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Gewalt und Diskriminierung im Amateurfußball
Lagebild Amateurfußball
Seit der Saison 2014/2015 lässt der DFB auf Grundlage der Spielberichte der Schiedsrichter*innen jährlich ermitteln, wie es mit Blick auf Gewalt und Diskriminierung um die Lage des Amateurfußballs in Deutschland bestellt ist
Spielabbrüche auf niedrigstem Stand seit vier Jahren
Der DFB vermeldet im zweiten Jahr in Folge einen Rückgang an Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen auf den Sportplätzen in Deutschland. In der Saison 2024/2025 wurden 829 gewalt- oder diskriminierungsbedingte Spielabbrüche im organisierten Spielbetrieb registriert. Das sind neun Prozent weniger als im Vorjahr und bedeutet den niedrigsten Stand seit Ende der Corona-Pandemie vor vier Jahren. Bezogen auf die Gesamtzahl von rund 1,286 Millionen Partien mit abgeschlossenen Spielbericht waren 0,06 Prozent der Spiele von einem Abbruch betroffen.
Bei 3494 Spielen wurde in der vergangenen Saison ein Gewaltvorfall über die Schiedsrichter*innen und elektronischen Spielberichte erfasst - ein Minus von sechs Prozent im Vergleich zum Jahr zuvor. Auch die Diskriminierungsvorfälle sind leicht zurückgegangen (minus 3,1 Prozent). Das geht aus dem "Lagebild Amateurfußball" hervor, dass der DFB zum elften Mal erhoben hat. Der Anteil der Partien mit gemeldeten Gewalt- oder Diskriminierungsvorkommnissen ist auf 0,43 Prozent gesunken (2023/2024: 0,45 Prozent). Auch das ist der geringste Wert seit 2021.
"Wir dürfen nicht nachlassen"
Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure und Leiter der AG Gewaltprävention, sagt: "Die Richtung stimmt, die Anzahl der Vorfälle sinkt weiterhin, leider nur in kleinen Schritten. Deshalb dürfen wir alle im Fußball in unserem Wirken nicht nachlassen, um für einen respektvollen und freundlichen Umgang auf und neben dem Platz zu sorgen. Es bleibt dabei: Jeder einzelne Vorfall ist einer zu viel. Wir möchten alle aufrufen, auch künftig Vorfälle zu melden, gerade bei Diskriminierungen."
Seit der Saison 2014/2015 lässt der DFB jährlich auf Grundlage der Spielberichte der Schiedsrichter*innen ermitteln, wie es mit Blick auf Gewalt und Diskriminierung um die Lage des Amateurfußballs in Deutschland bestellt ist. Vorfälle können rund um ein Spiel beim Schiri oder im Anschluss bei der jeweiligen Anlaufstelle für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle des zuständigen Landesverbandes gemeldet werden. Spielabbrüche sind ohnehin zu erfassen, um anschließend sportgerichtlich aufgearbeitet zu werden.
Die Zahl der Geschädigten ging insgesamt um fünf Prozent zurück (von 6710 auf 6372), besonders deutlich bei Zuschauer*innen (minus 13,9 Prozent) und Schiedsrichter*innen (minus 7,0 Prozent). Es gab insgesamt fünf Prozent weniger Beschuldigte (von 6886 auf 6535), die größte Gruppe sind dabei die Spieler*innen (3220).
Kapitänsregel und DFB-STOPP-Konzept wirken
Die abgelaufene Saison 2024/2025 war die erste, in der die Kapitänsregel und das DFB-STOPP-Konzept im gesamten deutschen Amateurfußball zur Anwendung gekommen sind. Sie sind als zentrale Maßnahmen zur Gewaltprävention an der Basis angekommen und erhalten positives Feedback, das unterstreichen aktuelle Umfrage-Resultate aus dem Amateurfußball-Barometer des DFB.
"Die ersten Ergebnisse sind ermutigend", sagt Ronny Zimmermann, der im DFB-Präsidium die Verantwortung für das Schiedsrichterwesen trägt. "Die neuen Regelungen funktionieren und haben schon im ersten Jahr dazu beigetragen, das Miteinander auf dem Platz ein Stück zu verbessern und Eskalationen möglichst frühzeitig einzudämmen. Wir werden die Erkenntnisse aus der ersten Saison gemeinsam mit den Landesverbänden auswerten und die Maßnahmen konsequent weiter schulen und weiterentwickeln."
An der Umfrage im Amateurfußball-Barometer nahmen mehr als 5000 Personen aus Amateurvereinen teil. 93 Prozent der Befragten erachten die Kapitänsregel als sinnvoll, 88 Prozent das DFB-STOPP-Konzept. Im Vergleich zu 2023, als der DFB gerade das "Jahr der Schiris" startete, nehmen aktive Unparteiische von allen Seiten eine gestiegene Wertschätzung wahr. Sie fühlen sich mehr gesehen (plus 10 Prozent zu 2023) und eingebundener in das Vereinsleben (plus 7 Prozent).
FAQ
Seit 2018, spätestens zur Saison 2021/2022, haben alle Landesverbände unter dem Dach des DFB eine Anlaufstelle für Gewalt- und Diskriminierungsfälle eingerichtet. Die Ansprechpersonen werden kontinuierlich geschult und begleitet, um insbesondere Betroffenen von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen Unterstützung anbieten zu können.
Mit Hilfe des BMI Projekts "Fußball Verein(t) Gegen Rassismus" wird die Vernetzung und der Ausbau der Anlaufstellen für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle in den Landesverbänden des DFB im und durch den Fußball intensiviert.
Seit 2014 lässt der DFB auf Basis der Online-Spielberichte der Unparteiischen ein Lagebild des Amateurfußballs erheben. In der Saison 2022/23 wurden 961 Fußballspiele wegen eines Gewalt- oder Diskriminierungsvorfalls abgebrochen. Damit liegt die Zahl der Spielabbrüche weiterhin auf einem erhöhten Niveau. Allein in den Altersstufen D- und F-Junior*innen kam es zu 126 Spielabbrüchen. Mit einer Spielabbruchsquote von 0,08 Prozent liegt der Wert genauso hoch wie in der Saison 2021/22, als weniger Spiele ausgetragen wurden. Während der Saison 2021/22 waren 911 Spiele abgebrochen worden. In den Saisons vor der Pandemie war es zu deutlich weniger Spielabbrüchen gekommen, nämlich zu 672 (Saison 2016/17) und 667 Spielabbrüchen (Saison 2017/18). Auf den Amateurplätzen kam es während der vergangenen Saison zu 6.224 Vorkommnissen (0,5 Prozent aller Spiele mit einem abgeschlossenen Spielbericht), davon 3.907 Gewalt- (0,31 Prozent) und 2.679 Diskriminierungsvorfälle (0,21 Prozent).
Um die Wichtigkeit des fairen Umgangs zu betonen, veranstalten der DFB und die Landesverbände wiederkehrend Fair Play-Tage, bei denen verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Vermittlung von fairem Verhalten im Kinder- und Jugendfußball, beispielsweise durch die Kampagne "Fair bleiben, liebe Eltern!".
Bereits seit 1997 verleiht der DFB zudem jährlich die "Fair Play-Medaille" und zeichnet damit besonders faire Spieler*innen, Mannschaften sowie Funktionär*innen aus. Neben den Amateur*innen wird jährlich auch ein*e Spieler*in oder Trainer*in aus dem Profibereich ausgezeichnet. Miroslav Klose, Jupp Heynckes und Niko Kovac zählen zu den Ausgezeichneten der vergangenen Jahre.
Der DFB und seine Landesverbände veranstalten zahlreiche Ehrungen. Mit dem Blick auf Gewalt und Diskriminierung und deren Prävention hat der Julius Hirsch Preis als Ehrung vorbildlichen Engagements herausragende Bedeutung. Einige der engagiertesten Schiedsrichter*innen des Jahres werden bei der Gala "Danke, Schiri" geehrt. Jährlich wird beim DFB-Ehrenamtspreis durch den "Club 100" und die Aktion "Fußballhelden" für das junge Ehrenamt herausragendes ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.
Um Gewalt vorzubeugen und bei akuten Vorfällen schnell und angemessen reagieren zu können, hat der DFB 2014 das Gewaltpräventionskonzept "Fair ist mehr" entwickelt und in den Strukturen verankert, 2023 ist das Konzept nochmals aktualisiert worden. Unter Leitung des 1. DFB-Vizepräsidenten Ronny Zimmermann trifft sich regelmäßig die AG Gewaltprävention.
Katrin Rafalski und Deniz Aytekin, also die Schiedsrichterin und der Schiedsrichter des Jahres 2022, haben an einem Schulungsvideo mitgewirkt, das in der Schiedsrichter*innen-Qualifizierung genutzt wird. Was kann ich tun, wenn es auf dem Platz zu einem Gewalt- oder Diskriminierungsvorfall kommt, ist das Thema des siebenminütigen Lehrfilms.
Im Kampf gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung hat der DFB eine Broschüre zum Erkennen von Zeichen und Symbolen veröffentlicht.
"Anstoß für ein neues Leben" heißt die bundesweit einzigartige Initiative der Sepp-Herberger-Stiftung zur Resozialisierung jugendlicher Strafgefangener. Im Jahr 2019 wurde die Resozialisierungsinitiative von der UEFA als bestes Breitenfußballprojekt ausgezeichnet.
Im Merkblatt zum Ausfüllen des Tabs "Vorkommnisse" im DFBnet Spielbericht können Sie alle Schritte nachlesen.






























