Ter Stegen: "Der Fokus gilt total der EM"

Mit dem FC Barcelona hat er gerade das Double aus spanischer Meisterschaft und Landespokal gewonnen.  Jetzt steht Marc-André ter Stegen vor seiner ersten Europameisterschaft (10. Juni bis 10. Juli). Am Rande des Trainingslagers in Ascona spricht der 24-Jährige im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über seine Saison bei Barca und seine Erwartungen an die kommenden Wochen mit der deutschen Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr ter Stegen, wir wollten eigentlich gestern Mittag schon mit Ihnen reden. Sie wollten das Interview aber nicht vor dem Spiel gegen die U 20 geben. Ist die Spannung schon jetzt so hoch?

Marc-André ter Stegen: Der Fokus gilt einfach total der EM in Frankreich. Das ist das, wofür wir hier sind und jeden Tag trainieren, arbeiten und spielen. Das Spiel war ein interner Test gegen die U 20-Nationalmannschaft, und er war wichtig. Für die U 20 war es eine große Sache gegen die A-Nationalmannschaft zu spielen, dementsprechend motiviert waren die Spieler. Für mich war es deswegen klar, dass ich mich nicht vorher ablenken lassen kann. Bei mir ist es immer so, dass ich vor Spielen fokussiert bin, und das gilt auch für Testspiele.

DFB.de: Das Spiel wurde 7:0 gewonnen. Auch wenn es nur ein Test war – über das zu Null werden Sie sich gefreut haben ...

ter Stegen: Ja, natürlich.

DFB.de: Es war auch nicht so, dass sie überhaupt nichts zu tun hatten.

ter Stegen: Das stimmt. Ich habe 40 von 80 Minuten gespielt. Die U 20 hatte ihre Vorgaben, für uns war es interessant zu sehen, wie wir darauf reagieren. Sie haben mal sehr hoch gepresst, dann sehr tief gestanden. Wir haben personell viel variiert. Das Spiel war auf jeden Fall gut für uns. Und ich finde, dass wir es insgesamt gut gemacht haben.

DFB.de: Die Vorbereitung auf die EM 2016 läuft seit drei Tagen. Wie sind Ihre Eindrücke bisher?

ter Stegen: Der DFB hat sich mal wieder richtig ins Zeug gelegt. Die Bedingungen sind wirklich fantastisch. Das ist nicht selbstverständlich, wir wissen sehr zu schätzen, wie hoch der Aufwand ist, den der DFB für uns betreibt. Wir haben hier einen tollen Rückzugsort, wir können uns auf das Wesentliche konzentrieren und uns optimal auf die EM vorbereiten.

DFB.de: Wie sicher waren Sie, dass sich Andreas Köpke bei Ihnen melden und Sie für den vorläufigen EM-Kader nominieren würde?

ter Stegen: Wir sind während der Saison mit den Vereinen so intensiv gefordert, man kommt gar nicht groß dazu, sich über die Nominierung Gedanken zu machen. Mit Barca hatten wir am Ende sehr wichtige Spiele. Bei mir ist es so, dass ich erstmal das eine abhake, bevor ich an das andere denke. Und natürlich habe ich mich dann sehr gefreut, als sich Andreas Köpke gemeldet hat.



Mit dem FC Barcelona hat er gerade das Double aus spanischer Meisterschaft und Landespokal gewonnen.  Jetzt steht Marc-André ter Stegen vor seiner ersten Europameisterschaft (10. Juni bis 10. Juli). Am Rande des Trainingslagers in Ascona spricht der 24-Jährige im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über seine Saison bei Barca und seine Erwartungen an die kommenden Wochen mit der deutschen Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr ter Stegen, wir wollten eigentlich gestern Mittag schon mit Ihnen reden. Sie wollten das Interview aber nicht vor dem Spiel gegen die U 20 geben. Ist die Spannung schon jetzt so hoch?

Marc-André ter Stegen: Der Fokus gilt einfach total der EM in Frankreich. Das ist das, wofür wir hier sind und jeden Tag trainieren, arbeiten und spielen. Das Spiel war ein interner Test gegen die U 20-Nationalmannschaft, und er war wichtig. Für die U 20 war es eine große Sache gegen die A-Nationalmannschaft zu spielen, dementsprechend motiviert waren die Spieler. Für mich war es deswegen klar, dass ich mich nicht vorher ablenken lassen kann. Bei mir ist es immer so, dass ich vor Spielen fokussiert bin, und das gilt auch für Testspiele.

DFB.de: Das Spiel wurde 7:0 gewonnen. Auch wenn es nur ein Test war – über das zu Null werden Sie sich gefreut haben ...

ter Stegen: Ja, natürlich.

DFB.de: Es war auch nicht so, dass sie überhaupt nichts zu tun hatten.

ter Stegen: Das stimmt. Ich habe 40 von 80 Minuten gespielt. Die U 20 hatte ihre Vorgaben, für uns war es interessant zu sehen, wie wir darauf reagieren. Sie haben mal sehr hoch gepresst, dann sehr tief gestanden. Wir haben personell viel variiert. Das Spiel war auf jeden Fall gut für uns. Und ich finde, dass wir es insgesamt gut gemacht haben.

DFB.de: Die Vorbereitung auf die EM 2016 läuft seit drei Tagen. Wie sind Ihre Eindrücke bisher?

ter Stegen: Der DFB hat sich mal wieder richtig ins Zeug gelegt. Die Bedingungen sind wirklich fantastisch. Das ist nicht selbstverständlich, wir wissen sehr zu schätzen, wie hoch der Aufwand ist, den der DFB für uns betreibt. Wir haben hier einen tollen Rückzugsort, wir können uns auf das Wesentliche konzentrieren und uns optimal auf die EM vorbereiten.

DFB.de: Wie sicher waren Sie, dass sich Andreas Köpke bei Ihnen melden und Sie für den vorläufigen EM-Kader nominieren würde?

ter Stegen: Wir sind während der Saison mit den Vereinen so intensiv gefordert, man kommt gar nicht groß dazu, sich über die Nominierung Gedanken zu machen. Mit Barca hatten wir am Ende sehr wichtige Spiele. Bei mir ist es so, dass ich erstmal das eine abhake, bevor ich an das andere denke. Und natürlich habe ich mich dann sehr gefreut, als sich Andreas Köpke gemeldet hat.

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DFB.de: Sie kommen als frischgebackener Doublegewinner zur Mannschaft. Wie viel Adrenalin des Cup-Finals fließt noch in Ihrem Blut?

ter Stegen: Die Erfolge nehme ich auf jeden Fall mit zum Turnier. Ich bin sehr stolz, dass wir neben der Meisterschaft auch den Pokaltitel verteidigt haben, das ist eine besondere Leistung. Ich habe wichtige Partien gespielt, auch zuletzt in den Meisterschaftsspielen auf dem Platz gestanden.

DFB.de: Die Zeitungen in Spanien berichteten gerade nach dem Pokalfinale in den höchsten Tönen über Sie. Sinngemäß wurde an vielen Stellen geschrieben: "Messi und ter Stegen gewinnen den Pokal". Wie nehmen Sie solche Einschätzungen wahr?

ter Stegen: Natürlich freue ich mich über die Komplimente. Ich hatte meinen Anteil daran. Ein Spiel wird nie von zwei Spielern alleine gewonnen, so etwas gibt es nicht. Wir haben als Mannschaft ein tolles Spiel abgeliefert.

DFB.de: Für einen Barca-Keeper hatten Sie ungewöhnlich oft die Möglichkeit, sich auszuzeichnen.

ter Stegen: Das stimmt. Im Spiel gegen Sevilla waren wir gut 50 Minuten in Unterzahl, da baut sich dann zusätzlich Spannung auf. Zumal es ein Pokalfinale war – alles oder nichts. Wir haben defensiv und generell extrem gut gearbeitet – und dafür wurden wir belohnt.

DFB.de: Sie hatten viel zu tun - muss man das wieder lernen? Die Kunst der Torhüter bei Topmannschaften besteht ja meist eher darin, in der einen Situation zu 100 Prozent da zu sein. Warmgeschossen zu werden - so etwas kennen Sie ja gar nicht mehr ...

ter Stegen: Grundsätzlich sind Mannschaften wie Barca oder auch der FC Bayern Teams, die den Ball haben, die das Spiel machen. Für die Torhüter bedeutet dies, dass nicht selten in 90 Minuten nur eine Aktion kommt oder vielleicht zwei – und dann muss man hellwach sein. Das ist ein anderes Spiel, es ist ein anderer Fokus. Es ist eine Veränderung, an die man sich mit der Zeit gewöhnt. Es ist aber nicht so, dass man sich auch wieder daran gewöhnen muss, häufig einzugreifen – das verlernt man nicht.

DFB.de: Ist die Saison für Barca mit dem Double ein voller Erfolg?

ter Stegen: Wir haben nicht nur zwei Titel gesammelt. Wir haben die Klub-WM gewonnen, zu Beginn der Saison den europäischen Supercup, wir haben zudem noch die Möglichkeit, den spanischen Supercup zu gewinnen. In zwei Saisons haben wir sieben Pokale geholt, können noch Titel Nummer acht holen, und ich finde, dass das sehr gut ist. Man muss auch realistisch sein: Jedes Jahr die Champions League zu gewinnen – das geht nicht. Auch wenn man es gerne möchte.

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DFB.de: Wie sehnsüchtig werden Sie am Samstag zum Finale der Königsklasse nach Mailand schauen?

ter Stegen: Wir haben gegen Atlético verloren, und die Bayern wissen, wovon ich spreche: Das ist einfach eine sehr unbequeme Mannschaft, es sind immer spezielle Spiele. Natürlich wären wir gerne weitergekommen, aber es ist, wie es ist. In der kommenden Saison werden wir überall neu angreifen, natürlich auch in der Champions League.

DFB.de: Real Madrid spielt gegen Atlético Madrid. Gibt es eine Mannschaft, der Sie den Erfolg mehr gönnen würden? Dürfen Sie so etwas als Barca-Spieler überhaupt?

ter Stegen: Das ist eine problematische Frage. Wer sich bis ins Finale durchkämpft, hat sich das erarbeitet, das verdient Respekt. Ich kann aber nicht behaupten, dass ich den Titel der einen oder der anderen Mannschaft mehr gönnen würde.

DFB.de: Toni Kroos wünschen Sie den Titel nicht?

ter Stegen: Doch, natürlich. Wir würden uns alle freuen, wenn wir Toni als Champions-League-Sieger bei uns begrüßen können und er mit einem guten Gefühl zur Mannschaft kommt.

DFB.de: 2012 gehörten vier Torhüter zum vorläufigen Kader – diesmal lediglich drei. Waren Sie davon überrascht?

ter Stegen:: Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich glaube, dass wir uns alle Drei die Nominierung über die Saison erarbeitet haben. Manuel Neuer geht als Nummer eins in das Turnier, das hat er sich verdient. Bernd Leno und ich werden versuchen, für die Mannschaft alles zu geben. Für die Qualität im Team der Torhüter und die Qualität im Training generell. Das habe ich in den bisherigen Trainingseinheiten so gemacht – und das werde ich bis zum Ende so machen. Ich möchte nach der EM auch für mich selber sagen können, dass ich den größten Beitrag für den Erfolg der Mannschaft geleistet habe, den ich leisten konnte.

DFB.de: Können Sie die Frage nach Bernd Leno noch hören?

ter Stegen: Inwiefern?

DFB.de: Über ihr Verhältnis ist viel geschrieben worden. Und Sie haben dazu auch schon viel gesagt.

ter Stegen: Ich verstehe nicht so ganz, aus welchem Grund dieses Thema immer wieder aufkommt. Wir spielen in unterschiedlichen Vereinen, wir spielen in unterschiedlichen Ligen. Bernd bringt seine Leistung bei Bayer Leverkusen, ich bringe meine Leistung beim FC Barcelona. Und wenn wir mit der Nationalmannschaft unterwegs sind, bringen wir hier unsere Leistung. Wir verstehen uns, wir haben Respekt voreinander, wir trainieren gut, wir lachen zusammen. Es gibt einfach überhaupt kein Problem zwischen uns. Mit Bernd ist es wie mit Claudio Bravo (Zweiter Keeper beim FC Barcelona, Anm. d. Red.) und Manuel Neuer: Wir haben ein gutes, ein sehr professionelles Verhältnis. Das bringt es mit sich, dass jeder möglichst viel spielen will. Aber das heißt nicht, dass ich irgendjemandem irgendetwas Schlechtes wünschen würde. So bin ich nicht, so eine Art würde mir nicht gefallen. Am Ende geht es immer um den Erfolg des Teams. Das verstehen und leben wir alle.