Badstuber: "Ich habe die Verletzung akzeptiert"

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Das 1:1 gegen Borussia Dortmund in der Hinrunde war für den FC Bayern München sportlich kein Beinbruch. Die Verletzung von Holger Badstuber aus dieser Partie war auch kein Beinbruch, leider war sie schlimmer. Der 30-malige Nationalspieler hat sich Anfang Dezember einen Kreuzbandriss zugezogen - mit das Übelste, was einem Fußballer passieren kann.

Für Badstuber war es die erste große Verletzung überhaupt, auch die folgende Operation war für ihn eine Premiere. Knapp sechs Wochen später ist der Optimismus zurückgehrt, der Abwehrspieler macht Fortschritte in der Reha in München und hat darüber im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke gesprochen.

DFB.de: Herr Badstuber, die ersten Fragen stellen sich von selbst: Wie geht es Ihrem Knie? Und wie weit sind Sie in der Reha?

Holger Badstuber: In den ersten vier bis sechs Wochen geht es darum, das Knie unter Kontrolle zu bekommen. Die Schwellung muss zurückgehen, und man muss versuchen, die Beweglichkeit des Knies zu erhöhen. Wir machen auch schon wieder "Gehschule" und Kräftigungsübungen und schauen von Tag zu Tag, wie das Knie reagiert. Wichtig ist, dass man es nicht übertreibt und wir das Knie nicht zu früh zu sehr belasten.

DFB.de: Sie sind ein sehr ehrgeiziger Spieler. Wie schwer fällt es Ihnen, den Ehrgeiz aktuell zügeln zu müssen?

Badstuber: Leicht ist es nicht. Vor allem bei Rückschritten, wenn das Knie wieder schlechter aussieht und ich deswegen noch weniger machen kann. Der Körper will halt nicht immer so, wie es der Kopf gerne hätte. Das Knie braucht seine Zeit, das muss ich akzeptieren. Natürlich würde ich viel lieber sehr viel mehr machen. Aber ich weiß, dass dies nicht sinnvoll wäre. Und zum Glück bin ich hier in guten Händen, bei den Ärzten, bei den Physiotherapeuten. Da muss ich mir keine Sorgen machen, dass in der Belastungssteuerung Fehler passieren.

DFB.de: Nach der Operation hat Bayern- und Nationalteamarzt Dr. Müller-Wohlfahrt gesagt, dass Sie ein "starkes" Knie haben würden. Wissen Sie, was er damit gemeint hat?

Badstuber: Dass das Knie gut aufgebaut ist, dass die Sehnen und die Bänder bei mir in einer guten Verfassung sind. Das spricht dafür, dass auch der Heilprozess am Kreuzband gut verläuft - und vor allem, dass es vollständig regeneriert. Ich bin jung, habe gutes "Heilfleisch", all das stimmt mich optimistisch. Auch wenn es nicht einfach ist: Ich habe die Verletzung akzeptiert und versuche, das Beste aus der Situation zu machen.

DFB.de: Ihre Teamkollegen haben Ihnen beim Spiel in der Champions League gegen Borissow einen Gruß geschickt, indem sie ein Trikot mit der Nummer 28, Ihrer Rückennummer, hochgehalten haben. Wie sehr hat Sie diese Geste gefreut?

Badstuber: Ich habe das Spiel im Krankenhaus gesehen und war sehr überrascht. Ich fand die Aktion imponierend, mir hat sie sehr gut getan. Ich bin stolz, dass ich in einer Mannschaft spiele, die so einen guten Charakter hat. Ich schätze das sehr.

DFB.de: Wie ist Ihr Kontakt zu den Kollegen ansonsten? Wie viel haben Sie in Deutschland aus dem Trainingslager in Doha mitbekommen?

Badstuber: Schon einiges. Hin und wieder schreibt man sich eine SMS oder telefoniert, und natürlich verfolge ich auch das, was über die Medien transportiert wird. Mich freut, dass die Jungs offensichtlich gut gearbeitet haben. Beim 5:0 im Testspiel gegen Schalke sah es ja schon ganz ordentlich aus.

DFB.de: Hatten Sie nach Ihrer Verletzung auch Kontakt zur Sportlichen Leitung der Nationalmannschaft?

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Badstuber: Ja. Direkt nach der Verletzung und auch an Weihnachten haben wir miteinander gesprochen. Mich freut es sehr, dass der DFB auch in einer schwierigen Zeit an mich denkt und hinter mir steht. Mir gibt das Sicherheit und Zuversicht. Es zeigt auch, welch guten Zusammenhalt wir auch bei der Nationalmannschat haben.

DFB.de: Sie haben vier Jahre fast durchgehend gespielt, von allen Spielern haben Sie mit die meisten Partien absolviert. Und sie hatten kaum Zeit, Ihren Aufstieg zu reflektieren und einzuordnen, was in kurzer Zeit mit Ihnen alles passiert ist. Gibt Ihnen die Verletzung dazu die Chance?

Badstuber: Es stimmt schon, ich habe sehr viele Spiele gemacht, ich bin ja auch lange von Verletzungen verschont geblieben. Ich bin noch immer sehr jung, habe auch schon bei vielen wichtigen Spielen auf dem Platz Verantwortung gehabt. Im laufenden Betrieb realisiert man eher nicht, wie außergewöhnlich und toll das ist. Man ist immer auf die nächste Aufgabe konzentriert. Während der Verletzungspause habe ich die Zeit, darüber nachzudenken, und das tut manchmal ganz gut. Man realisiert mehr, wie privilegiert das Leben als Fußballprofi ist.

DFB.de: Obwohl gerade die Reha sehr hart sein kann. Wie sieht ein gewöhnlicher Tag im Leben von Holger Badstuber aktuell aus?

Badstuber: Ich verbringe sehr viel Zeit an der Säbener Straße, ich kann den kurzen Weg zum Glück mittlerweile wieder selbst mit dem Auto fahren. Ich bin eigentlich jeden Tag dort, auch über Weihnachten und Silvester. Meistens ab morgens um neun. Ein Physiotherapeut ist immer da, und dann beginnt die Reha. Wie gesagt, da geht es vor allem darum, die Beweglichkeit des Knies zu erhöhen. Es wird ausgestrichen, wir arbeiten mit elektrischen Impulsen, mit Kühlung. Das ist nicht in ein, zwei Stunden getan. Meist bin ich so bis gegen 13 Uhr in Behandlung. Am Nachmittag habe ich oft Termine bei Dr. Müller-Wohlfahrt. Er kontrolliert das Knie, zu Beginn hat er auch ab und zu die Flüssigkeit aus dem Knie entfernt. Und natürlich mache ich auch schon wieder Übungen zur Stabilisierung der Muskulatur im Oberköper, das ist überhaupt kein Problem. Ich muss nur aufpassen, dass ich Positionen einnehme, bei denen das Knie nicht belastet wird.

DFB.de: Wagen Sie eine Prognose, wann Sie wieder auf den Platz zurückkehren?

Badstuber: Dafür ist es jetzt zu früh. Erst ab dem zweiten Monat in der Reha lässt sich halbwegs seriös voraussagen, welche Schritte wann sinnvoll sind. Natürlich wäre es schön, noch in dieser Saison wieder dabei zu sein oder jedenfalls wieder mit 100 Prozent mit der Mannschaft trainieren zu können. Das ist mein großes Ziel. Aber ich muss vernünftig sein und werde darauf hören, was mir der Trainer und die Ärzte sagen. Es bringt niemandem etwas, wenn ich zu früh zu viel will.

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Das 1:1 gegen Borussia Dortmund in der Hinrunde war für den FC Bayern München sportlich kein Beinbruch. Die Verletzung von Holger Badstuber aus dieser Partie war auch kein Beinbruch, leider war sie schlimmer. Der 30-malige Nationalspieler hat sich Anfang Dezember einen Kreuzbandriss zugezogen - mit das Übelste, was einem Fußballer passieren kann.

Für Badstuber war es die erste große Verletzung überhaupt, auch die folgende Operation war für ihn eine Premiere. Knapp sechs Wochen später ist der Optimismus zurückgehrt, der Abwehrspieler macht Fortschritte in der Reha in München und hat darüber im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke gesprochen.

DFB.de: Herr Badstuber, die ersten Fragen stellen sich von selbst: Wie geht es Ihrem Knie? Und wie weit sind Sie in der Reha?

Holger Badstuber: In den ersten vier bis sechs Wochen geht es darum, das Knie unter Kontrolle zu bekommen. Die Schwellung muss zurückgehen, und man muss versuchen, die Beweglichkeit des Knies zu erhöhen. Wir machen auch schon wieder "Gehschule" und Kräftigungsübungen und schauen von Tag zu Tag, wie das Knie reagiert. Wichtig ist, dass man es nicht übertreibt und wir das Knie nicht zu früh zu sehr belasten.

DFB.de: Sie sind ein sehr ehrgeiziger Spieler. Wie schwer fällt es Ihnen, den Ehrgeiz aktuell zügeln zu müssen?

Badstuber: Leicht ist es nicht. Vor allem bei Rückschritten, wenn das Knie wieder schlechter aussieht und ich deswegen noch weniger machen kann. Der Körper will halt nicht immer so, wie es der Kopf gerne hätte. Das Knie braucht seine Zeit, das muss ich akzeptieren. Natürlich würde ich viel lieber sehr viel mehr machen. Aber ich weiß, dass dies nicht sinnvoll wäre. Und zum Glück bin ich hier in guten Händen, bei den Ärzten, bei den Physiotherapeuten. Da muss ich mir keine Sorgen machen, dass in der Belastungssteuerung Fehler passieren.

DFB.de: Nach der Operation hat Bayern- und Nationalteamarzt Dr. Müller-Wohlfahrt gesagt, dass Sie ein "starkes" Knie haben würden. Wissen Sie, was er damit gemeint hat?

Badstuber: Dass das Knie gut aufgebaut ist, dass die Sehnen und die Bänder bei mir in einer guten Verfassung sind. Das spricht dafür, dass auch der Heilprozess am Kreuzband gut verläuft - und vor allem, dass es vollständig regeneriert. Ich bin jung, habe gutes "Heilfleisch", all das stimmt mich optimistisch. Auch wenn es nicht einfach ist: Ich habe die Verletzung akzeptiert und versuche, das Beste aus der Situation zu machen.

DFB.de: Ihre Teamkollegen haben Ihnen beim Spiel in der Champions League gegen Borissow einen Gruß geschickt, indem sie ein Trikot mit der Nummer 28, Ihrer Rückennummer, hochgehalten haben. Wie sehr hat Sie diese Geste gefreut?

Badstuber: Ich habe das Spiel im Krankenhaus gesehen und war sehr überrascht. Ich fand die Aktion imponierend, mir hat sie sehr gut getan. Ich bin stolz, dass ich in einer Mannschaft spiele, die so einen guten Charakter hat. Ich schätze das sehr.

DFB.de: Wie ist Ihr Kontakt zu den Kollegen ansonsten? Wie viel haben Sie in Deutschland aus dem Trainingslager in Doha mitbekommen?

Badstuber: Schon einiges. Hin und wieder schreibt man sich eine SMS oder telefoniert, und natürlich verfolge ich auch das, was über die Medien transportiert wird. Mich freut, dass die Jungs offensichtlich gut gearbeitet haben. Beim 5:0 im Testspiel gegen Schalke sah es ja schon ganz ordentlich aus.

DFB.de: Hatten Sie nach Ihrer Verletzung auch Kontakt zur Sportlichen Leitung der Nationalmannschaft?

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Badstuber: Ja. Direkt nach der Verletzung und auch an Weihnachten haben wir miteinander gesprochen. Mich freut es sehr, dass der DFB auch in einer schwierigen Zeit an mich denkt und hinter mir steht. Mir gibt das Sicherheit und Zuversicht. Es zeigt auch, welch guten Zusammenhalt wir auch bei der Nationalmannschat haben.

DFB.de: Sie haben vier Jahre fast durchgehend gespielt, von allen Spielern haben Sie mit die meisten Partien absolviert. Und sie hatten kaum Zeit, Ihren Aufstieg zu reflektieren und einzuordnen, was in kurzer Zeit mit Ihnen alles passiert ist. Gibt Ihnen die Verletzung dazu die Chance?

Badstuber: Es stimmt schon, ich habe sehr viele Spiele gemacht, ich bin ja auch lange von Verletzungen verschont geblieben. Ich bin noch immer sehr jung, habe auch schon bei vielen wichtigen Spielen auf dem Platz Verantwortung gehabt. Im laufenden Betrieb realisiert man eher nicht, wie außergewöhnlich und toll das ist. Man ist immer auf die nächste Aufgabe konzentriert. Während der Verletzungspause habe ich die Zeit, darüber nachzudenken, und das tut manchmal ganz gut. Man realisiert mehr, wie privilegiert das Leben als Fußballprofi ist.

DFB.de: Obwohl gerade die Reha sehr hart sein kann. Wie sieht ein gewöhnlicher Tag im Leben von Holger Badstuber aktuell aus?

Badstuber: Ich verbringe sehr viel Zeit an der Säbener Straße, ich kann den kurzen Weg zum Glück mittlerweile wieder selbst mit dem Auto fahren. Ich bin eigentlich jeden Tag dort, auch über Weihnachten und Silvester. Meistens ab morgens um neun. Ein Physiotherapeut ist immer da, und dann beginnt die Reha. Wie gesagt, da geht es vor allem darum, die Beweglichkeit des Knies zu erhöhen. Es wird ausgestrichen, wir arbeiten mit elektrischen Impulsen, mit Kühlung. Das ist nicht in ein, zwei Stunden getan. Meist bin ich so bis gegen 13 Uhr in Behandlung. Am Nachmittag habe ich oft Termine bei Dr. Müller-Wohlfahrt. Er kontrolliert das Knie, zu Beginn hat er auch ab und zu die Flüssigkeit aus dem Knie entfernt. Und natürlich mache ich auch schon wieder Übungen zur Stabilisierung der Muskulatur im Oberköper, das ist überhaupt kein Problem. Ich muss nur aufpassen, dass ich Positionen einnehme, bei denen das Knie nicht belastet wird.

DFB.de: Wagen Sie eine Prognose, wann Sie wieder auf den Platz zurückkehren?

Badstuber: Dafür ist es jetzt zu früh. Erst ab dem zweiten Monat in der Reha lässt sich halbwegs seriös voraussagen, welche Schritte wann sinnvoll sind. Natürlich wäre es schön, noch in dieser Saison wieder dabei zu sein oder jedenfalls wieder mit 100 Prozent mit der Mannschaft trainieren zu können. Das ist mein großes Ziel. Aber ich muss vernünftig sein und werde darauf hören, was mir der Trainer und die Ärzte sagen. Es bringt niemandem etwas, wenn ich zu früh zu viel will.