Neuer wird 30: "Kein Anlass, übers Karriereende nachzudenken"

Bis zur 61. Minute sah viel nach einem fast perfekten verfrühten Geburtstagsgeschenk für Manuel Neuer aus. Im Spiel gegen England im Berliner Olympiastadion stand die Null bei Deutschlands Nummer eins, und das schätzt Neuer ja sehr. Das Spiel war wie gemalt für ihn, er durfte sich einige Male auszeichnen und seine Vorderleute – Kroos per Fernschuss, Gomez per Kopf - erzielten auf der anderen Seite des Feldes zwei schöne Tore. Doch es folgten 30 Minuten, über die an dieser Stelle heute geschwiegen werden soll. Schließlich ist heute nicht mehr gestern, heute ist der 27. März. Und das ist ein spezielles Datum für ihn, erst Recht in diesem Jahr. Neuer rundet, der Torhüter wurde vor 30 Jahren geboren, am 27. März. In den drei Dekaden seither ist er groß und gut geworden, als Mensch und als Torhüter. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der Welttorhüter über sein Alter, seine Ambitionen und seine Assoziationen mit Italien.

DFB.de: Herr Neuer, herzlichen Glückwunsch, alles Gute und nur das Beste zum Geburtstag.

Manuel Neuer: Vielen Dank!

DFB.de: Sie haben 30 Jahre alt werden müssen, um zum Geburtstag mit DFB.de sprechen zu dürfen. Das dürfte zu den Höhepunkten in Ihrem Leben gehören.

Neuer: Absolut, ich kann mein Glück kaum fassen.

DFB.de: Wie wichtig sind Ihnen Geburtstage?

Neuer: Ich bin keiner, der seine Geburtstage in jedem Jahr groß feiert. Geburtstag hat man, das gehört dazu, aber es ist nicht so, dass ich schon Tage vorher auf dieses Ereignis hin fiebern würde. Manchmal ist es so, dass der Freundeskreis einiges erwartet, wahrscheinlich ist es auch diesmal so, schließlich ist es ein runder Geburtstag.

DFB.de: Ist es schwer, Ihnen Geschenke zu machen?

Neuer: Es ist nicht schwer, mir eine Freude zu machen, ich kann mich für viele Dinge begeistern. Finde ich jedenfalls. Aber aus meinem Freundeskreis höre ich hin und wieder, dass es nicht einfach ist, mir etwas zu schenken. Bei uns Fußballern sagt man ja immer, dass wir schon alles haben, und dass sich deswegen Geschenke von materiellem Wert verbieten.

DFB.de: Und das stimmt nicht?

Neuer: Tatsächlich lege ich darauf keinen großen Wert. Die schönsten Geschenke sind die, die von Herzen kommen. Vielleicht ist es so, dass man sich bei mir mehr Gedanken darüber machen muss, was man mir schenken kann. Aber den Menschen, die mich gut kennen, bin ich das wert.

DFB.de: Haben Sie ein Beispiel für ein Geschenk, über das Sie sich sehr gefreut haben?

Neuer: Ich mag Überraschungen. Und vor ein paar Jahren war es so, dass ich an meinem Geburtstag abends zu einer Weinprobe gehen wollte. So wurde es mir gesagt, im ganz kleinen Kreis. Und dann waren 30 Freunde von mir in dem Weinkeller und es wurde eine tolle Party.

DFB.de: Sie sind jetzt 30 Jahre alt. Fühlen Sie sich diesem Alter entsprechend?

Neuer: Wie fühlt sich ein 30-Jähriger? Ich finde, dass man mit 30 noch jugendliche Züge in sich und zugleich schon genug Erfahrungen gesammelt hat, um reflektiert durchs Leben zu gehen. Diese Mischung mag ich. Generell halte ich das biologische Alter nicht für sonderlich aussagekräftig. Es gibt 50-Jährige, die sie sich wie Kinder verhalten und wie Kinder denken. Auf den Fußball bezogen, ist die 30 für mich auch nicht von großer Bedeutung. Ich fühle mich gut und fit. Ich weiß, dass ich auf meinen Körper achten muss, aber die 30 ist für mich kein Anlass, über das Ende meiner Karriere nachzudenken.

DFB.de: Was das betrifft sind Torhüter gegenüber Feldspielern ohnehin privilegiert…

Neuer: Ja. Dafür muss man sich nur die Karrieren von Jens Lehmann, Edwin van der Sar oder aktuell Gigi Buffon anschauen. Wobei es keine Garantie dafür gibt, dass es für immer so bleibt. Es ist kein Gesetz, dass die Laufbahnen von Torhütern tendenziell länger dauern als die von Feldspielern. Früher war es zum Beispiel so, dass die Karrieren von Torhütern häufig erst so richtig begonnen haben, wenn die Torhüter nicht mehr ganz jung gewesen sind. Heute ist das anders. Heute haben Torhüter schon in ganz jungen Jahren Stammpositionen bei ihren Vereinen, entsprechend beginnt die Belastung auch schon viel früher.

DFB.de: Buffon ist 38, er will seine Karriere noch bis zur WM 2018 fortsetzen. Ist es auch für Sie denkbar, in zehn Jahren noch aktiv zu sein?

Neuer: Ich liebe es, Fußball zu spielen. Jeden Tag. Ich mag meine Aufgaben, ich mag das Training, ich mag die Spiele, ich mag die Herausforderung. Und solange das so ist, sehe ich keinen Grund, etwas zu beenden, das mir so viel Freude bringt.



Bis zur 61. Minute sah viel nach einem fast perfekten verfrühten Geburtstagsgeschenk für Manuel Neuer aus. Im Spiel gegen England im Berliner Olympiastadion stand die Null bei Deutschlands Nummer eins, und das schätzt Neuer ja sehr. Das Spiel war wie gemalt für ihn, er durfte sich einige Male auszeichnen und seine Vorderleute – Kroos per Fernschuss, Gomez per Kopf - erzielten auf der anderen Seite des Feldes zwei schöne Tore. Doch es folgten 30 Minuten, über die an dieser Stelle heute geschwiegen werden soll. Schließlich ist heute nicht mehr gestern, heute ist der 27. März. Und das ist ein spezielles Datum für ihn, erst Recht in diesem Jahr. Neuer rundet, der Torhüter wurde vor 30 Jahren geboren, am 27. März. In den drei Dekaden seither ist er groß und gut geworden, als Mensch und als Torhüter. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der Welttorhüter über sein Alter, seine Ambitionen und seine Assoziationen mit Italien.

DFB.de: Herr Neuer, herzlichen Glückwunsch, alles Gute und nur das Beste zum Geburtstag.

Manuel Neuer: Vielen Dank!

DFB.de: Sie haben 30 Jahre alt werden müssen, um zum Geburtstag mit DFB.de sprechen zu dürfen. Das dürfte zu den Höhepunkten in Ihrem Leben gehören.

Neuer: Absolut, ich kann mein Glück kaum fassen.

DFB.de: Wie wichtig sind Ihnen Geburtstage?

Neuer: Ich bin keiner, der seine Geburtstage in jedem Jahr groß feiert. Geburtstag hat man, das gehört dazu, aber es ist nicht so, dass ich schon Tage vorher auf dieses Ereignis hin fiebern würde. Manchmal ist es so, dass der Freundeskreis einiges erwartet, wahrscheinlich ist es auch diesmal so, schließlich ist es ein runder Geburtstag.

DFB.de: Ist es schwer, Ihnen Geschenke zu machen?

Neuer: Es ist nicht schwer, mir eine Freude zu machen, ich kann mich für viele Dinge begeistern. Finde ich jedenfalls. Aber aus meinem Freundeskreis höre ich hin und wieder, dass es nicht einfach ist, mir etwas zu schenken. Bei uns Fußballern sagt man ja immer, dass wir schon alles haben, und dass sich deswegen Geschenke von materiellem Wert verbieten.

DFB.de: Und das stimmt nicht?

Neuer: Tatsächlich lege ich darauf keinen großen Wert. Die schönsten Geschenke sind die, die von Herzen kommen. Vielleicht ist es so, dass man sich bei mir mehr Gedanken darüber machen muss, was man mir schenken kann. Aber den Menschen, die mich gut kennen, bin ich das wert.

DFB.de: Haben Sie ein Beispiel für ein Geschenk, über das Sie sich sehr gefreut haben?

Neuer: Ich mag Überraschungen. Und vor ein paar Jahren war es so, dass ich an meinem Geburtstag abends zu einer Weinprobe gehen wollte. So wurde es mir gesagt, im ganz kleinen Kreis. Und dann waren 30 Freunde von mir in dem Weinkeller und es wurde eine tolle Party.

DFB.de: Sie sind jetzt 30 Jahre alt. Fühlen Sie sich diesem Alter entsprechend?

Neuer: Wie fühlt sich ein 30-Jähriger? Ich finde, dass man mit 30 noch jugendliche Züge in sich und zugleich schon genug Erfahrungen gesammelt hat, um reflektiert durchs Leben zu gehen. Diese Mischung mag ich. Generell halte ich das biologische Alter nicht für sonderlich aussagekräftig. Es gibt 50-Jährige, die sie sich wie Kinder verhalten und wie Kinder denken. Auf den Fußball bezogen, ist die 30 für mich auch nicht von großer Bedeutung. Ich fühle mich gut und fit. Ich weiß, dass ich auf meinen Körper achten muss, aber die 30 ist für mich kein Anlass, über das Ende meiner Karriere nachzudenken.

DFB.de: Was das betrifft sind Torhüter gegenüber Feldspielern ohnehin privilegiert…

Neuer: Ja. Dafür muss man sich nur die Karrieren von Jens Lehmann, Edwin van der Sar oder aktuell Gigi Buffon anschauen. Wobei es keine Garantie dafür gibt, dass es für immer so bleibt. Es ist kein Gesetz, dass die Laufbahnen von Torhütern tendenziell länger dauern als die von Feldspielern. Früher war es zum Beispiel so, dass die Karrieren von Torhütern häufig erst so richtig begonnen haben, wenn die Torhüter nicht mehr ganz jung gewesen sind. Heute ist das anders. Heute haben Torhüter schon in ganz jungen Jahren Stammpositionen bei ihren Vereinen, entsprechend beginnt die Belastung auch schon viel früher.

DFB.de: Buffon ist 38, er will seine Karriere noch bis zur WM 2018 fortsetzen. Ist es auch für Sie denkbar, in zehn Jahren noch aktiv zu sein?

Neuer: Ich liebe es, Fußball zu spielen. Jeden Tag. Ich mag meine Aufgaben, ich mag das Training, ich mag die Spiele, ich mag die Herausforderung. Und solange das so ist, sehe ich keinen Grund, etwas zu beenden, das mir so viel Freude bringt.

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DFB.de: Wie abhängig ist Ihre Freude am Fußball von Ihrer Leistung?

Neuer: Ich bin sehr ehrgeizig. Ich finde nicht selten Dinge, bei denen ich unzufrieden mit mir bin. Das ist natürlich gut, weil ich mich dadurch entwickle. Ich weiß aber nicht, was passiert, wenn die Unzufriedenheit überhand nimmt. Wenn ich ständig unzufrieden mit mir wäre, dann könnte darunter natürlich auch der Spaß leiden. Aber wie gesagt: Grundsätzlich ist es so, dass ich diesen Sport sehr liebe. Und mit meinen 30 Jahren kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich das schnell ändern sollte. Ich habe auch keinen Fahrplan für mein Karriere-Ende, weder in der Nationalmannschaft noch im Verein. Ich schaue nicht auf die kommenden Turniere und sage, die und die WM würde ich gerne noch spielen und dann ist Schluss. Ich lasse alles auf mich zukommen.

DFB.de: Ihre Karriere wird also noch eine ganze Weile andauern. Haben Sie gleichwohl schon erste Gedanken für die Zeit danach?

Neuer: Keine konkreten. Manager, Trainer – es gibt viele Bereiche, die mich interessieren. Wichtig ist immer, dass man eine Aufgabe findet, die einen erfüllt und fordert. Der einfache Weg ist mir schon immer zu leicht gewesen, das wird auch in der Karriere nach der Karriere nicht anders sein.

DFB.de: In dieser Logik müssten Sie eigentlich eine Tätigkeit außerhalb des Fußballs anstreben. Im Fußball werden sich Ihnen doch immer alle Türen öffnen.

Neuer: Viele bestimmt. Aber das ist doch etwas Positives und bedeutet nicht, dass die Tätigkeit nicht herausfordernd sein kann. Generell würde ich aber nichts ausschließen wollen. Ich weiß einfach noch nicht, welchen Weg ich einschlagen werde.

DFB.de: Im Fußball haben Sie fast alles gewonnen, was man gewinnen kann. Deutsche Meisterschaften en Masse, DFB-Pokalsiege, Champions League, dazu ein kleines Turnier in Brasilien. Sie sind Weltmeister und Welttorhüter. Was bleibt Ihnen noch, was treibt Sie an?

Neuer: Ich soll jetzt die Europameisterschaft nennen. (lacht) Aber das stimmt so nicht. Bei unserer Spielergeneration ist zu merken, dass wir grundsätzlich hungrig sind. Wir sind alle sehr ehrgeizig und verlieren den Ehrgeiz nicht, wenn wir einen Titel gewonnen haben. Ich möchte jedes Jahr Deutscher Meister werden, und die Ambition ist nach dem ersten Titel nicht geringer geworden. Genauso ist es bei der Nationalmannschaft. Natürlich ist es unser Ziel, Europameister zu werden. Das wäre es aber auch, wenn wir diesen Titel schon 2012 gewonnen hätten.

DFB.de: Wie wichtig wäre es, gerade nach der verschenkten Zwei-Tore-Führung gegen England mit einem Sieg gegen Italien am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) gut aus der Länderspielphase hinauszukommen?

Neuer: Es ist durchaus relevant. Italien hat eine Mannschaft, auf die wir im Turnierverlauf mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit treffen könnten. Da kann es nicht schaden, wenn wir vor dem Turnier schon mal ein Zeichen setzen. Italien ist aber richtig stark, sie haben eine souveräne Qualifikation gespielt. Sie werden uns fordern, und genau das ist gut.

DFB.de: Sitzt der Stachel der EM 2012 noch tief, damals war im Halbfinale gegen Italien Schluss? Ist Italien tatsächlich ein Angstgegner?

Neuer: Ich habe zwei Mal gegen Italien gespielt. 2013 das Remis in Mailand und davor die Niederlage in Warschau. Für mich sind die Italiener aber deswegen kein Angstgegner, definitiv nicht. Mit den Italienern und dem Fußball dort assoziiere ich auch viele sehr große Erfolge. Schon alleine wegen der Weltmeisterschaft 1990. Aber auch sonst. Mit dem FC Bayern haben wir aktuell Juventus Turin aus der Champions League geworfen, genauso war es vor drei Jahren im Viertelfinale. Mit Schalke bin ich mal gegen Inter Mailand weiter gekommen. Italien ist für mich fußballerisch also kein rotes Tuch, überhaupt nicht. Ich freue mich auf das Spiel und hoffe, dass wir mit einem Sieg weiteren Auftrieb für den Sommer bekommen.