Can: "Gebe alles, um zur EM fit zu werden"

Die Euphorie des 4:3-Erfolgs seines FC Liverpool gegen Borussia Dortmund in der Europa League ist noch allgegenwertig. "Ich glaube, dass man noch in zehn Jahren von diesem Spiel sprechen wird", sagt Emre Can. Der Schock kam für den Nationalspieler nach dem Spiel: Außenbandriss im rechten Knöchel, ohne Fremdeinwirkung des Gegners. Can musste in der 80. Minute ausgewechselt werden und nun vier bis sechs Wochen pausieren. Was das für die Teilnahme an der EURO in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) bedeutet? Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst sagt der 22-Jährige: "Ich bin ein Kämpfer und lasse mich nicht unterkriegen."

Frage: Herr Can, Sie sagten mal, dass Sie nach aufregenden Spielen kaum schlafen können. Haben Sie nach dem 4:3 gegen Dortmund überhaupt ein Auge zugemacht?

Emre Can: Kaum. Es waren wohl maximal drei Stunden.

Frage: Weil Sie so aufgedreht waren oder wegen der Schmerzen?

Can: Wegen des Spiels. Ich schlafe immer schlecht, wenn wir abends spielen. Aber dieses Spiel war etwas ganz Besonderes. So etwas habe ich noch nie gesehen. Unglaublich, was da passiert ist. Jürgen Klopp hat uns in der Halbzeit gesagt, dass wir an uns glauben sollen und etwas schaffen können, was wir noch unseren Enkelkindern erzählen. Und so kam es. Ich glaube, dass man noch in zehn Jahren von diesem Spiel sprechen wird.

Frage: Haben Sie zwischenzeitlich geglaubt, das Spiel sei verloren?

Can: Wir hatten schon vorher drüber gesprochen, dass wir das Spiel zur Not in der letzten Minute gewinnen, und haben immer daran geglaubt. Auch nach dem 0:2 zur Halbzeit hatte ich ein gutes Gefühl, dass wir es schaffen können. Nach dem 1:2 habe ich gewusst: Wir werden es schaffen. Nach dem 1:3 habe ich zwei Minuten gezweifelt. Nach dem 2:3 haben wir uns alle gesagt: Jetzt oder nie! Die Mannschaft, die Fans, der Trainer, alle wollten es unbedingt schaffen. Deswegen haben wir es geschafft, sonst wäre es nicht möglich gewesen.

Frage: Für Sie kam nach dem Rausch jedoch eine frustrierende Diagnose: Außenbandriss im rechten Knöchel. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen?

Can: Das ist natürlich ein Schock und sehr bitter für mich.

Frage: Der Verein rechnet mit vier bis sechs Wochen Pause. In knapp acht beginnt die EM. Muss man Sorge haben, dass Sie es nicht schaffen bis dahin?

Can: Ich bin ein Kämpfer und lasse mich nicht unterkriegen. Ich werde alles geben, um rechtzeitig zur EM fit zu werden, und bin guter Dinge, dass ich das schaffen werde.

Frage: Diese Hoffnung äußerte auch Ihr Trainer Jürgen Klopp, der sowieso immer an Sie glaubt. Zuletzt sagte er, es sei für Sie gut gewesen, dass er als deutscher Trainer nach Liverpool kam. Sehen Sie das auch so?

Can: Ich bin Brendan Rodgers (Klopps Vorgänger; Anm. d. Red.) für vieles dankbar. Er hat mich nach Liverpool geholt, bei ihm habe ich auch immer gespielt und sehr viel gelernt. Aber natürlich ist es noch mal was anderes, seit der Trainer Klopp da ist. Die kleinen Details kann man in der Muttersprache besser vermitteln. Für ihn ist es vielleicht auch ein Vorteil.



Die Euphorie des 4:3-Erfolgs seines FC Liverpool gegen Borussia Dortmund in der Europa League ist noch allgegenwertig. "Ich glaube, dass man noch in zehn Jahren von diesem Spiel sprechen wird", sagt Emre Can. Der Schock kam für den Nationalspieler nach dem Spiel: Außenbandriss im rechten Knöchel, ohne Fremdeinwirkung des Gegners. Can musste in der 80. Minute ausgewechselt werden und nun vier bis sechs Wochen pausieren. Was das für die Teilnahme an der EURO in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) bedeutet? Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst sagt der 22-Jährige: "Ich bin ein Kämpfer und lasse mich nicht unterkriegen."

Frage: Herr Can, Sie sagten mal, dass Sie nach aufregenden Spielen kaum schlafen können. Haben Sie nach dem 4:3 gegen Dortmund überhaupt ein Auge zugemacht?

Emre Can: Kaum. Es waren wohl maximal drei Stunden.

Frage: Weil Sie so aufgedreht waren oder wegen der Schmerzen?

Can: Wegen des Spiels. Ich schlafe immer schlecht, wenn wir abends spielen. Aber dieses Spiel war etwas ganz Besonderes. So etwas habe ich noch nie gesehen. Unglaublich, was da passiert ist. Jürgen Klopp hat uns in der Halbzeit gesagt, dass wir an uns glauben sollen und etwas schaffen können, was wir noch unseren Enkelkindern erzählen. Und so kam es. Ich glaube, dass man noch in zehn Jahren von diesem Spiel sprechen wird.

Frage: Haben Sie zwischenzeitlich geglaubt, das Spiel sei verloren?

Can: Wir hatten schon vorher drüber gesprochen, dass wir das Spiel zur Not in der letzten Minute gewinnen, und haben immer daran geglaubt. Auch nach dem 0:2 zur Halbzeit hatte ich ein gutes Gefühl, dass wir es schaffen können. Nach dem 1:2 habe ich gewusst: Wir werden es schaffen. Nach dem 1:3 habe ich zwei Minuten gezweifelt. Nach dem 2:3 haben wir uns alle gesagt: Jetzt oder nie! Die Mannschaft, die Fans, der Trainer, alle wollten es unbedingt schaffen. Deswegen haben wir es geschafft, sonst wäre es nicht möglich gewesen.

Frage: Für Sie kam nach dem Rausch jedoch eine frustrierende Diagnose: Außenbandriss im rechten Knöchel. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen?

Can: Das ist natürlich ein Schock und sehr bitter für mich.

Frage: Der Verein rechnet mit vier bis sechs Wochen Pause. In knapp acht beginnt die EM. Muss man Sorge haben, dass Sie es nicht schaffen bis dahin?

Can: Ich bin ein Kämpfer und lasse mich nicht unterkriegen. Ich werde alles geben, um rechtzeitig zur EM fit zu werden, und bin guter Dinge, dass ich das schaffen werde.

Frage: Diese Hoffnung äußerte auch Ihr Trainer Jürgen Klopp, der sowieso immer an Sie glaubt. Zuletzt sagte er, es sei für Sie gut gewesen, dass er als deutscher Trainer nach Liverpool kam. Sehen Sie das auch so?

Can: Ich bin Brendan Rodgers (Klopps Vorgänger; Anm. d. Red.) für vieles dankbar. Er hat mich nach Liverpool geholt, bei ihm habe ich auch immer gespielt und sehr viel gelernt. Aber natürlich ist es noch mal was anderes, seit der Trainer Klopp da ist. Die kleinen Details kann man in der Muttersprache besser vermitteln. Für ihn ist es vielleicht auch ein Vorteil.

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Frage: Klopp lässt Sie im Verein auf Ihrer Lieblingsposition spielen. Wie wichtig ist das für Sie?

Can: Ich fühle mich auf der Sechs zu Hause, das habe ich mehrfach gesagt. Aber im Verein ist die Ausgangslage anders als in der Nationalmannschaft. Da bin ich immer noch einer der Neuen. Deshalb würde ich da auf jeder Position spielen. Rechter Verteidiger, linker Verteidiger, von mir aus auch im Sturm oder im Tor, wenn es sein muss. Da habe ich keine Ansprüche.

Frage: Haben Sie jemals darüber nachgedacht, dass Sie in der türkischen Nationalmannschaft vielleicht schon jetzt auf der Sechs spielen dürften?

Can: Nein, nie. Ich habe seit der U 15 für Deutschland gespielt und habe nie bereut, mich für Deutschland entschieden zu haben. Ich wollte hier A-Nationalspieler werden, das habe ich geschafft - und darauf bin ich einfach nur stolz.

Frage: Die Liverpool-Fans nennen Sie "Mr. Versatile", der Vielseitige, und singen über Sie: "He plays everwhere". Ist Ihre Vielseitigkeit ein Vorteil oder ein Nachteil?

Can: Es hat sicher auch Nachteile, ist aber eher ein Vorteil, der Mannschaft auch auf anderen Positionen helfen zu können, wenn das vonnöten ist. Grundsätzlich sehe ich mich jedoch wie jeder andere Fußballer auf einer festen Position.

Frage: Da sieht man Sie auch im Verein. Langfristig gelten Sie als legitimer Nachfolger der Ikone Steven Gerrard. Ist das eher Ansporn oder Druck?

Can: Das macht mich auf jeden Fall stolz. Aber bei allem Respekt vor Steven Gerrard: Ich bin Emre Can und will meinen Weg gehen.

Frage: In der Nationalmannschaft ist der aktuelle Kapitän verletzt. Wie wichtig ist Bastian Schweinsteiger fürs DFB-Team?

Can: Sehr wichtig. Er ist immer noch ein großartiger Spieler und weiß, wie man Titel gewinnt.

Frage: Bei der U 21-EM im letzten Jahr haben Sie die Mannschaft als Stammspieler ins Halbfinale geführt. Dort gab es ein 0:5 gegen Portugal, Sie haben danach ein bemerkenswert selbstkritisches Interview gegeben. Wie kam es dazu?

Can: Ich habe einfach das ausgesprochen, was ich in dem Moment gefühlt habe. Man sollte immer ehrlich sein in Interviews. Ich würde heute wieder genauso handeln.

Frage: Auch Bundestrainer Joachim Löw hat danach Ihre Ehrlichkeit gelobt. Glauben Sie, dass Ihnen dieses Interview im Endeffekt mehr genutzt als geschadet hat?

Can: Das glaube ich schon. Aber ich habe es nicht aus Imagegründen getan. Ich bin einfach ein sehr, sehr ehrlicher Mensch. Es gibt keinen Grund zu lügen, im Leben wie im Interview. Deshalb versuche ich immer, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es manchmal nicht so schön ist.

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Frage: Wieso haben Sie sich denn damals für den "Größten" gehalten?

Can: Ich wurde in den Tagen davor sehr oft gelobt und herausgehoben. Vielleicht war ich mir im Halbfinale zu sicher, dass wir das Spiel und das Turnier gewinnen werden. Da war ich - an diesem Tag - vielleicht schon etwas abgehoben.

Frage: Sie wurden auch seitdem sehr oft gelobt. Können Sie heute besser damit umgehen?

Can: Ja, schon. Ich bin noch mal erwachsener geworden. Aus Fehlern lernt man, und das habe ich getan.

Frage: Sehr ehrlich war vor drei Jahren offenbar auch Pep Guardiola zu Ihnen. Sie haben nach seiner Ankunft in München ein offenes Gespräch mit ihm geführt und danach den Verein gewechselt. Was denken Sie heute darüber?

Can: Ich bin ihm sogar sehr dankbar für seine Ehrlichkeit. Er sagte, er könne mir nicht versprechen, wie viel ich spielen werde. Und als junger Spieler wollte ich vor allem Einsätze bekommen. Dafür habe ich in Leverkusen mehr Chancen gesehen, und es war im Endeffekt auf jeden Fall der richtige Schritt.

Frage: Sie gehörten davor als 19-Jähriger zum Kader von Bayern München 2013. Fühlen Sie sich als Triplesieger?

Can: Ich kann sagen, dass ich die deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal gewonnen habe, weil ich da zum Einsatz gekommen bin. Die Champions League nicht, weil ich in dem Wettbewerb nicht gespielt habe.

Frage: Können die Bayern in dieser Saison das Triple wiederholen?

Can: Ich denke schon. Sie haben eine sehr starke Mannschaft und stehen nicht umsonst das fünfte Mal in Folge im Halbfinale der Champions League.

Frage: Ist eine Rückkehr zu den Bayern oder überhaupt in die Bundesliga für Sie denkbar?

Can: Nein, im Moment nicht. Ich bin sehr zufrieden in Liverpool und habe einen langfristigen Vertrag. Die Premier League war immer mein Ziel, sie ist für mich die beste Liga der Welt. Ich bin glücklich hier, es geht mir gut.

Frage: Im Stadiontunnel von Anfield hängt das berühmte Schild mit dem Wappen des FC Liverpool. Viele berühren es auf dem Weg ins Stadion. Jürgen Klopp hat aber erzählt, man dürfe es aus Ehrfurcht erst berühren, wenn man etwas gewonnen hat. Hat er Ihnen das auch eingebläut?

Can: Das wusste ich gar nicht. Ich habe es schon berührt. Vielleicht zu früh. (lacht) Aber unser Ziel ist es auf jeden Fall, Titel zu gewinnen.

Frage: Bekommen Sie nach knapp zwei Jahren immer noch eine Gänsehaut, wenn die Fans vor dem Spiel "You'll never walk alone" singen?

Can: Ja, vor jedem Spiel. Die Fans singen es mit einem solchen Herz, das ist unglaublich. Das muss man erlebt haben.

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