Integration

Verstärkte Einwanderung begann bereits in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts, doch bis heute sind Menschen der zweiten oder dritten Generation in den Gremien des Fußballs unterrepräsentiert. Fußball in der Migrationsgesellschaft ist zweifellos mit Herausforderungen verbunden, denen sich Vereine und Verbände bewusst stellen müssen.

Denn jedes fünfte DFB-Mitglied hat einen Migrationshintergrund. Das ist deutlich mehr als in anderen Sportarten. Dabei entspricht das in etwa der aktuellen Bevölkerungsstruktur Deutschlands. Hier ist knapp ein Viertel der Einwohner*innen zugewandert, hat Eltern nicht-deutscher Herkunft, wurde eingebürgert oder ist Spätaussiedler*in.

Respektvolles Miteinander, Interesse, streitbarer Dialog

Basis unserer offenen und demokratischen Gesellschaft sind ein respektvolles Miteinander, Interesse und auch streitbarer Dialog. Der Fußballverein bietet hierfür die ideale Begegnungsstätte. Von sozialen und ethnischen Konflikten, die auch auf dem Fußballplatz ausgetragen werden, bis hin zu Fragen der Vereinbarkeit von Fußball und religiösen Geboten – das alles sind aktuelle Herausforderungen im Fußball. Bedingt durch niedrige Geburtenraten und den Trend zur Ganztagsschule wird es zunehmend schwieriger, junge Menschen für den Fußballverein und das Ehrenamt zu gewinnen. Die Ansprache neuer Zielgruppen wird folglich immer wichtiger. Vielfalt in den Vereinen zu fördern, insbesondere bei der Gewinnung neuer Ehrenämtler – darum geht es immer mehr.

Auch der Spitzenfußball profitiert von kultureller Vielfalt. Spieler wie Miroslav Klose, Jérôme Boateng, Sami Khedira oder Mesut Özil waren ausschlaggebend für den Titelgewinn 2014 im Maracanã. Und mit Leroy Sané, Serge Gnabry, Jonathan Tah und vielen anderen steht längst die nächste Generation bereit.

Viele Menschen kommen mit einer Begeisterung für den Fußball im Gepäck nach Deutschland. Als Spieler*innen, Trainer*innen oder Unterstützer*innen der Vereinsarbeit können sie die Vereine und den Fußball insgesamt stärken.

Die Zahl der Erstregistrierungen von Spieler*innen mit ausländischer Staatsbürgerschaft hat sich zwischen 2013 und 2017 mehr als vervierfacht. In der Saison 2015/2016 waren es deutschlandweit mehr als 42.000, ein Jahr später schon 53.000. Zu Beginn des Jahres 2018 waren in Summe 80.000 geflüchteten Menschen ein Spieler*innenpass ausgestellt worden.

Dialogforen entwickeln Integrationskonzept

Dabei bringen diese Menschen eigene Prägungen, Erfahrungen und Kompetenzen ein, die eine Bereicherung darstellen, aber auch Anlass für Konflikte geben können. Solche Aushandlungs- und Verständigungsprozesse, die nicht immer vollständig aufgelöst werden können, sind typisch für Migrationsgesellschaften. Im besten Fall regen sie Veränderungen, neue Ideen und Aktivitäten an. Im schlimmsten Fall können sie aber auch zu Ausgrenzung, Vorurteilen, Diskriminierung und Rassismus führen. Vereine und Verbände als demokratische Institutionen spielen hier eine wichtige Rolle, um Verständigung und gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen.

In einer Reihe von fünf Dialogforen, beginnend in Hamburg und endend in Leipzig, entwickelte der DFB in einem partizipativen Prozess mit rund 300 Teilnehmer*innen mitten aus dem Fußball das neue DFB-Integrationskonzept, das schließlich im Herbst 2019 von DFB-Präsident Fritz Keller und Staatsministerin Annette Widmann-Mauz im Vereinsheim von Türkiyemspor Berlin vorgestellt wurde.