Löw: "Habe meine Motivation nie verloren"

Bundestrainer Joachim Löw hat kurz vor der Auslosung der Qualifikation zur WM 2022 in Katar zu verschiedenen Themen rund um die Nationalmannschaft Stellung genommen. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen mitgeschrieben.

Joachim Löw über...

... die Situation nach der Niederlage in Spanien: Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich immer stelle, deswegen hat es mich schon ein bisschen gewundert, dass es heißt, ich wäre abgetaucht. Ich war ganz normal bei der PK und bin danach einem ganz normalen Prozedere gefolgt. Es wurde intern über die Dinge geredet, die vorgefallen sind, dann wurde in der DFB-Präsidiumssitzung gesprochen und danach wollte ich mich äußern. Wir waren enttäuscht und wütend über dieses Spiel, die Trainer und die Spieler natürlich auch. Auch dass wir die Fans dermaßen enttäuscht haben. Die Wut brodelt immer noch in mir persönlich, und es gibt leider keine schnelle Gelegenheit, das Resultat zu korrigieren. Was wir immer getan haben, egal ob wir gewinnen oder verlieren, war und ist die Aufarbeitung, die ein, zwei Tage später erfolgt. Am vergangenen Montag folgten die Gespräche mit dem DFB.

... Gründe für den Rückschlag: Schwierige Situationen habe ich immer erlebt und gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. Wir waren nach diesem 0:6 sehr enttäuscht und wütend, aber wir haben 2019 einen Umbruch eingeleitet, und davon sind wir absolut überzeugt. Wir wussten, dass es schwierig sein und Rückschläge geben kann. Das Vertrauen in die Spieler ist absolut vorhanden, wir haben uns 2019 sehr, sehr gut entwickelt, weil wir in der Qualifikation sieben von acht Partien gewonnen haben. Man hat gesehen, dass die Mannschaft sich entwickelt hat und viele Stärken besitzt. 2020 ist die Entwicklung ein bisschen stehengeblieben. Ich habe immer gesagt, dass wir eine sehr lange Pause mit Corona hatten, dann drei Spiele in neun Tagen. Wir hatten dieses Jahr nur eine taktische Einheit, sonst hatten wir nur Regeneration und Spielvorbereitung. Die Gesundheit der Spieler steht in dieser schwierigen Phase über allem. Wir sind bis auf das Spanien-Spiel gut durch die Nations League gekommen. Ja, wir hatten unsere Probleme, aber wir wussten, warum. Grundsätzlich sind wir - von Spanien abgesehen - auf einem guten Weg, von dem wir weiter überzeugt sind. Wir sind selbst so kritisch, dass wir alles ständig beleuchten und überprüfen. Eins ist klar, wir folgen unserer roten Linie und sind überzeugt, dass es eine gute Entwicklung geben wird. Ich verstehe die Enttäuschung, aber wir sind von diesem Weg überzeugt.

... Kritik an der Mannschaft: Für konstruktive Kritik sind wir immer empfänglich, wir setzen uns mit Kritik auseinander. Intern hinterfragen wir uns ständig und sind sehr selbstkritisch. Wir wissen, dass wir Fehler gemacht haben. Für mich persönlich ist es das Allerwichtigste, wie man intern mit solchen Dingen umgeht, bei uns herrscht intern ein großes Vertrauen. Im Spanien-Spiel haben wir in jeglicher Hinsicht Schwächen gezeigt. Alle Dinge, die wir uns vorgenommen hatten, haben an diesem Tag nicht funktioniert. Man hat gesehen, wenn wir Trainingseinheiten hatten, haben wir vieles gut umgesetzt. Es gibt keinen Grund, alles über den Haufen zu werfen. Die Mannschaft verdient das Vertrauen absolut, sie lässt sich nicht aus der Bahn werfen. Die Spieler versuchen, in jedem Spiel ihr Bestes zu geben. Sie kommen mit großer Freude, Euphorie und mit dem Willen, für Deutschland ein gutes Spiel zu machen.

... die Wirkung in der Öffentlichkeit: Ich glaube, dass man die Fans nur gewinnen kann, wenn man Spiele gewinnt und eine Mannschaft hat, die begeistern kann. Das ist eine Aufgabe, die man als Trainer den Spielern vermitteln muss. Gegen Spanien ist es uns nicht gelungen, und ich kann die Wut und Enttäuschung absolut verstehen. Die Mannschaft hat eine sehr, sehr gute Zukunft vor sich, das ist für mich ein wichtiges Kriterium. Ich muss nicht ständig in der Öffentlichkeit stattfinden.

... angebliche Rücktrittsgedanken: Diesen Gedanken gab es bei mir nicht. Die Niederlage in Spanien hängt mir immer noch nach, mit dem Frust stehe ich manchmal morgens immer noch auf, aber als Trainer weiß ich schon, wie man es einordnen kann. Wenn ich weiß, wie die Spieler im September, Oktober und bis auf das Spanien-Spiel im November gefightet haben, ist es ein Indiz, dass sie diesem Weg auch weiter folgen wollen. Man lernt, das Ziele nicht immer erreicht werden, aber ich habe die Motivation, und ich habe sie nie verloren. Niederlagen lassen meine Motivation nicht einfach verschwinden.

... die Perspektive für die EURO: Grundsätzlich ist unser eigener Anspruch, bestmöglich zu performen und ein bestmögliches Turnier zu spielen. Wir werden alles dafür tun, dass man ein Turnier erfolgreich bewältigt, aber man weiß, was alles passieren kann. Natürlich muss vieles im Vorfeld stimmen, bei einem Turnier weiß man, dass jedes Spiel wichtig ist. Man geht bei einem Turnier Schritt für Schritt, man muss ausblenden, dass Erwartungen da sind, mit denen kann ich aber auch gut leben. Man sollte sich erst mal auf das konzentrieren, was bevorsteht - und das ist mit Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal schwierig genug.

... mögliche Rückkehrer: Nach 2018, als wir gesehen haben, es war kein erfolgreiches Jahr, haben wir beschlossen, einen Umbruch zu wagen und den jungen Spielern Raum und Zeit zu geben, sich zu entwickeln. Es ist eine Parallele zur Mannschaft von 2010, als viele Spieler im Vorfeld ausgefallen waren. Diese Mannschaft hat sich bei dem Turnier entfaltet, die Spieler sind auch aufgrund solcher Erfahrungen 2014 Weltmeister geworden, weil ihr die Möglichkeit gegeben wurde, sich auf diesem Niveau zu beweisen und zu zeigen. Der Trainer wird für den Erfolg in die Verantwortung genommen. Im nächsten Jahr ist der wichtigste Augenblick vor dem Turnier. Wenn ich dann sehe, die Mannschaft braucht dieses oder jenes, um erfolgreich zu sein, werde ich das tun. Im Moment sehe ich keine Veranlassung, aber ich bin der allererste, der im Sinne des Erfolgs und im Sinne der deutschen Nationalmannschaft alles Erdenkliche tut, was möglich ist. Ich habe keine Ahnung, wie es im März sein wird, ich hoffe, dass die Spieler gut durch den Winter kommen. Es wird wichtig sein, dass wir die drei WM-Qualifikationsspiele im März erfolgreich bestreiten. Vor der Nominierung drehen wir jeden Stein um und müssen sehen, was uns allen den größten Erfolg bringt.

[dfb]

Bundestrainer Joachim Löw hat kurz vor der Auslosung der Qualifikation zur WM 2022 in Katar zu verschiedenen Themen rund um die Nationalmannschaft Stellung genommen. DFB.de hat die wichtigsten Aussagen mitgeschrieben.

Joachim Löw über...

... die Situation nach der Niederlage in Spanien: Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich immer stelle, deswegen hat es mich schon ein bisschen gewundert, dass es heißt, ich wäre abgetaucht. Ich war ganz normal bei der PK und bin danach einem ganz normalen Prozedere gefolgt. Es wurde intern über die Dinge geredet, die vorgefallen sind, dann wurde in der DFB-Präsidiumssitzung gesprochen und danach wollte ich mich äußern. Wir waren enttäuscht und wütend über dieses Spiel, die Trainer und die Spieler natürlich auch. Auch dass wir die Fans dermaßen enttäuscht haben. Die Wut brodelt immer noch in mir persönlich, und es gibt leider keine schnelle Gelegenheit, das Resultat zu korrigieren. Was wir immer getan haben, egal ob wir gewinnen oder verlieren, war und ist die Aufarbeitung, die ein, zwei Tage später erfolgt. Am vergangenen Montag folgten die Gespräche mit dem DFB.

... Gründe für den Rückschlag: Schwierige Situationen habe ich immer erlebt und gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. Wir waren nach diesem 0:6 sehr enttäuscht und wütend, aber wir haben 2019 einen Umbruch eingeleitet, und davon sind wir absolut überzeugt. Wir wussten, dass es schwierig sein und Rückschläge geben kann. Das Vertrauen in die Spieler ist absolut vorhanden, wir haben uns 2019 sehr, sehr gut entwickelt, weil wir in der Qualifikation sieben von acht Partien gewonnen haben. Man hat gesehen, dass die Mannschaft sich entwickelt hat und viele Stärken besitzt. 2020 ist die Entwicklung ein bisschen stehengeblieben. Ich habe immer gesagt, dass wir eine sehr lange Pause mit Corona hatten, dann drei Spiele in neun Tagen. Wir hatten dieses Jahr nur eine taktische Einheit, sonst hatten wir nur Regeneration und Spielvorbereitung. Die Gesundheit der Spieler steht in dieser schwierigen Phase über allem. Wir sind bis auf das Spanien-Spiel gut durch die Nations League gekommen. Ja, wir hatten unsere Probleme, aber wir wussten, warum. Grundsätzlich sind wir - von Spanien abgesehen - auf einem guten Weg, von dem wir weiter überzeugt sind. Wir sind selbst so kritisch, dass wir alles ständig beleuchten und überprüfen. Eins ist klar, wir folgen unserer roten Linie und sind überzeugt, dass es eine gute Entwicklung geben wird. Ich verstehe die Enttäuschung, aber wir sind von diesem Weg überzeugt.

... Kritik an der Mannschaft: Für konstruktive Kritik sind wir immer empfänglich, wir setzen uns mit Kritik auseinander. Intern hinterfragen wir uns ständig und sind sehr selbstkritisch. Wir wissen, dass wir Fehler gemacht haben. Für mich persönlich ist es das Allerwichtigste, wie man intern mit solchen Dingen umgeht, bei uns herrscht intern ein großes Vertrauen. Im Spanien-Spiel haben wir in jeglicher Hinsicht Schwächen gezeigt. Alle Dinge, die wir uns vorgenommen hatten, haben an diesem Tag nicht funktioniert. Man hat gesehen, wenn wir Trainingseinheiten hatten, haben wir vieles gut umgesetzt. Es gibt keinen Grund, alles über den Haufen zu werfen. Die Mannschaft verdient das Vertrauen absolut, sie lässt sich nicht aus der Bahn werfen. Die Spieler versuchen, in jedem Spiel ihr Bestes zu geben. Sie kommen mit großer Freude, Euphorie und mit dem Willen, für Deutschland ein gutes Spiel zu machen.

... die Wirkung in der Öffentlichkeit: Ich glaube, dass man die Fans nur gewinnen kann, wenn man Spiele gewinnt und eine Mannschaft hat, die begeistern kann. Das ist eine Aufgabe, die man als Trainer den Spielern vermitteln muss. Gegen Spanien ist es uns nicht gelungen, und ich kann die Wut und Enttäuschung absolut verstehen. Die Mannschaft hat eine sehr, sehr gute Zukunft vor sich, das ist für mich ein wichtiges Kriterium. Ich muss nicht ständig in der Öffentlichkeit stattfinden.

... angebliche Rücktrittsgedanken: Diesen Gedanken gab es bei mir nicht. Die Niederlage in Spanien hängt mir immer noch nach, mit dem Frust stehe ich manchmal morgens immer noch auf, aber als Trainer weiß ich schon, wie man es einordnen kann. Wenn ich weiß, wie die Spieler im September, Oktober und bis auf das Spanien-Spiel im November gefightet haben, ist es ein Indiz, dass sie diesem Weg auch weiter folgen wollen. Man lernt, das Ziele nicht immer erreicht werden, aber ich habe die Motivation, und ich habe sie nie verloren. Niederlagen lassen meine Motivation nicht einfach verschwinden.

... die Perspektive für die EURO: Grundsätzlich ist unser eigener Anspruch, bestmöglich zu performen und ein bestmögliches Turnier zu spielen. Wir werden alles dafür tun, dass man ein Turnier erfolgreich bewältigt, aber man weiß, was alles passieren kann. Natürlich muss vieles im Vorfeld stimmen, bei einem Turnier weiß man, dass jedes Spiel wichtig ist. Man geht bei einem Turnier Schritt für Schritt, man muss ausblenden, dass Erwartungen da sind, mit denen kann ich aber auch gut leben. Man sollte sich erst mal auf das konzentrieren, was bevorsteht - und das ist mit Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal schwierig genug.

... mögliche Rückkehrer: Nach 2018, als wir gesehen haben, es war kein erfolgreiches Jahr, haben wir beschlossen, einen Umbruch zu wagen und den jungen Spielern Raum und Zeit zu geben, sich zu entwickeln. Es ist eine Parallele zur Mannschaft von 2010, als viele Spieler im Vorfeld ausgefallen waren. Diese Mannschaft hat sich bei dem Turnier entfaltet, die Spieler sind auch aufgrund solcher Erfahrungen 2014 Weltmeister geworden, weil ihr die Möglichkeit gegeben wurde, sich auf diesem Niveau zu beweisen und zu zeigen. Der Trainer wird für den Erfolg in die Verantwortung genommen. Im nächsten Jahr ist der wichtigste Augenblick vor dem Turnier. Wenn ich dann sehe, die Mannschaft braucht dieses oder jenes, um erfolgreich zu sein, werde ich das tun. Im Moment sehe ich keine Veranlassung, aber ich bin der allererste, der im Sinne des Erfolgs und im Sinne der deutschen Nationalmannschaft alles Erdenkliche tut, was möglich ist. Ich habe keine Ahnung, wie es im März sein wird, ich hoffe, dass die Spieler gut durch den Winter kommen. Es wird wichtig sein, dass wir die drei WM-Qualifikationsspiele im März erfolgreich bestreiten. Vor der Nominierung drehen wir jeden Stein um und müssen sehen, was uns allen den größten Erfolg bringt.

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