0:14 trotz Neunerkette: Zwerge im DFB-Pokal

Das Reizvolle am DFB-Pokal ist, dass theoretisch jeder Verein an der Hauptrunde teilnehmen kann. Auch ein Kreisligist. Praktisch passiert das natürlich so gut wie nie, zu ehrgeizig sind schon die höherklassigen Amateurklubs, mit denen es die ganz Kleinen in der Vorausscheidung zu tun bekommen.

Auch hat sich der Modus im Laufe der Jahrzehnte immer mal geändert, die Zahl der zur Hauptrunde zugelassenen Amateure war schon mal größer. Zwischen 1974 und 1982 waren es 64, was dazu führte, dass sich in diesen acht Jahren vier Siebtligisten qualifizierten. Der klassenniedrigste Teilnehmer am DFB-Pokal kam jedoch aus der 9. Liga. Wer nun jedoch an ein romantisches Fußballmärchen hofft, erlebt eine Enttäuschung. 

Die kleinsten Pokal-Zwerge:

IF Tönning: 1976 trifft der Siebtligist aus der Bezirksklasse Süd von Schleswig Holstein in der ersten Pokalrunde auf Zweitligist Bayer Leverkusen – und das auch noch auswärts. Erst ab 1982 erhielten die Amateure automatisch Heimrecht. „Für die Spieler des einstmals von Dänen für Dänen gegründeten Vereins ist es schon eine Ehre, so weit gekommen zu sein“, schrieb der Kicker. Trainer Joachim Fogel wollte nur nicht zweistellig verlieren, „alles andere ist ein Erfolg für uns.“ Und den ernteten sie. Das Ergebnis war aller Ehren wert: Bayer gewann nur mit 4:0 (1:0), 1300 Zuschauer hofften vergeblich auf ein Schützenfest.

Henger SV: 1979 trifft auch der mittelfränkische A-Ligist auf einen Zweitligisten. Immerhin hat man gegen Fortuna Köln Heimrecht, das Ergebnis ist aber das gleiche – 0:4. „Nur 0:4“, wie die Lokalpresse jubelt. Zur Pause steht es ebenfalls nur 0:1 und 1000 Zuschauer hofften bis zur 79. Minute, als Fortuna auf 0:2 erhöhte, auf die Sensation. Deutlicher fiel das Eckenverhältnis (3:17) aus. Auch Heng erreichte sein Ziel, mit einer einstelligen Packung davon zu kommen. Und noch heute erinnern sie auf ihrer Homepage voller Stolz an den Tag, als es ihr kleiner Verein, bei dem 2004/2005 auch der spätere Kurzzeit-Trainer des HSV, Joe Zinnbauer, wirkte, bis in die Sportschau schaffte.

Alemannia Haibach: Mit den Hengern erreichte auch der westunterfränkische A-Ligiist aus dem Bezirk Aschaffenburg 1979 die erste Hauptrunde. Und keiner war näher an der zweiten Runde als die Main-Franken. Sie mussten am 26. August zum reinen Amateur-Duell beim zwei Klassen höher spielenden VfL Frohnlach antreten. Nicht lukrativ, aber nicht ganz aussichtslos. Auch wenn es erst den Anschein hatte: nach 68 Minuten führte Frohnlach mit 4:1. Zehn Minuten später jedoch stand es 4:4 und so hieß es auch nach 90 Minuten – Verlängerung. Erst zwei Elfmeter brachen  den Widerstand der Haibacher, das Endergebnis von 8:4 gibt den dramatischen Verlauf der Partie nicht annähernd wieder.

FSV Pfaffenhofen/Ilm: Die Erstrunden-Partie 1980 sah irgendwie nach bayerischem Landespokal aus, war es aber nicht. Bezirksligist SpVgg. Ansbach empfing den A-Ligisten aus Pfaffenhofen, 2000 Zuschauer fanden sich ein. Wer unpünktlich war, musste es bereuen, denn das einzige Tor fiel schon in der ersten Minute. Durchaus bezeichnend für einen Kreisligisten, der sich wacker schlug: Trainer Blechinger spielte sogar mit. Für Bezirksligist Ansbach kam es in der zweiten Runde deftig – 0:13 bei den Stuttgarter Kickers.

TSV Gerbrunn: Der unterfränkische Dorfklub darf für sich in Anspruch nehmen, der niederklassigste Verein der deutschen Pokal-Geschichte gewesen zu sein. Bis heute. Als er am 30. August 2003 gegen Zweitligist Wacker Burghausen antrat, kickte er gerade in der neunten Liga, wo er zudem die ersten drei Saisonspiele verloren hatte. Der Verein war damals wirtschaftlich am Boden und aus der Bayern-Liga abgestiegen. Für den Pokal hatte er sich also noch als Viertligist qualifiziert, aber sich dann in die Kreis-Klasse versetzen lassen, die Mannschaft löste sich auf. Das Pokal-Los kam ein paar Wochen zu spät, das Geld (allein 58.000 Euro TV-Einnahmen) hätten die Gerbrunner bestens gebrauchen können – auch wenn Wacker nicht der große Kassenmagnet war. Etliche Nummern zu groß war er dennoch für die echten Amateure, deren Trainer Joannis Skliors nur den Wunsch hatte: „Wir wollen ein Schützenfest verhindern, alles andere hat mit der Realität nichts zu tun.“ Die Realität war auch so hart genug, es setzte ein deftiges 0:14 (0:7), trotz der „Neuner-Kette“, die der TSV vor dem Tor spannte. 815 Zuschauer sahen immerhin viele Tore und den früheren Nationalspieler Rudi Bommer, Trainer von Wacker, mal aus der Nähe.



Das Reizvolle am DFB-Pokal ist, dass theoretisch jeder Verein an der Hauptrunde teilnehmen kann. Auch ein Kreisligist. Praktisch passiert das natürlich so gut wie nie, zu ehrgeizig sind schon die höherklassigen Amateurklubs, mit denen es die ganz Kleinen in der Vorausscheidung zu tun bekommen.

Auch hat sich der Modus im Laufe der Jahrzehnte immer mal geändert, die Zahl der zur Hauptrunde zugelassenen Amateure war schon mal größer. Zwischen 1974 und 1982 waren es 64, was dazu führte, dass sich in diesen acht Jahren vier Siebtligisten qualifizierten. Der klassenniedrigste Teilnehmer am DFB-Pokal kam jedoch aus der 9. Liga. Wer nun jedoch an ein romantisches Fußballmärchen hofft, erlebt eine Enttäuschung. 

Die kleinsten Pokal-Zwerge:

IF Tönning: 1976 trifft der Siebtligist aus der Bezirksklasse Süd von Schleswig Holstein in der ersten Pokalrunde auf Zweitligist Bayer Leverkusen – und das auch noch auswärts. Erst ab 1982 erhielten die Amateure automatisch Heimrecht. „Für die Spieler des einstmals von Dänen für Dänen gegründeten Vereins ist es schon eine Ehre, so weit gekommen zu sein“, schrieb der Kicker. Trainer Joachim Fogel wollte nur nicht zweistellig verlieren, „alles andere ist ein Erfolg für uns.“ Und den ernteten sie. Das Ergebnis war aller Ehren wert: Bayer gewann nur mit 4:0 (1:0), 1300 Zuschauer hofften vergeblich auf ein Schützenfest.

Henger SV: 1979 trifft auch der mittelfränkische A-Ligist auf einen Zweitligisten. Immerhin hat man gegen Fortuna Köln Heimrecht, das Ergebnis ist aber das gleiche – 0:4. „Nur 0:4“, wie die Lokalpresse jubelt. Zur Pause steht es ebenfalls nur 0:1 und 1000 Zuschauer hofften bis zur 79. Minute, als Fortuna auf 0:2 erhöhte, auf die Sensation. Deutlicher fiel das Eckenverhältnis (3:17) aus. Auch Heng erreichte sein Ziel, mit einer einstelligen Packung davon zu kommen. Und noch heute erinnern sie auf ihrer Homepage voller Stolz an den Tag, als es ihr kleiner Verein, bei dem 2004/2005 auch der spätere Kurzzeit-Trainer des HSV, Joe Zinnbauer, wirkte, bis in die Sportschau schaffte.

Alemannia Haibach: Mit den Hengern erreichte auch der westunterfränkische A-Ligiist aus dem Bezirk Aschaffenburg 1979 die erste Hauptrunde. Und keiner war näher an der zweiten Runde als die Main-Franken. Sie mussten am 26. August zum reinen Amateur-Duell beim zwei Klassen höher spielenden VfL Frohnlach antreten. Nicht lukrativ, aber nicht ganz aussichtslos. Auch wenn es erst den Anschein hatte: nach 68 Minuten führte Frohnlach mit 4:1. Zehn Minuten später jedoch stand es 4:4 und so hieß es auch nach 90 Minuten – Verlängerung. Erst zwei Elfmeter brachen  den Widerstand der Haibacher, das Endergebnis von 8:4 gibt den dramatischen Verlauf der Partie nicht annähernd wieder.

FSV Pfaffenhofen/Ilm: Die Erstrunden-Partie 1980 sah irgendwie nach bayerischem Landespokal aus, war es aber nicht. Bezirksligist SpVgg. Ansbach empfing den A-Ligisten aus Pfaffenhofen, 2000 Zuschauer fanden sich ein. Wer unpünktlich war, musste es bereuen, denn das einzige Tor fiel schon in der ersten Minute. Durchaus bezeichnend für einen Kreisligisten, der sich wacker schlug: Trainer Blechinger spielte sogar mit. Für Bezirksligist Ansbach kam es in der zweiten Runde deftig – 0:13 bei den Stuttgarter Kickers.

TSV Gerbrunn: Der unterfränkische Dorfklub darf für sich in Anspruch nehmen, der niederklassigste Verein der deutschen Pokal-Geschichte gewesen zu sein. Bis heute. Als er am 30. August 2003 gegen Zweitligist Wacker Burghausen antrat, kickte er gerade in der neunten Liga, wo er zudem die ersten drei Saisonspiele verloren hatte. Der Verein war damals wirtschaftlich am Boden und aus der Bayern-Liga abgestiegen. Für den Pokal hatte er sich also noch als Viertligist qualifiziert, aber sich dann in die Kreis-Klasse versetzen lassen, die Mannschaft löste sich auf. Das Pokal-Los kam ein paar Wochen zu spät, das Geld (allein 58.000 Euro TV-Einnahmen) hätten die Gerbrunner bestens gebrauchen können – auch wenn Wacker nicht der große Kassenmagnet war. Etliche Nummern zu groß war er dennoch für die echten Amateure, deren Trainer Joannis Skliors nur den Wunsch hatte: „Wir wollen ein Schützenfest verhindern, alles andere hat mit der Realität nichts zu tun.“ Die Realität war auch so hart genug, es setzte ein deftiges 0:14 (0:7), trotz der „Neuner-Kette“, die der TSV vor dem Tor spannte. 815 Zuschauer sahen immerhin viele Tore und den früheren Nationalspieler Rudi Bommer, Trainer von Wacker, mal aus der Nähe.

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Die erfolgreichsten Amateure: 

Hertha BSC II (1993): Die Hertha-Bubis schafften, wovon die Profis bis heute träumen: das Finale im eigenen Stadion zu erreichen. 1993 marschierte der in der 3. Liga spielende Nachwuchs des Zweitligisten ein Wunder nach dem anderen, hatte sicherlich auch etwas Losglück und erreichte nach fünf Siegen (alles Heimspiele) das Finale gegen Bayer Leverkusen. Die Mannschaft um den kommenden Vize-Weltmeister Carsten Ramelow musste auf dem Weg ins Olympia-Stadion nur einen Erstligisten, den 1. FC Nürnberg (2:1), aus dem Weg räumen. Aber auch in den Partien gegen die Zweitligisten VfB Leipzig (4:2), der am Saisonende aufstieg, Hannover 96 (4:3) und Chemnitzer FC (2:1) ging man als krasser Außenseiter in die Partie. Das Team von Trainer Jochem Ziegert, der auf dem Finanzamt arbeitete, machte es im Finale auch den Bayer-Profis schwer und wurde trotz der 0:1-Niederlage gefeiert.

Energie Cottbus (1997): Die Lausitzer waren die Mannschaft des Jahres, blieben mehr als 50 Pflichtspiele ungeschlagen und stiegen 1997 unter Trainer Eduard Geyer erstmals in die 2. Liga auf. Auch im Pokal waren sie nicht zu bremsen, warfen mit dem FC St. Pauli (5:4 nach Elfmeterschießen) und dem Karlsruher SC (3:0!) zwei Bundesligisten raus. Torschütze Willi Kronhardt wurde an diesem 1. April 1997 berühmt, weil er den Namen seiner Freundin „Jule“ auf sein Unterhemd geschrieben hatte. Die Liebeserklärung ging über den Sender, als er nach dem Tor sein Trikot lüpfte. Im Finale war dann der VfB Stuttgart unter Trainer Jogi Löw etwas zu stark, zwei Treffer von Giovane Elber ließen den Cottbuser Traum platzen. Aber das Energie-Märchen, das in der Bundesliga enden sollte, begann gerade erst.

Union Berlin (2001): Wie Cottbus war auch Union als Drittligist in die Saison gegangen und im Finale schon künftiger Zweitligist. Von klassischen Amateuren konnte man ohnehin nicht mehr sprechen und doch wurde unterschieden zwischen den beiden Bundesligen und dem Rest. Union unterschied sich kaum von den „Großen“, wie der Pokal zeigte. Nach drei Zweitligisten fielen auch die Bundesligisten VfL Bochum (1:0) und Borussia Mönchengladbach (4:2 nach Elfmeterschießen) dem eisernen Fußball an der Alten Försterei zum Opfer. Erst als sie Stadion und Stadtteil wechseln mussten, waren die Köpenicker zu schlagen. Aber das 0:2 gegen Schalke 04 fühlte sich nicht wie eine Niederlage an und wurde mit der Teilnahme am Uefa-Pokal belohnt, da Schalke die Champions League erreicht hatte.

Verbandsliga schlägt Bundesliga

Der SSV Ulm ist der unterklassigste Bezwinger eines Bundesligisten. Und das, obwohl der Klub aus Baden-Württemberg gar nicht so unterklassig klingt. Die Donau-Schwaben waren 2000 noch Bundesligist und 2001 Zweitligist, mussten dann aus wirtschaftlichen Gründen bei laufendem Insolvenzfahren in die 5. Liga (Verbandsliga). Vom Profi-Kader war nur Dragan Trkulja geblieben – zum Glück. Seine Routine und Nervenstärke half mit beim Sensationssieg über den Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Nürnberg. Beim Stand von 1:1 verwandelte Trkulja nach 60 Minuten einen Foulelfmeter zum 2:1-Endstand. Entsetzen bei Weltmeister Klaus Augenthaler auf der Club-Bank, Riesen-Jubel bei den 5000 im Donau-Stadion. In Runde 2 war dann Schluss gegen den Vorjahres-Finalisten Union Berlin (0:3), aber bis heute ist den Ulmern der Rekord geblieben. Kleiner war kein Zwerg, der einen Riesen schlug.