Andreas Möller: "Heute ist das Spiel viel dynamischer"

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Beide sind „Hesse-Bube“, beide spielten in ihrer Bundesliga-Karriere unter anderem für Eintracht Frankfurt. Und beide wurden vor 20 Jahren in Rom Fußball-Weltmeister. Uwe Bein (49) und Andreas Möller (42) sind bis heute dem Fußball verbunden geblieben. Bein trainiert Nachwuchsspieler, Möller managt die Offenbacher Kickers.

Der freie Journalist Hartmut Scherzer hat sich für DFB.de mit den Mittelfeldstars von einst über die Spielweise von heute unterhalten. Und dabei nach ihrem schönsten Handicap gefragt.

DFB.de: Was erwarten Sie von Deutschland bei der WM-Endrunde in Südafrika?

Andreas Möller: Ich bin optimistisch. Wir gehören zu den sechs Nationen, die um den Titel mitspielen. Es muss nur alles passen, um dann auch Weltmeister zu werden. Glück gehört dazu. Ich traue der Mannschaft das Halbfinale zu, und das wäre schon ein großer Erfolg.

Uwe Bein: Ich habe keine große Erwartungshaltung. Man muss abwarten, wie die Mannschaft ins Turnier startet. Dann kann man nach dem ersten oder zweiten Spiel sagen: Oh ja, das kann bis dahin gehen. Das Halbfinale wäre ein großer Erfolg. Aber ich habe kein gutes Gefühl.

DFB.de: Wie sehr wird sich das Fehlen von Michael Ballack auswirken?

Bein: Ballack hat in den vergangenen Jahren die Mannschaft geführt. Es ist ein Verlust.

Möller: Er war ein wichtiger Eckpfeiler. Durch seine Erfahrung hätte er sicher eine wichtige Rolle gespielt. Es ist einegroße Chance für nachrückende Spieler, diesen Ausfall zu kompensieren und sich in den Fokus zu spielen.

DFB.de: Wie hat sich generell die Taktik im Mittelfeld in den vergangenen 20 Jahren verändert?

Bein: In meiner Zeit wurde ein etwas anderer Fußball gespielt. Nicht so athletisch, nicht so schnell. Vergleiche sind hypothetisch. Jedes der drei deutschen Weltmeisterteams hatte zu seiner Zeit die besonderen Qualitäten, die zum Titel führten.

Möller: Wenn ich mir heute die Spiele von 1990 anschaue, stelle ich fest: Es gab viel mehr Raum, es wurde weniger gepresst. Das Spiel von damals kommt mir viel schleppender vor. Heute ist das Spiel dynamischer, auch durch Regeländerungen wie den Rückpass zum Torwart, der bei uns noch den Ball mit den Händen annehmen durfte. Beim Einwurf ist sofort ein zweiter Ball da.

DFB.de: Heute wird kaum noch vom „Zehner“ geredet, dafür umso mehr vom „Sechser“. Gab es diese Position schon damals?

Bein: Natürlich. Guido Buchwald war nach heutiger Bezeichnung ein geradezu klassischer „Sechser“, der im Finale Maradona ausgeschaltet hat.

Möller: Den Spieler, der sich um den gegnerischen offensiven Mittelfeldspieler zu kümmern hatte, gab es auch bei uns schon. Guido Buchwald hat 1990 diese Position hervorragend ausgefüllt. Ansonsten war Lothar Matthäus als heute sogenannter Sechser sehr stark, der das Spiel obendrein nach vorne angetrieben hat.

DFB.de: Stichwort WM 1990. Sie wurden beide im Endspiel nicht eingesetzt. Fühlen Sie sich trotzdem zu 100 Prozent als Weltmeister?

Möller: Natürlich. Ich werde auch als Weltmeister anerkannt. Ich war Bestandteil dieser Mannschaft, habe alle Qualifikationsspiele mitgemacht und mit den Weg geebnet, dass wir überhaupt bei der WM teilnehmen konnten. Man erinnere sich daran, dass die Teilnahme bis zu Häßlers Siegtreffer gegen Wales an einem seidenen Faden hing. Ich musste in Italien halt akzeptieren, dass Franz Beckenbauer auf das Duo Littbarski/Häßler setzte und ich nur zu Kurzeinsätzen kam.

Bein: Ja. Ich war in vier von sieben Spielen dabei. Enttäuscht war ich schon, dass mich Franz Beckenbauer nicht wenigstens für zehn Minuten eingewechselt hat. Wir waren ein Mann mehr, hatten die Räume, ich hätte meine Pässe spielen können, wir hatten genügend Konterchancen. Wenn ich mich gegen die Tschechen nicht verletzt hätte, dann hätte ich die Chance gehabt, gegen England und danach wohl auch gegen Argentinien zu spielen. Fürs Finale war ich wieder hundertprozentig fit und habe mich in der Halbzeitpause sogar warmgelaufen.

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DFB.de: Wie geht es Ihnen 20 Jahre danach?

Bein: Ich arbeite mit der Sparkassen-Versicherung Hessen, Thüringen und Baden-Württemberg zusammen. „Mobile Fußballschule – Training mit dem Weltmeister“ heißt mein Projekt. Wir gehen in die Vereine dieser drei Bundesländer. Ich bin das ganze Jahr über gut ausgebucht. Mir macht es Riesenspaß, mit Jugendlichen zu trainieren.

Möller: Ich bin Sportlicher Leiter bei Kickers Offenbach und gehe jetzt ins dritte Manager-Jahr. Es macht mir viel Freude, denn wir arbeiten unter Profibedingungen. Vor uns steht mit dem Bau des neuen Stadions auf dem Bieberer Berg eine große Herausforderung. Weil ich erst am Anfang einer Manager-Karriere stehe, sind das für mich gute Lehrjahre.

DFB.de: Besuchen Sie noch Bundesligaspiele?

Möller: Mir fehlt die Zeit, weil ja die Spiele des OFC in der 3. Liga parallel laufen. Außerdem muss ich auf die immer noch schwelende Rivalität zwischen Eintracht und Kickers durch meine Tätigkeit Rücksicht nehmen. Und Spieler in der Bundesliga muss ich nicht beobachten. Diese Kategorie können wir nicht bezahlen.

Bein: Wenn ich Zeit habe, bin ich schon gelegentlich in Frankfurt.

DFB.de: Spielen Sie wie viele ehemalige Fußball-Stars auch Golf?

Bein: Regelmäßig. Aber auch noch Fußball in der Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft.

Möller: Hin und wieder.

DFB.de: Was ist Ihr Handicap?

Bein: 13,5.

Möller: Mein Handicap ist, dass ich keine Zeit zum Trainieren habe. Mir geht es dabei nur um die Geselligkeit, nicht um Ehrgeiz wie beim Fußball.

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Beide sind „Hesse-Bube“, beide spielten in ihrer Bundesliga-Karriere unter anderem für Eintracht Frankfurt. Und beide wurden vor 20 Jahren in Rom Fußball-Weltmeister. Uwe Bein (49) und Andreas Möller (42) sind bis heute dem Fußball verbunden geblieben. Bein trainiert Nachwuchsspieler, Möller managt die Offenbacher Kickers.

Der freie Journalist Hartmut Scherzer hat sich für DFB.de mit den Mittelfeldstars von einst über die Spielweise von heute unterhalten. Und dabei nach ihrem schönsten Handicap gefragt.

DFB.de: Was erwarten Sie von Deutschland bei der WM-Endrunde in Südafrika?

Andreas Möller: Ich bin optimistisch. Wir gehören zu den sechs Nationen, die um den Titel mitspielen. Es muss nur alles passen, um dann auch Weltmeister zu werden. Glück gehört dazu. Ich traue der Mannschaft das Halbfinale zu, und das wäre schon ein großer Erfolg.

Uwe Bein: Ich habe keine große Erwartungshaltung. Man muss abwarten, wie die Mannschaft ins Turnier startet. Dann kann man nach dem ersten oder zweiten Spiel sagen: Oh ja, das kann bis dahin gehen. Das Halbfinale wäre ein großer Erfolg. Aber ich habe kein gutes Gefühl.

DFB.de: Wie sehr wird sich das Fehlen von Michael Ballack auswirken?

Bein: Ballack hat in den vergangenen Jahren die Mannschaft geführt. Es ist ein Verlust.

Möller: Er war ein wichtiger Eckpfeiler. Durch seine Erfahrung hätte er sicher eine wichtige Rolle gespielt. Es ist einegroße Chance für nachrückende Spieler, diesen Ausfall zu kompensieren und sich in den Fokus zu spielen.

DFB.de: Wie hat sich generell die Taktik im Mittelfeld in den vergangenen 20 Jahren verändert?

Bein: In meiner Zeit wurde ein etwas anderer Fußball gespielt. Nicht so athletisch, nicht so schnell. Vergleiche sind hypothetisch. Jedes der drei deutschen Weltmeisterteams hatte zu seiner Zeit die besonderen Qualitäten, die zum Titel führten.

Möller: Wenn ich mir heute die Spiele von 1990 anschaue, stelle ich fest: Es gab viel mehr Raum, es wurde weniger gepresst. Das Spiel von damals kommt mir viel schleppender vor. Heute ist das Spiel dynamischer, auch durch Regeländerungen wie den Rückpass zum Torwart, der bei uns noch den Ball mit den Händen annehmen durfte. Beim Einwurf ist sofort ein zweiter Ball da.

DFB.de: Heute wird kaum noch vom „Zehner“ geredet, dafür umso mehr vom „Sechser“. Gab es diese Position schon damals?

Bein: Natürlich. Guido Buchwald war nach heutiger Bezeichnung ein geradezu klassischer „Sechser“, der im Finale Maradona ausgeschaltet hat.

Möller: Den Spieler, der sich um den gegnerischen offensiven Mittelfeldspieler zu kümmern hatte, gab es auch bei uns schon. Guido Buchwald hat 1990 diese Position hervorragend ausgefüllt. Ansonsten war Lothar Matthäus als heute sogenannter Sechser sehr stark, der das Spiel obendrein nach vorne angetrieben hat.

DFB.de: Stichwort WM 1990. Sie wurden beide im Endspiel nicht eingesetzt. Fühlen Sie sich trotzdem zu 100 Prozent als Weltmeister?

Möller: Natürlich. Ich werde auch als Weltmeister anerkannt. Ich war Bestandteil dieser Mannschaft, habe alle Qualifikationsspiele mitgemacht und mit den Weg geebnet, dass wir überhaupt bei der WM teilnehmen konnten. Man erinnere sich daran, dass die Teilnahme bis zu Häßlers Siegtreffer gegen Wales an einem seidenen Faden hing. Ich musste in Italien halt akzeptieren, dass Franz Beckenbauer auf das Duo Littbarski/Häßler setzte und ich nur zu Kurzeinsätzen kam.

Bein: Ja. Ich war in vier von sieben Spielen dabei. Enttäuscht war ich schon, dass mich Franz Beckenbauer nicht wenigstens für zehn Minuten eingewechselt hat. Wir waren ein Mann mehr, hatten die Räume, ich hätte meine Pässe spielen können, wir hatten genügend Konterchancen. Wenn ich mich gegen die Tschechen nicht verletzt hätte, dann hätte ich die Chance gehabt, gegen England und danach wohl auch gegen Argentinien zu spielen. Fürs Finale war ich wieder hundertprozentig fit und habe mich in der Halbzeitpause sogar warmgelaufen.

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DFB.de: Wie geht es Ihnen 20 Jahre danach?

Bein: Ich arbeite mit der Sparkassen-Versicherung Hessen, Thüringen und Baden-Württemberg zusammen. „Mobile Fußballschule – Training mit dem Weltmeister“ heißt mein Projekt. Wir gehen in die Vereine dieser drei Bundesländer. Ich bin das ganze Jahr über gut ausgebucht. Mir macht es Riesenspaß, mit Jugendlichen zu trainieren.

Möller: Ich bin Sportlicher Leiter bei Kickers Offenbach und gehe jetzt ins dritte Manager-Jahr. Es macht mir viel Freude, denn wir arbeiten unter Profibedingungen. Vor uns steht mit dem Bau des neuen Stadions auf dem Bieberer Berg eine große Herausforderung. Weil ich erst am Anfang einer Manager-Karriere stehe, sind das für mich gute Lehrjahre.

DFB.de: Besuchen Sie noch Bundesligaspiele?

Möller: Mir fehlt die Zeit, weil ja die Spiele des OFC in der 3. Liga parallel laufen. Außerdem muss ich auf die immer noch schwelende Rivalität zwischen Eintracht und Kickers durch meine Tätigkeit Rücksicht nehmen. Und Spieler in der Bundesliga muss ich nicht beobachten. Diese Kategorie können wir nicht bezahlen.

Bein: Wenn ich Zeit habe, bin ich schon gelegentlich in Frankfurt.

DFB.de: Spielen Sie wie viele ehemalige Fußball-Stars auch Golf?

Bein: Regelmäßig. Aber auch noch Fußball in der Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft.

Möller: Hin und wieder.

DFB.de: Was ist Ihr Handicap?

Bein: 13,5.

Möller: Mein Handicap ist, dass ich keine Zeit zum Trainieren habe. Mir geht es dabei nur um die Geselligkeit, nicht um Ehrgeiz wie beim Fußball.