Klinsmann: "Wir haben viel bewegt – und noch viel vor uns"

Zum ersten Mal kommt Jürgen Klinsmann als Chefcoach mit der US-Nationalmannschaft nach Deutschland. Es wird ein Wiedersehen mit Freunden und Weggefährten, aber auch ein wichtiger sportlicher Vergleich. Denn der Weltmeister von 1990 und Europameister von 1996 bestreitet im Sommer mit seinen Spielern den Gold Cup. Im Interview mit DFB.de spricht der 50-Jährige über seine WM- Eindrücke, die Entwicklung seines Teams, sein Verhältnis zu Jogi Löw. Und über die neue Leidenschaft der Amerikaner für den Fußball.

DFB.de: Herr Klinsmann, in einer Zeitung stand im vergangenen Sommer der schöne Satz: "Seit der Sternstunde von Belo Horizonte hat der deutsche Fußball seine Mondlandungsfrage." Also dann: Wo und wie haben Sie den 7:1-Halbfinalsieg verfolgt?

Jürgen Klinsmann: Wie die meisten Fans auch: Mit der Familie und mit Freunden zu Hause vor dem Fernseher. Und wie die meisten Fans war auch ich vor dem Spiel zwar durchaus optimistisch, aber auch ein bisschen nervös und dann habe ich dieses Spektakel voller Freude genießen können, was ja bei einem WM-Halbfinale ganz selten passiert. Normalerweise überwiegt die Anspannung.

DFB.de: Warum gelang Deutschland im Sommer 2014 der große Wurf?

Klinsmann: Fußball ist ja immer auch eine Momentaufnahme. Auch bei einer WM geht es vor allem darum, wer in diesem Sommer die beste Mannschaft mit dem größten Siegeswillen ist. Und das war eindeutig die deutsche.

DFB.de: Welchen Eindruck hatten Sie von der DFB-Auswahl beim direkten Vergleich im Gruppenspiel in Recife?

Klinsmann: Für mich war der Gesamteindruck während des gesamten Turniers das Wichtigste. Und da hat das DFB-Team einen sehr stabilen und fokussierten Eindruck gemacht. So war das auch im direkten Vergleich.

DFB.de: Sie sind jetzt seit vier Jahren Trainer der US-Nationalmannschaft. In Brasilien führten Sie Ihre Mannschaft ins Achtelfinale und 2013 haben Sie den Gold Cup gewonnen. Sind Sie zufrieden mit den Fortschritten Ihres Teams?



Zum ersten Mal kommt Jürgen Klinsmann als Chefcoach mit der US-Nationalmannschaft nach Deutschland. Es wird ein Wiedersehen mit Freunden und Weggefährten, aber auch ein wichtiger sportlicher Vergleich. Denn der Weltmeister von 1990 und Europameister von 1996 bestreitet im Sommer mit seinen Spielern den Gold Cup. Im Interview mit DFB.de spricht der 50-Jährige über seine WM- Eindrücke, die Entwicklung seines Teams, sein Verhältnis zu Jogi Löw. Und über die neue Leidenschaft der Amerikaner für den Fußball.

DFB.de: Herr Klinsmann, in einer Zeitung stand im vergangenen Sommer der schöne Satz: "Seit der Sternstunde von Belo Horizonte hat der deutsche Fußball seine Mondlandungsfrage." Also dann: Wo und wie haben Sie den 7:1-Halbfinalsieg verfolgt?

Jürgen Klinsmann: Wie die meisten Fans auch: Mit der Familie und mit Freunden zu Hause vor dem Fernseher. Und wie die meisten Fans war auch ich vor dem Spiel zwar durchaus optimistisch, aber auch ein bisschen nervös und dann habe ich dieses Spektakel voller Freude genießen können, was ja bei einem WM-Halbfinale ganz selten passiert. Normalerweise überwiegt die Anspannung.

DFB.de: Warum gelang Deutschland im Sommer 2014 der große Wurf?

Klinsmann: Fußball ist ja immer auch eine Momentaufnahme. Auch bei einer WM geht es vor allem darum, wer in diesem Sommer die beste Mannschaft mit dem größten Siegeswillen ist. Und das war eindeutig die deutsche.

DFB.de: Welchen Eindruck hatten Sie von der DFB-Auswahl beim direkten Vergleich im Gruppenspiel in Recife?

Klinsmann: Für mich war der Gesamteindruck während des gesamten Turniers das Wichtigste. Und da hat das DFB-Team einen sehr stabilen und fokussierten Eindruck gemacht. So war das auch im direkten Vergleich.

DFB.de: Sie sind jetzt seit vier Jahren Trainer der US-Nationalmannschaft. In Brasilien führten Sie Ihre Mannschaft ins Achtelfinale und 2013 haben Sie den Gold Cup gewonnen. Sind Sie zufrieden mit den Fortschritten Ihres Teams?

Klinsmann: Wir haben viel bewegt in den vergangenen vier Jahren und haben ein riesiges Entwicklungspotenzial – aber wir haben noch viel Aufholarbeit vor uns, bis wir mit den großen Nationen mitspielen können. Es macht mir riesigen Spaß, den Fußball in den USA voranzutreiben.

DFB.de: Noch nie wurde so intensiv Fußball geschaut in den USA wie bei dieser WM. Hat sich diese gestiegene öffentliche Wahrnehmung gehalten?

Klinsmann: Die WM hat uns einen großen Schub verliehen. Die US-Amerikaner haben gemerkt, wie aufregend und wie emotional Fußball sein kann. Erstmals gab es im ganzen Land große Public-Viewing-Veranstaltungen. Die Sportkneipen waren zum Bersten voll, und viele Leute haben sich von der Arbeit fortgestohlen, um die Spiele sehen zu können. Die treibende Kraft hinter diesem gesteigerten Interesse in unserem Land ist das Nationalteam. Das bedeutet emotional eine ganze Menge. Wir versuchen, darauf aufzubauen. Wir haben unsere Nische gefunden, und diese Nische wächst weiterhin sehr, sehr schnell.

DFB.de: Was erwarten Sie für heute?

Klinsmann: Ich freue mich zunächst einmal, viele Leute zu treffen, mit denen mich einiges verbindet. Auch die Personen im Betreuer- und Organisationsteam. Dann erhoffe ich mir einige Erkenntnisse, die ich für den Gold Cup, den wir im Sommer spielen, brauche. Dieser Gold Cup 2015 ist für uns sehr wichtig, weil wir mit einem Sieg bereits sicher für den Confed-Cup im Jahr 2017 in Russland qualifiziert wären. Und der Confed-Cup ist ein Jahr vor der WM eine wichtige Generalprobe.

DFB.de Johnson, Green, Brooks, Chandler, Jones – lauter US-Nationalspieler, die in Deutschland aufgewachsen sind. Nur ein Zufall?

Klinsmann: Das ist ein ganz normaler Gang der Zeit im Zeichen der Globalisierung. Es leben mehr als drei Millionen Amerikaner im Ausland, und viele ihrer Kinder wachsen in so genannten Fußballnationen auf. Es ist ein Vorteil, wenn Spieler in einem Nachwuchsleistungszentrum das Fußballspielen gelernt haben. So weit ist man in vielen anderen Ländern noch nicht. Aber am Ende entscheidet auch bei diesen Spielern die Qualität, die sie heutzutage in die Mannschaft bringen.

DFB.de: Haben Sie noch weitere "deutsche" Kandidaten im Blick?

Klinsmann: (lacht) Ja, selbstverständlich. Es ist unsere Pflicht als Trainer, nach Spielern in der ganzen Welt zu suchen, die unsere Anforderungen erfüllen, spielberechtigt sind und auch den dementsprechenden Willen mitbringen.

DFB.de: Es ist auffällig, dass gestandene Nationalspieler wie Michael Bradley, Jozy Altidore und Clint Dempsey in die nordamerikanische Liga zurückgekehrt sind. Gefällt Ihnen diese Entwicklung?

Klinsmann: Das ist eine logische Folge des gestiegenen Stellenwertes der Major League Soccer, die rasant wächst. Dennoch hat jeder Nationaltrainer das Bestreben, dass seine Spieler auf höchstem Niveau gefordert werden – und deshalb wäre es schön, mehr US-Nationalspieler in der Champions League zu sehen.

DFB.de: Washington, Recife, Köln – Sie treffen zum dritten Mal auf Deutschland und treten zum dritten Mal gegen Jogi Löw an. Wie fühlen Sie sich dabei?

Klinsmann: Es ist noch immer etwas ganz Besonderes. Wir haben gemeinsam einiges erlebt, was verbindet. Und das gilt auch für viele andere Personen rund um das Team. Auch wenn es immer weniger Spieler werden, die aus dieser Zeit noch dabei sind, ist es doch eine außergewöhnliche Begegnung.

DFB.de: Was verbindet Sie bis heute mit Löw, etwa bei der Spielauffassung oder der Rolle des Trainers?

Klinsmann: Ich denke, dass uns das gleiche verbindet wie schon in unserer gemeinsamen Amtszeit: agieren statt reagieren, immer dazulernen wollen, das Zurückgreifen auf Experten. Ich glaube schon, dass wir einiges haben, was in der Auffassung vom Fußball sehr ähnlich ist – auch wenn wir heute völlig unterschiedliche Aufgaben haben.

DFB.de: Berti Vogts steht Ihnen als Berater zur Seite. Wie wichtig ist seine Rolle für den Erfolg des Teams?

Klinsmann: Sehr wichtig. Berti Vogts hat in seiner Karriere alles erlebt, was es im Fußball gibt. Und von dieser Erfahrung profitieren wir mit den USA ungemein. Wir sind froh, dass er für uns arbeitet und uns unterstützt.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft bis 2018. Sind alle Planungen schon auf die WM in Russland ausgerichtet?

Klinsmann: Natürlich, aber im Fußball gibt es auch viele kurzfristige Ziele, die erreicht werden müssen. Momentan sind wir auf den Gold Cup in diesem Sommer fokussiert, der für uns und unsere Fans sehr wichtig ist.

DFB.de: Sie haben zuletzt beim Spiel gegen Deutschland beide Hymnen mitgesungen. Wie fühlt sich das an?

Klinsmann: Natürlich ist es ungewöhnlich. Aber ich sehe jetzt auch keinen einzigen Grund, dies nicht zu tun. Ich habe die ersten 20 Jahre meines Lebens in Deutschland verbracht und habe da meine familiären Wurzeln. Ich lebe mittlerweile aber auch schon fast 20 Jahre in den USA – also habe ich zu beiden Hymnen eine besondere Beziehung.