Fans, Medien, Werbung: So stemmt Darmstadt das Schalke-Spiel

Scholl und Beckmann moderieren aus dem VIP-Zelt

Der Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals und das Traumlos Schalke passen perfekt ins aktuelle Bild. Über 200 Journalisten und TV-Mitarbeiter haben sich für die Partie am Mittwochabend akkreditiert. In der Liga sind es normalerweise 30 bis 50. Sogar aus Japan haben sich zwei Berichterstatter angekündigt. Darmstadts Verantwortliche müssen erfinderisch sein, um alle Journalisten unterzubringen, die Kapazität der Pressetribüne alleine reicht diesmal nicht aus.

Auch rund ums Stadion sorgt das mediale Aufkommen für erhöhten Raumbedarf. Wo in der 3. Liga meist rund 200 Quadratmeter ausreichen, benötigen ARD und Sky im DFB-Pokal 800 Quadratmeter Fläche. Das VIP-Zelt vor der Geschäftsstelle wird zum TV-Studio umfunktioniert, aus dem Reinhold Beckmann und Mehmet Scholl moderieren. Die VIPs müssen ausnahmsweise in die angrenzende Sporthalle ausweichen.

Für die Zuschauer wurden außerdem zwei zusätzliche Parkplätze angemietet. "Das ist gar nicht so einfach in Stadionnähe", bemerkt Weilguny. Der Tennisverein und eine Schule sorgten für Abhilfe und stellten Flächen zur Verfügung.

Für LED-Banden: Boden der Aschenbahn begradigt

Die Vermarktungssituation im DFB-Pokal macht es erforderlich, dass alle Heimvereine ihr Stadion werbefrei übergeben, sodass sich die DFB-Pokal-Partner dort exklusiv präsentieren können. Für den gastgebenden Klub bedeutet dies, alle Banden und Logos aus dem Liga-Alltag abzuhängen oder abzudecken, im Fachjargon "Neutralisieren" genannt. Maßnahmen, die Zeit und Geld kosten, sich für die Klubs aber bezahlt machen. Unabhängig vom sportlichen Ausgang kann sich Darmstadt am Mittwoch auf fast 600.000 Euro Zusatzeinnahmen aus Vermarktung, TV-Übertragung und Ticketing freuen.

Die Darmstädter lagern ihre statischen Banden bis nach dem Match gegen Schalke im angrenzenden Hochschulstadion. Für die Free-TV-Übertragung kommen LED-Banden zum Einsatz, die der Vermarkter Infront liefert. Zum Stellen dieser Banden muss der Boden komplett eben sein. Weil die Aschenbahn um das Spielfeld herum leicht abschüssig war, haben die Darmstädter kurzfristig in Zusammenarbeit mit einem lokalen Unternehmen den Untergrund begradigt.

Der erhöhte Strombedarf rund um die Übertragung wird durch eigene Aggregate, unter anderem für die LED-Banden und das Flutlicht, abgedeckt. "Wir versuchen, die Stromversorgung komplett autark abzuwickeln, weil es sich um ein älteres Stadion handelt", erklärt Geschäftsführer Weilguny. Eröffnet wurde das Rund bereits 1921. Seine besten Jahre hat das Stadion trotz diverser Sanierungsmaßnahmen lange hinter sich, 80 Prozent der Tribünen sind nicht überdacht. Ein Neubau ist mittlerweile beschlossene Sache.



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Es wird ein ganz besonderer Abend für den SV Darmstadt 98. Einen, wie ihn der Traditionsverein seit 25 Jahren nicht mehr erlebt hat. Erstmals seit 1988, seit der verlorenen Bundesliga-Relegation gegen den SV Waldhof Mannheim, ist der Traditionsverein aus Südhessen wieder live auf einem der großen, bundesweiten Free-TV-Sender zu sehen. Damals übertrug Sat.1. Heute (ab 20.30 Uhr) geht die ARD am altehrwürdigen Böllenfalltor neben Sky auf Sendung.

Der Anlass: die zweite Hauptrunde im DFB-Pokal. Der Gegner: FC Schalke 04, Champions-League-Teilnehmer, fünfmaliger DFB-Pokalsieger, haushoher Favorit. "Für den Verein, die Stadt und die Region ist das ein spezielles Erlebnis", sagt Darmstadts Geschäftsführer Michael Weilguny. Noch spezieller als das Erstrundenmatch gegen Borussia Mönchengladbach im August, an dessen Ende die "Lilien" im Elfmeterschießen (5:4) einen ihrer schönsten Erfolge der vergangenen Jahre feierten.

Karten schon vor freier Verkaufsphase alle vergriffen

Besondere Spiele, klar, erfordern besondere Maßnahmen. Der Pokalhit gegen Schalke ist einige Nummern größer als der Ligabetrieb, sportlich sowieso, aber auch organisatorisch. Die Lust auf den DFB-Pokal wiegt deutlich schwerer als die Last, gleichwohl hat der Drittligist einiges zu stemmen. Die Arbeit begann bereits in dem Moment, als die beiden Loskugeln gezogen waren. "Da haben sofort die ersten Leute angerufen und wollten Tickets reservieren", erzählt Weilguny mit einem Schmunzeln.

Um die Masse an Anfragen und Bestellungen zu kanalisieren, entschieden sich die Darmstädter für drei Verkaufsphasen. Die erste Phase gehörte exklusiv den Vereinsmitgliedern, Dauerkarteninhabern und dem Gastverein, damit waren schon 13.000 der insgesamt 17.000 Karten weg. In der zweiten Phase bot der Klub Kombi-Tickets an. Wer eine Karte für eines der beiden Liga-Heimspiele gegen Hansa Rostock und die Stuttgarter Kickers erwarb, hatte automatisch Zugriff auf das Schalke-Spiel. Die dritte Phase, der freie Verkauf, fiel letztlich aus, da alle Plätze vergriffen waren.

Beinahe-Trauma vom Mai ist verarbeitet

Die Euphorie in Darmstadt ist riesig. Fünf Jahre war der Heimatverein von Bruno Labbadia nicht mehr im DFB-Pokal vertreten, 1981 spielte er zum letzten Mal in der Bundesliga. 1993 verabschiedeten sich die Südhessen aus der 2. Bundesliga und kehrten bis heute nicht zurück. Der treue Anhang lechzt nach höherklassigem Fußball.

Das Beinahe-Trauma vom Mai, als die Darmstädter sportlich abgestiegen waren und erst wegen des Lizenzentzugs für Kickers Offenbach in der 3. Liga bleiben durften, ist verarbeitet. Die Mannschaft des ehemaligen Nationalspielers Dirk Schuster ist gut in die Saison gestartet, steht nach neun Spielen auf Platz sieben und setzte zuletzt beim MSV Duisburg (4:0) und gegen Hansa Rostock (6:0) dicke Ausrufzeichen. Wirtschaftlich steht der Verein auf gesunden Füßen, nachdem er vor wenigen Jahren fast in die Insolvenz gegangen war.

Scholl und Beckmann moderieren aus dem VIP-Zelt

Der Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals und das Traumlos Schalke passen perfekt ins aktuelle Bild. Über 200 Journalisten und TV-Mitarbeiter haben sich für die Partie am Mittwochabend akkreditiert. In der Liga sind es normalerweise 30 bis 50. Sogar aus Japan haben sich zwei Berichterstatter angekündigt. Darmstadts Verantwortliche müssen erfinderisch sein, um alle Journalisten unterzubringen, die Kapazität der Pressetribüne alleine reicht diesmal nicht aus.

Auch rund ums Stadion sorgt das mediale Aufkommen für erhöhten Raumbedarf. Wo in der 3. Liga meist rund 200 Quadratmeter ausreichen, benötigen ARD und Sky im DFB-Pokal 800 Quadratmeter Fläche. Das VIP-Zelt vor der Geschäftsstelle wird zum TV-Studio umfunktioniert, aus dem Reinhold Beckmann und Mehmet Scholl moderieren. Die VIPs müssen ausnahmsweise in die angrenzende Sporthalle ausweichen.

Für die Zuschauer wurden außerdem zwei zusätzliche Parkplätze angemietet. "Das ist gar nicht so einfach in Stadionnähe", bemerkt Weilguny. Der Tennisverein und eine Schule sorgten für Abhilfe und stellten Flächen zur Verfügung.

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Für LED-Banden: Boden der Aschenbahn begradigt

Die Vermarktungssituation im DFB-Pokal macht es erforderlich, dass alle Heimvereine ihr Stadion werbefrei übergeben, sodass sich die DFB-Pokal-Partner dort exklusiv präsentieren können. Für den gastgebenden Klub bedeutet dies, alle Banden und Logos aus dem Liga-Alltag abzuhängen oder abzudecken, im Fachjargon "Neutralisieren" genannt. Maßnahmen, die Zeit und Geld kosten, sich für die Klubs aber bezahlt machen. Unabhängig vom sportlichen Ausgang kann sich Darmstadt am Mittwoch auf fast 600.000 Euro Zusatzeinnahmen aus Vermarktung, TV-Übertragung und Ticketing freuen.

Die Darmstädter lagern ihre statischen Banden bis nach dem Match gegen Schalke im angrenzenden Hochschulstadion. Für die Free-TV-Übertragung kommen LED-Banden zum Einsatz, die der Vermarkter Infront liefert. Zum Stellen dieser Banden muss der Boden komplett eben sein. Weil die Aschenbahn um das Spielfeld herum leicht abschüssig war, haben die Darmstädter kurzfristig in Zusammenarbeit mit einem lokalen Unternehmen den Untergrund begradigt.

Der erhöhte Strombedarf rund um die Übertragung wird durch eigene Aggregate, unter anderem für die LED-Banden und das Flutlicht, abgedeckt. "Wir versuchen, die Stromversorgung komplett autark abzuwickeln, weil es sich um ein älteres Stadion handelt", erklärt Geschäftsführer Weilguny. Eröffnet wurde das Rund bereits 1921. Seine besten Jahre hat das Stadion trotz diverser Sanierungsmaßnahmen lange hinter sich, 80 Prozent der Tribünen sind nicht überdacht. Ein Neubau ist mittlerweile beschlossene Sache.

"Wir hätten nichts dagegen, noch eine dritte Runde zu organisieren"

Das Thema Sicherheit bringt für die "Lilien" rund um das Schalke-Spiel ebenfalls große Anforderungen mit sich. "Wir können auf unserem Konzept aus der 3. Liga aufbauen, auch dort haben wir Spiele mit erhöhtem Sicherheitsaufkommen", sagt Michael Weilguny. Mit der Polizei, der Feuerwehr und dem Roten Kreuz steht der Klub ohnehin regelmäßig in Kontakt.

Es kann also losgehen am Böllenfalltor. Die Bühne für einen großen Fußballabend ist bereitet. Darmstadts Team hinter dem Team hat dafür in wochenlanger Fleißarbeit mit Unterstützung des DFB und seiner Partner die Grundlage gelegt. Der Stress hat sich gelohnt, daran lässt Michael Weilguny keine Zweifel. "Wir hätten nichts dagegen, wenn wir noch eine dritte Runde organisieren müssten", sagt er mit einem breiten Lächeln.