Amputiertenfußball – ein faszinierender Sport

Für Menschen, denen aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls ein Bein oder ein Arm amputiert werden musste, etabliert sich seit längerer Zeit mit dem Amputierten-Fußball eine besondere Facette des Behindertenfußballs in Deutschland.

Amputierten-Fußball ist eine Sportart, die von Menschen nach Amputationen oder mit einer Dysmelie (angeborene Fehlbildung einer oder mehrerer Gliedmaßen) ausgeübt werden kann. Feldspieler jagen hierbei mit Krücken mit einem Bein dem runden Leder nach. Der Torwart spielt mit beiden Beinen, aber nur mit einem Arm. Dadurch entsteht ein schnelles, spannendes und faszinierendes Spiel, das die Zuschauer in seinen Bann zieht.

Beim Amputierten-Fußball dürfen alle mitmachen. Unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nationalität sind alle amputierten Sportlerinnen und Sportler eingeladen, dem Fußballspiel auf Krücken nachzugehen. Zudem finden auch häufig Freundschaftsspiele gegen reguläre Vereinsmannschaften statt, um den Austausch mit örtlichen Fußballklubs zu fördern. Dabei müssen die zweibeinigen Spieler auch nicht zwingend an Krücken spielen, sondern müssen nur ein Bein besonders kennzeichnen, das nicht zur Fortbewegung des Balls genutzt werden darf. Zudem darf der Torwart den Ball mit nur einer Hand berühren.

Ähnliche Regeln zum herkömmlichen Fußball

Diese besondere Facette des Behindertenfußballs wird nach den üblichen Fußballregeln gespielt. Es gibt jedoch kleinere Anpassungen: Gespielt wird ohne Abseits mit sechs Feldspielern und einem Torwart, der seinen Strafraum nicht verlassen darf, auf einem 60 x 40 Meter großen Spielfeld. Der Ball darf nur mit dem Bein fortbewegt werden. Stoppen oder Weitergabe des Balles mit den Krücken wird als Handspiel gewertet. Wird die Krücke allerdings versehentlich vom Ball getroffen beziehungsweise der Spieler hat dabei keine aktive Bewegung mit der Krücke ausgeführt, so läuft das Spiel weiter. Zudem ist das Tor mit 2 x 5 Metern etwas kleiner. Die Spielzeit beträgt zweimal 25 Minuten. Ansonsten steht der Amputierten-Fußball in puncto Rasanz, Dynamik und Spannung dem üblichen Fußballsport in nichts nach.

In Deutschland wird seit dem Jahr 2008 Amputierten-Fußball gespielt. In den bundesweiten Vereinen Anpfiff Hoffenheim, Sportfreunde Braunschweig, Fortuna Düsseldorf, Hamburger SV und Tennis Borussia Berlin kann dem Amputierten-Fußball nachgegangen werden. Aktuell sind in Deutschland rund 50 Sportlerinnen und Sportler in dieser Sportart aktiv. Deutschland ist somit noch ein "Entwicklungsland" im Amputierten-Fußball. In Ländern wie der Türkei oder England gibt es bereits organisierte Ligen. Darüber hinaus existiert bereits eine private Nationalmannschaft, die Deutschland bei internationalen Turnieren vertritt. Bei der WM 2014 in Mexiko erreichte das deutsche Team einen beachtlichen 13. Platz. Weltmeister wurde Russland.

Ebenso nahm diese Nationalmannschaft an den Europameisterschaften 2017 (Türkei) und 2021 (Polen) teil. Mit dem 8. Platz in Istanbul und dem 9. Platz in Krakau konnte man ebenfalls leistungsgerechte Platzierungen erreichen. Den Titel sicherte sich beide Male die spielerisch übermächtige Türkei.

Bundesliga in Deutschland

Im Jahr 2021 wurde die offizielle Amputierten-Fußball-Bundesliga von "Anpfiff ins Leben" und der DFB-Stiftung Sepp Herberger gegründet. Die Spiele wurden unter anderem im Rahmen der Fußball-Inklusionstage und des Stadtspieltages der Blindenfußball-Bundesliga ausgetragen. Anpfiff Hoffenheim konnte sich hierbei den ersten Titel des Deutschen Meisters sichern.

Im Jahr 2022 wurde Fortuna Düsseldorf Deutscher Meister. Weitere Teilnehmer der Amputierten-Fußball-Bundesliga sind die SG Nord-Ost (Spielgemeinschaft aus Sportfreunde Braunschweig, Hamburger SV und Tennis Borussia Berlin) und der 1. FSV Mainz 05.

Mediale Aufmerksamkeit

Im Herbst 2021 erlangte die rasante Sportart eine doppelte mediale Beachtung: Der Düsseldorfer Spieler Sentoji Ogunbiyi erzielte am 1. Spieltag der Bundesliga einen Treffer aus rund 30 Metern zum zwischenzeitlichen 3:0 gegen Anpfiff Hoffenheim. Dieses Tor stand danach in der Auswahl zum Tor des Monats September der ARD-Sportschau, wodurch der Amputierten-Fußball bundesweit eine große Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte.

Der Amputierten-Fußball wird weltweit bereits in über 60 Ländern gespielt. Der offizielle Weltverband WAFF arbeitet daran, dass der Amputierten-Fußball in das Programm der Paralympics aufgenommen wird.

Die "Ampukids" spüren den "Geist von Malente"

Neben dem leistungsorientierten Trainings- und Spielbetrieb übernimmt der Amputierten-Fußball auch besondere integrative und soziale Funktionen. Die Initiative "Ampukids", die aus dem Ampu-Vita. e.V., einem Institut für Amputations-Vorsorge und Integration hervorgeht, begleitet und berät die Eltern von amputationsbetroffenen Kindern und Jugendlichen.

Weitere Informationen zu der Initiative "Ampukids" finden Sie unter www.ampukids.de.
Weitere Informationen zum Amputierten-Fußball finden Sie unter www.amputierten-fussball.de.
Eine Sky Sport-Dokumentation zum Amputierten-Fußball finden Sie hier.

Ansprechpartner der Vereine:
Anpfiff Hoffenheim: Michelle Dübon (m.duebon@ail-ev.de)
Sportfreunde Braunschweig: Thomas Pfannkuch (amputiertenfussball@sportfreunde-braunschweig.de)
Fortuna Düsseldorf: Stefan Felix (s.felix@f95.de)
Hamburger SV: Inken Pfeiffer (inken.pfeiffer@hsv.de)
Tennis Borussia Berlin: Kevin Henck (amputierte@tebe.de)
1. FSV Mainz 05: Jörg Schmidtke (schmidtke.j@arcor.de)