Schumacher wird 60: "Ich wäre gern Weltmeister geworden"

Eigentlich heißt er Harald, aber niemand käme auf die Idee, Toni Schumacher so zu nennen. Er selbst ja auch nicht. Die SMS, mit der er den Telefontermin mit DFB.de bestätigte, endete mit den Worten "Gruß, Toni Schumacher".

Toni, das kommt von Anton, seinem zweiten Vornamen - und davon, dass schon ein Kölner Bundesligatorwart vor ihm Toni Schuhmacher hieß, mit h. Was nichts daran ändert, dass "der Tünn" einmalig ist. Am heutigen Donnerstag wird der große Nationaltorwart der Achtziger, der Europameister wurde und in zwei WM-Finals stand, 60 Jahre alt. Im

DFB.de-Gespräch mit dem Historiker Udo Muras hat Toni Schumacher zu vielen Stichpunkten Stellung genommen:

Der 60. Geburtstag: Wird einmal mit der Familie und einmal mit den Mitarbeitern auf der Geschäftsstelle des 1. FC Köln gefeiert. Das ist das Mindeste, was ich für die tun kann. Denn das ganze Drumherum hier funktioniert.

Zufriedenheit: Ich habe eine wunderbare Frau, drei gesunde Kinder - und auch mein FC bereitet mir mehr Freude als Sorgen. Natürlich tun die Knochen manchmal weh, das bleibt nach 22 Jahren als Profi nicht aus.

Alltag: Mein Wecker klingelt jeden Morgen um 5.04 Uhr, ein Toni Schumacher ist schon immer früh aufgestanden. Warum es so eine krumme Zeit ist, weiß ich auch nicht mehr - den habe ich halt mal so eingestellt. Aber wenn ich beim ZDF - ich bin manchmal als Experte im Frühstücksfernsehen - den "Morgenmuffel" gebe, muss ich ja früh aufstehen. Für den 1. FC Köln bin ich heute als Vizepräsident mehr unterwegs als als Spieler, im vergangenen Jahr waren es 150 Termine. Meinen Hauptjob habe ich in der Logistik als Markenbotschafter von Hermes. Viel los in meinem Leben, aber so war es immer.

1. FC Köln: Wir wollen den Verein wieder aufbauen, sein Ansehen in der Öffentlichkeit heben, bei Sponsoren und allen, die ihn eigentlich mögen. Das ist ein Marathonlauf, und wir haben erst drei Kilometer hinter uns. Auch der Aufstieg wird kein Selbstläufer, wie die letzten Spiele gegen Paderborn und Aue gezeigt haben. Aber wir haben die jüngste Mannschaft der Liga, dafür machen es die Jungs super.

Karrierehöhepunkte: Es begann damit, dass ich als kleiner Junge aus Düren Stammspieler beim 1. FC Köln geworden bin. Das hat auch meine Mutter gefreut, die mich da praktisch hingeschickt hat mit den Worten: "Geh' zum FC, das ist ein feiner Klub!" Natürlich war das Double 1978 der Höhepunkt meiner Kölner Zeit, danach mein Debüt in der Nationalelf 1979 in Island und der Gewinn der Europameisterschaft 1980 in Italien mit einer ganz jungen Mannschaft.

Der "Anpfiff": Ich glaube schon, dass ich ohne das Buch, das 1987 meine Länderspielkarriere beendet hat, 1990 Weltmeister geworden wäre. Gegen England hätte ich sicher auch einen Elfmeter gehalten, dafür war ich ja eher bekannt als der Bodo Illgner. (lacht)

Seine WM-Endspiele: Ich wäre natürlich unheimlich gerne mal Weltmeister geworden. 1982 konnte ich nichts machen an den Toren gegen Italien, aber in Mexiko hätte ich an einem guten Tag alle drei gehalten gegen Argentinien. Leider hatte ich keinen guten Tag, ich war übermotiviert.

Der "Fall Battiston": Der gehört auch zu meinem Leben, da habe ich nie einen Hehl draus gemacht. Das Wichtigste war, dass ich mich entschuldigt habe und Patrick Battiston das auch angenommen hat. Aber als ich ihm die Hand gegeben habe, es war kurz nach der WM 1982, habe ich ihm auch gesagt: "Ich komme wieder so raus, wenn der Ball noch mal so gespielt werden würde." Das Problem war doch nicht so sehr der Zusammenprall, sondern mein Verhalten danach. Ich stand am Torpfosten und kümmerte mich nicht um ihn - das war die pure Unsicherheit. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Das sah cool aus, aber ich war es nicht. Und der flapsige Spruch nach dem Spiel, als ich einem Reporter sagte, ich würde Battiston, der zwei Zähne verloren hatte, die Jackettkronen bezahlen, war nett gemeint, kam aber anders rüber. Dabei war ich erleichtert, dass nicht mehr passiert war. Das war unmittelbar nach dem Abpfiff eines WM-Halbfinaldramas mit Elfmeterschießen - ich war voller Adrenalin. Heute dürfen Journalisten nicht mehr auf den Platz, da wäre das gar nicht erst passiert.

Rauswurf in der Halbzeit: 1999 war ich Trainer bei Fortuna Köln in der 2. Bundesliga. Präsident Jean Löring hat mich in der Halbzeit des Spiels gegen Waldhof Mannheim entlassen. Das habe ich ihm längst verziehen, er hatte damals zu viel von seinem Lieblingsgetränk intus - und das war keine Cola. Ich hatte immer Hochachtung davor, was der "Schäng" für die Jugend gemacht hat - gerade auch für die Integration von Ausländerkindern.

Soziales Engagement: Ich habe am Ende meiner Karriere bei Fenerbahce Istanbul gespielt und das Geld für meine beiden Abschiedsspiele an ein gerade entstehendes SOS-Kinderdorf in der Türkei gegeben. Da habe ich die Küchen bezahlt und ein Auto gespendet. In Manavgat unterstütze ich eine Schule für behinderte Kinder. Und dank meines wunderbaren Verhältnisses zu (DFB-Ehrenpräsident; Anm. d. Red.) Egidius Braun bin ich auch in der Mexiko-Hilfe des DFB weiter aktiv. Mindestens einmal im Jahr meldet sich der Egidius und hat wieder eine gute Idee. Ich finde, wer so viel Glück im Leben gehabt hat wie ich, muss auch was zurückgeben.

Der Sandsack: Den gibt's immer noch, aber der hat jetzt bessere Zeiten. Früher hab ich mich an dem Ding abreagiert und eine Stunde auf ihn eingedroschen.

Freundschaften: Durch den Fußball kamen sicher einige dazu, die auch nach der Karriere hielten. Ganz vorne möchte ich Egidius Braun nennen, der sich damals sehr für eine Aussöhnung mit dem DFB eingesetzt hat. Auch mein Manager Rüdiger Schmitz zählt dazu. Na und die Jungs von früher sehe ich immer wieder gern bei Treffen im "Club der Nationalmannschaft". Da könnte ich jetzt viele aufzählen. Wir schwelgen dann immer wieder in Erinnerungen und machen einen Zeitsprung. Ich würde sagen: Die Jungen heute haben nicht so eine schöne Zeit, wie wir sie hatten.

Schumachers Titel und Auszeichnungen
Europameister 1980
Vizeweltmeister 1982 und 1986
Deutscher Meister 1978, 1996
Türkischer Meister 1989
DFB-Pokalsieger 1977, 1978, 1983
"Fußballer des Jahres" 1984, 1986
Bundesverdienstkreuz 1978

Karrieredaten
76 A-Länderspiele (1979 bis 1987)
464 Bundesligaspiele
73 Europapokalspiele

Vereine
1962 bis 1972 SW Düren
1972 bis 1987 1. FC Köln
1987 bis 1988 Schalke 04
1988 bis 1991 Fenerbahce Istanbul
1991 bis 1992 Bayern München
1996 Borussia Dortmund (eigentlich Torwarttrainer, ein Einsatz zum Saisonfinale)

Das meinen DFB.de-User:

"Lieber Harald (Tünn), ich sende Dir zu deinem 60. Geburtstag die besten Glückwünsche. Du hast bei SW Düren und ich bei Düren 99 gespielt. In der Schulmannschaft der Berufsschule Düren haben wir dann auch des öfteren zusammengespielt. Du bist immer der Jung aus Düren geblieben, ohne Starallüren. Als FC-Mitglied hoffe ich, dass die junge erfolgshungrige Mannschaft die Nerven behält und den Aufstieg schafft. Nochmals alles Gute – und bleib so, wie du bist und dem FC noch lange erhalten." (Heinz Heidbüche, Vaihingen)

"Herzlichen Glückwunsch Toni. Sie waren der weltweit beste Torhüter in den 80er Jahren. Noch einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Runden heute." (Tonny Poulsen, Stenløse/Dänemark)"

[um]

Eigentlich heißt er Harald, aber niemand käme auf die Idee, Toni Schumacher so zu nennen. Er selbst ja auch nicht. Die SMS, mit der er den Telefontermin mit DFB.de bestätigte, endete mit den Worten "Gruß, Toni Schumacher".

Toni, das kommt von Anton, seinem zweiten Vornamen - und davon, dass schon ein Kölner Bundesligatorwart vor ihm Toni Schuhmacher hieß, mit h. Was nichts daran ändert, dass "der Tünn" einmalig ist. Am heutigen Donnerstag wird der große Nationaltorwart der Achtziger, der Europameister wurde und in zwei WM-Finals stand, 60 Jahre alt. Im

DFB.de-Gespräch mit dem Historiker Udo Muras hat Toni Schumacher zu vielen Stichpunkten Stellung genommen:

Der 60. Geburtstag: Wird einmal mit der Familie und einmal mit den Mitarbeitern auf der Geschäftsstelle des 1. FC Köln gefeiert. Das ist das Mindeste, was ich für die tun kann. Denn das ganze Drumherum hier funktioniert.

Zufriedenheit: Ich habe eine wunderbare Frau, drei gesunde Kinder - und auch mein FC bereitet mir mehr Freude als Sorgen. Natürlich tun die Knochen manchmal weh, das bleibt nach 22 Jahren als Profi nicht aus.

Alltag: Mein Wecker klingelt jeden Morgen um 5.04 Uhr, ein Toni Schumacher ist schon immer früh aufgestanden. Warum es so eine krumme Zeit ist, weiß ich auch nicht mehr - den habe ich halt mal so eingestellt. Aber wenn ich beim ZDF - ich bin manchmal als Experte im Frühstücksfernsehen - den "Morgenmuffel" gebe, muss ich ja früh aufstehen. Für den 1. FC Köln bin ich heute als Vizepräsident mehr unterwegs als als Spieler, im vergangenen Jahr waren es 150 Termine. Meinen Hauptjob habe ich in der Logistik als Markenbotschafter von Hermes. Viel los in meinem Leben, aber so war es immer.

1. FC Köln: Wir wollen den Verein wieder aufbauen, sein Ansehen in der Öffentlichkeit heben, bei Sponsoren und allen, die ihn eigentlich mögen. Das ist ein Marathonlauf, und wir haben erst drei Kilometer hinter uns. Auch der Aufstieg wird kein Selbstläufer, wie die letzten Spiele gegen Paderborn und Aue gezeigt haben. Aber wir haben die jüngste Mannschaft der Liga, dafür machen es die Jungs super.

Karrierehöhepunkte: Es begann damit, dass ich als kleiner Junge aus Düren Stammspieler beim 1. FC Köln geworden bin. Das hat auch meine Mutter gefreut, die mich da praktisch hingeschickt hat mit den Worten: "Geh' zum FC, das ist ein feiner Klub!" Natürlich war das Double 1978 der Höhepunkt meiner Kölner Zeit, danach mein Debüt in der Nationalelf 1979 in Island und der Gewinn der Europameisterschaft 1980 in Italien mit einer ganz jungen Mannschaft.

Der "Anpfiff": Ich glaube schon, dass ich ohne das Buch, das 1987 meine Länderspielkarriere beendet hat, 1990 Weltmeister geworden wäre. Gegen England hätte ich sicher auch einen Elfmeter gehalten, dafür war ich ja eher bekannt als der Bodo Illgner. (lacht)

Seine WM-Endspiele: Ich wäre natürlich unheimlich gerne mal Weltmeister geworden. 1982 konnte ich nichts machen an den Toren gegen Italien, aber in Mexiko hätte ich an einem guten Tag alle drei gehalten gegen Argentinien. Leider hatte ich keinen guten Tag, ich war übermotiviert.

Der "Fall Battiston": Der gehört auch zu meinem Leben, da habe ich nie einen Hehl draus gemacht. Das Wichtigste war, dass ich mich entschuldigt habe und Patrick Battiston das auch angenommen hat. Aber als ich ihm die Hand gegeben habe, es war kurz nach der WM 1982, habe ich ihm auch gesagt: "Ich komme wieder so raus, wenn der Ball noch mal so gespielt werden würde." Das Problem war doch nicht so sehr der Zusammenprall, sondern mein Verhalten danach. Ich stand am Torpfosten und kümmerte mich nicht um ihn - das war die pure Unsicherheit. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Das sah cool aus, aber ich war es nicht. Und der flapsige Spruch nach dem Spiel, als ich einem Reporter sagte, ich würde Battiston, der zwei Zähne verloren hatte, die Jackettkronen bezahlen, war nett gemeint, kam aber anders rüber. Dabei war ich erleichtert, dass nicht mehr passiert war. Das war unmittelbar nach dem Abpfiff eines WM-Halbfinaldramas mit Elfmeterschießen - ich war voller Adrenalin. Heute dürfen Journalisten nicht mehr auf den Platz, da wäre das gar nicht erst passiert.

Rauswurf in der Halbzeit: 1999 war ich Trainer bei Fortuna Köln in der 2. Bundesliga. Präsident Jean Löring hat mich in der Halbzeit des Spiels gegen Waldhof Mannheim entlassen. Das habe ich ihm längst verziehen, er hatte damals zu viel von seinem Lieblingsgetränk intus - und das war keine Cola. Ich hatte immer Hochachtung davor, was der "Schäng" für die Jugend gemacht hat - gerade auch für die Integration von Ausländerkindern.

Soziales Engagement: Ich habe am Ende meiner Karriere bei Fenerbahce Istanbul gespielt und das Geld für meine beiden Abschiedsspiele an ein gerade entstehendes SOS-Kinderdorf in der Türkei gegeben. Da habe ich die Küchen bezahlt und ein Auto gespendet. In Manavgat unterstütze ich eine Schule für behinderte Kinder. Und dank meines wunderbaren Verhältnisses zu (DFB-Ehrenpräsident; Anm. d. Red.) Egidius Braun bin ich auch in der Mexiko-Hilfe des DFB weiter aktiv. Mindestens einmal im Jahr meldet sich der Egidius und hat wieder eine gute Idee. Ich finde, wer so viel Glück im Leben gehabt hat wie ich, muss auch was zurückgeben.

Der Sandsack: Den gibt's immer noch, aber der hat jetzt bessere Zeiten. Früher hab ich mich an dem Ding abreagiert und eine Stunde auf ihn eingedroschen.

Freundschaften: Durch den Fußball kamen sicher einige dazu, die auch nach der Karriere hielten. Ganz vorne möchte ich Egidius Braun nennen, der sich damals sehr für eine Aussöhnung mit dem DFB eingesetzt hat. Auch mein Manager Rüdiger Schmitz zählt dazu. Na und die Jungs von früher sehe ich immer wieder gern bei Treffen im "Club der Nationalmannschaft". Da könnte ich jetzt viele aufzählen. Wir schwelgen dann immer wieder in Erinnerungen und machen einen Zeitsprung. Ich würde sagen: Die Jungen heute haben nicht so eine schöne Zeit, wie wir sie hatten.

Schumachers Titel und Auszeichnungen
Europameister 1980
Vizeweltmeister 1982 und 1986
Deutscher Meister 1978, 1996
Türkischer Meister 1989
DFB-Pokalsieger 1977, 1978, 1983
"Fußballer des Jahres" 1984, 1986
Bundesverdienstkreuz 1978

Karrieredaten
76 A-Länderspiele (1979 bis 1987)
464 Bundesligaspiele
73 Europapokalspiele

Vereine
1962 bis 1972 SW Düren
1972 bis 1987 1. FC Köln
1987 bis 1988 Schalke 04
1988 bis 1991 Fenerbahce Istanbul
1991 bis 1992 Bayern München
1996 Borussia Dortmund (eigentlich Torwarttrainer, ein Einsatz zum Saisonfinale)

Das meinen DFB.de-User:

"Lieber Harald (Tünn), ich sende Dir zu deinem 60. Geburtstag die besten Glückwünsche. Du hast bei SW Düren und ich bei Düren 99 gespielt. In der Schulmannschaft der Berufsschule Düren haben wir dann auch des öfteren zusammengespielt. Du bist immer der Jung aus Düren geblieben, ohne Starallüren. Als FC-Mitglied hoffe ich, dass die junge erfolgshungrige Mannschaft die Nerven behält und den Aufstieg schafft. Nochmals alles Gute – und bleib so, wie du bist und dem FC noch lange erhalten." (Heinz Heidbüche, Vaihingen)

"Herzlichen Glückwunsch Toni. Sie waren der weltweit beste Torhüter in den 80er Jahren. Noch einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Runden heute." (Tonny Poulsen, Stenløse/Dänemark)"