Geyer und Cottbus 1997: Endstation Löw

Der siebte Streich: Am 29. April (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) empfängt Drittligist Arminia Bielefeld den Bundesligazweiten VfL Wolfsburg im DFB-Pokalhalbfinale. So weit drangen zuvor nur sechs andere drittklassige Klubs vor. Drei von ihnen schafften sogar den Sprung ins Endspiel - den Pott geholt hat freilich keiner der Außenseiter in Berlin.

Seit Einführung der 3. Liga 2008 ist Bielefeld deren erster Vertreter in der Vorschlussrunde, letzter Drittligist davor im Semifinale war 2006 der damalige Regionalligist FC St. Pauli. Ein Team aus der vierten Liga oder darunter stand noch nie im DFB-Pokalhalbfinale. Umso bemerkenswerter ist die Leistung von Arminia und Co. - und für DFB.de Grund genug, um in einer Miniserie die bisherigen Sensationshalbfinalisten zu würdigen. Heute spricht Eduard Geyer über den Finaleinzug mit Energie Cottbus in der Saison 1996/1997.

Videos aus vergangenen Tagen schaut sich Eduard "Ede" Geyer, langjähriger Trainer des FC Energie Cottbus, nicht so häufig an. Das DFB-Pokalfinale aus der Saison 1996/1997 hat er sich aber erst kürzlich noch einmal angesehen. Als Drittligist waren die Lausitzer zunächst bis in die Vorschlussrunde vorgestoßen und bezwangen dort den damaligen Bundesligisten Karlsruher SC 3:0. Für den ganz großen Wurf reichte es im Endspiel beim 0:2 gegen den VfB Stuttgart zwar nicht - Geyer und Cottbus konnten sich jedoch mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga trösten. Im DFB.de-Interview spricht Eduard Geyer mit dem Journalisten Thomas Ziehn über Pokalsensationen, die "Schnee-Schlacht" gegen den KSC und eine spontane Eingebung.

DFB.de: Was sagt Ihnen das Datum 14. Juni 1997, Herr Geyer?

Eduard Geyer: Dieses Datum werde ich nie vergessen: Damals standen wir als Regionalligist in Berlin im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart. In den Genuss, eine solche Partie bestreiten zu dürfen, kommen nicht viele Fußballer. Obwohl wir 0:2 verloren haben, war es für alle ein einmaliges Erlebnis.

DFB.de: Warum hat es nicht zum ganz großen Wurf gereicht?

Geyer: Beim VfB bildeten damals Krassimir Balakow, Giovane Elber und Fredi Bobic das "magische Dreieck". Stuttgart war mit Joachim Löw als Trainer hoher Favorit und ging durch Elber schon nach 18 Minuten in Führung. Kurz nach Wiederanpfiff hatten wir eine große Chance zum 1:1. Wer weiß, wie die Begegnung dann gelaufen wäre. Fast im Gegenzug hat Elber den Endstand erzielt.

DFB.de: Im Halbfinale hatten Sie den Karlsruher SC 3:0 ausgeschaltet.

Geyer: Vielen Cottbusern ist dieses Duell Mitte April noch mehr als das Finale in Erinnerung geblieben.

DFB.de: Warum?

Geyer: Als wir in den Bus Richtung Stadion gestiegen sind, war es zwar kalt, es schien aber die Sonne, und der Himmel war nahezu wolkenlos. Ich hatte aber aus irgendeinem Grund eine Eingebung, bin zu unserem Betreuer gegangen und habe ihm gesagt, er solle sich um rote Bälle kümmern. Sein Blick verriet alles: Er dachte, der Geyer hat sie nicht mehr alle. Dann zog es sich zu, und plötzlich brach ein Schneesturm herein, der alles in Weiß hüllte. Auf dem Platz lagen zeitweise bestimmt 20 Zentimeter Schnee, die Sicht war zeitweise stark eingeschränkt. Der Begeisterung auf den Rängen hat das jedoch keinen Abbruch getan. Wir sind mit den Bedingungen besser klargekommen als der KSC, der damals zu den Spitzenmannschaften in der Bundesliga zählte.



Der siebte Streich: Am 29. April (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) empfängt Drittligist Arminia Bielefeld den Bundesligazweiten VfL Wolfsburg im DFB-Pokalhalbfinale. So weit drangen zuvor nur sechs andere drittklassige Klubs vor. Drei von ihnen schafften sogar den Sprung ins Endspiel - den Pott geholt hat freilich keiner der Außenseiter in Berlin.

Seit Einführung der 3. Liga 2008 ist Bielefeld deren erster Vertreter in der Vorschlussrunde, letzter Drittligist davor im Semifinale war 2006 der damalige Regionalligist FC St. Pauli. Ein Team aus der vierten Liga oder darunter stand noch nie im DFB-Pokalhalbfinale. Umso bemerkenswerter ist die Leistung von Arminia und Co. - und für DFB.de Grund genug, um in einer Miniserie die bisherigen Sensationshalbfinalisten zu würdigen. Heute spricht Eduard Geyer über den Finaleinzug mit Energie Cottbus in der Saison 1996/1997.

Videos aus vergangenen Tagen schaut sich Eduard "Ede" Geyer, langjähriger Trainer des FC Energie Cottbus, nicht so häufig an. Das DFB-Pokalfinale aus der Saison 1996/1997 hat er sich aber erst kürzlich noch einmal angesehen. Als Drittligist waren die Lausitzer zunächst bis in die Vorschlussrunde vorgestoßen und bezwangen dort den damaligen Bundesligisten Karlsruher SC 3:0. Für den ganz großen Wurf reichte es im Endspiel beim 0:2 gegen den VfB Stuttgart zwar nicht - Geyer und Cottbus konnten sich jedoch mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga trösten. Im DFB.de-Interview spricht Eduard Geyer mit dem Journalisten Thomas Ziehn über Pokalsensationen, die "Schnee-Schlacht" gegen den KSC und eine spontane Eingebung.

DFB.de: Was sagt Ihnen das Datum 14. Juni 1997, Herr Geyer?

Eduard Geyer: Dieses Datum werde ich nie vergessen: Damals standen wir als Regionalligist in Berlin im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart. In den Genuss, eine solche Partie bestreiten zu dürfen, kommen nicht viele Fußballer. Obwohl wir 0:2 verloren haben, war es für alle ein einmaliges Erlebnis.

DFB.de: Warum hat es nicht zum ganz großen Wurf gereicht?

Geyer: Beim VfB bildeten damals Krassimir Balakow, Giovane Elber und Fredi Bobic das "magische Dreieck". Stuttgart war mit Joachim Löw als Trainer hoher Favorit und ging durch Elber schon nach 18 Minuten in Führung. Kurz nach Wiederanpfiff hatten wir eine große Chance zum 1:1. Wer weiß, wie die Begegnung dann gelaufen wäre. Fast im Gegenzug hat Elber den Endstand erzielt.

DFB.de: Im Halbfinale hatten Sie den Karlsruher SC 3:0 ausgeschaltet.

Geyer: Vielen Cottbusern ist dieses Duell Mitte April noch mehr als das Finale in Erinnerung geblieben.

DFB.de: Warum?

Geyer: Als wir in den Bus Richtung Stadion gestiegen sind, war es zwar kalt, es schien aber die Sonne, und der Himmel war nahezu wolkenlos. Ich hatte aber aus irgendeinem Grund eine Eingebung, bin zu unserem Betreuer gegangen und habe ihm gesagt, er solle sich um rote Bälle kümmern. Sein Blick verriet alles: Er dachte, der Geyer hat sie nicht mehr alle. Dann zog es sich zu, und plötzlich brach ein Schneesturm herein, der alles in Weiß hüllte. Auf dem Platz lagen zeitweise bestimmt 20 Zentimeter Schnee, die Sicht war zeitweise stark eingeschränkt. Der Begeisterung auf den Rängen hat das jedoch keinen Abbruch getan. Wir sind mit den Bedingungen besser klargekommen als der KSC, der damals zu den Spitzenmannschaften in der Bundesliga zählte.

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DFB.de: Zuvor hatte Ihre Mannschaft bereits einige andere höherklassige Klubs besiegt. Wo lagen die Gründe für das gute Abschneiden?

Geyer: Wenn man als Drittligist in der ersten Runde einen höherklassigen Gegner ausschaltet, nimmt die Konkurrenz das sofort wahr. In unserem Fall hatten wir den damaligen Zweitligisten Stuttgarter Kickers 1:0 nach Verlängerung besiegt. Nach einer solchen Partie kommen die Gegner nicht mehr so gern - und zu uns sind sie ganz besonders ungern gekommen. Wir haben zwar im Stadion der Freundschaft gespielt, es ging aber immer zur Sache. Ein wenig Glück gehörte auch dazu. Erwischt man bei der Auslosung den FC Bayern München, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Wettbewerb sofort beendet ist.

DFB.de: Die Saison 1996/1997 war herausragend. Regionalligameister mit 82 Punkten, DFB-Pokalfinalist und Aufstieg in die 2. Bundesliga nach zwei Aufstiegsspielen gegen Hannover 96. War es eine der besten Spielzeiten Ihrer Karriere?

Geyer: Wir haben auf jeden Fall Meilensteine gesetzt und etwas geschaffen. Meine Mannschaft war leidenschaftlich, extrem ehrgeizig und zeichnete sich durch großen Teamgeist aus. Die Moral war hervorragend. In beiden Relegationsspielen mussten wir zum Beispiel einen Platzverweis hinnehmen, konnten uns trotzdem durchsetzen.

DFB.de: Mit Arminia Bielefeld steht nun wieder ein Drittligist im Halbfinale um den DFB-Pokal. Trauen Sie den Ostwestfalen den Sprung ins Endspiel zu?

Geyer: In einem Spiel kann alles passieren. Die Erfolge im Pokalwettbewerb haben bei der Arminia ganz sicher für großes Selbstbewusstsein gesorgt. Angst vor Wolfsburg wird niemand haben. Allerdings weiß auch der VfL um die Riesenchance, sich in Berlin einem großen Publikum zu präsentieren und einen Titel holen zu können. Das macht die Sache für Bielefeld nicht leichter. Die Wolfsburger Offensive ist hervorragend besetzt. Hinten sehe ich den VfL nicht ganz so stabil. Vielleicht kann die Arminia das nutzen.

DFB.de: Warum haben höherklassige Vereine im DFB-Pokal häufig mit Mannschaften aus unteren Ligen Probleme?

Geyer: Den Favoriten fehlen oft nur ein paar Prozent. Das kann aber für den vermeintlich Kleinen schon ausreichen, um einen Vorteil zu haben.

DFB.de: Welche Bedeutung hatten die Erfolge im DFB-Pokal für die weitere Entwicklung von Energie Cottbus?

Geyer: Die Aufstiege in die zweite Liga und drei Jahre später sogar in die Bundesliga waren vor allem aus wirtschaftlicher Sicht wohl noch höher zu bewerten als der Einzug in das Pokalfinale. Die Fernsehgelder aus dem DFB-Pokal haben uns aber auch sehr geholfen, den Etat für die nächste Saison aufzustellen. Das war nicht unwichtig, denn trotz der Erfolge standen die Sponsoren bei uns nicht unbedingt Schlange. Es galt, mit dem Geld stets hauszuhalten. Bei Transfers durften wir uns nicht viele Fehlgriffe erlauben.