Tina Theune: Ein Leben für den Fußball

Seit dem Jahr 2010 ist Tina Theune Botschafterin der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Dieses soziale Engagement ist für die frühere Cheftrainerin der Frauen-Nationalmannschaft eine Herzensangelegenheit.

Tina Theune hat ihren Schreibtisch in Frankfurt aufgeräumt. Für sie hat ein neuer Abschnitt begonnen. Denn sie ist seit Ende vergangenen Jahres raus aus dem mitreißenden "Alltag" beim DFB. Zumindest teilweise. In einem Projekt nämlich ist sie nach wie vor noch nah dran an den führenden, innovativen Kräften aus unterschiedlichsten Bereichen: der Nationalmannschaften, Talentförderung, dem Trendscouting, Spielbetrieb, aus Verbänden, Vereinen und der Akademie. Theune arbeitet in der DFB-Projektgruppe "Zukunft" weiter mit.

Diese hat vor ungefähr drei Jahren ihre Arbeit aufgenommen und bis zum Jahresende den Auftrag, ein umfassendes Strategiepapier abzuschließen. "Übergeordnetes Ziel ist es, mit erfolgreichen Nationalmannschaften kontinuierlich auf einem Weltklasseniveau zu spielen und Trendsetter zu sein", sagt Theune. Für die 66 Jahe alte Fußball-Lehrerin ist es eine der spannendsten Herausforderungen. Unter diesem Aspekt soll es gelingen, die gesamte Kompetenz im deutschen Fußball zusammenzubringen. Theune will ihre jahrelange Erfahrung als DFB-Trainerin und Talentförderexpertin in das Projekt einbringen und gleichzeitig die erfreulichen Dinge angehen, die sie sich für ihr Leben als "Rentnerin" vorgenommen hat.

"Wir haben eine Aufbruchsstimmung erzeugt"

Die ganz große Bühne hat Theune inzwischen verlassen. Dort hat sie lange genug die Hauptrolle gespielt, stattdessen arbeitet sie nun also noch ein wenig im Hintergrund. Sie hat das Fundament für die großartige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland gelegt. Auch dank ihrer Hartnäckigkeit spielen heute Hunderttausende Mädchen und junge Frauen wie selbstverständlich in ganz Deutschland Fußball. Theune hat mit ihren Erfolgen als Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft ihre Sportart aus der Nische in die Mitte der Gesellschaft geholt. In diesem Jahr feiert der Frauenfußball in Deutschland - auch dank Theunes Engagement - seinen 50. Geburtstag.

In dieser Zeit ist viel passiert. Mit der DFB-Auswahl hat Tina Theune fast alle Titel geholt, die der Weltfußball zu bieten hat. Sie hat sechsmal die Europameisterschaft gewonnen, dazu 2003 die Weltmeisterschaft, zweimal Bronze bei den Olympischen Spielen. Sie hat zahlreiche persönliche Auszeichnungen bekommen, die ihr allerdings nicht wirklich wichtig sind. Entscheidend ist für sie, dass sie mit ihrer Leidenschaft ihren geliebten Sport nach vorne bringen konnte: "Viele Menschen waren anfangs sehr skeptisch, ob der Frauenfußball überhaupt eine Zukunft hat. Wir haben die Kritiker mit einer begeisternden Spielweise und Titelgewinnen überzeugt. Wir haben eine Aufbruchsstimmung erzeugt, die bis heute anhält."

Botschafterin und Kuratoriumsmitglied der Herberger-Stiftung

An ihrer Fußballbegeisterung haben Sepp Herberger und der erstmalige Gewinn einer Weltmeisterschaft maßgeblichen Anteil. "Mein Vater hatte sich damals ein Bastelset für ein Radio besorgt, damit er das Endspiel gegen Ungarn hören konnte", berichtet Theune, die am 4. Juli 1954 exakt acht Monate jung war. "Einen Schwarz-Weiß-Fernseher gab es in unserer Familie nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass ich die gesamte Radioreportage unbewusst mitgehört habe und dass daher meine riesige Fußballleidenschaft stammt."

Theunes Eltern haben ihr früh mit auf den Weg gegeben, dass man sich für Menschen einsetzen muss, die im Leben im Abseits stehen. Ihr Vater war Pfarrer; und einer der Urgroßväter ihrer Mutter, Carl Theodor Welcker, war Mitglied der liberalen Opposition in der Badischen Kammer und Mitglied der Nationalversammlung in der Paulskirche 1848/1849. "Mit Hingabe hat er sich für Bürgerrechte eingesetzt", erzählt sie. "Sein besonderer Einsatz galt der Einführung von allgemeinen, freien, geheimen Wahlen, der Gleichheit der Frauen vor dem Recht und der Pressefreiheit." Theune selbst engagiert sich seit zehn Jahren als Botschafterin und Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger im Sinne des "Chefs".

Besondere Verbindung zu Sepp Herberger

"Sepp Herberger muss ein großartiger Mensch gewesen sein", sagt sie. In den vergangenen Jahren hatte sie nach eigener Wahrnehmung nicht genug Zeit, um die Themen der Stiftung voranzubringen. "Themen der Resozialisierung von Inhaftierten oder auch die Integration von Menschen mit Behinderungen über den Sport und besonders den Fußball, genau das sind die Aspekte, hinter denen ich persönlich auch stehe", betont die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. "Deshalb sind mir die Aufgaben, die ich bei der Sepp-Herberger-Stiftung wahrnehme, auch so wichtig. Die Arbeit beim DFB hat mich sehr beansprucht. Aber nun will ich mich wieder verstärkt der Stiftungsarbeit widmen. Darauf freue ich mich und sehe es auch als meine Aufgabe an, dort Verantwortung zu übernehmen. Nicht alle hatten so viel Glück im Leben, wie ich es hatte."

Aber sie freut sich auch darauf, künftig mehr Zeit für Freunde und Familie zu haben. Und vor allem auch für ihre Hobbys: "Ich fotografiere sehr gerne. Außerdem steht das Klavier in meinem Haus seit Monaten einsam und unbenutzt. Ich werde wandern und Vulkane besteigen. Wenn ich über die kommende Zeit nachdenke, dann eher mit Neugierde und einem Schmunzeln."

Kurzum: Langeweile? Kennt Tina Theune nicht. Herausforderungen? Nimmt Tina Theune gerne an. Helfen? Ist für Tina Theune auch künftig eine Selbstverständlichkeit.

[dfb]

Seit dem Jahr 2010 ist Tina Theune Botschafterin der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Dieses soziale Engagement ist für die frühere Cheftrainerin der Frauen-Nationalmannschaft eine Herzensangelegenheit.

Tina Theune hat ihren Schreibtisch in Frankfurt aufgeräumt. Für sie hat ein neuer Abschnitt begonnen. Denn sie ist seit Ende vergangenen Jahres raus aus dem mitreißenden "Alltag" beim DFB. Zumindest teilweise. In einem Projekt nämlich ist sie nach wie vor noch nah dran an den führenden, innovativen Kräften aus unterschiedlichsten Bereichen: der Nationalmannschaften, Talentförderung, dem Trendscouting, Spielbetrieb, aus Verbänden, Vereinen und der Akademie. Theune arbeitet in der DFB-Projektgruppe "Zukunft" weiter mit.

Diese hat vor ungefähr drei Jahren ihre Arbeit aufgenommen und bis zum Jahresende den Auftrag, ein umfassendes Strategiepapier abzuschließen. "Übergeordnetes Ziel ist es, mit erfolgreichen Nationalmannschaften kontinuierlich auf einem Weltklasseniveau zu spielen und Trendsetter zu sein", sagt Theune. Für die 66 Jahe alte Fußball-Lehrerin ist es eine der spannendsten Herausforderungen. Unter diesem Aspekt soll es gelingen, die gesamte Kompetenz im deutschen Fußball zusammenzubringen. Theune will ihre jahrelange Erfahrung als DFB-Trainerin und Talentförderexpertin in das Projekt einbringen und gleichzeitig die erfreulichen Dinge angehen, die sie sich für ihr Leben als "Rentnerin" vorgenommen hat.

"Wir haben eine Aufbruchsstimmung erzeugt"

Die ganz große Bühne hat Theune inzwischen verlassen. Dort hat sie lange genug die Hauptrolle gespielt, stattdessen arbeitet sie nun also noch ein wenig im Hintergrund. Sie hat das Fundament für die großartige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland gelegt. Auch dank ihrer Hartnäckigkeit spielen heute Hunderttausende Mädchen und junge Frauen wie selbstverständlich in ganz Deutschland Fußball. Theune hat mit ihren Erfolgen als Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft ihre Sportart aus der Nische in die Mitte der Gesellschaft geholt. In diesem Jahr feiert der Frauenfußball in Deutschland - auch dank Theunes Engagement - seinen 50. Geburtstag.

In dieser Zeit ist viel passiert. Mit der DFB-Auswahl hat Tina Theune fast alle Titel geholt, die der Weltfußball zu bieten hat. Sie hat sechsmal die Europameisterschaft gewonnen, dazu 2003 die Weltmeisterschaft, zweimal Bronze bei den Olympischen Spielen. Sie hat zahlreiche persönliche Auszeichnungen bekommen, die ihr allerdings nicht wirklich wichtig sind. Entscheidend ist für sie, dass sie mit ihrer Leidenschaft ihren geliebten Sport nach vorne bringen konnte: "Viele Menschen waren anfangs sehr skeptisch, ob der Frauenfußball überhaupt eine Zukunft hat. Wir haben die Kritiker mit einer begeisternden Spielweise und Titelgewinnen überzeugt. Wir haben eine Aufbruchsstimmung erzeugt, die bis heute anhält."

Botschafterin und Kuratoriumsmitglied der Herberger-Stiftung

An ihrer Fußballbegeisterung haben Sepp Herberger und der erstmalige Gewinn einer Weltmeisterschaft maßgeblichen Anteil. "Mein Vater hatte sich damals ein Bastelset für ein Radio besorgt, damit er das Endspiel gegen Ungarn hören konnte", berichtet Theune, die am 4. Juli 1954 exakt acht Monate jung war. "Einen Schwarz-Weiß-Fernseher gab es in unserer Familie nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass ich die gesamte Radioreportage unbewusst mitgehört habe und dass daher meine riesige Fußballleidenschaft stammt."

Theunes Eltern haben ihr früh mit auf den Weg gegeben, dass man sich für Menschen einsetzen muss, die im Leben im Abseits stehen. Ihr Vater war Pfarrer; und einer der Urgroßväter ihrer Mutter, Carl Theodor Welcker, war Mitglied der liberalen Opposition in der Badischen Kammer und Mitglied der Nationalversammlung in der Paulskirche 1848/1849. "Mit Hingabe hat er sich für Bürgerrechte eingesetzt", erzählt sie. "Sein besonderer Einsatz galt der Einführung von allgemeinen, freien, geheimen Wahlen, der Gleichheit der Frauen vor dem Recht und der Pressefreiheit." Theune selbst engagiert sich seit zehn Jahren als Botschafterin und Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger im Sinne des "Chefs".

Besondere Verbindung zu Sepp Herberger

"Sepp Herberger muss ein großartiger Mensch gewesen sein", sagt sie. In den vergangenen Jahren hatte sie nach eigener Wahrnehmung nicht genug Zeit, um die Themen der Stiftung voranzubringen. "Themen der Resozialisierung von Inhaftierten oder auch die Integration von Menschen mit Behinderungen über den Sport und besonders den Fußball, genau das sind die Aspekte, hinter denen ich persönlich auch stehe", betont die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. "Deshalb sind mir die Aufgaben, die ich bei der Sepp-Herberger-Stiftung wahrnehme, auch so wichtig. Die Arbeit beim DFB hat mich sehr beansprucht. Aber nun will ich mich wieder verstärkt der Stiftungsarbeit widmen. Darauf freue ich mich und sehe es auch als meine Aufgabe an, dort Verantwortung zu übernehmen. Nicht alle hatten so viel Glück im Leben, wie ich es hatte."

Aber sie freut sich auch darauf, künftig mehr Zeit für Freunde und Familie zu haben. Und vor allem auch für ihre Hobbys: "Ich fotografiere sehr gerne. Außerdem steht das Klavier in meinem Haus seit Monaten einsam und unbenutzt. Ich werde wandern und Vulkane besteigen. Wenn ich über die kommende Zeit nachdenke, dann eher mit Neugierde und einem Schmunzeln."

Kurzum: Langeweile? Kennt Tina Theune nicht. Herausforderungen? Nimmt Tina Theune gerne an. Helfen? Ist für Tina Theune auch künftig eine Selbstverständlichkeit.