Hecking und Lübeck 2004: "Wir waren so kurz vor dem Finale"

Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: der VfB Lübeck aus der Regionalliga Nord.

Der VfB Lübeck ist zum 23. Mal im DFB-Pokal vertreten. Der Regionalligist empfängt in der ersten Runde am Sonntag, 9. August (ab 16 Uhr), den Bundesligaabsteiger SC Paderborn. Schon einmal sorgten die Schleswig-Holsteiner im Pokal für Furore: In der Spielzeit 2003/2004 gelangte der damalige Zweitligist bis ins Halbfinale und scheiterte dort erst in der Verlängerung an Werder Bremen. Der damalige VfB-Trainer war Dieter Hecking, der inzwischen beim Titelverteidiger VfL Wolfsburg auf der Bank sitzt und heute seinen Vertrag bis 2018 verlängert hat. Im exklusiven DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen erinnert sich der 50-Jährige an die Lübecker Traumsaison im DFB-Pokal.

DFB.de: Herr Hecking, woran denken Sie zuerst, wenn Sie auf die Saison 2003/2004 zurückblicken? An den Einzug in das Halbfinale des DFB-Pokals oder an den Abstieg in die Regionalliga?

Dieter Hecking: Ich denke eher an das Pokalhalbfinale. Das war ein ganz toller Abend für den VfB Lübeck. Leider sind wir mit etwas Pech kurz vor dem Finale gescheitert. Den späteren Abstieg haben wir uns natürlich nicht gewünscht.

DFB.de: Gab es einen Zusammenhang zwischen dem Erfolg im Pokal und dem Misserfolg im Ligabetrieb?

Hecking: Nein. Als wir das Halbfinale spielten, befanden wir uns in der Liga im grünen Bereich. Zum Saisonende hin hatten wir leider viel Verletzungspech. Einige Leistungsträger standen nicht zur Verfügung. Das war unser größtes Problem in der Schlussphase.

DFB.de: Nachdem der VfB Lübeck damals die unterklassigen Eintracht Rheine und den FC St. Pauli besiegt hatte, kam es in der dritten Runde zum Aufeinandertreffen mit dem Bundesligisten SC Freiburg. Sie gewannen durch ein Tor von Daniel Bärwolf in der 76. Minute mit 1:0. Welche Erinnerungen haben Sie an das Spiel?

Hecking: Das ist im Dezember 2003 gewesen. Der Platz war knüppelhart gefroren und schwer zu bespielen. Das kam uns an diesem Abend entgegen. Der SC Freiburg wollte einen technisch feinen Fußball spielen und kam mit den Platzverhältnissen nicht zurecht. Es war ein absolut verdienter Sieg. Freiburg geschlagen zu haben und im Viertelfinale zu stehen, war natürlich ein riesiger Erfolg.



Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: der VfB Lübeck aus der Regionalliga Nord.

Der VfB Lübeck ist zum 23. Mal im DFB-Pokal vertreten. Der Regionalligist empfängt in der ersten Runde am Sonntag, 9. August (ab 16 Uhr), den Bundesligaabsteiger SC Paderborn. Schon einmal sorgten die Schleswig-Holsteiner im Pokal für Furore: In der Spielzeit 2003/2004 gelangte der damalige Zweitligist bis ins Halbfinale und scheiterte dort erst in der Verlängerung an Werder Bremen. Der damalige VfB-Trainer war Dieter Hecking, der inzwischen beim Titelverteidiger VfL Wolfsburg auf der Bank sitzt und heute seinen Vertrag bis 2018 verlängert hat. Im exklusiven DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen erinnert sich der 50-Jährige an die Lübecker Traumsaison im DFB-Pokal.

DFB.de: Herr Hecking, woran denken Sie zuerst, wenn Sie auf die Saison 2003/2004 zurückblicken? An den Einzug in das Halbfinale des DFB-Pokals oder an den Abstieg in die Regionalliga?

Dieter Hecking: Ich denke eher an das Pokalhalbfinale. Das war ein ganz toller Abend für den VfB Lübeck. Leider sind wir mit etwas Pech kurz vor dem Finale gescheitert. Den späteren Abstieg haben wir uns natürlich nicht gewünscht.

DFB.de: Gab es einen Zusammenhang zwischen dem Erfolg im Pokal und dem Misserfolg im Ligabetrieb?

Hecking: Nein. Als wir das Halbfinale spielten, befanden wir uns in der Liga im grünen Bereich. Zum Saisonende hin hatten wir leider viel Verletzungspech. Einige Leistungsträger standen nicht zur Verfügung. Das war unser größtes Problem in der Schlussphase.

DFB.de: Nachdem der VfB Lübeck damals die unterklassigen Eintracht Rheine und den FC St. Pauli besiegt hatte, kam es in der dritten Runde zum Aufeinandertreffen mit dem Bundesligisten SC Freiburg. Sie gewannen durch ein Tor von Daniel Bärwolf in der 76. Minute mit 1:0. Welche Erinnerungen haben Sie an das Spiel?

Hecking: Das ist im Dezember 2003 gewesen. Der Platz war knüppelhart gefroren und schwer zu bespielen. Das kam uns an diesem Abend entgegen. Der SC Freiburg wollte einen technisch feinen Fußball spielen und kam mit den Platzverhältnissen nicht zurecht. Es war ein absolut verdienter Sieg. Freiburg geschlagen zu haben und im Viertelfinale zu stehen, war natürlich ein riesiger Erfolg.

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DFB.de: Im Viertelfinale siegten Sie 1:0 bei der TSG Hoffenheim, die damals noch in der Regionalliga spielte. War seinerzeit schon zu erkennen, dass dort ein starker Verein heranwächst?

Hecking: Es war damals das erklärte Ziel der TSG, dass der Verein relativ schnell in den Profifußball aufsteigt. Die Mannschaft hatte schon damals ein sehr gutes Niveau. In der ersten Halbzeit haben wir relativ glücklich ein 0:0 gehalten. In der zweiten Hälfte machte Silvio Adzic zum richtigen Zeitpunkt das 1:0.

DFB.de: Im Halbfinale ging es zum SV Werder Bremen, der später die Meisterschaft und den DFB-Pokal gewann. Ansonsten wären noch Borussia Mönchengladbach und der Zweitligist Alemannia Aachen im Lostopf gewesen. Wie sehr haben Sie das Bremen-Los verflucht?

Hecking: Der Ärger war insofern groß, dass wir gerne ein Heimspiel gehabt hätten. Trotzdem war es ein unvergesslicher Abend in Bremen. Rund 10.000 Lübecker sind mit nach Bremen gefahren. Und die Mannschaft hat sich super verkauft. Wir waren so kurz davor, in das Finale einzuziehen.

DFB.de: Ihre Mannschaft lag zweimal in Führung...

Hecking: ... und wir hatten gute Chancen, das Spiel für uns zu entscheiden. Wenn ich mich richtig erinnere, lief Ferydoon Zandi kurz vor Spielende alleine auf den Torwart zu. Hätte er zum 2:1 getroffen, wären wir vermutlich nach Berlin gefahren. So ging es in die Verlängerung. Wir gingen erneut in Führung, mussten dann den Ausgleich und in der 114. Minute das 2:3 hinnehmen.

DFB.de: Sie haben nach dem Spiel gesagt, der Siegtreffer von Nelson Valdez sei irregulär gewesen.

Hecking: Dieser Meinung bin ich heute noch. Dem Tor ging ein Handspiel von Valdez voraus - auch wenn die Bremer das anders gesehen haben. Das war ganz bitter für uns. Schließlich hatten wir als Underdog einen tollen Fight abgeliefert.

DFB.de: Sie erwähnten bereits, dass 10.000 Lübecker mit nach Bremen gereist waren. Hat der Pokalerfolg eine große Euphorie in Lübeck verursacht?

Hecking: Die Euphorie war insgesamt groß. Wir sind 2002 in die 2. Bundesliga aufgestiegen und haben dort ein tolles erstes Jahr gespielt. Auch als das Halbfinale stattfand, lief alles gut, wir standen im gesicherten Mittelfeld. Es sah nicht danach aus, dass wir absteigen könnten. Leider kam es trotzdem so. Ansonsten hätte der VfB Lübeck eine gute Perspektive gehabt, sich dauerhaft in der zweiten Liga festzusetzen.

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DFB.de: Sie haben den Verein 2004 nach Saisonende verlassen und sind zu Alemannia Aachen gewechselt. War damals vorauszusehen, welch schwierige Zeiten auf den VfB Lübeck zukommen würden? Immerhin gab es seitdem zwei Insolvenzen und den zwischenzeitlichen Abstieg in die fünfte Liga.

Hecking: In den nachfolgenden beiden Jahre scheiterte der VfB jeweils knapp am Wiederaufstieg. Geraten die Finanzen dann in Schieflage und muss der Verein ein Loch nach dem anderen stopfen, geht das zu Lasten der sportlichen Qualität. Dann kann man ganz schnell in die nächsttiefere Liga durchgereicht werden. Das ist schon vielen Vereinen passiert.

DFB.de: Fühlen Sie sich dem VfB Lübeck noch verbunden?

Hecking: Ich bin zwischendurch einmal dort gewesen, allerdings kannte ich dort kaum noch jemanden. Dennoch verfolge ich meine alten Vereine immer. Zumal der VfB Lübeck in derselben Liga spielt wie die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg.

DFB.de: Lübeck hat mit der Lohmühle ein eher kleines Stadion, ist aber der mit Abstand bekannteste Verein in der 200.000-Einwohner-Stadt. Sind die Voraussetzungen gegeben, um wieder in die 2. Bundesliga zu gelangen?

Hecking: Die Voraussetzungen für den Profifußball sind in Lübeck gegeben. Erst einmal muss der Verein in die 3. Liga aufsteigen. Das ist schwierig genug, weil die zweiten Vereine der Bundesligisten in der Regionalliga meistens sehr gut sind. Aber der VfB hat mit talentierten Spielern aus der Umgebung einen guten Weg eingeschlagen.

DFB.de: Nun trifft der VfB Lübeck in der ersten Runde des DFB-Pokals auf den SC Paderborn. Halten Sie eine Sensation für möglich?

Hecking: Die erste Runde im DFB-Pokal hat es immer in sich, jedes Jahr gibt es Überraschungen. Ein Viertligist kann dazu in der Lage sein, einem Zweitligisten Paroli zu bieten. Man braucht einen guten Tag, ein Quäntchen Glück und im richtigen Moment die richtige Entscheidung.

DFB.de: Letzte Frage: Sie treten mit Titelverteidiger Wolfsburg in der ersten DFB-Pokalrunde beim Drittligisten Stuttgarter Kickers an. Ist das eines der schwierigsten Lose, die der VfL zum Auftakt bekommen konnte?

Hecking: Die Kickers haben eine tolle Saison gespielt und waren lange an den Aufstiegsplätzen dran. Wir sollten die Mannschaft nicht unterschätzen, aber in den letzten Jahren hatten wir immer schwierige Lose. Wir mussten in Darmstadt spielen, wir mussten in Karlsruhe spielen - das waren die jeweiligen Zweitligaaufsteiger. Wir wissen also, mit dieser Aufgabe umzugehen. Gerade nach dem Erlebnis des Pokalsieges in Berlin werden wir mit der nötigen Konzentration auftreten. Schließlich wollen wir das noch einmal erleben.