Fan Club: "56.000 Mitglieder - eine gigantische Zahl"

Einen besseren Abschied hätte er sich gar nicht wünschen können: Wenn Michael Kirchner am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) zum letzten Mal bei einem Länderspiel für den Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola verantwortlich ist, dann geschieht dies auf der ganz großen Bühne.

Im Olympiastadion Berlin spielt Deutschland gegen England, „und einen schöneren Rahmen hätte ich mir nicht vorstellen können“, so der als Fan-Club-Projektleiter scheidende Kirchner im aktuellen „DFB.de-Gespräch der Woche“ vor dem Klassiker gegen das „Mutterland des Fußballs“.

Im Interview mit DFB-Internetredakteur Christian Müller skizziert der 39-Jährige den Weg von den Anfängen des Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola im Jahr 2003 bis hin zum Spiel gegen England. Kirchner spricht über erste Gehversuche und Rekordzahlen, über den Paten Oliver Bierhoff und Ehrenspielführer Uwe Seeler, über vergangene Turniere und Zukunftspläne – seine eigenen in der DFB-Organisationsabteilung, aber auch die des Fan Club für die WM 2010 in Südafrika.

Frage: Was verbinden Sie mit der Zahl 56.634?

Michael Kirchner: Das könnte die aktuelle Mitgliederzahl des Fan Club Nationalmannschaft sein.

Frage: Richtig. Mal Hand aufs Herz: Hätten Sie sich diese Quote in den kühnsten Träumen vorstellen können, als Sie das Projekt vor fast sechs Jahren ins Leben riefen?

Kirchner: Auf keinen Fall! Als ich Anfang 2003 zum DFB kam, um den Fan Club aufzubauen, haben mir der damalige Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und Generalsekretär Horst R. Schmidt die Wunschzahl von 5000 Mitgliedern mit auf den Weg gegeben – sollten wir das schaffen, würden sie mir einen ausgeben. Dass wir diese Zahl mehr als verzehnfacht haben, ist gigantisch. Diese überwältigende Resonanz hat trotz des Beschleunigers WM 2006 niemand erwartet.

Fan Club Nationalmannschaft - der 12. Mann

Frage: War die Weltmeisterschaft im eigenen Land für den Fan Club ein Selbstläufer?

Kirchner: Sie hat uns natürlich enorm geholfen. Aber schon vorher standen wir ja nicht schlecht da: Seit der Geburtsstunde am 24. März 2003 in Frankfurt am Main und dem ersten Länderspiel-Einsatz fünf Tage später in Nürnberg gegen Litauen sind wir sukzessive gewachsen und haben beachtliche Steigerungsraten zu verzeichnen. Vor der EURO 2004 in Portugal waren es 8000, nach dem Confederations´s Cup 2005 in Deutschland schon 13.000 Mitglieder. Zu Beginn des WM-Jahres waren es 20.000 organisierte Fans, danach 34.000 – und die stolze Marke von 50.000 Mitgliedern haben wir im September 2007 geknackt.

Frage: Nun schreiben nicht nur Zahlen die Erfolgsgeschichte des Fan Club...

Kirchner: So ist es. Wir wollten uns nie nur von Zahlen abhängig machen, sondern auch von Inhalten. Wie die Fans den Fan Club annehmen und mit Leben füllen, das soll unser Gradmesser sein. Und daran haben mein Team und ich knapp sechs Jahre engagiert gearbeitet – mit viel positiver Rückmeldung von der Basis.

Frage: Welche Qualitäten sind denn erforderlich, um solch ein Projekt zum Erfolg zu führen?

Kirchner: Es gehört organisatorisches Geschick ebenso dazu wie die Fähigkeit, die Sprache der Fans zu sprechen und gleichzeitig mit einem starken Partner wie Coca-Cola gut zusammenarbeiten zu können. Von Null auf 56.000 – das geht nicht ohne gut funktionierende Infrastruktur auf allen Ebenen. Von der Datenbank über die Hotline und die eigene Website mit inzwischen mehr als 42.000 registrierten Usern bis hin zu den 15 Fan-Club-Betreuern.

Frage: Von Beginn an ist Coca-Cola als Partner dabei. Wie kam es dazu?

Kirchner: Coca-Cola hatte sich damals als Fanmarke Nummer eins positioniert und ist Premium-Partner des DFB – was war also naheliegender, als die Kooperation zu vertiefen in einem Bereich, der soviel Potenzial barg. Das haben uns die Engländer und Niederländer gezeigt, deren Fanklubs wir uns genau angeschaut haben.

Frage: Auch Oliver Bierhoff ist ein Mann der ersten Stunde. Wie haben Sie den Schützen des Golden Goals aus dem EM-Finale 1996 als Paten für den Fan Club gewonnen?

Kirchner: Auch das lag auf der Hand, weil Bierhoff nicht nur ehemaliger Kapitän der Nationalmannschaft ist, sondern damals auch Markenbotschafter von Coca-Cola war. In all den Jahren war er ein verlässlicher Partner, auch als Nationalmannschaftsmanager hat er sich immer mit großem Interesse für den Fan Club engagiert. Ich gehe fest davon aus, dass er noch lange dabei bleibt.

Frage: Sie haben die DFB-Auswahl seit der EURO 2004 mit dem Fan Club bei insgesamt vier Turnieren aktiv begleitet. Was ist jeweils besonders hängen geblieben?

Kirchner: 2004 in Portugal war das erste große Turnier, darauf hatten wir intensiv hingearbeitet. An Choreographien war zwar noch nicht zu denken, aber das Riesentrikot kam schon zum Einsatz. Beim Confed-Cup 2005, als der erste Cup der Fans in Köln stieg, konnten wir dann mit Choreos arbeiten, die FIFA als Veranstalter sah das bei dem WM-Testlauf noch entspannt – das war 2006 schon anders. Die Weltmeisterschaft war dann natürlich eine große Nummer. Wir haben das schwierige Thema Ticketing zufriedenstellend lösen und unseren Mitgliedern über 20.000 Karten zur Verfügung stellen können. Wir haben den Info-Bus zum ersten Mal und mit dauerhaftem Erfolg eingesetzt, und unsere Choreographien in den Stadien waren einfach großartig.

Frage: Aber auch nicht leicht zu realisieren.

Kirchner: Richtig, die FIFA vertrat den Standpunkt, dass diese Choreographien den Gastgeber nicht begünstigen dürften. Bis inklusive Achtelfinale haben wir diese farbenfrohen Aktionen dennoch möglich machen können, im Viertelfinale von Berlin leider nicht. Deshalb haben wir vor dem Halbfinale im Dortmunder Stadion in einer Nacht- und Nebelaktion auch für die italienischen Fans Papptafeln ausgelegt. Damit war ein Heimvorteil kein Thema mehr, die FIFA zufrieden – und die Fans auch.

Frage: Vor der WM hieß es, die Mitgliederzuwächse des Fan Club wären mit der Hoffnung auf Tickets verbunden, folglich würden nach dem Event etliche Leute wieder austreten. Es ist ganz anders gekommen – warum?

Kirchner: Zunächst einmal ist es nichts Verwerfliches, wenn Fan-Club-Mitglieder auch Tickets haben möchten. Zumal sie ja nach der WM bewiesen haben, dass sie weiter zur Mannschaft stehen. In der Tat sind allein an dem Tag nach der Halbfinalniederlage über 1000 neue Mitglieder dazu gekommen, insgesamt waren es 7000 nach der WM. Es hat sich also ein Solidarisierungseffekt eingestellt. Außerdem denke ich, dass die Fans mit unserem Angebot insgesamt zufrieden sind.

Frage: Zur Belohnung für die tolle WM gab es 2007 den „Brussels International Supporters Award“ für mustergültiges Verhalten während der WM 2006.

Kirchner: Für uns eine tolle Anerkennung, die zeigt, dass der Fan Club auch im Ausland positiv wahrgenommen wird. Und zwar auch bei den Anhängern von sportlichen Rivalen. Meinen schönsten Moment habe ich 2007 beim Länderspiel im Wembley-Stadion erlebt, als die „englandfans“ eine Papp-Choreographie in deutscher Sprache auf der Tribüne gezeigt haben: „Danke für 2006“ – das war ein absolutes Gänsehaut-Gefühl.

Frage: Was haben Sie getan, um den WM-Effekt nachhaltig zu sichern?

Kirchner: Wir haben uns in allen Bereichen verbessert: vom Service über Aktionen bei Länderspielen bis hin zur Kommunikation. Ein entscheidender Schritt war sicher, die hin und wieder kritischen Mitglieder ins Boot zu nehmen und die regionalen Fan-Club-Betreuer zu installieren. Außerdem haben wir uns unsere Werte auf die schwarz-rot-goldenen Fahnen geschrieben: Leidenschaft, Gemeinschaft und Freude. Für unsere 56.000 Mitglieder ist die Nationalmannschaft der Lieblingsverein.

Frage: Wie bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz zu besichtigen war. Hat Sie das Wir-Gefühl in den Fan-Camps beeindruckt?

Kirchner: Nicht nur mich. Besonders das Camp in Klagenfurt am Hafnersee war ein Riesenerfolg, wie auch unsere prominenten Gäste berichtet haben. Und die Besuche von Uwe Seeler, der als Ehrenspielführer von den Fans gefeiert wurde, DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Klagenfurts EM-Botschafter Reiner Calmund haben allen Spaß gemacht. Der Erfolg der Nationalmannschaft bei diesem Turnier hat die tolle Stimmung natürlich gefördert.

Frage: Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist – geben Sie das Fan-Club-Projekt aus diesem Grund zum 1. Januar 2009 an die Fan-Anlaufstelle des DFB ab?

Kirchner: Nein, die Organisation von Länderspielen und anderen Veranstaltungen des DFB nimmt mich einfach zu sehr in Anspruch, zudem betreue ich das neue Projekt „Club der Nationalspieler“. Und der Fan Club ist ohnehin in der Fan-Anlaufstelle richtig angesiedelt – dort laufen alle relevanten Fan-Themen auf und können gebündelt und kompetent bearbeitet werden. Persönlich empfinde ich schon Wehmut, nach fast sechs Jahren hänge ich mit Herzblut an diesem Projekt. Immerhin kann ich mich beim Klassiker Deutschland gegen England verabschieden - einen schöneren Rahmen hätte ich mir nicht vorstellen können. Generell denke ich, dass noch viele schöne Momente für den Fan Club folgen werden.

Frage: Wagen Sie zum Abschluss doch einen Blick in die Zukunft.

Kirchner: 2009 wird sicher ein Übergangsjahr. Allerdings sind die Länderspiele in Aserbaidschan und Russland schon jetzt Riesenthemen für viele Fans, die vor Ort dabei sein wollen. Und dann geht der Blick natürlich schon nach Südafrika: Viele Mitglieder wollen, die Qualifikation vorausgesetzt, auch bei der WM 2010 eine Neuauflage der erfolgreichen Fan-Camps. Das wird in logistischer und sicherheitstechnischer Sicht eine echte Herausforderung für meine Nachfolger um den DFB-Fanbeauftragten Gerald von Gorrissen.

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Einen besseren Abschied hätte er sich gar nicht wünschen können: Wenn Michael Kirchner am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) zum letzten Mal bei einem Länderspiel für den Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola verantwortlich ist, dann geschieht dies auf der ganz großen Bühne.

Im Olympiastadion Berlin spielt Deutschland gegen England, „und einen schöneren Rahmen hätte ich mir nicht vorstellen können“, so der als Fan-Club-Projektleiter scheidende Kirchner im aktuellen „DFB.de-Gespräch der Woche“ vor dem Klassiker gegen das „Mutterland des Fußballs“.

Im Interview mit DFB-Internetredakteur Christian Müller skizziert der 39-Jährige den Weg von den Anfängen des Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola im Jahr 2003 bis hin zum Spiel gegen England. Kirchner spricht über erste Gehversuche und Rekordzahlen, über den Paten Oliver Bierhoff und Ehrenspielführer Uwe Seeler, über vergangene Turniere und Zukunftspläne – seine eigenen in der DFB-Organisationsabteilung, aber auch die des Fan Club für die WM 2010 in Südafrika.

Frage: Was verbinden Sie mit der Zahl 56.634?

Michael Kirchner: Das könnte die aktuelle Mitgliederzahl des Fan Club Nationalmannschaft sein.

Frage: Richtig. Mal Hand aufs Herz: Hätten Sie sich diese Quote in den kühnsten Träumen vorstellen können, als Sie das Projekt vor fast sechs Jahren ins Leben riefen?

Kirchner: Auf keinen Fall! Als ich Anfang 2003 zum DFB kam, um den Fan Club aufzubauen, haben mir der damalige Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und Generalsekretär Horst R. Schmidt die Wunschzahl von 5000 Mitgliedern mit auf den Weg gegeben – sollten wir das schaffen, würden sie mir einen ausgeben. Dass wir diese Zahl mehr als verzehnfacht haben, ist gigantisch. Diese überwältigende Resonanz hat trotz des Beschleunigers WM 2006 niemand erwartet.

Fan Club Nationalmannschaft - der 12. Mann

Frage: War die Weltmeisterschaft im eigenen Land für den Fan Club ein Selbstläufer?

Kirchner: Sie hat uns natürlich enorm geholfen. Aber schon vorher standen wir ja nicht schlecht da: Seit der Geburtsstunde am 24. März 2003 in Frankfurt am Main und dem ersten Länderspiel-Einsatz fünf Tage später in Nürnberg gegen Litauen sind wir sukzessive gewachsen und haben beachtliche Steigerungsraten zu verzeichnen. Vor der EURO 2004 in Portugal waren es 8000, nach dem Confederations´s Cup 2005 in Deutschland schon 13.000 Mitglieder. Zu Beginn des WM-Jahres waren es 20.000 organisierte Fans, danach 34.000 – und die stolze Marke von 50.000 Mitgliedern haben wir im September 2007 geknackt.

Frage: Nun schreiben nicht nur Zahlen die Erfolgsgeschichte des Fan Club...

Kirchner: So ist es. Wir wollten uns nie nur von Zahlen abhängig machen, sondern auch von Inhalten. Wie die Fans den Fan Club annehmen und mit Leben füllen, das soll unser Gradmesser sein. Und daran haben mein Team und ich knapp sechs Jahre engagiert gearbeitet – mit viel positiver Rückmeldung von der Basis.

Frage: Welche Qualitäten sind denn erforderlich, um solch ein Projekt zum Erfolg zu führen?

Kirchner: Es gehört organisatorisches Geschick ebenso dazu wie die Fähigkeit, die Sprache der Fans zu sprechen und gleichzeitig mit einem starken Partner wie Coca-Cola gut zusammenarbeiten zu können. Von Null auf 56.000 – das geht nicht ohne gut funktionierende Infrastruktur auf allen Ebenen. Von der Datenbank über die Hotline und die eigene Website mit inzwischen mehr als 42.000 registrierten Usern bis hin zu den 15 Fan-Club-Betreuern.

Frage: Von Beginn an ist Coca-Cola als Partner dabei. Wie kam es dazu?

Kirchner: Coca-Cola hatte sich damals als Fanmarke Nummer eins positioniert und ist Premium-Partner des DFB – was war also naheliegender, als die Kooperation zu vertiefen in einem Bereich, der soviel Potenzial barg. Das haben uns die Engländer und Niederländer gezeigt, deren Fanklubs wir uns genau angeschaut haben.

Frage: Auch Oliver Bierhoff ist ein Mann der ersten Stunde. Wie haben Sie den Schützen des Golden Goals aus dem EM-Finale 1996 als Paten für den Fan Club gewonnen?

Kirchner: Auch das lag auf der Hand, weil Bierhoff nicht nur ehemaliger Kapitän der Nationalmannschaft ist, sondern damals auch Markenbotschafter von Coca-Cola war. In all den Jahren war er ein verlässlicher Partner, auch als Nationalmannschaftsmanager hat er sich immer mit großem Interesse für den Fan Club engagiert. Ich gehe fest davon aus, dass er noch lange dabei bleibt.

Frage: Sie haben die DFB-Auswahl seit der EURO 2004 mit dem Fan Club bei insgesamt vier Turnieren aktiv begleitet. Was ist jeweils besonders hängen geblieben?

Kirchner: 2004 in Portugal war das erste große Turnier, darauf hatten wir intensiv hingearbeitet. An Choreographien war zwar noch nicht zu denken, aber das Riesentrikot kam schon zum Einsatz. Beim Confed-Cup 2005, als der erste Cup der Fans in Köln stieg, konnten wir dann mit Choreos arbeiten, die FIFA als Veranstalter sah das bei dem WM-Testlauf noch entspannt – das war 2006 schon anders. Die Weltmeisterschaft war dann natürlich eine große Nummer. Wir haben das schwierige Thema Ticketing zufriedenstellend lösen und unseren Mitgliedern über 20.000 Karten zur Verfügung stellen können. Wir haben den Info-Bus zum ersten Mal und mit dauerhaftem Erfolg eingesetzt, und unsere Choreographien in den Stadien waren einfach großartig.

Frage: Aber auch nicht leicht zu realisieren.

Kirchner: Richtig, die FIFA vertrat den Standpunkt, dass diese Choreographien den Gastgeber nicht begünstigen dürften. Bis inklusive Achtelfinale haben wir diese farbenfrohen Aktionen dennoch möglich machen können, im Viertelfinale von Berlin leider nicht. Deshalb haben wir vor dem Halbfinale im Dortmunder Stadion in einer Nacht- und Nebelaktion auch für die italienischen Fans Papptafeln ausgelegt. Damit war ein Heimvorteil kein Thema mehr, die FIFA zufrieden – und die Fans auch.

Frage: Vor der WM hieß es, die Mitgliederzuwächse des Fan Club wären mit der Hoffnung auf Tickets verbunden, folglich würden nach dem Event etliche Leute wieder austreten. Es ist ganz anders gekommen – warum?

Kirchner: Zunächst einmal ist es nichts Verwerfliches, wenn Fan-Club-Mitglieder auch Tickets haben möchten. Zumal sie ja nach der WM bewiesen haben, dass sie weiter zur Mannschaft stehen. In der Tat sind allein an dem Tag nach der Halbfinalniederlage über 1000 neue Mitglieder dazu gekommen, insgesamt waren es 7000 nach der WM. Es hat sich also ein Solidarisierungseffekt eingestellt. Außerdem denke ich, dass die Fans mit unserem Angebot insgesamt zufrieden sind.

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Frage: Zur Belohnung für die tolle WM gab es 2007 den „Brussels International Supporters Award“ für mustergültiges Verhalten während der WM 2006.

Kirchner: Für uns eine tolle Anerkennung, die zeigt, dass der Fan Club auch im Ausland positiv wahrgenommen wird. Und zwar auch bei den Anhängern von sportlichen Rivalen. Meinen schönsten Moment habe ich 2007 beim Länderspiel im Wembley-Stadion erlebt, als die „englandfans“ eine Papp-Choreographie in deutscher Sprache auf der Tribüne gezeigt haben: „Danke für 2006“ – das war ein absolutes Gänsehaut-Gefühl.

Frage: Was haben Sie getan, um den WM-Effekt nachhaltig zu sichern?

Kirchner: Wir haben uns in allen Bereichen verbessert: vom Service über Aktionen bei Länderspielen bis hin zur Kommunikation. Ein entscheidender Schritt war sicher, die hin und wieder kritischen Mitglieder ins Boot zu nehmen und die regionalen Fan-Club-Betreuer zu installieren. Außerdem haben wir uns unsere Werte auf die schwarz-rot-goldenen Fahnen geschrieben: Leidenschaft, Gemeinschaft und Freude. Für unsere 56.000 Mitglieder ist die Nationalmannschaft der Lieblingsverein.

Frage: Wie bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz zu besichtigen war. Hat Sie das Wir-Gefühl in den Fan-Camps beeindruckt?

Kirchner: Nicht nur mich. Besonders das Camp in Klagenfurt am Hafnersee war ein Riesenerfolg, wie auch unsere prominenten Gäste berichtet haben. Und die Besuche von Uwe Seeler, der als Ehrenspielführer von den Fans gefeiert wurde, DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Klagenfurts EM-Botschafter Reiner Calmund haben allen Spaß gemacht. Der Erfolg der Nationalmannschaft bei diesem Turnier hat die tolle Stimmung natürlich gefördert.

Frage: Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist – geben Sie das Fan-Club-Projekt aus diesem Grund zum 1. Januar 2009 an die Fan-Anlaufstelle des DFB ab?

Kirchner: Nein, die Organisation von Länderspielen und anderen Veranstaltungen des DFB nimmt mich einfach zu sehr in Anspruch, zudem betreue ich das neue Projekt „Club der Nationalspieler“. Und der Fan Club ist ohnehin in der Fan-Anlaufstelle richtig angesiedelt – dort laufen alle relevanten Fan-Themen auf und können gebündelt und kompetent bearbeitet werden. Persönlich empfinde ich schon Wehmut, nach fast sechs Jahren hänge ich mit Herzblut an diesem Projekt. Immerhin kann ich mich beim Klassiker Deutschland gegen England verabschieden - einen schöneren Rahmen hätte ich mir nicht vorstellen können. Generell denke ich, dass noch viele schöne Momente für den Fan Club folgen werden.

Frage: Wagen Sie zum Abschluss doch einen Blick in die Zukunft.

Kirchner: 2009 wird sicher ein Übergangsjahr. Allerdings sind die Länderspiele in Aserbaidschan und Russland schon jetzt Riesenthemen für viele Fans, die vor Ort dabei sein wollen. Und dann geht der Blick natürlich schon nach Südafrika: Viele Mitglieder wollen, die Qualifikation vorausgesetzt, auch bei der WM 2010 eine Neuauflage der erfolgreichen Fan-Camps. Das wird in logistischer und sicherheitstechnischer Sicht eine echte Herausforderung für meine Nachfolger um den DFB-Fanbeauftragten Gerald von Gorrissen.