Nowotny beim NRW-Cup in JVA Wuppertal

Am Ende war der Jubel bei den Häftlingen der JVA Wuppertal-Ronsdorf groß. Es gab zwar keine Sektdusche, weil in einer Haftanstalt Alkohol natürlich strengstens verboten ist. Aber auch mit Sprudelwasser lässt sich der Trainer einer siegreichen Mannschaft wunderbar nass machen. Und genau das bekam Christian Wolters zu spüren, nachdem seine Mannschaft den ersten NRW-Cup für Teams der Initiative "Anstoß für ein neues Leben" gewonnen hatte und sich damit für die Endrunde in Bayern qualifizieren konnte. Der JVA Wuppertal-Ronsdorf reichte im letzten Spiel ein 1:1 gegen die JVA Heinsberg, um den Titel zu holen. Der Gastgeber stand zum Schluss also ganz oben auf dem Treppchen.

Entsprechend stolz war Karin Lammel, die Leiterin der siegreichen Jugendstrafanstalt: "Wir haben tollen Fußball gesehen. Es gab viele Spiele auf hohem Niveau." Noch wichtiger war Lammel allerdings, dass alle Begegnungen trotz des großen Ehrgeizes fair über die Bühne gegangen waren: "Es gab zum Glück keinerlei Probleme. Ich möchte mich auch bei der Sepp-Herberger-Stiftung für die Unterstützung bedanken."

Sieger waren hinterher alle Beteiligten. Natürlich in erster Linie die Fußballer der JVA Wuppertal-Ronsdorf. Aber auch die der JVA Heinsberg, der JVA Hövelhof und der JVA Herford, die auf den weiteren Plätzen landeten. Zu einem Einlagespiel waren die Zweitliga-Spielerinnen des 1. FC Köln gekommen, die gegen Fußballerinnen der JVA Köln antraten und deutlich gewannen. Organisiert wurde das gesamte Event von Uwe Stärk und Viktoria Maier. Beide sind für die Sportkoordination in der JVA Wuppertal-Ronsdorf zuständig.

Fußball ist eine wichtige Abwechslung im Haftalltag

Derzeit verbüßen knapp 450 Straftäter im Alter von 14 bis 24 Jahren in der Einrichtung ihre Haft. In einem gesonderten Bereich, einer Art Wohngemeinschaft, leben die Spieler der Anstoß-Mannschaft. Sie haben besonders gute Resozialisierungsprognosen. Die Teilnehmer werden nach einheitlichen Kriterien wie zum Beispiel gute Haftführung oder Bildungsbereitschaft ausgesucht und bereiten sich gemeinsam auf die Zeit nach ihrer Inhaftierung vor. Der Sport und der Fußball im Speziellen sind zwei ganz wichtige Aspekte in diesem Zusammenhang.

"Wir haben pro Woche zwei bis drei Trainingseinheiten", sagt Louis. "Das ist natürlich eine wichtige Abwechslung zu dem Alltag hier im Gefängnis. Die Zeit auf dem Fußballplatz sind die schönsten Stunden in der Woche." Louis lebt mit einem Dutzend weiterer Häftlingen in der sogenannten Sepp-Herberger-WG. Sie genießen dort einige Privilegien. Zum Beispiel können sie gemeinsam kochen, sie haben eine Playstation oder können auch schon mal Fußball schauen. Sie sollen auch mit solchen Dingen auf den Schritt in die Freiheit vorbereitet werden.

Louis ist seit dem vergangenen Sommer in der JVA Wuppertal-Ronsdorf. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wird er im kommenden Sommer wieder frei kommen. Louis hat in der Jugend sehr ambitioniert für den 1. FC Köln gespielt. Über die Gründe für seine Inhaftierung möchte er nicht sprechen. Aber klar ist: Er hat aus seinen Fehlern gelernt und will daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Vor allem aber möchte er so schnell wie möglich zurück auf den Fußballplatz.

Nowotny: "Die Jungs lernen, Regeln und Grenzen zu akzeptieren"

Der Fußball verbindet sie alle. Während es im Haftalltag immer wieder mal Streitereien gibt, ist das auf dem Platz ganz anders. Während des Turniers wird Louis gefoult. Er hält sich kurz den Knöchel und schon hilft ihm sein Gegenspieler wieder auf die Beine - eine kurze Entschuldigung und die Sache ist erledigt. Vergangenheit, Herkunft und Hautfarbe spielen hier keine Rolle. Alle wollen nur kicken. Aber alle wollen auch gewinnen. Dennoch kommt die Fairness nie zu kurz.

Sepp Herberger hat schon früh erkannt, dass der Fußball vieles in die richtige Richtung bewegen kann. Nicht ohne Grund ist das Engagement im Strafvollzug die älteste Säule der Stiftungsarbeit. Der Weltmeister-Trainer von 1954 besuchte 1970 die JVA in Bruchsal in Baden-Württemberg und machte sich das Wirken in Haftanstalten zur Lebensaufgabe. Dieses Bemühen wurde sieben Jahre später in der Stiftung institutionalisiert. Nach dem Tode Herbergers engagierte sich Fritz Walter weiter als Botschafter für die Stiftung und besuchte in dieser Funktion bundesweit mehr als 200 Justizvollzugsanstalten. Noch heute sind die Besuche der Stiftungsbotschafter in den Strafanstalten gefragt. Zahlreiche prominente Fußball-Persönlichkeiten unterstützen die Stiftungsarbeit. Im persönlichen Gespräch informieren sie sich über die Schicksale der Straftäter und berichten über ihren eigenen Lebensweg.

Bei der Endrunde in Wuppertal beispielsweise war der frühere Nationalspieler Jens Nowotny als Gast dabei. Es war bereits der zweite Besuch des 43-Jährigen in dieser JVA. Nowotny zählt gemeinsam mit vielen weiteren bekannten Persönlichkeiten zum Kuratorium der Stiftung. Und auch der einstige Weltklasseverteidiger zeigte sich beeindruckt von dem ganzen Turnier: "Das ist einfach total wichtig für die Jungs. Hier müssen sie lernen, Regeln und Grenzen zu akzeptieren. Das sind ganz wichtige Voraussetzungen für die Zeit nach ihrer Haft." Für den früheren Abwehrspieler ist es keine Pflicht, solche Termine in der JVA wahrzunehmen. Für ihn ist dies eine Ehre. Und damit vertritt er genau die Einstellung, die auch Sepp Herberger immer vorgelebt hat.

[sw]

Am Ende war der Jubel bei den Häftlingen der JVA Wuppertal-Ronsdorf groß. Es gab zwar keine Sektdusche, weil in einer Haftanstalt Alkohol natürlich strengstens verboten ist. Aber auch mit Sprudelwasser lässt sich der Trainer einer siegreichen Mannschaft wunderbar nass machen. Und genau das bekam Christian Wolters zu spüren, nachdem seine Mannschaft den ersten NRW-Cup für Teams der Initiative "Anstoß für ein neues Leben" gewonnen hatte und sich damit für die Endrunde in Bayern qualifizieren konnte. Der JVA Wuppertal-Ronsdorf reichte im letzten Spiel ein 1:1 gegen die JVA Heinsberg, um den Titel zu holen. Der Gastgeber stand zum Schluss also ganz oben auf dem Treppchen.

Entsprechend stolz war Karin Lammel, die Leiterin der siegreichen Jugendstrafanstalt: "Wir haben tollen Fußball gesehen. Es gab viele Spiele auf hohem Niveau." Noch wichtiger war Lammel allerdings, dass alle Begegnungen trotz des großen Ehrgeizes fair über die Bühne gegangen waren: "Es gab zum Glück keinerlei Probleme. Ich möchte mich auch bei der Sepp-Herberger-Stiftung für die Unterstützung bedanken."

Sieger waren hinterher alle Beteiligten. Natürlich in erster Linie die Fußballer der JVA Wuppertal-Ronsdorf. Aber auch die der JVA Heinsberg, der JVA Hövelhof und der JVA Herford, die auf den weiteren Plätzen landeten. Zu einem Einlagespiel waren die Zweitliga-Spielerinnen des 1. FC Köln gekommen, die gegen Fußballerinnen der JVA Köln antraten und deutlich gewannen. Organisiert wurde das gesamte Event von Uwe Stärk und Viktoria Maier. Beide sind für die Sportkoordination in der JVA Wuppertal-Ronsdorf zuständig.

Fußball ist eine wichtige Abwechslung im Haftalltag

Derzeit verbüßen knapp 450 Straftäter im Alter von 14 bis 24 Jahren in der Einrichtung ihre Haft. In einem gesonderten Bereich, einer Art Wohngemeinschaft, leben die Spieler der Anstoß-Mannschaft. Sie haben besonders gute Resozialisierungsprognosen. Die Teilnehmer werden nach einheitlichen Kriterien wie zum Beispiel gute Haftführung oder Bildungsbereitschaft ausgesucht und bereiten sich gemeinsam auf die Zeit nach ihrer Inhaftierung vor. Der Sport und der Fußball im Speziellen sind zwei ganz wichtige Aspekte in diesem Zusammenhang.

"Wir haben pro Woche zwei bis drei Trainingseinheiten", sagt Louis. "Das ist natürlich eine wichtige Abwechslung zu dem Alltag hier im Gefängnis. Die Zeit auf dem Fußballplatz sind die schönsten Stunden in der Woche." Louis lebt mit einem Dutzend weiterer Häftlingen in der sogenannten Sepp-Herberger-WG. Sie genießen dort einige Privilegien. Zum Beispiel können sie gemeinsam kochen, sie haben eine Playstation oder können auch schon mal Fußball schauen. Sie sollen auch mit solchen Dingen auf den Schritt in die Freiheit vorbereitet werden.

Louis ist seit dem vergangenen Sommer in der JVA Wuppertal-Ronsdorf. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wird er im kommenden Sommer wieder frei kommen. Louis hat in der Jugend sehr ambitioniert für den 1. FC Köln gespielt. Über die Gründe für seine Inhaftierung möchte er nicht sprechen. Aber klar ist: Er hat aus seinen Fehlern gelernt und will daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Vor allem aber möchte er so schnell wie möglich zurück auf den Fußballplatz.

Nowotny: "Die Jungs lernen, Regeln und Grenzen zu akzeptieren"

Der Fußball verbindet sie alle. Während es im Haftalltag immer wieder mal Streitereien gibt, ist das auf dem Platz ganz anders. Während des Turniers wird Louis gefoult. Er hält sich kurz den Knöchel und schon hilft ihm sein Gegenspieler wieder auf die Beine - eine kurze Entschuldigung und die Sache ist erledigt. Vergangenheit, Herkunft und Hautfarbe spielen hier keine Rolle. Alle wollen nur kicken. Aber alle wollen auch gewinnen. Dennoch kommt die Fairness nie zu kurz.

Sepp Herberger hat schon früh erkannt, dass der Fußball vieles in die richtige Richtung bewegen kann. Nicht ohne Grund ist das Engagement im Strafvollzug die älteste Säule der Stiftungsarbeit. Der Weltmeister-Trainer von 1954 besuchte 1970 die JVA in Bruchsal in Baden-Württemberg und machte sich das Wirken in Haftanstalten zur Lebensaufgabe. Dieses Bemühen wurde sieben Jahre später in der Stiftung institutionalisiert. Nach dem Tode Herbergers engagierte sich Fritz Walter weiter als Botschafter für die Stiftung und besuchte in dieser Funktion bundesweit mehr als 200 Justizvollzugsanstalten. Noch heute sind die Besuche der Stiftungsbotschafter in den Strafanstalten gefragt. Zahlreiche prominente Fußball-Persönlichkeiten unterstützen die Stiftungsarbeit. Im persönlichen Gespräch informieren sie sich über die Schicksale der Straftäter und berichten über ihren eigenen Lebensweg.

Bei der Endrunde in Wuppertal beispielsweise war der frühere Nationalspieler Jens Nowotny als Gast dabei. Es war bereits der zweite Besuch des 43-Jährigen in dieser JVA. Nowotny zählt gemeinsam mit vielen weiteren bekannten Persönlichkeiten zum Kuratorium der Stiftung. Und auch der einstige Weltklasseverteidiger zeigte sich beeindruckt von dem ganzen Turnier: "Das ist einfach total wichtig für die Jungs. Hier müssen sie lernen, Regeln und Grenzen zu akzeptieren. Das sind ganz wichtige Voraussetzungen für die Zeit nach ihrer Haft." Für den früheren Abwehrspieler ist es keine Pflicht, solche Termine in der JVA wahrzunehmen. Für ihn ist dies eine Ehre. Und damit vertritt er genau die Einstellung, die auch Sepp Herberger immer vorgelebt hat.

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