Hector: "Länderspiele werden nie Normalität"

2015 hat er von allen Nationalspielern die meisten Minuten für Deutschland auf dem Platz gestanden, 2016 war er fast selbstverständlich dabei, als Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader für die EM in Frankreich nominierte. Jonas Hector war 2014 in Brasilien noch kein deutscher Nationalspieler, mittlerweile gehört er zu den Etablierten. Auch wenn er das selber nie so formulieren würde. Beim 2:0 gegen die Ukraine stand er über 90 Minuten auf dem Platz, beim 0:0 gegen Polen genauso. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 26-Jährige über sein erstes großes Turnier als Nationalspieler, das Niveau der EM und das letzte Gruppenspiel am Dienstag (ab 18 Uhr, live in der ARD und imFan-Club-Radio) gegen Nordirland.

DFB.de: Herr Hector, ein kleiner Wissenstest zu Beginn: Paul Breitner, Bernhard Dietz, Christian Ziege - welche Gemeinsamkeiten haben diese Spieler? Und was könnte das mit Ihnen zu tun haben?

Jonas Hector: Sie sind Nationalspieler, wie ich. Alles Linksfüße, aber das weiß ich gar nicht genau. Mehr fällt mir auf den ersten Blick nicht ein.

DFB.de: Die drei waren die Linksverteidiger bei den EM-Titeln der Nationalmannschaft. Breitner 1972, Dietz 1980, Ziege 1996.

Hector: Gut zu wissen. Wobei ich ja noch kein Europameister bin. Aber natürlich wäre es schön, wenn mein Name bald in dieser Liste stehen würde. Wenn wir uns als Mannschaft einreihen könnten in die Liste der deutschen Teams, die eine EM gewonnen haben. Aber bis dahin ist der Weg noch weit. Jetzt denken wir erst mal an das nächste Spiel am Dienstag gegen Nordirland.

DFB.de: Am Samstag hatte die Mannschaft frei. Wie haben Sie den Tag verbracht?

Hector: Meine Freundin war hier, mit ihr war ich ein bisschen unterwegs. Wir hatten einen richtig schönen Tag zusammen, es hat gut getan, mit den Gedanken mal nicht nur beim Fußball zu sein.

DFB.de: Bundestrainer Joachim Löw hat davon gesprochen, dass die Spieler den Kopf freibekommen sollen. Diese Vorgabe des Bundestrainers haben Sie erfüllt.

Hector: Absolut.

DFB.de: Nach dem Spiel gegen Polen gab es viel Kritik am deutschen Team. Haben Sie sich gewundert, dass der Bundestrainer der Mannschaft dennoch freigegeben hat?

Hector: Nein, gar nicht. Das macht der Bundestrainer ja auch nicht von externer Kritik abhängig. Bei einem Turnier gehört das mal dazu. Dass mal jeder für sich sein kann. Dass man mal etwas anderes sieht. Es ist auch eine Frage der Belastung beziehungsweise der Belastungssteuerung, dass auch mal ein Tag Ruhe eingebaut wird.



2015 hat er von allen Nationalspielern die meisten Minuten für Deutschland auf dem Platz gestanden, 2016 war er fast selbstverständlich dabei, als Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader für die EM in Frankreich nominierte. Jonas Hector war 2014 in Brasilien noch kein deutscher Nationalspieler, mittlerweile gehört er zu den Etablierten. Auch wenn er das selber nie so formulieren würde. Beim 2:0 gegen die Ukraine stand er über 90 Minuten auf dem Platz, beim 0:0 gegen Polen genauso. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 26-Jährige über sein erstes großes Turnier als Nationalspieler, das Niveau der EM und das letzte Gruppenspiel am Dienstag (ab 18 Uhr, live in der ARD und imFan-Club-Radio) gegen Nordirland.

DFB.de: Herr Hector, ein kleiner Wissenstest zu Beginn: Paul Breitner, Bernhard Dietz, Christian Ziege - welche Gemeinsamkeiten haben diese Spieler? Und was könnte das mit Ihnen zu tun haben?

Jonas Hector: Sie sind Nationalspieler, wie ich. Alles Linksfüße, aber das weiß ich gar nicht genau. Mehr fällt mir auf den ersten Blick nicht ein.

DFB.de: Die drei waren die Linksverteidiger bei den EM-Titeln der Nationalmannschaft. Breitner 1972, Dietz 1980, Ziege 1996.

Hector: Gut zu wissen. Wobei ich ja noch kein Europameister bin. Aber natürlich wäre es schön, wenn mein Name bald in dieser Liste stehen würde. Wenn wir uns als Mannschaft einreihen könnten in die Liste der deutschen Teams, die eine EM gewonnen haben. Aber bis dahin ist der Weg noch weit. Jetzt denken wir erst mal an das nächste Spiel am Dienstag gegen Nordirland.

DFB.de: Am Samstag hatte die Mannschaft frei. Wie haben Sie den Tag verbracht?

Hector: Meine Freundin war hier, mit ihr war ich ein bisschen unterwegs. Wir hatten einen richtig schönen Tag zusammen, es hat gut getan, mit den Gedanken mal nicht nur beim Fußball zu sein.

DFB.de: Bundestrainer Joachim Löw hat davon gesprochen, dass die Spieler den Kopf freibekommen sollen. Diese Vorgabe des Bundestrainers haben Sie erfüllt.

Hector: Absolut.

DFB.de: Nach dem Spiel gegen Polen gab es viel Kritik am deutschen Team. Haben Sie sich gewundert, dass der Bundestrainer der Mannschaft dennoch freigegeben hat?

Hector: Nein, gar nicht. Das macht der Bundestrainer ja auch nicht von externer Kritik abhängig. Bei einem Turnier gehört das mal dazu. Dass mal jeder für sich sein kann. Dass man mal etwas anderes sieht. Es ist auch eine Frage der Belastung beziehungsweise der Belastungssteuerung, dass auch mal ein Tag Ruhe eingebaut wird.

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DFB.de: Die EM in Frankreich ist Ihr erstes großes Turnier, auch im Juniorenbereich haben Sie keine WM- oder EM-Endrunde gespielt. Sie hatten im Sommer eigentlich immer frei. Wie gehen Sie mit der ungewohnten körperlichen Belastung um?

Hector: Es ist schon eine Herausforderung, auch weil wir zwischen den Spielen nicht viele Tage Pause haben. Natürlich schlaucht das. Umso mehr müssen wir auf die Regeneration achten, ich vielleicht besonders. Ich habe ja schon über die Belastungssteuerung gesprochen, und auch in dieser Hinsicht bin ich froh, dass die Sportliche Leitung und die medizinische Abteilung über einen riesigen Erfahrungsschatz verfügen. Ich vertraue da voll auf deren Einschätzung. Im Trainingslager in Ascona war es zum Beispiel so, dass ich mal einen Tag komplett rausgenommen wurde. Ich wurde in meinen Ehrgeiz gebremst, und das war genau richtig so.

DFB.de: Am Samstag waren Sie mit Ihrer Freundin unterwegs. Wie verbringen Sie sonst die Freizeit beim DFB-Team? Sie stehen ja nicht den ganzen Tag auf dem Trainingsplatz.

Hector: Das Wetter war leider noch nicht so, dass wir hier viel draußen hätten machen können. Aber das ist kein Problem. Schon gar nicht jetzt, wo der Ball rollt. Bisher waren jeden Tag drei Spiele, ab 15 Uhr konnten wir viel Fußball gucken, und es gibt schlechtere Beschäftigungen. Außerdem haben wir hier einen Snooker- und einen Poolbillardtisch, auch Tischtennisplatten. Langeweile kommt da nicht auf.

DFB.de: Sie schauen viele der anderen EM-Spiele. Auf was achten Sie mehr: die rechten Mittelfeldspieler und Außenstürmer. Oder die Linksverteidiger?

Hector: Ich schaue nicht bewusst speziell auf einzelne Positionen, auch nicht auf die Linksverteidiger. Das läuft eher unterbewusst ab. Eigentlich bemühe ich mich, die Spiele einfach nur zu genießen, und das funktioniert nicht, wenn man zu analytisch an die Sache herangeht. Aber natürlich nimmt man das Gesamtkonstrukt der Teams wahr. Man registriert, wie sie als Mannschaft arbeiten und was ihre Idee vom Spiel ist.

DFB.de: Vor dem Spiel in Lille gegen die Ukraine, Ihrem ersten EM-Spiel, wirkten Sie sehr emotional.

Hector: Das kann gut sein.

DFB.de: Weil eine EM einfach noch einmal größer ist als alles, was Sie in Ihrem Fußballer-Leben bisher gesehen haben?

Hector: Jedes Länderspiel ist speziell, ich glaube nicht, dass ein Spiel für Deutschland für mich jemals Normalität wird. Aber ein EM ist noch mal eine Stufe höher. Wir bekommen ja mit, wie sehr ganz Deutschland mitgeht, wie groß das Interesse ist, wie sehr die Begeisterung steigt. Das erfahre ich persönlich, über die Nachrichten aus meinem Umfeld, von meinen Freunden und meiner Familie. Aber auch, wenn wir den Fernseher anmachen oder in die Zeitung blicken. Die EM ist einfach überall - und es ist außergewöhnlich, an so einer Veranstaltung beteiligt zu sein. Deswegen versuche ich auch, viele Augenblicke und Eindrücke zu genießen.

DFB.de: Sind Sie wegen der Größe des Ereignisses vor den Spielen nervöser als sonst?

Hector: Ich will genießen, aber ich versuche auch, mich nicht zu sehr verrückt machen zu lassen. Ich versuche die Spiele anzugehen, als wenn sie nichts Außergewöhnliches wären. Viel nervöser bin ich also nicht.

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DFB.de: Und wenn der Ball rollt, ist das Drumherum ohnehin vergessen.

Hector: Das ist so, ja.

DFB.de: Kein Unterschied, ob Sie mit Ihren Freunden in Auersmacher oder im Stade de France kicken?

Hector: Das auch nicht. Bei Länderspielen ist man extrem auf seine Aufgaben fokussiert, beim privaten Kick in Auersmacher bin ich dann doch nicht ganz so konzentriert. (lacht) Aber es ist schon so, dass der Unterschied zwischen EM- und Bundesligaspielen in dieser Hinsicht nicht sehr groß ist.

DFB.de: Wie empfinden Sie das Niveau der EM bisher?

Hector: Es sind viele sehr enge Spiele. Die "kleineren" Mannschaften verteidigen alle gut, die Favoriten haben es deswegen schwer. Auch weil fast alle Teams in der Lage sind, dem Gegner mit Kontern wehzutun.

DFB.de: Es fallen ziemlich wenig Tore, im Schnitt weniger als zwei pro Spiel. Kann man sagen, dass es bisher eine EM der Verteidiger ist?

Hector: Wenn die Statistik das hergibt, kann man das schon so sagen. Wobei ich die Beschränkung auf Mannschaftsteile nicht mag. Es wird gut verteidigt - das ist aber nie nur Sache der Verteidigung. Die Frage ist immer, wie gut man als Mannschaft defensiv arbeitet. Und hier sind einfach viele Teams, die als Mannschaft gut nach hinten arbeiten. Ich kann mich an kein Spiel bei dieser EM erinnern, bei dem es etliche Torchancen gegeben hat.

DFB.de: Im deutschen Spiel wurde die Kritik zuletzt an den Stürmern festgemacht.

Hector: Eine Mannschaft greift zusammen an und verteidigt zusammen. Wir haben im Spiel gegen die Polen im Vergleich zum Spiel gegen die Ukraine in der Defensive einen Schritt nach vorne gemacht. Und jetzt haben wir die Aufgabe, dass wir uns im Spiel gegen Nordirland als Team in der Offensive mehr einfallen lassen - ohne dabei die Sicherheit in der Defensive zu verlieren.

DFB.de: Wie weit sind die Vorbereitungen auf das Spiel gegen Nordirland fortgeschritten?

Hector: Wir sind dabei. Wer die Spiele bisher verfolgt hat, hat gesehen, dass die Nordiren eine robuste Mannschaft haben, dass sie tief stehen, dass sie auf Möglichkeiten warten, ihre Konter setzen zu können. Sie versuchen außerdem, Standardsituationen in der gegnerischen Hälfte rauszuholen, um auf diese Weise zu Chancen zu kommen. Die Detailanalyse erfolgt aber noch, und ich bin sicher, dass unsere Scouts uns gut vorbereiten werden.

DFB.de: Bundestrainer Joachim Löw hat einen Sieg gegen die Nordiren versprochen. Sind Sie auch so optimistisch?

Hector: Natürlich.

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