Amaury Bischoff: Der Herrscher des Preußen-Spiels

Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Urgestein. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison eine Menge Charakterköpfe zu bieten, Figuren und Protagonisten, die ihren Vereinen und der Liga Profil verleihen. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner neuen Serie vor. Heute: Amaury Bischoff von Preußen Münster.

Amaury - der Name ist im deutschen Profifußball einzigartig. So wie Amaury Bischoff, der mit 25 Jahren in seiner Karriere als Fußballer schon viel erlebt hat. Der erste Teil seines Vornamens stammt vom Gothischen "amals", was "tüchtig, tapfer" bedeutet. Der zweite Teil geht aufs Althochdeutsche "rihhi" zurück, was für "reich", "mächtig" oder "der Herrscher" steht.

Seit Saisonbeginn beherrscht der Franzose mit portugiesischen Wurzeln das zentrale Mittefeld des Drittligisten SC Preußen Münster. Trotz seiner Rückennummer zehn gibt er im 4-4-2–System von Trainer Pavel Dotchev nicht den klassischen Spielgestalter. "Ich spiele nicht genau hinter den Spitzen, sondern mehr als Nummer acht", sagt Bischoff. "Ich bin nicht nur offensiv da, sondern versuche auch, viel defensiv zu arbeiten."

2005 für 300.000 Euro zu Werder

Gut zwei Monate ist der Offensivspieler vom portugiesischen Zweitligisten Desportivo Aves nun in Westfalen. "Ich habe mich super eingelebt. Mannschaft, Trainer, Präsident - der ganze Verein hat mich super aufgenommen", sagt Bischoff.

Preußen-Trainer Pavel Dotchev, der ihn "Maury" nennt, hat seinen Weg über Jahre hinweg verfolgt. "Wir kennen uns, seit ich in Bremen war", sagt Bischoff. Damals waren sie Kontrahenten: Dotchev als Trainer bei Rot-Weiß Erfurt, Bischoff als Talent bei Werders Regionalliga-Amateuren.

2005 hatte Werder-Manager Klaus Allofs den 18-jährigen Bischoff aus Frankreich geholt und 300.000 Euro Ablöse an Racing Straßburg überwiesen. 62 Regionalligaspiele machte Bischoff unter U 23-Trainer Thomas Wolter, zu einem Bundesligaeinsatz reichte es nicht. Trotzdem sagt der Mittelfeldspieler noch heute: "Ich hatte eigentlich drei tolle Jahre bei Werder, leider war ich im letzten Jahr fast nur verletzt."

Einsatz im UEFA-Cup, dann lockt Arsenal

Immerhin kam Bischoff im März 2007 zu seinem ersten und einzigen UEFA-Cup-Einsatz. Beim 2:0-Heimsieg im Achtelfinale gegen Celta Vigo brachte Thomas Schaaf ihn eine Viertelstunde vor Schluss für Spielmacher Diego.

Seine exzellente Technik blieb auch ohne Bundesligadebüt nicht verborgen. Sein Landsmann Arsène Wenger lockte Bischoff 2008 in die englische Premier League zu Arsenal London. Bei den "Gunners" bestritt er aber nur acht Spiele in der ersten Mannschaft. An Stars wie Cesc Fabregas, Tomas Rosicky oder Samir Nasri kam er nicht vorbei. "Ich wollte jeden Samstag spielen", sagt Bischoff. Deshalb wechselte der 1,76 Meter große Dribbler nach einem Jahr in London in die Heimat seiner portugiesischen Mutter zu Academica Coimbra.

"Leider bin ich nach England und Portugal gegangen", sagt Bischoff heute rückblickend. Portugals damaliger Nationaltrainer Carlos Queiroz hatte ihm bei einem dreitägigen Lehrgang mit der A-Nationalmannschaft Hoffnungen auf die WM-Teilnahme 2010 in Südafrika gemacht. Doch es kam anders für den früheren U 18-Nationalspieler Frankreichs: Bis auf ein Spiel für Portugals U 21 und Einsätze in der B-Nationalmannschaft kam er nicht zum Zug. Der WM-Traum zerplatzte.

Viel Frust in Coimbra

"Bei Academica ist es schlecht gelaufen", erinnert sich Bischoff. "Nach zwei Monaten war der Trainer weg, und unter dem neuen Coach war ich nicht gesetzt." Die Ausleihe zum Zweitligisten Desportivo Aves brachte ihm mehr Spielpraxis, schließlich wechselte er im vergangenen Jahr endgültig zu Aves. Glücklich wurde er in Portugals zweiter Liga aber nicht. "Ich wollte wieder nach Deutschland", sagt Bischoff.

Der Kontakt zu Pavel Dotchev bestand noch, so wurde er sich mit den Preußen schnell einig und unterschrieb Ende Mai einen Vertrag bis 2014. "Die 3. Liga ist fast wie eine zweite Liga", schwärmt der Mittelfeldspieler über das Niveau in der dritthöchsten deutschen Spielklasse.

DFB-Pokal: Sieggarant gegen Ex-Klub Bremen

Nacht acht Spieltagen ist der SCP ungeschlagen Tabellenfünfter, liegt nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter Heidenheim. "Zu sagen, wir wollen aufsteigen, dafür ist es zu früh - das wäre ein Fehler", sagt Bischoff zurückhaltend. Mit den Spielen beim VfL Osnabrück am Samstag ( ab 13.55 Uhr, live im NDR), gegen Arminia Bielefeld und bei Alemannia Aachen stehen den Münsteranern wegweisende Wochen bevor.

Dafür tankte Bischoff in der Länderspielpause bei Eltern und Freunden im heimischen Colmar auf. Das Thema Nationalmannschaft hat der Elsässer abgehakt. Nicht aber den Traum von der ersten Liga: "Das geht nur, wenn ich bei Münster gut spiele. Hier habe ich wieder Spaß."

Vier Saisontore und zwei Vorlagen in sieben Partien unterstreichen das eindrucksvoll, dazu gab er einen Assist beim Erstrundensieg im DFB-Pokal - ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Werder Bremen. Spielt Amaury Bischoff weiter so stark, wird sein ungewöhnlicher Name hierzulande noch häufig zu hören sein.

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Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Urgestein. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison eine Menge Charakterköpfe zu bieten, Figuren und Protagonisten, die ihren Vereinen und der Liga Profil verleihen. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner neuen Serie vor. Heute: Amaury Bischoff von Preußen Münster.

Amaury - der Name ist im deutschen Profifußball einzigartig. So wie Amaury Bischoff, der mit 25 Jahren in seiner Karriere als Fußballer schon viel erlebt hat. Der erste Teil seines Vornamens stammt vom Gothischen "amals", was "tüchtig, tapfer" bedeutet. Der zweite Teil geht aufs Althochdeutsche "rihhi" zurück, was für "reich", "mächtig" oder "der Herrscher" steht.

Seit Saisonbeginn beherrscht der Franzose mit portugiesischen Wurzeln das zentrale Mittefeld des Drittligisten SC Preußen Münster. Trotz seiner Rückennummer zehn gibt er im 4-4-2–System von Trainer Pavel Dotchev nicht den klassischen Spielgestalter. "Ich spiele nicht genau hinter den Spitzen, sondern mehr als Nummer acht", sagt Bischoff. "Ich bin nicht nur offensiv da, sondern versuche auch, viel defensiv zu arbeiten."

2005 für 300.000 Euro zu Werder

Gut zwei Monate ist der Offensivspieler vom portugiesischen Zweitligisten Desportivo Aves nun in Westfalen. "Ich habe mich super eingelebt. Mannschaft, Trainer, Präsident - der ganze Verein hat mich super aufgenommen", sagt Bischoff.

Preußen-Trainer Pavel Dotchev, der ihn "Maury" nennt, hat seinen Weg über Jahre hinweg verfolgt. "Wir kennen uns, seit ich in Bremen war", sagt Bischoff. Damals waren sie Kontrahenten: Dotchev als Trainer bei Rot-Weiß Erfurt, Bischoff als Talent bei Werders Regionalliga-Amateuren.

2005 hatte Werder-Manager Klaus Allofs den 18-jährigen Bischoff aus Frankreich geholt und 300.000 Euro Ablöse an Racing Straßburg überwiesen. 62 Regionalligaspiele machte Bischoff unter U 23-Trainer Thomas Wolter, zu einem Bundesligaeinsatz reichte es nicht. Trotzdem sagt der Mittelfeldspieler noch heute: "Ich hatte eigentlich drei tolle Jahre bei Werder, leider war ich im letzten Jahr fast nur verletzt."

Einsatz im UEFA-Cup, dann lockt Arsenal

Immerhin kam Bischoff im März 2007 zu seinem ersten und einzigen UEFA-Cup-Einsatz. Beim 2:0-Heimsieg im Achtelfinale gegen Celta Vigo brachte Thomas Schaaf ihn eine Viertelstunde vor Schluss für Spielmacher Diego.

Seine exzellente Technik blieb auch ohne Bundesligadebüt nicht verborgen. Sein Landsmann Arsène Wenger lockte Bischoff 2008 in die englische Premier League zu Arsenal London. Bei den "Gunners" bestritt er aber nur acht Spiele in der ersten Mannschaft. An Stars wie Cesc Fabregas, Tomas Rosicky oder Samir Nasri kam er nicht vorbei. "Ich wollte jeden Samstag spielen", sagt Bischoff. Deshalb wechselte der 1,76 Meter große Dribbler nach einem Jahr in London in die Heimat seiner portugiesischen Mutter zu Academica Coimbra.

"Leider bin ich nach England und Portugal gegangen", sagt Bischoff heute rückblickend. Portugals damaliger Nationaltrainer Carlos Queiroz hatte ihm bei einem dreitägigen Lehrgang mit der A-Nationalmannschaft Hoffnungen auf die WM-Teilnahme 2010 in Südafrika gemacht. Doch es kam anders für den früheren U 18-Nationalspieler Frankreichs: Bis auf ein Spiel für Portugals U 21 und Einsätze in der B-Nationalmannschaft kam er nicht zum Zug. Der WM-Traum zerplatzte.

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Viel Frust in Coimbra

"Bei Academica ist es schlecht gelaufen", erinnert sich Bischoff. "Nach zwei Monaten war der Trainer weg, und unter dem neuen Coach war ich nicht gesetzt." Die Ausleihe zum Zweitligisten Desportivo Aves brachte ihm mehr Spielpraxis, schließlich wechselte er im vergangenen Jahr endgültig zu Aves. Glücklich wurde er in Portugals zweiter Liga aber nicht. "Ich wollte wieder nach Deutschland", sagt Bischoff.

Der Kontakt zu Pavel Dotchev bestand noch, so wurde er sich mit den Preußen schnell einig und unterschrieb Ende Mai einen Vertrag bis 2014. "Die 3. Liga ist fast wie eine zweite Liga", schwärmt der Mittelfeldspieler über das Niveau in der dritthöchsten deutschen Spielklasse.

DFB-Pokal: Sieggarant gegen Ex-Klub Bremen

Nacht acht Spieltagen ist der SCP ungeschlagen Tabellenfünfter, liegt nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter Heidenheim. "Zu sagen, wir wollen aufsteigen, dafür ist es zu früh - das wäre ein Fehler", sagt Bischoff zurückhaltend. Mit den Spielen beim VfL Osnabrück am Samstag ( ab 13.55 Uhr, live im NDR), gegen Arminia Bielefeld und bei Alemannia Aachen stehen den Münsteranern wegweisende Wochen bevor.

Dafür tankte Bischoff in der Länderspielpause bei Eltern und Freunden im heimischen Colmar auf. Das Thema Nationalmannschaft hat der Elsässer abgehakt. Nicht aber den Traum von der ersten Liga: "Das geht nur, wenn ich bei Münster gut spiele. Hier habe ich wieder Spaß."

Vier Saisontore und zwei Vorlagen in sieben Partien unterstreichen das eindrucksvoll, dazu gab er einen Assist beim Erstrundensieg im DFB-Pokal - ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Werder Bremen. Spielt Amaury Bischoff weiter so stark, wird sein ungewöhnlicher Name hierzulande noch häufig zu hören sein.