region oder Spielklassen, ermöglichen es uns die Zahlen, bei der Präventionsarbeit in den Landesverbänden bedarfsorientiert anzusetzen."

Im zweiten Baustein des Konzepts zur Prävention und Bearbeitung von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen stehen die Erfassung von Vorfällen und das Entgegenwirken im Fokus. Seit der Saison 2014/2015 erhebt der DFB kontinuierlich anhand der Schiedsrichter*innen-Angaben im Online-Spielbericht im DFBnet ein bundesweites Lagebild. Dies ermöglicht die flächendeckende Erfassung wöchentlich aktualisierter Daten, auf deren Grundlage Präventions- und Interventionsmaßnahmen zugeschnitten und potentielle Risikospiele antizipiert werden können. Bei bereits auffällig gewordenen Vereinen und Mannschaften werden verstärkt Spielbeobachtungen durchgeführt, um künftigen Gewalthandlungen vorzubeugen.

Eine weitere Maßnahme, um Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen im Amateurfußball vorzubeugen, ist auch die Stärkung der Ordner*innen. Deshalb stattete der DFB zur Saison 2014/2015 alle knapp 22.000 aktiv am Spielbetrieb teilnehmenden Vereine mit je vier Ordnerwesten aus und erstellte und verbreitete Schulungsmaterialien für Ordner*innen.

Mit Beginn der Saison 2016/2017 hat der DFB für die Vereine Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Sicherheit im Amateurfußball erarbeitet. Das Ziel: Vereinen Hilfestellungen mit auf den Weg zu geben, um gewalttätige und diskriminierende Vorfälle in ihrem Zuständigkeitsbereich möglichst zu verhindern. Daraus ist im April 2018 der "Leitfaden Sicherheit im Amateurfußball" entstanden. Dieser ist an die Landesverbände gesandt worden, die ihn den zuständigen Mitarbeiter*innen und über ihre Homepage allen Interessierten zur Verfügung stellen. Die regelmäßig stattfindenden Tagungen der LV-Sicherheitsbeauftragten sollen nunmehr auch dazu dienen, den Leitfaden kontinuierlich weiterzuentwickeln, um den Bedarfen der LV und deren Vereinen gerecht zu werden.