Eine Erfolgsgeschichte - 50 Jahre Bundesliga: Die Saison 1975/1976

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1975/1976.

Die dreizehnte Saison stand stärker als andere im Zeichen der Trainerpersönlichkeiten. Weil Hennes Weisweiler Borussia Mönchengladbach nach elf Jahren gen Barcelona verlassen hatte, suchte Borussia einen anderen erprobten Meistermacher. Sie fand ihn in Udo Lattek und der kam auch trotz eines gerade unterschriebenen Vertrags bei Rot-Weiß Essen. Latteks entwaffnende Entschuldigung: "Was würden Sie machen, wenn Sie die Wahl zwischen einem Fahrrad und einem Mercedes haben?"

Max Merkels kurze Amtszeit in Gelsenkirchen

Auch Schalke 04 setzte auf einen Meister-Trainer und holte Max Merkel nach sechs Jahren Abstinenz in die Bundesliga zurück. Der Wiener ließ sich eine Meister-Prämie (100.000 DM) in den Vertrag schreiben und erfüllte vor allem die Erwartungen des Boulevards. Zitat: "Das Schönste an Gelsenkirchen ist die Autobahn nach München." Im März hatten sie auf Schalke genug von seinen Sprüchen, Merkel flog raus. Zum Abschied montierten ihm die Kremers-Zwillinge noch die Reifen vom Wagen.

Noch größer war die Erleichterung auf Schalke, als zwei Tage vor Weihnachten 1975 endlich das düstere Kapitel Bundesliga-Skandal beendet wurde. Vor dem Essener Landgericht gestanden die zehn Meineidsünder, ihre Geldstrafen kamen der Deutschen Krebshilfe zu Gute. Klaus Fischer beflügelte die Erleichterung seines Gewissens dermaßen, dass er Torschützenkönig wurde.

Zurück zu den großen Trainern: Auch Tschik Cajkovski, der die Bayern in der Bundesliga groß gemacht hatte, behielt die Saison 1975/1976 in schlechter Erinnerung. Im Dezember flog er in Köln raus, fand gleich in Offenbach einen neuen Job – und stieg mit den Kickers ab. Sein Vorgänger war Otto Rehhagel, der beim OFC den ersten Rauswurf seiner Trainerkarriere verkraften musste. Es mag ihn damals kaum getröstet haben, dass mit acht Entlassungen der Rekord (9) nur knapp verfehlt wurde. Udo Lattek aber blieb im Amt, er führte Borussia zur vierten Meisterschaft.

Gladbach "so defensiv wie notwendig, so offensiv wie möglich"

Schalke 04 vermasselte Borussia zwar am 32. Spieltag die Meisterfeier und gewann 2:0 am Bökelberg, aber eine Woche später reichte das 1:1 in Offenbach. Doch die große Begeisterung fehlte 1976, am Bahnhof empfingen sie nachts um halb zwei nur zwei einsame Fans. So ist das, wenn haushohe Favoriten (16 von 18 Trainern tippten auf Meister Borussia) ihre Pflicht erfüllen und der Glanz zu kurz kommt. Mit nur 66 Toren waren die "Fohlen" unter Lattek sichtlich angriffsschwächer als sonst, dafür standen sie defensiv umso besser. Der Hurra-Fußball war Geschichte. Lattek gab die Parole aus: "So defensiv wie notwendig, so offensiv wie möglich."

Es reichte jedenfalls in einem Jahr, in dem Dauerrivale Bayern München zwar wieder erstarkt, aber immer noch nicht der Alte war. Platz drei war zu wenig für Münchner Verhältnisse, beim 4:0 über Borussia deuteten sie an, was in ihnen steckte, aber es gab auch Blamagen wie das 1:2 bei Neuling Uerdingen oder das 0:6 in Frankurt, als Bernd Nickel Sepp Maier einen Eckball ins Tor schnippelte. Doch als die Bayern am 12. Mai in Glasgow zum dritten Mal den Europapokal der Meister gewannen, verstummten alle Kritiker. Auch Vize-Meister HSV ging nicht leer aus, er wurde DFB-Pokalsieger.

Neben den Kickers Offenbach mussten auch die Aufsteiger Hannover 96 und Bayer Uerdingen zurück in die 2. Liga. Am Saisonende verlor die Nationalmannschaft einen ihrer zwei Titel. Europameister durfte sich der Weltmeister nun nicht mehr nennen, als Uli Hoeneß gegen die CSSR seinen Elfmeter in den Nachthimmel von Belgrad schoss.

Fakten der 13. Saison:

Tore: 1009 (3,30 pro Spiel)
Torschützenkönig: Klaus Fischer (Schalke/29)
Zuschauer: 6.768.448 (22.119 pro Spiel)
Meister: Borussia Mönchengladbach
Absteiger: Kickers Offenbach, Hannover 96, Bayer Uerdingen
Aufsteiger: Tennis Borussia Berlin, 1. FC Saarbrücken, Borussia Dortmund
Trainerentlassungen: 8

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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: 1975/1976.

Die dreizehnte Saison stand stärker als andere im Zeichen der Trainerpersönlichkeiten. Weil Hennes Weisweiler Borussia Mönchengladbach nach elf Jahren gen Barcelona verlassen hatte, suchte Borussia einen anderen erprobten Meistermacher. Sie fand ihn in Udo Lattek und der kam auch trotz eines gerade unterschriebenen Vertrags bei Rot-Weiß Essen. Latteks entwaffnende Entschuldigung: "Was würden Sie machen, wenn Sie die Wahl zwischen einem Fahrrad und einem Mercedes haben?"

Max Merkels kurze Amtszeit in Gelsenkirchen

Auch Schalke 04 setzte auf einen Meister-Trainer und holte Max Merkel nach sechs Jahren Abstinenz in die Bundesliga zurück. Der Wiener ließ sich eine Meister-Prämie (100.000 DM) in den Vertrag schreiben und erfüllte vor allem die Erwartungen des Boulevards. Zitat: "Das Schönste an Gelsenkirchen ist die Autobahn nach München." Im März hatten sie auf Schalke genug von seinen Sprüchen, Merkel flog raus. Zum Abschied montierten ihm die Kremers-Zwillinge noch die Reifen vom Wagen.

Noch größer war die Erleichterung auf Schalke, als zwei Tage vor Weihnachten 1975 endlich das düstere Kapitel Bundesliga-Skandal beendet wurde. Vor dem Essener Landgericht gestanden die zehn Meineidsünder, ihre Geldstrafen kamen der Deutschen Krebshilfe zu Gute. Klaus Fischer beflügelte die Erleichterung seines Gewissens dermaßen, dass er Torschützenkönig wurde.

Zurück zu den großen Trainern: Auch Tschik Cajkovski, der die Bayern in der Bundesliga groß gemacht hatte, behielt die Saison 1975/1976 in schlechter Erinnerung. Im Dezember flog er in Köln raus, fand gleich in Offenbach einen neuen Job – und stieg mit den Kickers ab. Sein Vorgänger war Otto Rehhagel, der beim OFC den ersten Rauswurf seiner Trainerkarriere verkraften musste. Es mag ihn damals kaum getröstet haben, dass mit acht Entlassungen der Rekord (9) nur knapp verfehlt wurde. Udo Lattek aber blieb im Amt, er führte Borussia zur vierten Meisterschaft.

Gladbach "so defensiv wie notwendig, so offensiv wie möglich"

Schalke 04 vermasselte Borussia zwar am 32. Spieltag die Meisterfeier und gewann 2:0 am Bökelberg, aber eine Woche später reichte das 1:1 in Offenbach. Doch die große Begeisterung fehlte 1976, am Bahnhof empfingen sie nachts um halb zwei nur zwei einsame Fans. So ist das, wenn haushohe Favoriten (16 von 18 Trainern tippten auf Meister Borussia) ihre Pflicht erfüllen und der Glanz zu kurz kommt. Mit nur 66 Toren waren die "Fohlen" unter Lattek sichtlich angriffsschwächer als sonst, dafür standen sie defensiv umso besser. Der Hurra-Fußball war Geschichte. Lattek gab die Parole aus: "So defensiv wie notwendig, so offensiv wie möglich."

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Es reichte jedenfalls in einem Jahr, in dem Dauerrivale Bayern München zwar wieder erstarkt, aber immer noch nicht der Alte war. Platz drei war zu wenig für Münchner Verhältnisse, beim 4:0 über Borussia deuteten sie an, was in ihnen steckte, aber es gab auch Blamagen wie das 1:2 bei Neuling Uerdingen oder das 0:6 in Frankurt, als Bernd Nickel Sepp Maier einen Eckball ins Tor schnippelte. Doch als die Bayern am 12. Mai in Glasgow zum dritten Mal den Europapokal der Meister gewannen, verstummten alle Kritiker. Auch Vize-Meister HSV ging nicht leer aus, er wurde DFB-Pokalsieger.

Neben den Kickers Offenbach mussten auch die Aufsteiger Hannover 96 und Bayer Uerdingen zurück in die 2. Liga. Am Saisonende verlor die Nationalmannschaft einen ihrer zwei Titel. Europameister durfte sich der Weltmeister nun nicht mehr nennen, als Uli Hoeneß gegen die CSSR seinen Elfmeter in den Nachthimmel von Belgrad schoss.

Fakten der 13. Saison:

Tore: 1009 (3,30 pro Spiel)
Torschützenkönig: Klaus Fischer (Schalke/29)
Zuschauer: 6.768.448 (22.119 pro Spiel)
Meister: Borussia Mönchengladbach
Absteiger: Kickers Offenbach, Hannover 96, Bayer Uerdingen
Aufsteiger: Tennis Borussia Berlin, 1. FC Saarbrücken, Borussia Dortmund
Trainerentlassungen: 8