DFB-Wochenschau: Hoeneß-Debüt und Herberger-Ehrung

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

26. März

Vor 90 Jahren trifft die Nationalmannschaft in Frankfurt auf die Schweiz. Trotz blendenden Starts gelingt auch im vierten Länderspiel in Folge kein Sieg. Die 2:0-Pausenführung durch Tore der Fürther Andreas Franz (26.) und Leonhard Seiderer (34.) reicht letztlich nur zu einem 2:2, Sturzenegger (72.) und Merkt (86.) überwinden Torwart Theodor "Teddy" Lohrmann, ebenfalls ein Fürther. Die Spielvereinigung stellt an diesem Tag gleich sieben Nationalspieler, während Meister und Dauer-Rivale 1. FC Nürnberg nicht vertreten ist.

27. März

Vor 80 Jahren macht Bayern München einen großen Schritt in Richtung Meister-Endrunde. Beim VfB Stuttgart gewinnen die Bayern 3:2 und erobern die Tabellenführung in der Südost-Staffel, allerdings nur weil der 1. FC Nürnberg an Ostern 1932 einige Privatspiele in Sachsen absolviert. Auch Eintracht Frankfurt verdient auf diese Weise ein bisschen Geld (2:1 bei TeBe Berlin), weshalb Wormatia Worms (3:0 bei Waldhof Mannheim) etwas näher an den Tabellenführer der Nordwest-Staffel heran kommt. Das Publikum zeigt sich von den starken Leistungen beider Teams beeindruckt, der Kicker registriert "ein für Mannheimer Verhältnisse ganz ungewöhnliches Mitgehen" der 3000 Zuschauer. Allein sechsmal treffen die Waldhof-Buben die Latte.

Vor 30 Jahren ist die Nationalmannschaft auf Südamerika-Reise, die Bundesliga ruht. Zwei Nachholspiele finden trotzdem statt. Schlusslicht MSV Duisburg hofft nach dem 1:0 gegen Bochum wieder, Max Merkels Karlsruher ziehen Gegner Fortuna Düsseldorf mit dem gleichen Ergebnis ins Schlamassel. 20.000 Fans feiern den reaktivierten Rudi Wimmer im KSC-Tor, der Held des Tages ist 38. Merkel entschuldigt das ansonsten schwache Niveau so: "Der Kampf gegen den Abstieg belastet einige Spieler so, dass sie inzwischen so laufen, als hätten sie einen Sack von 50 Kilo Gewicht auf ihren Schultern liegen." Auch in Duisburg hinterlässt der Abstiegskampf Spuren. Kuno Klötzer lässt sich nach dem Spiel Zeit, vor die Presse zu treten, "der Trainer ist fix und fertig und muss sich erst mal erholen", plaudert MSV-Kicker Manfred Dubski aus.

Kuriosum in der 2. Liga: Weil Hessen Kassels Verteidiger Manfred Grawunder seinem Essener Gegenspieler Gregor Grillemeier binnen 20 Minuten drei Gegentore gestattet, nimmt ihn Trainer Rudi Kröner aus disziplinarischen Gründen vom Platz – obwohl er nicht mehr wechseln kann. Lieber sieben Minuten zehn gegen elf als mit so einem Risikofaktor, rechnet Kröner wohl. Offiziell sagt er: "Ich wollte der Mannschaft zeigen, dass ich so etwas mit mir nicht machen lasse. Denn Schuld an einer Niederlage ist ja nicht die Mannschaft, sondern immer der Trainer." Nun soll jeder sehen, wer wirklich Schuld hat.

Vor zehn Jahren spielt die Nationalmannschaft erstmals in Rostock. Gegen die USA gewinnt sie das Vorbereitungsspiel auf die WM 2002 4:2. Teamchef Rudi Völler experimentiert nach 15 (!) Ausfällen notgedrungen und verhilft Bremens Torwart Frank Rost zu seinem Länderspiel-Debüt. Ohne Leistungsträger wie Michael Ballack und Miro Klose kommen die Deutschen schwer ins Spiel und geraten durch den späteren Hannoveraner Clint Mathis in Rückstand (17.). Kapitän Christian Ziege gleicht nach 44 Minuten per Freistoß aus, dann treffen die Stürmer Oliver Neuville (61.) und Oliver Bierhoff (65.) binnen vier Minuten. Weitere drei Minuten danach gelingt Torsten Frings im vierten Einsatz sein erstes Länderspieltor, ehe erneut Mathis (71.) den Endstand herstellt.

"Mit einer erneuten Demonstration von Charakterstärke hat die deutsche Fußball-Nationalelf weitere Hoffnungen für die Weltmeisterschaft geweckt", lobt die dpa den Auftritt der Rumpf-Truppe, den 28.835 Zuschauer verfolgen. Auch Rudi Völler ist zufrieden: "Die Spieler haben eine gute Einstellung und guten Charakter gezeigt. Alle haben sich von Beginn an bemüht. Natürlich gab es auch einige Abstimmungsschwierigkeiten, aber insgesamt glaube ich, dass die Zuschauer ein gutes Spiel gesehen haben."

28. März

Vor 50 Jahren wird Bundestrainer Sepp Herberger 65 Jahre alt. In Rente geht er noch nicht, aber sein Lebenswerk wird hinreichend gewürdigt. Bei einer Feierstunde in Mannheim erhält er das Bundesverdienstkreuz von Postminister Richard Stücklen und DFB-Präsident Peco Bauwens verleiht ihm den "Ehrenschild des deutschen Fußballs". Bauwens nennt ihn "in seiner Milde, aber auch in seiner Strenge den Vater seiner Spieler". Die sind von Fritz Walter bis Uwe Seeler auch erschienen, um mit dem "Chef" anzustoßen.

Vor 25 Jahren fällt in der Bundesliga eine Vorentscheidung. Bayern München gewinnt das Spitzenspiel beim HSV 2:1, hat drei Punkte Vorsprung und den Segen des Kaisers: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bayern diesen Vorsprung noch verspielen", sagt DFB-Teamchef Franz Beckenbauer. Manager Uli Hoeneß wehrt Glückwünsche noch ab, weist aber daraufhin: "Wir haben bewiesen, dass wir die beste deutsche Mannschaft sind." Ohne den ungenauen Abstoß von Uli Stein, den Thomas von Heesen nicht kontrollieren kann, und den folgenden Treffer von Michael Rummenigge (87.) wäre der Beweis jedoch schwerer gefallen. HSV-Manager Felix Magath grollt: "Uli Stein war der beste Mann auf dem Platz, bis drei Minuten vor Schluss."

Außer den Bayern kann kein Gast am 22. Spieltag gewinnen, allein vier Partien enden 2:1. Am bedeutendsten für den Abstiegskampf ist jedoch ein 1:0, das Fortuna Düsseldorf im Kellerduell gegen den FC Homburg verbucht. Das Tor des Tages schießt der 19 Jahre alte Joker Michael Preetz mit der Hacke. O-Ton des Fortuna-Helden: "Ich konnte doch gar nicht anders. Mit dem linken Fuß hätte ich mich hingelegt, mit dem rechten Spann das linke Bein angeschossen. Was blieb, war nur die Hacke." Zum Kunststück gezwungen sozusagen. Und weil Fortuna 10.000 Freikarten an Schüler verteilt, wird es sogar entsprechend laut bejubelt.

Vor 20 Jahren endet das Spitzenspiel der Bundesliga unentschieden. Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt trennen sich vor 52.616 Zuschauern 2:2. Die Hessen gehen früh durch Anthony Yeboah in Führung und sind nach Gegentoren von Michael Zorc und Gerhard Poschner letztlich froh über den Punkt, den Ralf Falkenmayer sichert. Er beschenkt sich in seinem Jubiläumsspiel (300. Bundesligaeinsatz) quasi selbst. Der frühere Dortmunder Andy Möller wird vom Publikum ausgebuht und zeigt Nerven: "So abgezockt bin ich nicht. Ich bin froh, dass es vorbei ist", gesteht er. Da ahnt niemand, dass er 1994 wieder nach Dortmund gehen wird. Das Remis hat einen Sieger: Der VfB Stuttgart rückt nach dem 3:2 gegen den HSV auf einen Punkt an den BVB heran, Fritz Walter ist schon Spitze: Nach seinem Doppelschlag hat der kleine VfB-Stürmer 16 Tore und damit die meisten. Bayern München kassiert auch unter seinem neuen Trainer Erich Ribbeck eine Heimniederlage – das 1:3 gegen Nürnberg ist schon die siebte der Saison 1991/1992 und markiert einen Vereinsrekord. Buhmann des Tages ist Stefan Effenberg, der beim Stand von 1:2 mit seinem Elfmeter an Andy Köpke scheitert, obwohl Olaf Thon hätte schießen sollen. Ribbeck sagt geknickt: "Es muss spätestens jetzt jedem klar sein, dass es gegen den Abstieg geht."

Für Sieger Nürnberg geht es dagegen um den UEFA-Cup-Einzug – verkehrte bayerische Fußballwelt. Nach Abpfiff bekommt der Club hohen Besuch in der Kabine, Argentiniens Nationaltrainer Alfio Basile persönlich unterrichtet den zweimaligen Torschützen Sergio Zarate von seiner Nominierung in die Nationalelf.

Andere sind schon mit ihrem Bundesliga-Debüt zufrieden, jedenfalls wenn es so gut verläuft wie für Kölns Torwart Alexander Bade. Der 21-Jährige ersetzt den verletzten Bodo Illgner, hält in Bochum den 2:1-Sieg fest und ist im Kicker der "Mann des Tages". Der Sieg ist umso wertvoller, als der 1. FC nach dem Platzverweis für Weltmeister Pierre Littbarski 75 Minuten in Unterzahl spielt. Rot sieht auch Hansa Rostocks Torwart Daniel Hoffmann im Aufsteigerduell gegen die Stuttgarter Kickers. Es ist sein zweiter Platzverweis und zum zweiten Mal schickt ihn Hans-Jürgen Kasper vom Feld. "Das geht bestimmt ins Guiness-Buch der Rekorde ein", witzelt Hoffmann über seine seltsame Beziehung zu Herrn Kasper. Aber er gibt zu: "Er hatte doch keine andere Wahl und hätte mir sicher auch lieber Gelb gezeigt." Doch für Hand außerhalb des Strafraums kann es nur Rot geben.

29. März

Vor 70 Jahren werden Gauliga-Spiele bestritten. In Westfalen schlägt Tabellenführer Schalke 04 Westfalia Herne 2:0, Ernst Kalwitzki und Fritz Szepan netzen ein. Ein eher bescheidenes Resultat für den Ex-Meister, der in 14 Spielen bereits 77 Tore erzielt hat. Diesmal gönnen die "Knappen" dem VfL Bochum den höchsten Tagessieg – 4:1 gegen die SpVgg Herten. In der Westmark gewinnt der 1. FC Kaiserslautern dagegen standesgemäß. Das 7:1 gegen Borussia Neunkirchen sichert Platz eins vor dem FV Metz, der 1942 auch zu Deutschland gehört. In Württemberg überrascht der 4:3-Heimsieg der TSG Ulm 46 gegen den VfB Stuttgart, der damit seine Meisterchancen begraben kann. Ansonsten wird der Spielbetrieb am "Tag der Wehrmacht" zugunsten von Partien diverser Soldaten-Auswahlen beschnitten. So schlägt ein Team in München stationierter Soldaten eine Mischung aus "Löwen"- und Bayern-Kicker 3:1. Obwohl es um nichts geht, sind auch diese Spiele gut besucht. 12.000 Zuschauer sehen etwa das 3:2 von Hertha BSC gegen eine Luftwaffenauswahl – alles ist recht, was vom Kriegsalltag ablenkt. An den wiederum erinnert auch der Kicker: "Deutschland kämpft auf den Schlachtfeldern um seine Existenz. Es kommt darauf an, dass wir in diesem Kampf siegen. Fußballspiele müssen da bescheiden zurücktreten."

Vor 40 Jahren schießt eine WG Deutschland zum Sieg. Beim 2:0 im EM-Test in Budapest treffen die Bayern-Jungprofis Paul Breitner (70.) und Debütant Uli Hoeneß (88.), die in München gemeinsam eine Junggesellen-Wohngemeinschaft führen. Sicher kommt ihnen auch die "familiäre" Atmosphäre auf dem Platz zu Gute, Bundestrainer Helmut Schön hat gleich sechs Bayern-Spieler nominiert.

30. März

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden fallen 22 Tore, die Hälfte davon am Stuttgarter Degerloch. Da sind die Kickers zuhause. Gerade dem Abstieg entronnen, feiern sie ein Schützenfest gegen den damals noch mittelmäßigen FC Bayern. Das 9:2 (!) ist dennoch "die Sensation des Südens" (Sport Magazin). Hinterher erlaubt sich sogar der Schiedsrichter Kritik an den Rothosen: "Die Bayern haben eine schwache Hintermannschaft. Meinen Sie nicht auch?", fragt Herr Fiershauser in die Presserunde. Bayern-Torwart Werner Gutendorf sieht es fatalistischer: "Der Kickers-Angriff war zu gut, da war einfach nichts zu machen." Erich Dreher und Alexander Pflum schießen allein je drei Tore.

Bedeutsamer für die Tabelle ist das torärmste Spiel: Waldhof Mannheim schlägt am vorletzten Spieltag den VfB Stuttgart. Paul Lipponers Treffer zum 1:0 rettet seinen Klub ganz nebenbei vor dem Abstieg. Der VfB ärgert sich doppelt, weil Primus 1. FC Nürnberg bei 1860 München 1:3 verliert und doch seinen knappen Ein-Punkt-Vorsprung behält. 33.000 Zuschauer werden Zeugen des "Löwen"-Siegs, auch die Münchner bleiben damit sicher drin.

Im Westen stehen die Endrunden-Teilnehmer fest. Rot-Weiß Essen (1:0 gegen 1. FC Köln) wird von Schalke 04 begleitet. Die Schalker machen es gegen Preußen Münster spannend und verschießen gleich zwei Elfmeter: Paul Matzkowski verfehlt das Tor, Hans Kleina trifft den Pfosten. Kurioserweise bekommen sie in der 25. Minute einen dritten und den verwandelt Matzkowski, der sich trotz seines Fehlschusses erneut an den Kreidepunkt wagt. Erst das 2:0 durch Berni Klodt (69.) beruhigt die 30.000 Fans in der Glückauf-Kampfbahn.

Borussia Dortmund kommt zu spät in Form, über das 7:0 gegen Absteiger Hamborn freuen sich nur 6000 Augenzeugen. Immerhin springt der BVB auf den dritten Platz, überholt Münster und Alemannia Aachen, das in Leverkusen (2:4) trotz zweier Tore von Jupp Derwall alle Endrundenchancen einbüßt. Der zweite Absteiger wird noch gesucht, der Rheydter SV drängt sich mit der Leistung beim 1:5 in Meiderich auf. Die punktgleichen Erkenschwicker (1:1 gegen Fortuna Düsseldorf) ziehen an ihnen vorbei. Borussia Mönchengladbach hat dagegen die Oberliga-Teilnahme 1952/1953 sicher, nach einem 4:0 gegen Würselen kehrt der Zweitligist zurück.

Nichts Neues im Norden: Der HSV wird zum 15. Mal Meister. Zum fünften Mal in Folge übrigens, das ist 1952 ein deutscher Oberliga-Rekord. Nach dem 4:1 über Holstein Kiel feiern 12.000 Zuschauer am Rothenbaum ihre Idole. Nach der Kieler Führung drehen die Hamburger das Spiel, Werner Harden trifft doppelt. Der HSV-Vorsitzende Heinz Mahlmann ist noch nicht gesättigt: "Wir sind erst am Anfang dessen, was wir wollen."

Mit Kiels Niederlage ist auch Platz zwei vergeben, er geht an den spielfreien VfL Osnabrück, der an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teilnimmt. Einigen Resultaten ist anzumerken, dass sich die Saison dem Ende zuneigt: Concordia Hamburg vertreibt das Abstiegsgespenst mit einem 8:1 gegen Bremerhaven 93, selten hat sich ein viertägiges Trainingslager mehr bezahlt gemacht. Werder Bremen fertigt Göttingen 05 6:1 ab, Lothar Klinge sticht viermal zu. Knapp und dramatisch geht es in Braunschweig zu, wo die abstiegsbedrohte Eintracht nach 0:2-Pausenrückstand Arminia Hannover 3:2 bezwingt. Heinz-Otto Sürth trifft in vorletzter Minute und ist der Held des Tages.

Vor zehn Jahren träumt Bayer Leverkusen von der Meisterschaft. Während der Tabellenführer in Kaiserslautern 4:2 gewinnt, unterliegt Verfolger Borussia Dortmund in Stuttgart 2:3. Vier Punkte trennen das Team von Klaus Toppmöller nun von der Sammer-Elf. Von Titelverteidiger Bayern (0:0 beim HSV) spricht schon keiner mehr, sieben Punkte Rückstand sind fünf Spiele vor Schluss kaum zu schaffen. Kein Wunder, dass Toppmöller von einem "tollen Spieltag für uns" spricht. Der schon optimal beginnt: Ulf Kirsten trifft nach elf Sekunden und stellt den Bundesligarekord von Bayerns Giovane Elber ein. Entschieden ist die hitzige Partie mit fünf Verwarnungen und einem Platzverweis gegen Bayers Diego Placente aber erst nach Dimitar Berbatovs Joker-Tor (86.). Dortmund gibt nach seiner Pleite beim VfB Durchhalte-Parolen aus, Trainer Sammer fordert: "Wir müssen lernen, einen größeren Siegeswillen zu zeigen, wenn wir ganz nach oben wollen." Den absoluten Willen demonstriert dagegen 1860-Stürmer Martin Max, der nach seiner Einwechslung gegen St. Pauli (4:2) binnen zwölf Minuten einen Hattrick fertig bringt.

31. März

Vor 25 Jahren erreicht der HSV das DFB-Pokalfinale. Manfred Kastl trifft gegen Borussia Mönchengladbach vor 45.000 Zuschauern in der 85. Minute mit der Brust zum 1:0 – Tor ist Tor. Routinier Manfred Kaltz hat ihn zuvor zusammen gestaucht, nun reklamiert er einen Scorerpunkt. "Manchmal schießt er aus unmöglichen Winkeln. Da habe ich ihm die Meinung gesagt und es hat ja schließlich auch geholfen", sagt der Ex-Nationalspieler lächelnd.

Vor zehn Jahren verabschiedet sich Schalke 04 nach einem 1:1 bei Schlusslicht 1. FC Köln aus dem Titelrennen. Gerald Asamoah gesteht: "Wir sind frustriert ohne Ende, aber wir dürfen jetzt nicht heulen." Im zweiten Sonntagsspiel gibt es ein Kuriosum, das fünf Jahre zuvor noch ein Novum gewesen wäre: Ein Torwart schießt aus dem Spiel heraus ein Tor! Bremens Frank Rost eifert Jens Lehmann nach. Ihm glückt nach einer Ecke der 3:3-Ausgleich, sein schwacher Schuss wird erst hinter der Linie abgewehrt. Während der frustrierte Hansa-Trainer Armin Veh vorzeitig in die Kabine geht, kassiert seine Elf noch ein Tor. Ailton schießt Werder am Ostersonntag 2002 per Elfmeter zum 4:3-Sieg, den der entnervte Veh nicht sonderlich sportlich nimmt: "Beschiss ohne Ende!", lautet sein Kommentar über diverse Entscheidungen des Schiedsrichters Peter Sippel.

1. April

Vor 50 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden kommt es zum Führungswechsel, weil der 1. FC Nürnberg bei Bayern Hof patzt (1:3). Davon profitiert Eintracht Frankfurt (4:1 bei Schwaben Augsburg). Bayern München vergibt im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart die letzte Endrundenchance und verliert trotz Führung 1:2. Spannender bleibt der Abstiegskampf, absolut nichts ist zwei Runden vor Schluss entschieden. Zwei aus Fünf heißt das Motto der letzten Runden. Die drei Letzten sind punktgleich, zwei Klubs haben einen Punkt mehr. Und das Trio am Ende punktet fleißig: Der FSV Frankfurt bezwingt Helmut Hallers BC Augsburg 2:1. 10.000 Fans jubeln am Bornheimer Hang über die späten Tore von Helmut Blum. Schweinfurt 05 gewinnt im Kellerderby in Fürth 3:2 und erntet den Respekt des Verlierers. "Meinen Respekt, so muss man kämpfen", sagt Fürths Trainer Jenö Vincze seinem Kollegen Fritz Käser. Auch Waldhof Mannheim, nur dank des Torquotienten über dem Strich, gewinnt – 3:1 in Reutlingen.

Im Norden gibt es nur noch minimale theoretische Zweifel an der Titelverteidigung des HSV, der Schlusslicht Eintracht Nordhorn 4:0 heimleuchtet. "Übersah Herberger Dörfel?", fragt das Sport Magazin, der ein Tor erzielt und mit Uwe Seeler herausragt, aber nicht zum WM-Lehrgang eingeladen worden ist. Werder Bremen behauptet Platz zwei (3:0 gegen Concordia Hamburg), auf den Hildesheim (3:0 gegen VfL Osnabrück) weiterhin schielt. Zu spät kommt die Spielfreude bei Holstein Kiel (6:1 gegen Braunschweig) und St. Pauli (7:4 gegen Oldenburg). Der Bremer SV wehrt sich noch gegen den Abstieg wie das 3:2 nach 0:2 in Neumünster belegt. Hannover 96 ist noch immer nicht gerettet, kein Wunder nach einem 0:2 im Heimspiel gegen Altona 93 und weiterhin erst einem Heimsieg in 14 Spielen.

Im Westen spielt Köln am besten. Der 1. FC (5:2 in Marl-Hüls) wird Meister, sofern er keine zweistellige Niederlage im letzten Spiel kassiert. Gleiches gilt für die Gefahr, dass Schalke 04 (3:1 bei Viktoria Köln) noch den Endrundenplatz verspielt. RW Oberhausen hofft vergeblich auf einen Patzer der "Königsblauen", das 4:1 gegen SW Essen füllt immerhin noch einmal die Kassen (30.000 Zuschauer). Freude bei Borussia Mönchengladbach, die trotz einer 1:3-Pleite in Dortmund nahezu sicher gerettet ist, denn Sodingen hilft nach dem 1:5 in Meiderich nur noch ein Wunder.

Im Südwesten fallen 37 Tore und zwei Entscheidungen: Pirmasens erreicht nach einem turbulenten 5:4 bei Mainz 05 als Zweiter die Endrunde, die der 1. FC Kaiserslautern (1:1 in Oppau) verpasst. Eintracht Trier ist der zweite Absteiger, das 2:3 gegen Sportfreunde Saarbrücken bricht den Mosel-Städtern das Genick. Aus dem Rahmen fällt der 7:0-Sieg von Wormatia Worms bei Tura Ludwigshafen. Die meisten Zuschauer huldigen Meister Borussia Neunkirchen, 17.000 Zuschauer sehen das 4:2 gegen den 1. FC Saarbrücken. Borussia überschreitet damit ebenso wie der FKP die 100-Tore-Marke. Dass dies gleich zwei Klubs gelingt, ist ein Novum in den deutschen Oberligen.

Auch Berlin hat seine Tormaschinen: Hertha BSC lässt den Frust über die knapp verpasste Endrundenteilnahme an Union aus (10:1), Champion Tasmania leistet sich ein 0:2 beim FC Südring.

Vor 40 Jahren beginnt das Viertelfinale im DFB-Pokal, das in Hin- und Rückspielen ausgetragen wird. Die Bundesliga-Spitze ist noch vertreten. Meister Borussia Mönchengladbach trifft auf Herbstmeister Schalke 04, der am Bökelberg nach einem Doppelschlag von Klaus Fischer 2:0 in Führung geht. Ulrik Le Fevre und Jupp Heynckes per Strafstoß erhalten die Chancen der Borussen. Tabellenführer Bayern München plant schon für das Halbfinale, beim 3:0 gegen den 1. FC Köln fallen zwei schon obligatorische Müller-Tore. Offen erscheint der Ausgang nach dem 3:1 von RW Oberhausen gegen den 1. FC Kaiserslautern, der durch Seppl Pirrung kurz vor Schluss zum wichtigen Ehrentor kommt. Das Nordderby hingegen scheint bereits entschieden: Werder Bremen gewinnt in Hannover 2:0.

Vor 25 Jahren erreicht Zweitligist Stuttgarter Kickers das Pokalfinale. Gegen Fortuna Düsseldorf nutzen die Kickers den Heimvorteil und gewinnen verdient 3:0, 10.000 Fans singen das Lied "So ein Tag, so wunderschön wie heute". HSV-Torwart Uli Stein ist vor dem Fernseher beeindruckt: "Das wird ein harter Brocken im Finale." Am selben Tag gewinnt die Nationalmannschaft der Frauen in Bad Neuenahr gegen Holland 3:1. Doris Fitschen, Silvia Neid und Martina Voß treffen noch vor der Pause, nur 600 Zuschauer sind Zeuge des deutschen Sieges.

Vor 20 Jahren spielt Werder Bremen beim FC Brügge im Halbfinale des Pokalsieger-Cups. Es wird ein Skandalspiel, das vor dem Abbruch steht. Werder-Torwart Oliver Reck wird mit Flaschen und Feuerzeugen beworfen und nach 69 Minuten ausgewechselt. Obwohl die Bremer 1:0 verlieren, legen sie keinen Protest ein. Lauthals protestieren tun sie trotzdem. Otto Rehhagel sagt: "Wir hatten einen Hexenkessel erwartet, aber nicht so schlimm. Ich bin 30 Jahre im Geschäft, aber dass man so auf der Bank angefeindet und beworfen wird, habe ich noch nicht erlebt."

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

26. März

Vor 90 Jahren trifft die Nationalmannschaft in Frankfurt auf die Schweiz. Trotz blendenden Starts gelingt auch im vierten Länderspiel in Folge kein Sieg. Die 2:0-Pausenführung durch Tore der Fürther Andreas Franz (26.) und Leonhard Seiderer (34.) reicht letztlich nur zu einem 2:2, Sturzenegger (72.) und Merkt (86.) überwinden Torwart Theodor "Teddy" Lohrmann, ebenfalls ein Fürther. Die Spielvereinigung stellt an diesem Tag gleich sieben Nationalspieler, während Meister und Dauer-Rivale 1. FC Nürnberg nicht vertreten ist.

27. März

Vor 80 Jahren macht Bayern München einen großen Schritt in Richtung Meister-Endrunde. Beim VfB Stuttgart gewinnen die Bayern 3:2 und erobern die Tabellenführung in der Südost-Staffel, allerdings nur weil der 1. FC Nürnberg an Ostern 1932 einige Privatspiele in Sachsen absolviert. Auch Eintracht Frankfurt verdient auf diese Weise ein bisschen Geld (2:1 bei TeBe Berlin), weshalb Wormatia Worms (3:0 bei Waldhof Mannheim) etwas näher an den Tabellenführer der Nordwest-Staffel heran kommt. Das Publikum zeigt sich von den starken Leistungen beider Teams beeindruckt, der Kicker registriert "ein für Mannheimer Verhältnisse ganz ungewöhnliches Mitgehen" der 3000 Zuschauer. Allein sechsmal treffen die Waldhof-Buben die Latte.

Vor 30 Jahren ist die Nationalmannschaft auf Südamerika-Reise, die Bundesliga ruht. Zwei Nachholspiele finden trotzdem statt. Schlusslicht MSV Duisburg hofft nach dem 1:0 gegen Bochum wieder, Max Merkels Karlsruher ziehen Gegner Fortuna Düsseldorf mit dem gleichen Ergebnis ins Schlamassel. 20.000 Fans feiern den reaktivierten Rudi Wimmer im KSC-Tor, der Held des Tages ist 38. Merkel entschuldigt das ansonsten schwache Niveau so: "Der Kampf gegen den Abstieg belastet einige Spieler so, dass sie inzwischen so laufen, als hätten sie einen Sack von 50 Kilo Gewicht auf ihren Schultern liegen." Auch in Duisburg hinterlässt der Abstiegskampf Spuren. Kuno Klötzer lässt sich nach dem Spiel Zeit, vor die Presse zu treten, "der Trainer ist fix und fertig und muss sich erst mal erholen", plaudert MSV-Kicker Manfred Dubski aus.

Kuriosum in der 2. Liga: Weil Hessen Kassels Verteidiger Manfred Grawunder seinem Essener Gegenspieler Gregor Grillemeier binnen 20 Minuten drei Gegentore gestattet, nimmt ihn Trainer Rudi Kröner aus disziplinarischen Gründen vom Platz – obwohl er nicht mehr wechseln kann. Lieber sieben Minuten zehn gegen elf als mit so einem Risikofaktor, rechnet Kröner wohl. Offiziell sagt er: "Ich wollte der Mannschaft zeigen, dass ich so etwas mit mir nicht machen lasse. Denn Schuld an einer Niederlage ist ja nicht die Mannschaft, sondern immer der Trainer." Nun soll jeder sehen, wer wirklich Schuld hat.

Vor zehn Jahren spielt die Nationalmannschaft erstmals in Rostock. Gegen die USA gewinnt sie das Vorbereitungsspiel auf die WM 2002 4:2. Teamchef Rudi Völler experimentiert nach 15 (!) Ausfällen notgedrungen und verhilft Bremens Torwart Frank Rost zu seinem Länderspiel-Debüt. Ohne Leistungsträger wie Michael Ballack und Miro Klose kommen die Deutschen schwer ins Spiel und geraten durch den späteren Hannoveraner Clint Mathis in Rückstand (17.). Kapitän Christian Ziege gleicht nach 44 Minuten per Freistoß aus, dann treffen die Stürmer Oliver Neuville (61.) und Oliver Bierhoff (65.) binnen vier Minuten. Weitere drei Minuten danach gelingt Torsten Frings im vierten Einsatz sein erstes Länderspieltor, ehe erneut Mathis (71.) den Endstand herstellt.

"Mit einer erneuten Demonstration von Charakterstärke hat die deutsche Fußball-Nationalelf weitere Hoffnungen für die Weltmeisterschaft geweckt", lobt die dpa den Auftritt der Rumpf-Truppe, den 28.835 Zuschauer verfolgen. Auch Rudi Völler ist zufrieden: "Die Spieler haben eine gute Einstellung und guten Charakter gezeigt. Alle haben sich von Beginn an bemüht. Natürlich gab es auch einige Abstimmungsschwierigkeiten, aber insgesamt glaube ich, dass die Zuschauer ein gutes Spiel gesehen haben."

28. März

Vor 50 Jahren wird Bundestrainer Sepp Herberger 65 Jahre alt. In Rente geht er noch nicht, aber sein Lebenswerk wird hinreichend gewürdigt. Bei einer Feierstunde in Mannheim erhält er das Bundesverdienstkreuz von Postminister Richard Stücklen und DFB-Präsident Peco Bauwens verleiht ihm den "Ehrenschild des deutschen Fußballs". Bauwens nennt ihn "in seiner Milde, aber auch in seiner Strenge den Vater seiner Spieler". Die sind von Fritz Walter bis Uwe Seeler auch erschienen, um mit dem "Chef" anzustoßen.

Vor 25 Jahren fällt in der Bundesliga eine Vorentscheidung. Bayern München gewinnt das Spitzenspiel beim HSV 2:1, hat drei Punkte Vorsprung und den Segen des Kaisers: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bayern diesen Vorsprung noch verspielen", sagt DFB-Teamchef Franz Beckenbauer. Manager Uli Hoeneß wehrt Glückwünsche noch ab, weist aber daraufhin: "Wir haben bewiesen, dass wir die beste deutsche Mannschaft sind." Ohne den ungenauen Abstoß von Uli Stein, den Thomas von Heesen nicht kontrollieren kann, und den folgenden Treffer von Michael Rummenigge (87.) wäre der Beweis jedoch schwerer gefallen. HSV-Manager Felix Magath grollt: "Uli Stein war der beste Mann auf dem Platz, bis drei Minuten vor Schluss."

Außer den Bayern kann kein Gast am 22. Spieltag gewinnen, allein vier Partien enden 2:1. Am bedeutendsten für den Abstiegskampf ist jedoch ein 1:0, das Fortuna Düsseldorf im Kellerduell gegen den FC Homburg verbucht. Das Tor des Tages schießt der 19 Jahre alte Joker Michael Preetz mit der Hacke. O-Ton des Fortuna-Helden: "Ich konnte doch gar nicht anders. Mit dem linken Fuß hätte ich mich hingelegt, mit dem rechten Spann das linke Bein angeschossen. Was blieb, war nur die Hacke." Zum Kunststück gezwungen sozusagen. Und weil Fortuna 10.000 Freikarten an Schüler verteilt, wird es sogar entsprechend laut bejubelt.

Vor 20 Jahren endet das Spitzenspiel der Bundesliga unentschieden. Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt trennen sich vor 52.616 Zuschauern 2:2. Die Hessen gehen früh durch Anthony Yeboah in Führung und sind nach Gegentoren von Michael Zorc und Gerhard Poschner letztlich froh über den Punkt, den Ralf Falkenmayer sichert. Er beschenkt sich in seinem Jubiläumsspiel (300. Bundesligaeinsatz) quasi selbst. Der frühere Dortmunder Andy Möller wird vom Publikum ausgebuht und zeigt Nerven: "So abgezockt bin ich nicht. Ich bin froh, dass es vorbei ist", gesteht er. Da ahnt niemand, dass er 1994 wieder nach Dortmund gehen wird. Das Remis hat einen Sieger: Der VfB Stuttgart rückt nach dem 3:2 gegen den HSV auf einen Punkt an den BVB heran, Fritz Walter ist schon Spitze: Nach seinem Doppelschlag hat der kleine VfB-Stürmer 16 Tore und damit die meisten. Bayern München kassiert auch unter seinem neuen Trainer Erich Ribbeck eine Heimniederlage – das 1:3 gegen Nürnberg ist schon die siebte der Saison 1991/1992 und markiert einen Vereinsrekord. Buhmann des Tages ist Stefan Effenberg, der beim Stand von 1:2 mit seinem Elfmeter an Andy Köpke scheitert, obwohl Olaf Thon hätte schießen sollen. Ribbeck sagt geknickt: "Es muss spätestens jetzt jedem klar sein, dass es gegen den Abstieg geht."

Für Sieger Nürnberg geht es dagegen um den UEFA-Cup-Einzug – verkehrte bayerische Fußballwelt. Nach Abpfiff bekommt der Club hohen Besuch in der Kabine, Argentiniens Nationaltrainer Alfio Basile persönlich unterrichtet den zweimaligen Torschützen Sergio Zarate von seiner Nominierung in die Nationalelf.

Andere sind schon mit ihrem Bundesliga-Debüt zufrieden, jedenfalls wenn es so gut verläuft wie für Kölns Torwart Alexander Bade. Der 21-Jährige ersetzt den verletzten Bodo Illgner, hält in Bochum den 2:1-Sieg fest und ist im Kicker der "Mann des Tages". Der Sieg ist umso wertvoller, als der 1. FC nach dem Platzverweis für Weltmeister Pierre Littbarski 75 Minuten in Unterzahl spielt. Rot sieht auch Hansa Rostocks Torwart Daniel Hoffmann im Aufsteigerduell gegen die Stuttgarter Kickers. Es ist sein zweiter Platzverweis und zum zweiten Mal schickt ihn Hans-Jürgen Kasper vom Feld. "Das geht bestimmt ins Guiness-Buch der Rekorde ein", witzelt Hoffmann über seine seltsame Beziehung zu Herrn Kasper. Aber er gibt zu: "Er hatte doch keine andere Wahl und hätte mir sicher auch lieber Gelb gezeigt." Doch für Hand außerhalb des Strafraums kann es nur Rot geben.

29. März

Vor 70 Jahren werden Gauliga-Spiele bestritten. In Westfalen schlägt Tabellenführer Schalke 04 Westfalia Herne 2:0, Ernst Kalwitzki und Fritz Szepan netzen ein. Ein eher bescheidenes Resultat für den Ex-Meister, der in 14 Spielen bereits 77 Tore erzielt hat. Diesmal gönnen die "Knappen" dem VfL Bochum den höchsten Tagessieg – 4:1 gegen die SpVgg Herten. In der Westmark gewinnt der 1. FC Kaiserslautern dagegen standesgemäß. Das 7:1 gegen Borussia Neunkirchen sichert Platz eins vor dem FV Metz, der 1942 auch zu Deutschland gehört. In Württemberg überrascht der 4:3-Heimsieg der TSG Ulm 46 gegen den VfB Stuttgart, der damit seine Meisterchancen begraben kann. Ansonsten wird der Spielbetrieb am "Tag der Wehrmacht" zugunsten von Partien diverser Soldaten-Auswahlen beschnitten. So schlägt ein Team in München stationierter Soldaten eine Mischung aus "Löwen"- und Bayern-Kicker 3:1. Obwohl es um nichts geht, sind auch diese Spiele gut besucht. 12.000 Zuschauer sehen etwa das 3:2 von Hertha BSC gegen eine Luftwaffenauswahl – alles ist recht, was vom Kriegsalltag ablenkt. An den wiederum erinnert auch der Kicker: "Deutschland kämpft auf den Schlachtfeldern um seine Existenz. Es kommt darauf an, dass wir in diesem Kampf siegen. Fußballspiele müssen da bescheiden zurücktreten."

Vor 40 Jahren schießt eine WG Deutschland zum Sieg. Beim 2:0 im EM-Test in Budapest treffen die Bayern-Jungprofis Paul Breitner (70.) und Debütant Uli Hoeneß (88.), die in München gemeinsam eine Junggesellen-Wohngemeinschaft führen. Sicher kommt ihnen auch die "familiäre" Atmosphäre auf dem Platz zu Gute, Bundestrainer Helmut Schön hat gleich sechs Bayern-Spieler nominiert.

30. März

Vor 60 Jahren spielt die Oberliga. Im Süden fallen 22 Tore, die Hälfte davon am Stuttgarter Degerloch. Da sind die Kickers zuhause. Gerade dem Abstieg entronnen, feiern sie ein Schützenfest gegen den damals noch mittelmäßigen FC Bayern. Das 9:2 (!) ist dennoch "die Sensation des Südens" (Sport Magazin). Hinterher erlaubt sich sogar der Schiedsrichter Kritik an den Rothosen: "Die Bayern haben eine schwache Hintermannschaft. Meinen Sie nicht auch?", fragt Herr Fiershauser in die Presserunde. Bayern-Torwart Werner Gutendorf sieht es fatalistischer: "Der Kickers-Angriff war zu gut, da war einfach nichts zu machen." Erich Dreher und Alexander Pflum schießen allein je drei Tore.

Bedeutsamer für die Tabelle ist das torärmste Spiel: Waldhof Mannheim schlägt am vorletzten Spieltag den VfB Stuttgart. Paul Lipponers Treffer zum 1:0 rettet seinen Klub ganz nebenbei vor dem Abstieg. Der VfB ärgert sich doppelt, weil Primus 1. FC Nürnberg bei 1860 München 1:3 verliert und doch seinen knappen Ein-Punkt-Vorsprung behält. 33.000 Zuschauer werden Zeugen des "Löwen"-Siegs, auch die Münchner bleiben damit sicher drin.

Im Westen stehen die Endrunden-Teilnehmer fest. Rot-Weiß Essen (1:0 gegen 1. FC Köln) wird von Schalke 04 begleitet. Die Schalker machen es gegen Preußen Münster spannend und verschießen gleich zwei Elfmeter: Paul Matzkowski verfehlt das Tor, Hans Kleina trifft den Pfosten. Kurioserweise bekommen sie in der 25. Minute einen dritten und den verwandelt Matzkowski, der sich trotz seines Fehlschusses erneut an den Kreidepunkt wagt. Erst das 2:0 durch Berni Klodt (69.) beruhigt die 30.000 Fans in der Glückauf-Kampfbahn.

Borussia Dortmund kommt zu spät in Form, über das 7:0 gegen Absteiger Hamborn freuen sich nur 6000 Augenzeugen. Immerhin springt der BVB auf den dritten Platz, überholt Münster und Alemannia Aachen, das in Leverkusen (2:4) trotz zweier Tore von Jupp Derwall alle Endrundenchancen einbüßt. Der zweite Absteiger wird noch gesucht, der Rheydter SV drängt sich mit der Leistung beim 1:5 in Meiderich auf. Die punktgleichen Erkenschwicker (1:1 gegen Fortuna Düsseldorf) ziehen an ihnen vorbei. Borussia Mönchengladbach hat dagegen die Oberliga-Teilnahme 1952/1953 sicher, nach einem 4:0 gegen Würselen kehrt der Zweitligist zurück.

Nichts Neues im Norden: Der HSV wird zum 15. Mal Meister. Zum fünften Mal in Folge übrigens, das ist 1952 ein deutscher Oberliga-Rekord. Nach dem 4:1 über Holstein Kiel feiern 12.000 Zuschauer am Rothenbaum ihre Idole. Nach der Kieler Führung drehen die Hamburger das Spiel, Werner Harden trifft doppelt. Der HSV-Vorsitzende Heinz Mahlmann ist noch nicht gesättigt: "Wir sind erst am Anfang dessen, was wir wollen."

Mit Kiels Niederlage ist auch Platz zwei vergeben, er geht an den spielfreien VfL Osnabrück, der an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teilnimmt. Einigen Resultaten ist anzumerken, dass sich die Saison dem Ende zuneigt: Concordia Hamburg vertreibt das Abstiegsgespenst mit einem 8:1 gegen Bremerhaven 93, selten hat sich ein viertägiges Trainingslager mehr bezahlt gemacht. Werder Bremen fertigt Göttingen 05 6:1 ab, Lothar Klinge sticht viermal zu. Knapp und dramatisch geht es in Braunschweig zu, wo die abstiegsbedrohte Eintracht nach 0:2-Pausenrückstand Arminia Hannover 3:2 bezwingt. Heinz-Otto Sürth trifft in vorletzter Minute und ist der Held des Tages.

Vor zehn Jahren träumt Bayer Leverkusen von der Meisterschaft. Während der Tabellenführer in Kaiserslautern 4:2 gewinnt, unterliegt Verfolger Borussia Dortmund in Stuttgart 2:3. Vier Punkte trennen das Team von Klaus Toppmöller nun von der Sammer-Elf. Von Titelverteidiger Bayern (0:0 beim HSV) spricht schon keiner mehr, sieben Punkte Rückstand sind fünf Spiele vor Schluss kaum zu schaffen. Kein Wunder, dass Toppmöller von einem "tollen Spieltag für uns" spricht. Der schon optimal beginnt: Ulf Kirsten trifft nach elf Sekunden und stellt den Bundesligarekord von Bayerns Giovane Elber ein. Entschieden ist die hitzige Partie mit fünf Verwarnungen und einem Platzverweis gegen Bayers Diego Placente aber erst nach Dimitar Berbatovs Joker-Tor (86.). Dortmund gibt nach seiner Pleite beim VfB Durchhalte-Parolen aus, Trainer Sammer fordert: "Wir müssen lernen, einen größeren Siegeswillen zu zeigen, wenn wir ganz nach oben wollen." Den absoluten Willen demonstriert dagegen 1860-Stürmer Martin Max, der nach seiner Einwechslung gegen St. Pauli (4:2) binnen zwölf Minuten einen Hattrick fertig bringt.

31. März

Vor 25 Jahren erreicht der HSV das DFB-Pokalfinale. Manfred Kastl trifft gegen Borussia Mönchengladbach vor 45.000 Zuschauern in der 85. Minute mit der Brust zum 1:0 – Tor ist Tor. Routinier Manfred Kaltz hat ihn zuvor zusammen gestaucht, nun reklamiert er einen Scorerpunkt. "Manchmal schießt er aus unmöglichen Winkeln. Da habe ich ihm die Meinung gesagt und es hat ja schließlich auch geholfen", sagt der Ex-Nationalspieler lächelnd.

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Vor zehn Jahren verabschiedet sich Schalke 04 nach einem 1:1 bei Schlusslicht 1. FC Köln aus dem Titelrennen. Gerald Asamoah gesteht: "Wir sind frustriert ohne Ende, aber wir dürfen jetzt nicht heulen." Im zweiten Sonntagsspiel gibt es ein Kuriosum, das fünf Jahre zuvor noch ein Novum gewesen wäre: Ein Torwart schießt aus dem Spiel heraus ein Tor! Bremens Frank Rost eifert Jens Lehmann nach. Ihm glückt nach einer Ecke der 3:3-Ausgleich, sein schwacher Schuss wird erst hinter der Linie abgewehrt. Während der frustrierte Hansa-Trainer Armin Veh vorzeitig in die Kabine geht, kassiert seine Elf noch ein Tor. Ailton schießt Werder am Ostersonntag 2002 per Elfmeter zum 4:3-Sieg, den der entnervte Veh nicht sonderlich sportlich nimmt: "Beschiss ohne Ende!", lautet sein Kommentar über diverse Entscheidungen des Schiedsrichters Peter Sippel.

1. April

Vor 50 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden kommt es zum Führungswechsel, weil der 1. FC Nürnberg bei Bayern Hof patzt (1:3). Davon profitiert Eintracht Frankfurt (4:1 bei Schwaben Augsburg). Bayern München vergibt im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart die letzte Endrundenchance und verliert trotz Führung 1:2. Spannender bleibt der Abstiegskampf, absolut nichts ist zwei Runden vor Schluss entschieden. Zwei aus Fünf heißt das Motto der letzten Runden. Die drei Letzten sind punktgleich, zwei Klubs haben einen Punkt mehr. Und das Trio am Ende punktet fleißig: Der FSV Frankfurt bezwingt Helmut Hallers BC Augsburg 2:1. 10.000 Fans jubeln am Bornheimer Hang über die späten Tore von Helmut Blum. Schweinfurt 05 gewinnt im Kellerderby in Fürth 3:2 und erntet den Respekt des Verlierers. "Meinen Respekt, so muss man kämpfen", sagt Fürths Trainer Jenö Vincze seinem Kollegen Fritz Käser. Auch Waldhof Mannheim, nur dank des Torquotienten über dem Strich, gewinnt – 3:1 in Reutlingen.

Im Norden gibt es nur noch minimale theoretische Zweifel an der Titelverteidigung des HSV, der Schlusslicht Eintracht Nordhorn 4:0 heimleuchtet. "Übersah Herberger Dörfel?", fragt das Sport Magazin, der ein Tor erzielt und mit Uwe Seeler herausragt, aber nicht zum WM-Lehrgang eingeladen worden ist. Werder Bremen behauptet Platz zwei (3:0 gegen Concordia Hamburg), auf den Hildesheim (3:0 gegen VfL Osnabrück) weiterhin schielt. Zu spät kommt die Spielfreude bei Holstein Kiel (6:1 gegen Braunschweig) und St. Pauli (7:4 gegen Oldenburg). Der Bremer SV wehrt sich noch gegen den Abstieg wie das 3:2 nach 0:2 in Neumünster belegt. Hannover 96 ist noch immer nicht gerettet, kein Wunder nach einem 0:2 im Heimspiel gegen Altona 93 und weiterhin erst einem Heimsieg in 14 Spielen.

Im Westen spielt Köln am besten. Der 1. FC (5:2 in Marl-Hüls) wird Meister, sofern er keine zweistellige Niederlage im letzten Spiel kassiert. Gleiches gilt für die Gefahr, dass Schalke 04 (3:1 bei Viktoria Köln) noch den Endrundenplatz verspielt. RW Oberhausen hofft vergeblich auf einen Patzer der "Königsblauen", das 4:1 gegen SW Essen füllt immerhin noch einmal die Kassen (30.000 Zuschauer). Freude bei Borussia Mönchengladbach, die trotz einer 1:3-Pleite in Dortmund nahezu sicher gerettet ist, denn Sodingen hilft nach dem 1:5 in Meiderich nur noch ein Wunder.

Im Südwesten fallen 37 Tore und zwei Entscheidungen: Pirmasens erreicht nach einem turbulenten 5:4 bei Mainz 05 als Zweiter die Endrunde, die der 1. FC Kaiserslautern (1:1 in Oppau) verpasst. Eintracht Trier ist der zweite Absteiger, das 2:3 gegen Sportfreunde Saarbrücken bricht den Mosel-Städtern das Genick. Aus dem Rahmen fällt der 7:0-Sieg von Wormatia Worms bei Tura Ludwigshafen. Die meisten Zuschauer huldigen Meister Borussia Neunkirchen, 17.000 Zuschauer sehen das 4:2 gegen den 1. FC Saarbrücken. Borussia überschreitet damit ebenso wie der FKP die 100-Tore-Marke. Dass dies gleich zwei Klubs gelingt, ist ein Novum in den deutschen Oberligen.

Auch Berlin hat seine Tormaschinen: Hertha BSC lässt den Frust über die knapp verpasste Endrundenteilnahme an Union aus (10:1), Champion Tasmania leistet sich ein 0:2 beim FC Südring.

Vor 40 Jahren beginnt das Viertelfinale im DFB-Pokal, das in Hin- und Rückspielen ausgetragen wird. Die Bundesliga-Spitze ist noch vertreten. Meister Borussia Mönchengladbach trifft auf Herbstmeister Schalke 04, der am Bökelberg nach einem Doppelschlag von Klaus Fischer 2:0 in Führung geht. Ulrik Le Fevre und Jupp Heynckes per Strafstoß erhalten die Chancen der Borussen. Tabellenführer Bayern München plant schon für das Halbfinale, beim 3:0 gegen den 1. FC Köln fallen zwei schon obligatorische Müller-Tore. Offen erscheint der Ausgang nach dem 3:1 von RW Oberhausen gegen den 1. FC Kaiserslautern, der durch Seppl Pirrung kurz vor Schluss zum wichtigen Ehrentor kommt. Das Nordderby hingegen scheint bereits entschieden: Werder Bremen gewinnt in Hannover 2:0.

Vor 25 Jahren erreicht Zweitligist Stuttgarter Kickers das Pokalfinale. Gegen Fortuna Düsseldorf nutzen die Kickers den Heimvorteil und gewinnen verdient 3:0, 10.000 Fans singen das Lied "So ein Tag, so wunderschön wie heute". HSV-Torwart Uli Stein ist vor dem Fernseher beeindruckt: "Das wird ein harter Brocken im Finale." Am selben Tag gewinnt die Nationalmannschaft der Frauen in Bad Neuenahr gegen Holland 3:1. Doris Fitschen, Silvia Neid und Martina Voß treffen noch vor der Pause, nur 600 Zuschauer sind Zeuge des deutschen Sieges.

Vor 20 Jahren spielt Werder Bremen beim FC Brügge im Halbfinale des Pokalsieger-Cups. Es wird ein Skandalspiel, das vor dem Abbruch steht. Werder-Torwart Oliver Reck wird mit Flaschen und Feuerzeugen beworfen und nach 69 Minuten ausgewechselt. Obwohl die Bremer 1:0 verlieren, legen sie keinen Protest ein. Lauthals protestieren tun sie trotzdem. Otto Rehhagel sagt: "Wir hatten einen Hexenkessel erwartet, aber nicht so schlimm. Ich bin 30 Jahre im Geschäft, aber dass man so auf der Bank angefeindet und beworfen wird, habe ich noch nicht erlebt."