Stefan Kuntz: Die Bundesliga ist ein Abenteuer

Stefan Kuntz und Kaiserslautern – eine Verbindung, die passt. Als Spieler wurde Kuntz mit dem FCK Pokalsieger und Meister, als Vorsitzender des Vorstands führte er den Verein in der vergangenen Saison in die Bundesliga zurück. Seinen größten Erfolg feierte er aber als Nationalspieler, 1996 wurde er mit Deutschland Europameister.

Kein Wunder, dass das Länderspiel gegen Kasachstan für ihn etwas ganz Besonderes ist. Mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke hat Kuntz über seine Verwurzelung und die Fußballbegeisterung in der Pfalz gesprochen.

DFB.de: Herr Kuntz, Länderspiele sind für gewöhnlich Festtage in Kaiserslautern. Wie sehr freut sich die Region auf die 90 Minuten gegen Kasachstan?

Stefan Kuntz: Kasachstan ist kein Gegner der obersten Kategorie, dennoch waren die Karten für das Länderspiel sehr schnell ausverkauft. Schon das zeigt, wie außergewöhnlich die Verbundenheit der Region und der Stadt mit der Nationalmannschaft ist. Das hat auch historische Gründe, Fritz Walter war ja nur einer von vielen Spielern aus Lautern, die in der Nationalmannschaft Karriere gemacht haben.

DFB.de: Einer davon waren Sie. Sie haben als Spieler des FCK sogar ein Länderspiel in Kaiserslautern absolviert. Welche Erinnerungen haben Sie noch an den 18. Dezember 1994 und das Spiel gegen Albanien?

Kuntz: Es war die Phase, in der ich in der Nationalmannschaft noch keine richtig große Rolle gespielt habe. Also war ich damals immer mit einer gewissen Unsicherheit beim Team. Darum war es für mich toll, im gewohnten Stadion, den gewohnten Umkleidekabinen, der gewohnten Umgebung zu sein. Das hat mir geholfen. Die Einwechslung für Ulf Kirsten war natürlich ein besonderes Erlebnis. Die Begeisterung der Fans in Lautern auch bei der Nationalmannschaft mitzuerleben – ich bin froh, dass ich diese Erfahrung machen konnte.

DFB.de: Deutschland hat damals mit 2:1 gewonnen. Was erwarten Sie heute von der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw. Einen Sieg vermutlich, oder?

Kuntz: Ja. Doch ich weiß auch, dass es nicht einfach ist, der hohen Erwartungshaltung immer gerecht zu werden. Aber ich bin sicher, dass die Fans in Lautern die deutsche Mannschaft so lange tragen werden, bis das Resultat stimmt. Die Atmosphäre im Stadion wird die Mannschaft beflügeln. So, wie es schon immer war.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Besuch auf dem Betzenberg? Sie waren doch als Kind sicherlich schon im Stadion?

Kuntz: Das müsste Mitte der 70er-Jahre gewesen sein. Mein Onkel hat mich mitgenommen, das weiß ich noch. Aber an das Spiel selber habe ich keine genauen Erinnerungen mehr.

DFB.de: Ihre Eltern kommen aus Kaiserslautern, Ihre Großeltern, Ihre Onkel und Tanten. Wie groß war die Freude bei der Familie, als Sie als Profi nach den Stationen Bochum und Uerdingen im Jahr 1989 endlich zum FCK, zu Ihrem Verein, gekommen sind?

Kuntz: Alle haben sich gefreut, das ist doch klar. Das hat aber beim Wechsel keine Rolle gespielt. Meine Frau und ich hatten Heimweh. Unsere Tochter war damals schon auf der Welt und meine Frau mit unserem Sohn schwanger. Durch die große Entfernung waren unsere Kinder ihren Großeltern die meiste Zeit vorenthalten. Auch deswegen wollten wir einfach zurück. Als sich Lauterns Manager Reiner Geye dann bei mir gemeldet hat, war schnell klar, dass ich das Angebot nicht ablehnen würde.

DFB.de: Sie hatten gute Zeiten beim FCK. Was waren im Rückblick Ihre größten Augenblicke im Trikot der Roten Teufel?

Kuntz: Zum einen das Pokalfinale 1990. Das bleibt besonders hängen, weil es der erste Titel war. Und dann natürlich das Sensationsjahr 1991, in dem wir Meister geworden sind. Die ganze Saison war großartig, diese Euphorie, die Begeisterung, wir sind damals von einer Welle getragen worden.

DFB.de: Beinahe vor Stolz geplatzt seien Sie damals, haben Sie kürzlich gesagt. Als Vorstandsvorsitzender haben Sie mit erheblich größerer Verantwortung mit dem Aufstieg nach der Saison 2009/2010 einen vergleichbar wichtigen Erfolg gefeiert. Geplatzt sind Sie trotzdem nicht.

Kuntz: (Lacht) Nee, mich gibt es immer noch in einem Stück. Beide Erlebnisse lassen sich auch nicht miteinander vergleichen.

DFB.de: Warum nicht?

Kuntz: Als Funktionär hat man eine ganz andere Rolle. Durch die vier Jahre in der 2. Bundesliga ist die wirtschaftliche Situation schwierig, es ist nicht immer möglich, die Dinge so schnell umzusetzen, wie sich das viele wünschen. Das Anspruchsdenken in der Pfalz ist sehr hoch. Der FCK ist ein Bundesligaverein, der bereits vier Mal Deutscher Meister war, der schon Pokalsieger und international vertreten war. Deswegen ist der Verein für die Leute hier gefühlt immer ein Bundesligist. Entsprechend groß war die Euphorie beim Aufstieg, natürlich auch bei mir. Aber als Aufsteiger mit dem niedrigsten Etat aller Vereine müssen wir noch einige Zeit kleinere Brötchen backen. Außerdem ist es etwas ganz anderes, wenn man als Spieler den Fans die Meisterschale präsentieren kann.

DFB.de: Von solchen Erfolgen ist die aktuelle Mannschaft weit entfernt. Das Team von Trainer Marco Kurz befindet sich im Abstiegskampf. Wie dramatisch wäre es für den Verein, wenn der Abstieg nicht verhindert werden sollte?

Kuntz: Es gehört zu unseren Pflichten, sich mit dem Fall des Abstiegs zu befassen. Wir wären auf diese Situation vorbereitet, beispielsweise gelten alle Spielerverträge auch für die Zweite Liga. Aber es wäre ein großer Rückschritt auf unserem Weg. Deswegen setzen wir alles daran, diesen Fall zu vermeiden. Und ich bin optimistisch, dass der Mannschaft dies gelingen wird. Das Team will, das Team glaubt an sich. Wir wussten ja, worauf wir uns einlassen. Es konnte niemand annehmen, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben würden. Für viele unserer Spieler ist die Bundesliga nach wie vor ein Abenteuer. Es ist aber ein Abenteuer, das wir uns hart erarbeitet haben. Daher werden wir alles tun, um uns dies zu erhalten.

DFB.de: Wie realistisch ist es, dass beim nächsten Länderspiel im Fritz-Walter-Stadion wieder ein Spieler aus Kaiserslautern zur Nationalmannschaft gehört?

Kuntz: Wenn ich jetzt einen Namen nennen würde, würde ich damit eine große Bürde auf den Spieler legen. Außerdem vertraue ich da voll den fachlichen Einschätzungen von Joachim Löw. Wenn sich bei uns ein Spieler in diese Richtung entwickeln sollte, wird der Bundestrainer dies mit Sicherheit erkennen, ohne dass ich ihn darauf aufmerksam machen müsste.

[dfb]

[bild1]

Stefan Kuntz und Kaiserslautern – eine Verbindung, die passt. Als Spieler wurde Kuntz mit dem FCK Pokalsieger und Meister, als Vorsitzender des Vorstands führte er den Verein in der vergangenen Saison in die Bundesliga zurück. Seinen größten Erfolg feierte er aber als Nationalspieler, 1996 wurde er mit Deutschland Europameister.

Kein Wunder, dass das Länderspiel gegen Kasachstan für ihn etwas ganz Besonderes ist. Mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke hat Kuntz über seine Verwurzelung und die Fußballbegeisterung in der Pfalz gesprochen.

DFB.de: Herr Kuntz, Länderspiele sind für gewöhnlich Festtage in Kaiserslautern. Wie sehr freut sich die Region auf die 90 Minuten gegen Kasachstan?

Stefan Kuntz: Kasachstan ist kein Gegner der obersten Kategorie, dennoch waren die Karten für das Länderspiel sehr schnell ausverkauft. Schon das zeigt, wie außergewöhnlich die Verbundenheit der Region und der Stadt mit der Nationalmannschaft ist. Das hat auch historische Gründe, Fritz Walter war ja nur einer von vielen Spielern aus Lautern, die in der Nationalmannschaft Karriere gemacht haben.

DFB.de: Einer davon waren Sie. Sie haben als Spieler des FCK sogar ein Länderspiel in Kaiserslautern absolviert. Welche Erinnerungen haben Sie noch an den 18. Dezember 1994 und das Spiel gegen Albanien?

Kuntz: Es war die Phase, in der ich in der Nationalmannschaft noch keine richtig große Rolle gespielt habe. Also war ich damals immer mit einer gewissen Unsicherheit beim Team. Darum war es für mich toll, im gewohnten Stadion, den gewohnten Umkleidekabinen, der gewohnten Umgebung zu sein. Das hat mir geholfen. Die Einwechslung für Ulf Kirsten war natürlich ein besonderes Erlebnis. Die Begeisterung der Fans in Lautern auch bei der Nationalmannschaft mitzuerleben – ich bin froh, dass ich diese Erfahrung machen konnte.

DFB.de: Deutschland hat damals mit 2:1 gewonnen. Was erwarten Sie heute von der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw. Einen Sieg vermutlich, oder?

Kuntz: Ja. Doch ich weiß auch, dass es nicht einfach ist, der hohen Erwartungshaltung immer gerecht zu werden. Aber ich bin sicher, dass die Fans in Lautern die deutsche Mannschaft so lange tragen werden, bis das Resultat stimmt. Die Atmosphäre im Stadion wird die Mannschaft beflügeln. So, wie es schon immer war.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Besuch auf dem Betzenberg? Sie waren doch als Kind sicherlich schon im Stadion?

Kuntz: Das müsste Mitte der 70er-Jahre gewesen sein. Mein Onkel hat mich mitgenommen, das weiß ich noch. Aber an das Spiel selber habe ich keine genauen Erinnerungen mehr.

DFB.de: Ihre Eltern kommen aus Kaiserslautern, Ihre Großeltern, Ihre Onkel und Tanten. Wie groß war die Freude bei der Familie, als Sie als Profi nach den Stationen Bochum und Uerdingen im Jahr 1989 endlich zum FCK, zu Ihrem Verein, gekommen sind?

Kuntz: Alle haben sich gefreut, das ist doch klar. Das hat aber beim Wechsel keine Rolle gespielt. Meine Frau und ich hatten Heimweh. Unsere Tochter war damals schon auf der Welt und meine Frau mit unserem Sohn schwanger. Durch die große Entfernung waren unsere Kinder ihren Großeltern die meiste Zeit vorenthalten. Auch deswegen wollten wir einfach zurück. Als sich Lauterns Manager Reiner Geye dann bei mir gemeldet hat, war schnell klar, dass ich das Angebot nicht ablehnen würde.

DFB.de: Sie hatten gute Zeiten beim FCK. Was waren im Rückblick Ihre größten Augenblicke im Trikot der Roten Teufel?

Kuntz: Zum einen das Pokalfinale 1990. Das bleibt besonders hängen, weil es der erste Titel war. Und dann natürlich das Sensationsjahr 1991, in dem wir Meister geworden sind. Die ganze Saison war großartig, diese Euphorie, die Begeisterung, wir sind damals von einer Welle getragen worden.

[bild2]

DFB.de: Beinahe vor Stolz geplatzt seien Sie damals, haben Sie kürzlich gesagt. Als Vorstandsvorsitzender haben Sie mit erheblich größerer Verantwortung mit dem Aufstieg nach der Saison 2009/2010 einen vergleichbar wichtigen Erfolg gefeiert. Geplatzt sind Sie trotzdem nicht.

Kuntz: (Lacht) Nee, mich gibt es immer noch in einem Stück. Beide Erlebnisse lassen sich auch nicht miteinander vergleichen.

DFB.de: Warum nicht?

Kuntz: Als Funktionär hat man eine ganz andere Rolle. Durch die vier Jahre in der 2. Bundesliga ist die wirtschaftliche Situation schwierig, es ist nicht immer möglich, die Dinge so schnell umzusetzen, wie sich das viele wünschen. Das Anspruchsdenken in der Pfalz ist sehr hoch. Der FCK ist ein Bundesligaverein, der bereits vier Mal Deutscher Meister war, der schon Pokalsieger und international vertreten war. Deswegen ist der Verein für die Leute hier gefühlt immer ein Bundesligist. Entsprechend groß war die Euphorie beim Aufstieg, natürlich auch bei mir. Aber als Aufsteiger mit dem niedrigsten Etat aller Vereine müssen wir noch einige Zeit kleinere Brötchen backen. Außerdem ist es etwas ganz anderes, wenn man als Spieler den Fans die Meisterschale präsentieren kann.

DFB.de: Von solchen Erfolgen ist die aktuelle Mannschaft weit entfernt. Das Team von Trainer Marco Kurz befindet sich im Abstiegskampf. Wie dramatisch wäre es für den Verein, wenn der Abstieg nicht verhindert werden sollte?

Kuntz: Es gehört zu unseren Pflichten, sich mit dem Fall des Abstiegs zu befassen. Wir wären auf diese Situation vorbereitet, beispielsweise gelten alle Spielerverträge auch für die Zweite Liga. Aber es wäre ein großer Rückschritt auf unserem Weg. Deswegen setzen wir alles daran, diesen Fall zu vermeiden. Und ich bin optimistisch, dass der Mannschaft dies gelingen wird. Das Team will, das Team glaubt an sich. Wir wussten ja, worauf wir uns einlassen. Es konnte niemand annehmen, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben würden. Für viele unserer Spieler ist die Bundesliga nach wie vor ein Abenteuer. Es ist aber ein Abenteuer, das wir uns hart erarbeitet haben. Daher werden wir alles tun, um uns dies zu erhalten.

DFB.de: Wie realistisch ist es, dass beim nächsten Länderspiel im Fritz-Walter-Stadion wieder ein Spieler aus Kaiserslautern zur Nationalmannschaft gehört?

Kuntz: Wenn ich jetzt einen Namen nennen würde, würde ich damit eine große Bürde auf den Spieler legen. Außerdem vertraue ich da voll den fachlichen Einschätzungen von Joachim Löw. Wenn sich bei uns ein Spieler in diese Richtung entwickeln sollte, wird der Bundestrainer dies mit Sicherheit erkennen, ohne dass ich ihn darauf aufmerksam machen müsste.