Emre Can: "Jetzt bin ich erwachsen"

Der Neue kennt sich am besten aus. Das DFB-Team trifft sich in Frankfurt, am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) steht in der Commerzbank-Arena das EM-Qualifikationsspiel gegen Polen an. Für Emre Can ist das Spiel ein doppeltes Heimspiel. Can ist in Frankfurt geboren und aufgewachsen, ehe er auszog, um über die Stationen Bayern München, Bayer Leverkusen und FC Liverpool den Sprung in den Kader des DFB-Teams zu schaffen. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 21-Jährige über seine Karriere und seine ersten Eindrücke im Kreis des Weltmeisters.

DFB.de: Herr Can, Sie gehören seit Montag dem Kader der Nationalmannschaft an. Wie lief das mit der Nominierung ganz genau ab? Für gewöhnlichen rufen der Bundestrainer oder der Assistenztrainer bei den Spielern an. Wie war es bei Ihnen?

Emre Can: Meine Nominierung hat einen etwas längeren Vorlauf. Ich hatte mit dem Bundestrainer vor zwei, drei Monaten ein Gespräch. Noch vor der U 21-EM. Schon damals hat er mir gesagt, dass ich in seinen Planungen eine Rolle spiele. Vor gut einer Woche habe ich dann eine SMS bekommen, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich diesmal dabei bin.

DFB.de: Wie haben Sie reagiert?

Can: Natürlich habe ich mich sehr gefreut. Und ich war stolz. Ich hatte ganz viele Bilder im Kopf, habe mich an früher erinnert, auch an den Weg, den ich hinter mir habe.

DFB.de: Am Montag vor einer Woche waren Joachim Löw und Thomas Schneider in London und haben die Partie Arsenal gegen Liverpool beobachtet. Sie wussten davon, oder?

Can: Ja, klar, das wurde mir mitgeteilt.

DFB.de: Spielt es sich anders, wenn man weiß, dass der Bundestrainer auf der Tribüne sitzt?

Can: Nein, eigentlich nicht. Ich habe mich gefreut, dass er da ist. Aber ich habe versucht, ganz normal zu spielen. Ich war auch nicht nervös oder so.

DFB.de: Eine Woche später hat sich das geändert – oder waren Sie völlig entspannt, als Sie gestern zur Nationalmannschaft gekommen sind.

Can: Ich war aufgeregt, das ist doch klar. Es ist ja schon etwas ganz Besonderes, wenn man zum ersten Mal in diesem Kreis dabei sein kann. Für mich ist es natürlich besonders schön, dass wir uns hier in meiner Heimatstadt Frankfurt treffen.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch daran, wann Sie in der Jugend zum ersten Mal für Deutschland gespielt haben?

Can: Na klar. Das vergisst man nicht, das war am 10. Juni 2009.

DFB.de: Gespielt hat die Mannschaft...

Can: ... in Langenselbold gegen Polen. Ich glaube, wir haben 3:0 gewonnen.



Der Neue kennt sich am besten aus. Das DFB-Team trifft sich in Frankfurt, am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) steht in der Commerzbank-Arena das EM-Qualifikationsspiel gegen Polen an. Für Emre Can ist das Spiel ein doppeltes Heimspiel. Can ist in Frankfurt geboren und aufgewachsen, ehe er auszog, um über die Stationen Bayern München, Bayer Leverkusen und FC Liverpool den Sprung in den Kader des DFB-Teams zu schaffen. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 21-Jährige über seine Karriere und seine ersten Eindrücke im Kreis des Weltmeisters.

DFB.de: Herr Can, Sie gehören seit Montag dem Kader der Nationalmannschaft an. Wie lief das mit der Nominierung ganz genau ab? Für gewöhnlichen rufen der Bundestrainer oder der Assistenztrainer bei den Spielern an. Wie war es bei Ihnen?

Emre Can: Meine Nominierung hat einen etwas längeren Vorlauf. Ich hatte mit dem Bundestrainer vor zwei, drei Monaten ein Gespräch. Noch vor der U 21-EM. Schon damals hat er mir gesagt, dass ich in seinen Planungen eine Rolle spiele. Vor gut einer Woche habe ich dann eine SMS bekommen, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich diesmal dabei bin.

DFB.de: Wie haben Sie reagiert?

Can: Natürlich habe ich mich sehr gefreut. Und ich war stolz. Ich hatte ganz viele Bilder im Kopf, habe mich an früher erinnert, auch an den Weg, den ich hinter mir habe.

DFB.de: Am Montag vor einer Woche waren Joachim Löw und Thomas Schneider in London und haben die Partie Arsenal gegen Liverpool beobachtet. Sie wussten davon, oder?

Can: Ja, klar, das wurde mir mitgeteilt.

DFB.de: Spielt es sich anders, wenn man weiß, dass der Bundestrainer auf der Tribüne sitzt?

Can: Nein, eigentlich nicht. Ich habe mich gefreut, dass er da ist. Aber ich habe versucht, ganz normal zu spielen. Ich war auch nicht nervös oder so.

DFB.de: Eine Woche später hat sich das geändert – oder waren Sie völlig entspannt, als Sie gestern zur Nationalmannschaft gekommen sind.

Can: Ich war aufgeregt, das ist doch klar. Es ist ja schon etwas ganz Besonderes, wenn man zum ersten Mal in diesem Kreis dabei sein kann. Für mich ist es natürlich besonders schön, dass wir uns hier in meiner Heimatstadt Frankfurt treffen.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch daran, wann Sie in der Jugend zum ersten Mal für Deutschland gespielt haben?

Can: Na klar. Das vergisst man nicht, das war am 10. Juni 2009.

DFB.de: Gespielt hat die Mannschaft...

Can: ... in Langenselbold gegen Polen. Ich glaube, wir haben 3:0 gewonnen.

###more###

DFB.de: Kein schlechtes Omen für das Spiel am Freitag.

Can: Stimmt. Ich weiß noch gut, wie aufgeregt ich damals war. Ich war bereits nach dem Aufwärmen völlig kaputt. Es waren gut 3000 Zuschauer im Stadion, so etwas kannte ich gar nicht. Ich wollte es allen beweisen – da habe ich mich schon vor dem Spiel ausgepowert. Es war dann trotzdem ein gutes Spiel - und für mich ein guter Start in meine DFB-Karriere.

DFB.de: In den sechs Jahren seither sind Sie älter geworden, erfahrener, haben sich körperlich entwickelt. Können Sie sagen, welche Ihre wertvollste Errungenschaft der vergangenen sechs Jahre ist?

Can: Ich kann sagen, dass ich viel reifer geworden bin. Ich habe viel erlebt, als Sportler und als Mensch. Damals war ich ein Kind, jetzt bin ich erwachsen. Wenn ich mir die Entwicklung von 2009 bis heute vor Augen führe - dann ist das schon phantastisch. Es hat sich fast alles erfüllt, was ich mir erhofft hatte. Ich bin Bundesligaspieler geworden, ich habe alle U-Nationalmannschaften durchlaufen, ich spiele in der Premier League. Und jetzt bin ich hier beim A-Team. Wahnsinn.

DFB.de: Vor Kurzem waren Sie noch bei der U 21. Wie weit weg ist die EM, wie weit weg ist Tschechien? Wie weit weg ist die 0:5-Pleite im Halbfinale gegen Portugal?

Can: Es hat ein wenig gedauert, aber mittlerweile habe ich das abhaken können. Wir hatten ein Ziel, wir wollten Europameister werden, das haben wir nicht geschafft. Im Halbfinale gegen Portugal hatten wir einen miserablen Tag, das können wir leider nicht ändern. Aus dieser Erfahrung kann man lernen, und ich glaube, das habe ich getan.

DFB.de: Welche Lehre haben Sie gezogen?

Can: Das man immer voll da sein muss. 80 oder 90 Prozent reichen nicht, wer das denkt, hat schon verloren. Wir sind dafür bitter bestraft worden, für mich kann ich sagen, dass mir so etwas nicht wieder passieren wird.

DFB.de: Sie haben danach ungewohnt drastisch Selbstkritik geübt – und angemahnt, dass sie wieder auf den Boden kommen müssen. Auf dem Weg zum Boden – ist da eine erstmalige Nominierung fürs A-Team hilfreich?

Can: Ich neige bestimmt nicht dazu abzuheben. Ich war nach dem Turnier einfach ehrlich, ich habe keinen Sinn darin gesehen, mich zu verstellen. Manchmal versteckt man sich ja hinter Floskeln, und das wollte ich nicht tun. Meine Kritik hat sich auch nur auf dieses eine Spiel bezogen. Das wurde dann überhöht, auf einmal war das gesamte Turnier schlecht. Eben hatte ich das Team noch ins Halbfinale geführt – und auf einmal habe ich in jedem Spiel versagt.

DFB.de: Seit einem Tag bewegen Sie sich im Kreis des Weltmeisters. Wie sind Ihre ersten Eindrücke?

Can: Ich wurde super aufgenommen, alle sind freundlich und hilfsbereit. Viele kannte ich ja auch schon von früher, durch meine Zeit bei Bayern und Bayer. Ansonsten ist alles ein wenig größer. Die Dimensionen sind nochmal anders, als ich sie von der U 21 kenne. Alles ist top-professionell, der Stab ist sehr groß. Einfach alles. Hier stehen zahlreiche Fans vor dem Hotel, wollen Autogramme und Fotos. Das hier ist der Weltmeister - das merkt man an vielen Dingen.

###more###

DFB.de: Wie schwer fällt es einem, der sonst die Führungsrolle sucht und innehat, sich hier einzugliedern?

Can: Das ist absolut selbstverständlich und fällt mir überhaupt nicht schwer. Ich kenne meine Rolle, ich habe null Probleme damit, mich hinten anzustellen. Hier sind viele Spieler, von denen ich auf und neben dem Platz viel lernen kann. Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, das sind großartige Spieler und Persönlichkeiten, Mesut Özil, und Thomas Müller genauso. Toni Kroos natürlich auch. Seine Ballsicherheit, das Passspiel. Von vielen Spielern kann ich viele Dinge lernen und annehmen. Und das werde ich tun.

DFB.de: In der sehr umfassenden und investigativen Recherche auf dieses Interview haben wir ihren Namen in die Suchmaschine Google eingegeben. Viele Treffer beziehen sich auf Liverpool, viele auf die Nominierung für das DFB-Team. Ein Treffer verweist auf folgende Zeile: "Emre Can wird Großmeister". Sagt Ihnen das etwas?

Can: Nein, gar nicht. Aber es klingt nicht schlecht. (lacht) Was verbirgt sich denn dahinter?

DFB.de: Sie haben einen Namensvetter, einen türkischen Schachspieler.

Can: Aha, das wusste ich nicht.

DFB.de: Wir kommen drauf, um über Ihre Talente abseits des Fußballs zu sprechen. Viele Kollegen aus dem A-Team sind nicht nur im Fußball begabt. Thomas Müller steht als Golfer kurz vor dem Sprung auf die PGA-Tour, Manuel Neuer macht im Tennis weltweit kaum einer etwas vor. Gibt es bei Ihnen vergleichbare Fähigkeiten?

Can: Puh, damit kann ich nicht dienen. Ich bin eher der Chiller-Typ. Ich bin viel mit Freunden unterwegs, gehe Kaffee trinken und relaxe. Natürlich bin ich grundsätzlich nicht völlig talentfrei was Ballsportarten angeht, es gibt aber nichts, was ich besonders gut kann. Außer Fußball natürlich.

DFB.de: Was erwarten Sie von der Woche mit den beiden Spielen gegen Polen und Schottland?

Can: Zwei Siege, sechs Punkte, einen großen Schritt Richtung Frankreich. Das ist es, was wir wollen. Und wir haben die Qualität dafür. Persönlich hoffe ich natürlich sehr, dass ich wirklich mein Debüt für die deutsche A-Nationalmannschaft geben kann.