Auf den Spuren von Julius Hirsch

DEPORTATION NACH AUSCHWITZ | ESSEN/DÜSSELDORF | 43 Maßnahme eingesperrt würden. Zusammengepfercht in einer kleinen Zelle warteten sie, bis sie am Nachmit- tag in drei Lieferwagen in ein noch im Bau befindliches Barackenlager der Firma Rheinmetall gebracht und ein- gesperrt wurden. Das Barackenlager lag an der Schef- felstraße, am nördlichen Zubringer Richtung Essen. Ebenfalls am frühen Morgen des 27. Februar 1943 verhaftete die Gestapo in Essen etwa 30 männliche jüdische Zwangsarbeiter der Firma RWE. Sie wurden an ihrer Arbeitsstelle, dem „Kohlenbunker“ in Essen-Kar- nap, aufgegriffen und ins Essener Gestapogebäude gebracht. Noch in Arbeitskleidung wurden sie u. a. vom Düsseldorfer Gestapobeamten Hermann Waldbillig per LKW am späten Nachmittag ebenfalls in die Rhein- metall-Baracken im Norden Düsseldorfs verschleppt. Begleitet wurden sie von ihren ebenfalls an diesemTag verhafteten Familienangehörigen; einige der Angehö- rigen kamen erst einen Tag später. Am 1. März 1943 wurden die Essener Juden von den beiden Düsseldorfer Gestapobeamten Georg Pütz und Hermann Waldbillig mit dem Zug zum Dortmun- der Südbahnhof gebracht. Von dort ging es zu Fuß zur Sammelstelle, die sich in der Dortmunder „Börse“ befand, genauer: in der dortigen Viehmarkthalle des Schlachthofes. Hier waren bereits einige hundert Menschen versammelt, wie sich der Überlebende Bruno Waag später erinnerte. In der Viehhalle schlug ein Gestapobeamter Waags Frau mit einem mit Metall gefüllten Schlauch auf den Kopf und verletzte sie schwer. Die Menschen mussten eine Nacht in der Viehmarkt- halle verbringen. Am nächsten Morgen, dem 2. März 1943, ging es unter Polizeibewachung wieder zurück zum Bahnhof Dortmund-Süd, wo die Güterwaggons bereitstanden. Der Überlebende Imo Moszkowicz berichtete später von schlagenden undmisshandelnden Gestapobeamten, die auf diese Weise das Einsteigen in die Waggons beschleunigen wollten. Die 32 Düsseldor- fer Jüdinnen und Juden hingegen hatten am 1. März 1943wieder nach Hause zurückkehren dürfen.Siemuss- ten sich am4.März 1943 zumDienstantritt bei der Fried- hofsverwaltung melden, wo sie im „geschlossenen Ein- satz“weiter Zwangsarbeit für die Stadt Düsseldorf leisten mussten. Bei den namentlich Bekannten wissen wir, dass sie in „Mischehe“ lebten und deswegen nicht den vom Reichssicherheitshauptamt für diese Deportation auf- gestellten Auswahlkriterien entsprachen. Zusätzlich zu den 56 Essener Juden wurden auch noch Elfriede Falk- ner (Düsseldorf) und Julius Stern (Wuppertal) deportiert. Von den insgesamt 58 aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf am 1. März 1943 deportierten Menschen wurden nach ihrer Ankunft in Auschwitz nur neun namentlich bekannte Männer zur Zwangsarbeit in den Buna-Werken der IG-Farben ausgesucht – sie erhiel- ten im Gegensatz zu den anderen auch „Zugangs- nummern“. Die übrigen Menschen wurden vermutlich sofort in den Gaskammern in Auschwitz-Birkenau ermordet. Von den neun Zwangsarbeitern überlebten nur drei: Alfred Steinberg, Imo Moszkowicz und Bruno Waag. Text von Dr. Joachim Schröder Erinnerungsort Alter Schlachthof Düsseldorf Homepage des Einnerungsorts Alter Schlachthof in Düsseldorf.

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