Auf den Spuren von Julius Hirsch

Nach den Novemberpogromen im Jahr 1938 wurde Julius Voos im KZ Sachsenhausen inhaftiert, gemein- sam mit weiteren rund 6.000 jüdischen Männern. Er wurde imDezember 1938 freigelassen,nachdemseine Frau Stephanie nachweislich die Auswanderung nach Shanghai in die Wege geleitet hatte, die für Anfang Januar 1939 geplant war. Ihre Auswanderungspläne scheiterten jedoch, auch in die USA konnten sie nicht gelangen. Die Familie zog im Januar 1939 nach Müns- ter um, wo Julius Voos das Amt des örtlichen Rabbi- ners übernahm. Seine Frau war als Englischlehrerin an der jüdischen Schule aktiv, wurde jedoch 1940 entlas- sen. Denny Heinz, der Sohn von Julius und Stephanie Voos, wurde am 28. April 1941 in Münster geboren. Im März 1942 wurde Julius Voos zur Zwangsarbeit in einer Fahrradfabrik in Bielefeld herangezogen, die Familie lebte in zwei „Judenhäusern“ in der Koblenzer und schließlich in der Detmolder Straße. Am 2. März 1943 wurde die Familie von Bielefeld aus nach Auschwitz deportiert. Stephanie und Denny Voos wurden kurz nach ihrer Ankunft im März 1943 in Auschwitz-Birkenau ermordet, Denny Voos wurde nicht einmal zwei Jahre alt. Julius Voos konnte als Häftling mit der Nummer 105049 noch ein knappes Jahr im Lager Monowitz überleben. Aus den Erinne- rungen des mit ihm deportierten Paul Hoffmann lässt sich nachvollziehen, dass Julius Voos ebenso wie sein DEPORTATION NACH AUSCHWITZ | BIELEFELD | 63 „ UNSER RABBINER UND LEHRER DR. VOOS GAB UNS ALLES, WAS IN SEINEN BESCHRÄNKTEN MÖGLICHKEITEN NUR DENK- BAR WAR. ER WAR UNS MEHR ALS EIN VÄTERLICHER FREUND ... IN ALL DIESER ENGE UND BEI ALL UNSEREM LEID IN DIESER ZEIT HAT ER UNS UNENDLICH VIEL GEGEBEN, VIEL GELEHRT UND ES VERSTANDEN, UNS KINDER GLÜCKLICH ZU MACHEN, DEN ALL- TAG FÜR STUNDEN ZU VERGESSEN. “ DIE EHEMALIGE SCHÜLERIN IRMGARD HEIMBACH-OHL ÜBER IHREN LEHRER JULIUS VOOS.

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